Formel-E-Rennen in Berlin-Tempelhof
Die leiseste Renn-Serie der Welt startet in Berlin
Was machen eigentlich Ex-Formel-1-Fahrer wie Nick Heidfeld oder Nelson Piquet jr. heute? Sie fahren Formel E. Am Samstag startet das erste Deutschland-Rennen, in Berlin-Tempelhof.
von MOTOR-TALK-Reporter Ralf Schütze
Berlin – Das leise Surren der Elektromotoren wird an diesem Wochenende in Berlin-Tempelhof sachte die Trommelfelle der Zuschauer kitzeln: Denn am Samstag (23. Mai 2015) ist die Formel E ist zu Gast. Elektro-Monopostos rasen mit bis zu 200 km/h übers ehemalige Flugfeld und fast lautlos durch 17 Kurven. Volt statt Oktan? Daran scheiden sich die Geister. Ist der Dezibel-Verfall der Königsklasse selbst nicht schlimm genug? Stars wie der fünffache Formel-1-Champ Alain Prost und Hollywood-Schauspieler Leonardo DiCaprio als Team-Eigner meinen: Nein. Der Bedarf an einer abgasfreien, zukunftsweisenden Formel-Rennserie sei da.
Formel E: Peking, Buenos Aires, Berlin
Einst hat FIA-Präsident Jean Todt Ferrari zu Serientiteln in der Formel 1 verholfen. Bis zum Start der ersten Saison 2014/15 hat er die Formel E auf den Weg gebracht. Die Idee dahinter wird konsequent umgesetzt, wie Todts Mitstreiter Alain Prost sagt: “Wir racen bewusst dort, wo Serien-Elektroautos ihre größten Stärken haben“. Damit erklärt er, warum Formel-E-Rennen ausschließlich in Metropolen stattfinden, darunter Peking, Buenos Aires, Miami oder jetzt Berlin. Moskau und zum Saisonfinale London werden noch folgen.Zum ersten „ePrix“ in Peking kamen rund 75.000 Zuschauer, nach Long Beach mehr als 20.000 – sehr viele von ihnen mit einem der vielen kalifornischen Hybridautos oder im reinen Stromer. Der Eintritt war frei. Doch solche Anschubhilfen sind ebenso nötig wie legitim bei einer völlig neuartigen Serie wie der Formel E.
Ein Rennen der Gescheiterten
Anfängliche Imageprobleme liegen auf der Hand: Noch kennt man die Serie und ihre möglichen Stars zu wenig, und vermeintlich reißt sich kaum ein Fahrer darum, im Cockpit eines bis zu 200 kW/270 PS starken und 230 km/h schnellen Flüster-Boliden zu sitzen. Es sind scheinbar die Gescheiterten, die hier antreten: Nick Heidfeld, Bruno Senna, Nelson Piquet jr., Lucas di Grassi – alles Piloten, denen zuvor in der Formel 1 der Durchbruch nicht so recht gelingen wollte.
Aber auch Talente wie Formel-E-Youngster Daniel Abt (22) mischen mit, und das tut der Formel E gut. Zudem profitiert sie davon, dass Überholmanöver die Regel und nicht die Ausnahme sind. Die Fahrer-Auto-Kombinationen sind weitgehend identisch und deshalb ähnlich stark, somit ist die Serie dauerhaft spannend. Gerade hat sich der Schweizer Sebastian Buemi in Monaco zum ersten Zweifach-Sieger gekürt.Noch fahren Einheitsrennboliden mit Technik von Dallara, Renault, Williams und McLaren. Wohl portioniert soll dann auch in der Formel E jene Komponente hinzukommen, die seit jeher den Reiz der Formel 1 ausmacht: der Technik-Wettkampf. Bis dahin zerbrechen sich die Teams die Köpfe darüber, wie sie bis zu 9.000 Parameter perfekt aufeinander abstimmen.
Nick Heidfeld auf Platz 20 von 29
Leonardo DiCaprio ist nicht nur einer der populärsten Hollywoodschauspieler ohne Oscar, sondern auch bekennender Umweltaktivist: „Die Zukunft unseres Planeten hängt davon ab, ob wir es möglichst schnell schaffen, sparsame und saubere Fahrzeuge populär zu machen. Deshalb bin ich sehr gerne Teil eines umweltfreundlichen Rennteams.” Im Team „Venturi“ dümpelt allerdings die Karriere von Nick Heidfeld weiter vor sich hin, denn nach sieben von elf Saisonläufen liegt er mit mageren sechs Pünktchen auf Rang 20 von 29 gewerteten Fahrern. Daniel Abt rangiert im vorderen Mittelfeld.
Gezählt wird wie in der Formel 1: Die ersten zehn Fahrer im Ziel werden mit 1 bis 25 Punkten belohnt. Der besondere Reiz der Elektro-Renner ist identisch mit Serien-Elektroautos: Beide wuchten ihre volle Schubkraft sofort auf den Antriebsstrang. WM-Leader Lucas di Grassi zeigt sich 2014 nach seinem ersten Test besonders beeindruckt vom „riesigen Drehmoment“ der Formel-E-Boliden.
30 Extra-kW für die Publikumslieblinge
Nick Heidfelds Chance in Berlin: Der sogenannte „Fan Boost“: Eine zeitweilige Leistungsspritze von 30 kW soll Publikumslieblinge beim Überholen unterstützen und so näher an die jeweiligen Favoriten heranführen. Abgestimmt wird darüber im Internet. Noch so eine Neuheit im elektrischen Formel-Zirkus, um die Rennen möglichst spannend zu machen. Nachladen ist nicht erlaubt. Stattdessen werden etwa zur Rennhälfte die Autos mit leeren Akkus durch vollgeladene getauscht.Bewusstes Racen ist gefragt, denn geschicktes Rekuperieren bringt verbrauchte Energie wieder zurück, genau wie bei Serien-Elektroautos. Und: Hier wie dort geschieht alles leise, ungewohnt, fremdartig. Gerade deshalb lohnt es sich, Elektromobilität einmal auszuprobieren. Schon viele Petrolheads waren danach von Elektromobilität überwältigt – egal, ob sie selbst Strom gaben, oder sich als Zuschauer auf etwas völlig Neues einließen.
Tickets für die Formel E in Berlin am Samstag, 23. Mai 2015, kosten 19 bis 59 Euro. Nach dem ersten freien Training um 8:15 Uhr folgt um 12 Uhr das Qualifying und von 16 bis 17 Uhr das Rennen. Live wird es nur im Bezahlfernsehen übertragen, auf Sky Sport HD 1 von 15:45 bis 17:15 Uhr. Im frei empfangbaren Fernsehen zeigt Sport1 eine Zusammenfassung am selben Tag von 22:30 bis 23 Uhr.
Ich werde dabei sein und mir das Spektakel live ansehen.
Das, was ich bisher bei SKY gesehen habe, hat mich auf jeden Fall mehr begeistert als die Formel 1.
Alte Bauernregel:
Man hüte sich vor dem Gebrauch fremdsprachlicher Begriffe, wenn man damit nicht klar kommt.
Die Mehrzahl des italienischen Wortes "posto" (Platz, Sitz) lautet "posti".
Ich bin eigentlich nicht für "Elektrokarren" .... aber nachdem die Formel 1 von Jahr zu Jahr besch***ener klingt, ist es fast besser, wenn man garnichts mehr hört. 😊
Da vertue dich mal nicht. Die sind ziemlich laut. Klar, die brüllen nicht mit 150 dB durch die Gegend, welch Segen, aber ich meine etwas von 80 dB gelesen zu haben.
Das Surren ist ja auch gut zu hören, auch im TV.
Denke ehrlich gesagt nicht, dass es hauptsächlich das Motorengeräusch ist. Bei Slicks ist das Abrollgeräusch auch nicht zu unterschätzen...
Um die Spannung der Formel 1 zu überbieten braucht es auch nicht viel. Nur schon bei Schneckenrennen gibt es bessere Überholmanöver 😜. Da gibt es ganz andere Rennserien, die 100x spannender sind. Ich hab das erste Formel 4 Rennen geschaut, bis zum Schluss total spannend 😎
Aber mit der Formel E kann ich überhaupt nichts anfangen und ist nach meiner Meinung nach nur eine reine Augenwischerei 😜
Nur, dass die Formel E nicht mit Slicks fährt. Und das Geräusch, dass man im TV hört hört sich an wie ein sehr lauter AKKUSCHRAUBER. Wird wohl der Antrieb sein. 😆
Sound
Die "Karts" ( 😆 😆 ) sehen aber irgendwie besser aus als in der F1 - oder vertue ich mich hier?
Die aus der F1 haben mir in einem Jahrgang mal so gar nicht gefallen.
Ich war bei einem Formel-E-Rennen Live dabei, und muss sagen, dass ich als Zuschauer enttäuscht war. Das war aber auch schon abzusehen, denn als Zuschauer vermisst man etwas wenn man da zusieht.
Bedenkt bitte: An der Strecke bekommt man naturgemäß nicht viel mit vom Rennen. Da surrt und zischt das Feld an einem vorbei, und dann muss man wieder eine Runde warten bis die Bimmer wieder an einem vorbeifliegen.
Vom Geräusch her hat es mich sehr an "Getriebesurren" erinnert. Das höre ich in meinem "konventionellen" Tourenwagen auch, da ich keine Dämmung und keine Teppiche verbaut habe. Vermutlich ist es sowas ähnliches, wahrscheinlich vom Antriebsstrang.
Es hatte etwas von Sex ohne die Hose dabei auszuziehen. 😉
Viel spektakulärer ist es für die Zuschauer vor Ort also nicht. Die Formel 1 ist dieses Jahr wieder lauter und spektakulärer vom Geräusch. Da bekommt man (direkt an der Strecke, nicht am TV) mehr geboten. Ob das einem auch das Mehr an Eintrittsgeldern Wert ist, sei mal dahingestellt. Ich kann diese Frage mit einem klaren "Nein" beantworten, und fahre lieber an die Nordschleife und schaue kostenlos zu wenn es die VLN (Langstreckenmeisterschaft Nürburgring) wieder mal fliegen lässt. Die GT3-Autos sind verdammt spektakulär, und von den Motorengeräuschen absolut klasse. Man hat auch mehr Auswahl: V12, V10, V8-Biturbo, dazwischen Reiheinsechszylinder-Sauger/Turbos, etc.
Ökologische Gründe für die Einführung einer (internationalen!!!) Formel-E anzuführen sind reines Marketing-Gewäsch. Die Teams mit ihren Motorhomes, ihren Fahrzeugen und ihrer Crew müssen ja schließlich auch an die Austragungsorte gelangen, und das erfolgt ganz sicher nicht mit "sauberem" Strom, sondern mit Flugzeugen, Schiffen und LKWs. Von den Zuschauern mal abgesehen,...
Ob die Fußballbundesliga (samt An- und Abreise der Fans) ökologisch besser ist als eine Formel 1-Saison wage ich mal auch zu bezweifeln, aber der Fußballrasen ist grün, und daher fragt da niemand nach.
Hallo ConvoyBuddy,
vielen Dank für Deine Anmerkung, aber im Deutschen lautet die Mehrzahl tatsächlich "Monopostos": http://www.duden.de/rechtschreibung/Monoposto
Viele Grüße
Juliane
3 Rennen auf Sky angesehen, bei jedem vor Langeweile fast eingeschlafen... Fazit: nix für mich.
Naja, hilft bei dir ja als Einschlafhilfe. Hat doch was bewirkt, hehe.
Auch der Motorsport bleibt nicht stehen; Her mit der neuen Technik.
Natürlich ist das eine totale Werbetour. Große Firmen, große Namen. Viel Hype um....
Wer es nicht nach Berlin schafft kann übrigens in Osnabrück den zweiten E-Bergcup erleben.
Wobei ich es da schon bescheuert finde wenn ein I8 dort mit ballernden Hilfsmotor mitfährt..... klingt ähnlich wie die konventionellen und fährt natürlich mit Benzin. Wettbewerbsverzehrung?
Und ob man E-Transporter auf Kangobasis mitfahren lässt. Manch einer fühlte sich sichtlich genervt davon, schneckenlangsamme Nutzfahrzeuge zwischen den ganzen Rennautos. *
Dann könnte man gleich nen Rudel Radfahrer um den Grünsten Bergpreis fahren lassen (was ich den Rest des Jahres auch gern mache 😜 )
*natürlich fahren die E-Renner auch auf Gleichmäßigkeit nicht auf Spitzenzeiten....😮
Die Strecke ist toll. Hab da noch einige Videos von den ICE-Bergrennen. Ordentlich was los da.