Warum rebelliert Österreich gegen die Pkw-Maut?
Die Maut-Gebühr kratzt nur an der Oberfläche
Ja, die geplante Pkw-Maut in Deutschland benachteiligt Ausländer - doch da schwingt mehr mit. Der Wiener Neuzugang im MOTOR-TALK-Team nennt drei Gründe für die Maulerei.
Wien – Sieben Nachbarstaaten Österreichs haben ein Autobahnnetz, sechs davon erheben Maut. Alle außer Deutschland. Warum rebelliert die Alpenrepublik ausgerechnet gegen die Pläne aus Berlin? Ja, die geplante deutsche Pkw-Maut benachteiligt Ausländer. Es geht aber um mehr, als um den Widerwillen zu zahlen. Durch die österreichische Brille reichen die Wurzeln des Konflikts Jahrzehnte zurück - und teilweise in Bereiche, die mit deutschen Autobahnen nur wenig zu tun haben. Drei verborgene Gründe für die Maulerei, vorgestellt von Sven Förster, dem Wiener Neuzugang im MOTOR-TALK-Redaktionsteam:
1. Bayern liegt mitten in Österreich
Zumindest für österreichische Pendler. Wer vom bergigen Raum um Innsbruck in die Hauptstadt Wien will, kommt mit einem Abstecher durch Bayern schneller ans Ziel. Die Route über die deutschen Autobahnen A93 und A8 spart knapp 1,5 Stunden im Vergleich zur Fahrt auf rein österreichischem Boden. Für diese 95 Kilometer könnte künftig Maut anfallen.
Natürlich benachteiligt die Infrastrukturabgabe in ihrer geplanten Form ausländische Lenker. Weit kritischer sehen viele Alpenländler aber, dass Verkehrsminister Alexander Dobrindt keiner Ausnahmeregelung für die Grenzregion zustimmten wollte. Umso mehr, als Österreich deutschen Touristen in der Vergangenheit entgegenkam und zwischen der deutsch-österreichischen Staatsgrenze und Innsbruck auf Vignetten-Kontrollen verzichtete.Nun mag der Nord- und Süddeutsche denken: "Dann sollen die Ösi-Pendler doch ihre eigenen Straßen benutzen, wenn sie nicht zahlen wollen." Tja, guter Gedanke, wird so in der Praxis aber selten passieren – denn auch ohne Verwendung mautpflichtiger Straßen ist man durch die Bundesrepublik schneller als über die österreichischen Alpenstrassen. Die mautfreie Variante auf deutscher Seite führt dabei über die B21 durch die Region um Bad Reichenhall. Auf die beschauliche Region käme ein Verkehrsschwall zu, der jede Beschaulichkeit beenden würde. Die Städtchen selbst wären machtlos dagegen. Segnet Brüssel die Maut trotz Kritik ab, sind weitere Maßnahmen zur Verkehrsreduktion im Grenzgebiet wohl schwer durchzusetzen. Die EU würde auf eine ihrer Grundfreiheiten, den freien Personenverkehr, verweisen.
2. Verletzte Ehre wiegt schwerer als Zaster
Es geht nicht nur ums Geld, es geht auch um die Ehre. Dass diese nun viele Österreicher verletzt sehen, liegt am seit Jahren ungelösten Transitkonflikt. Die Anrainer der Brennerautobahn in Tirol klagen seit 1995 über den Lkw-Verkehr aus dem Ausland. Sie machten mehrfach mit Sperrungen der Autobahn auf gestiegenen Lärm und Schadstoffausstoß aufmerksam und fordern Teuerungen für ausländische Lkw.
Begründung? Die Route ist für Lieferungen ins angrenzende Italien einfach zu attraktiv. Die österreichische Maut – bei Lkw rechnet man pro Kilometer ab – beträgt kaum ein Fünftel der Schweizer Abgabe. Zusätzlich wird entlang der Route günstiger getankt als in Deutschland oder Italien. Weniger Maut und der günstigste Sprit der Region: Da fährt kaum ein Lkw durch die Schweiz, auch wenn das oft kürzer wäre.
Österreichs Regierung steht in der Angelegenheit hinter den Brenner-Anrainern, das Land will nicht als billiges Durchfahrtsland herhalten. Nicht zuletzt, weil der Tanktourismus die Klimabilanz verpfuscht: In Österreich gekaufter Sprit zählt zur österreichischen CO2-Bilanz, egal, ob der Treibstoff in der Wiener Innenstadt oder im italienischen Hinterland verbrannt wird. Doch: Dreht die Regierung an der Spritpreis-Schraube, hat sie die Autofahrer gegen sich. Als Ansatzpunkt bleibt nur die Maut.Also einfach so lange die Gebühr erhöhen, bis die Brummis durch die Schweiz fahren? Da macht die EU nicht mit. Die europäische Wegekosten-Richtlinie deckelt die Höhe der Lkw-Maut. Im Grunde ist nur erlaubt, was auch die Instandhaltung kostet. Österreich verwies auf die Sondersituation als Discounter unter den Alpen-Übergängen. Öko-Parteien argumentierten mit Folgekosten für Atemwegserkrankungen. Doch Brüssel pocht auf die Wegekosten-Richtlinie, untersagt jede weitere Anhebung – und beugt sich nun gleichzeitig den umstrittenen deutschen Plänen.
Verkehrsminister Jörg Leichtfried deutet eine Bevorzugung des mächtigen EU-Partners Deutschland an: "Mein Europa ist ein Europa, wo die Stärke des Rechts gilt und nicht das Recht des Stärkeren."
Abseits der Parlamentssäle wird in Österreich prosaischer formuliert. Ob die deutsche Pkw-Maut ungerecht ist? Populistisch? "Sie ist dumm", sagt Fritz Gurgiser. Der Aktivist kämpft mit seiner Bewegung "Transitforum" seit Jahrzehnten gegen die Lkw-Flut in seiner Heimat. Und glaubt nicht, dass die deutschen Maut-Pläne mit Europarecht vereinbar sein sollen: "Es ist eine höchst diskriminierende, bayrische Schnaps-Idee", kommentiert er in Tiroler Ehrlichkeit. Laut dem ÖAMTC wären rund 1,5 Millionen Österreicher direkt - sprich finanziell - von der deutschen Pkw-Maut betroffen. Verständnis für die Maut werden aber auch unter den restlichen sieben Millionen nur wenige zeigen.
3. Auch Richtung Doktortitel geht es „Maut-frei“
Die Numerus-Clausus-Richtlinie treibt deutsche Schulabsolventen nach dem Abitur an die österreichischen Unis. Meist ist die akademische Laufbahn in Österreich nur der Plan B, wenn der Abi-Notenschnitt einen Platz im eigenen Land verhindert. Was das mit Autobahnen zu tun hat? An den überfüllten und unterfinanzierten österreichischen Unis lassen sich 35.000 deutsche Studenten nicht einfach nebenbei unterrichten, sie verursachen enorme Kosten. Doch die Gäste bezahlen genau so viel Studiengebühr wie die Einheimischen: nichts. In begehrten Studienfächern wie Medizin sind Deutsche die größten Nutznießer der Ausländerquote - 20 Prozent der Plätze stehen für EU-Bürger bereit.
Studieren für lau und reservierte Plätze bietet Österreich nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern aufgrund einer Entscheidung des europäischen Gerichtshofs: Zuvor durfte nur studieren, wer auch in seiner Heimat eine Berechtigung für das Fach hatte. Dass Deutschland als größter Profiteur der Änderung nun mit erheblichem Verwaltungsaufwand Ausländer benachteiligen will - und damit durchzukommen scheint - stößt in Österreich auf Unverständnis.
Das CSU-Prestigeprojekt befeuert Rachepläne
Rund 1,5 Millionen Österreicher werden zahlen, doch übervorteilt fühlt sich eine ganze Nation. Entsprechend emotional wird die Debatte aktuell geführt. Politisches Kapital lässt sich kurzfristig scheinbar aus möglichst fiesen Rache-Ideen nach dem Schema der deutschen Infrastrukturabgabe schlagen – ein Projekt, das die Populisten im Land bereits in Angriff genommen haben. Im Moment zielt man auf ausländische Studenten: Besonders die politische Rechte bastelt an EU-konformen Studiengebühren für Ausländer. Vorschläge zu Gebührenerhöhungen im automobilen Umfeld werden mit Sicherheit folgen.
achgott schon wieder die böse Maut ... mir geht langsam das Popcorn aus ...
Was für ein Blödsinn! Die Aussetzung der Vignettenkontrolle auf der Inntalautobahn gab es nur zwischen der Landesgrenze und der ersten Ausfahrt bei Kufstein. Und auch diese Regelung ist seit vorletztem Jahr gekippt, weil das angeblich gegen das österreichische Bundesgesetz verstoßen hätte. Die Bewohner von Kiefersfelden bedanken sich, weil die Anfahrt nach St. Johann und Ellmau dann halt über die Landstraße erfolgt.
Ich bin Österreicher -allerdings in DE lebend- aber das Argument, dass der in Österreich getankte Treibstoff die Klimabilanz verpfuscht ist zwar richtig, nur sollte man auch dazuschreiben dass Österreich durch den Tanktourismus hohe Einnahmen (Mineralölsteuer und UST) erzielt, wenn es nicht mehr gewollt ist sich durch dern Tanktourismus die Klimabilanz verhageln zu lassen braucht man nur die MÖST anheben, um österr. Autofahrer damit nicht massiv zu belasten kann man die motorbezogene Versicherungssteuer senken, wäre sogar ökologisch sinnvoll den Verbrauch und nicht den Besitz zu besteuern.
Fremde Meinungen vertragt ihr auch nicht.
Die deutsche Politik denkt nicht weiter wie 3m Feldweg, wenn man schaut, was sie den restlichen EU-Staaten angetan haben.
?????? Wenn die bisherigen Strecken die ganze Zeit bereits kürzer, schneller und stark befahren waren, wieso soll dann durch die Maut der Verkehr über Hand nehmen ??????
Allein das Wort "Ausländermaut" ist nicht richtig, es müssen alle die Maut entrichten. Im "Ausland" zugelassene Fahrzeuge können die Maut im gegensatz zu denen im Inland zugelassenen Fahrzeuge durch nichtbenutzung der Autobahnen umgehen.
Ach das ist doch alles noch harmlos...
Das geplante "Betriebssytem" wird noch tiefer an der schönen weißen Oberfläche kratzen...
>Fritz Guisiner
lol
Der Artikel ist eine nicht nachvollziehbare Vermengung von Themen. Was haben deutsche Studierende in Österreich mit der PKW-Maut zu tun? Schickt Deutschland LKW über den Brenner nach Italien? Ist Deutschland etwa kein Transitland und massiv vom Durchreiseverkehr betroffen? Wieviele Millionen verdient Österreich an europäischen Touristen, die vorher kostenfrei durch Deutschland angereist sind?
In meinen Augen ist das alles kleinbürgerlicher Nationalismus. Die PKW-Maut in Deutschland ist überfällig und zwar laufleistungsabhängig und ohne Steuerausgleich. Warum soll der Gelegenheitsnutzer die Autobahn im gleichen Umfang finanzieren wie ein Vielfahrer?
wenn man den artikel verstehend liest, erkennt man das.
Als Grenzlandbewohner in der im Artikel angesprochenen Region kann ich zum ganzen Artikel nur eines sagen:
FAKE NEWS.
So einen schmarrn habe ich bislang nur in Österreichs Schundblättern lesen können.
Aussetzung der Kontrollen bis Innsbruck? Falsch gefrühstückt? Bis Kufstein Süd war das und dann stand die Asfinag am ersten Kontrollpunkt und hat gezielt deutsche Fahrzeuglenker hinausgewunken. Im großen deutschen Eck (Freilassing/Salzburg) gab es gar keine Regelung. Im übrigen ist diese "Ausnahme" für Kufstein seit 2 Jahren auch schon wieder Geschichte.
Wo bleibt der Hinweis, dass auf das Abonnement der "News" eine Vignette frei Haus geliefert wird und diese Kosten dann in der Steuererklärung geltend gemacht werden können? Das verschweigt der wiener ganz Fein.
Es ist immer das Gleiche: Man weist auf die Möglichkeiten der Österreicher hin, wie sie ihre Vignette absetzen können und schon wird alles dementiert…
Lustig, gelle…
Liebe MT-Redaktion, bitte nach diesem "Einstieg" - lasst den Wiener entweder nur berichte über Fahrräder schreiben oder gebt Ihn wieder an die Österreichische Presse zurück. Polemik braucht man auf diesem Portal nicht auch noch. Danke.
Die Maut wird nur installiert, um die Autobahn zu privatisieren, was die Maut wohl auf längere Sicht auch für Deutsche zu zahlen wäre. Deutliche jährliche Steigerungen inklusive.Privatisierte Autobahn Bei der LKW Maut wurden schon Strecken quasi privatisiert.
Wie wärs mal dagegen zu demonstrieren?
Die Nationalen Maut Ideen (allen voran die deutsche) halt ich für Schwachsinn....
oder denke ich an Frankreich ... relativ frei Autobahnen aber vor den Mautstationen staut es sich wenn etwas mehr los ist... selbes am Karawankentunnel Slowenien (nachts 12 20km Stau und noch nicht mal alle Mauthäuser sind besetzt ... Tunnel selbst quasi leer - ein Graus + Umweltsünde.
Ich würde mir wünsche Europa wächst näher zusammen ..... damit sollten KFZ Steuer, Mautregelung, Mineralölsteuer ggf Steuerliche Entlastungsregelungen für Berfuspendler Europa EINHEITLICH gelöst werden...
In dem Fall könnte man nämlich KFZ Steuer und Maut abschaffen und die Einnahmen über die Mineralösteuer regeln... reduziert enorm Verwaltungs und Systemwartungskosten.
Dazu tankt man da wo man eben gerade muss und nicht vor oder nach einer Grenze weil es da deutlich billiger ist...
Verbrauchsarme Fahrzeuge werden so direkt gefördert, schadstoffärmere können über steuerliche Pendler Entlastungssätze gefördert werden... gerade hier würden die die sehr viel fahren eher ein neueres Fahrzeug holen.
Und sind wir ehrlich ein Rentner der einen alten Euro1 Wagen 3000 km im Jahr bewegt macht den Kohl auch nicht fett...
Das Gezeter aus Wien kann man bald nicht mehr hören.
Und im Übrigen, dan man ja vom abzocken ausländischer Autofahrer spricht: wenn ich auf dem Weg in den Italienurlaub 30 Km auf der Inntalautobahn vom Achensee bis Innsbruck fahre, muß ich für mittlerweile 8,90€ eine "Kurzzeit" Vignette kaufen. Und nach 2 Wochen Urlaub für die Rückfahrt das gleiche Spiel.
In Deutschland sind dagegen Kurzzeitvignetten für 2,50€ vorgesehen.
Wer zockt da wohl ausländische Autofahrer ab?
Ich könnte es ja so machen, wie es manche Österreicher generell unterstellen: Maut sparen, Bundesstraßen benutzen. Die Anwohner würden es sicher danken. 😉