Hyundai baut Testzentrum am Nürburgring
Die Nordschleife im Blick, das Image im Visier
Jaguar, Aston Martin und die deutschen Autohersteller testen ihre Autos bereits auf dem Nürburgring. Jetzt bekommen sie Gesellschaft: von koreanischen Kleinwagen.
Von MOTOR-TALK-Reporter Michael Specht
Nürburg - Am Nürburgring führt kein Weg vorbei. Vor allem wer als sportlich gelten will, kommt um ein Testzentrum an der berühmtesten Rennstrecke der Welt nicht herum. Aus diesem Grund testen Aston Martin und Jaguar neue Fahrzeuge in der Grünen Hölle. Porsche und die deutschen Hersteller tun dies sowieso.
Jetzt rollt Hyundai hinterher. Auf Wunsch hoher Herren aus Korea. Als diese vor rund zwei Jahren sahen, dass ihre Kollegen nach Testfahrten mit Prototypen in einer kleinen gemieteten Garage Unterschlupf suchen mussten, sprang der Funke über.
Hightech-Werkstatt und Dachterrasse
Ende August soll das neue Testzentrum des immerhin drittstärksten Importeurs in Deutschland eingeweiht werden. Kühl und funktional, ansprechend und in keiner Weise protzig. Sogar an eine Dachterrasse haben die Architekten gedacht. Sie gewährt Blick auf die nur wenige Meter entfernte Nordschleife.
Kosten des gesamten Komplexes: 5,5 Millionen Euro. Das sind Peanuts für den fünftgrößten Autohersteller der Welt. Das Gebäude bietet den Technikern Service und Equipment vom Feinsten und ist so etwas wie der verlängerte Arm des R&D-Zentrums (Forschung und Entwicklung) in Rüsselsheim.Dort konzipiert Hyundai seit 2003 seine Europamodelle, entwickelt Motoren und entwirft das Design. „Die Dependance am Nürburgring erlaubt uns, nicht nur wesentlich schneller als zuvor neue Modelle abzustimmen, sondern auch in höherer Anzahl“, sagt Yousefi Hashtyani, der Leiter des Testzentrums. „Für dieses Jahr stehen noch elf Fahrzeuge auf dem Programm.“
Nachholbedarf bei Lenkung und Fahrwerk
Hinter dem Nürburgring-Projekt steckt jedoch noch ein anderer Gedanke. Bislang steht der Name Hyundai nicht für Fahrdynamik und sportliches Handling. Zudem mäkelten Experten vereinzelt an Lenkung und Fahrwerk herum. Kritik, die man sich zu Herzen nahm. „Wir möchten erreichen, dass ein Hyundai zukünftig auch mit dem Wort Fahrspaß in Verbindung gebracht wird“, sagt Allan Rushforth, Vice President Hyundai Motors Europe. Ohne Umschweife gibt Rushforth zu: „Benchmark ist Volkswagen“.
Damit auch weiterhin in einem Hyundai „nichts scheppert“, wie Martin Winterkorn feststellen musste, fährt Hashtyani ein strammes Programm. Nur 16 Wochen im Jahr steht der Autoindustrie die Nordschleife für Testfahrten zur Verfügung. Jedes neue Hyundai-Modell muss die Marter von 480 Runden oder 10.000 Kilometer überstehen. 110 Runden pro Woche.
Was sich für Hobby-Raser vielleicht nach einen El Dorado anhört, ist in Wirklichkeit ein Knochenjob. Die Fahrer müssen hochkonzentriert ihre Runden abspulen, jede Kleinigkeit am Auto hören und fühlen.Sechs Profi-Piloten stehen bei Hyundai in Lohn und Brot. „Jeder kann eine Runde mit einer Genauigkeit von einer Sekunde abspulen“, sagt Hashtyani. Einer von ihnen ist der Belgier Dirk Schoysman, ein „alter Hase“, der seit 25 Jahren hier fährt und nach 16.000 Runden Nordschleife aufgehört hat zu zählen. „Meine Distanz entspricht in etwa dem zwanzigfachen Erdumfang“, sagt Schoysman.
Verschleiß 15 Mal höher als auf der Straße
Beim Verschleiß rechnen die Techniker mit dem Faktor 15. Das heißt: Die 10.000 Testkilometer am Ring entsprechen 150.000 Kilometern im Alltagsleben – mindestens. Und Vize-Chef Allan Rushforth weiß, dass „Nürburgring geprüft“ so etwas wie ein Gütesiegel ist. „Es verbessert das Qualitäts-Image der Marke enorm.“
Voriges Jahr verkaufte Hyundai rund 445.000 Autos in Europa, knapp ein Drittel trägt das Typenschild i30 am Heck. 95 Prozent der aktuellen Modellpalette wurde in Europa entwickelt, 70 Prozent hier gebaut. Aus Korea kommen nur noch der Santa Fe und der i40.
Selbst der Kleinstwagen i10, bislang in Indien produziert, zieht nach Westen. Ende des Jahres startet seine Fertigung in der Türkei. Zu sehen sein wird der City-Flitzer erstmals auf der IAA im September in Frankfurt.
Verkauf des Nürburgrings
Der bereits laufende Verkauf des Nürburgrings bereitet Hyundai im Übrigen keine Kopfschmerzen. Zwar habe man beim Start des Projekts nicht mit so einer Entwicklung gerechnet, erklärte ein Sprecher. Doch die Koreaner gehen felsenfest davon aus, dass der Testbetrieb auch mit einem neuen Besitzer bestehen bleibt. Andernfalls muss sich Hyundai - genau wie alle anderen Hersteller auch - eine neue Teststrecke suchen. Doch so eine wie den Nürburgring gibt es nur einmal.
Da bleibt zu hoffen, daß die Zukunft des Rings gesichert ist.
Hyundai hat aber mehr wie nur Kleinwagen im Portfolio
Was bringt das beste Fahrwerk wenn es an brauchbaren Motoren mangelt ? Da sollte Hyundai erstmal dran arbeiten, aber der 1.6er Turbo ausm Kia Pro Ceed GT ist ja schonmal ein guter Anfang.
Glaub ich nicht!
Beispiel: Bei 100.000 km Alltagskilometer, wird ein Getriebe 500.000-mal geschaltet.
(Quelle: Versuchsabteilung, Volkswagenwerk, Wolfsburg)
Auf dem Ring wird das nach 6.667km (umgerechnet nach Vorgabe des Zitats) wohl kaum so sein.
Ganz abgesehen vom Anlasser, Tür auf / zu und so weiter.
Außerdem vergehen 6 bis 8 Jahre im Alltag, bis das 150.000km erreicht sind ( im Durchschnitt )
Doch der Zahn der Zeit kann ein Blitztest auf dem Ring oder sonstwo nicht als Faktor eingebracht werden.
Na, wenn du dich da mal nicht täuscht...so oft, wie die bei den Kisten runterschalten müssen...😆
Denke ich auch. Winter/Sommer Saisonwechsel Auf dem Nürbrugring gibt`s bestimmt keine Schlaglöcher, die den Namen auch verdienen.
Kurzstreckenfahren mit 2-4km wohl auch nicht. Stop and Go auch nicht.
Na ja...
VW als Benchmark für Fahrspaß? *Hust*
Für Motor, Getriebe, Bremsen, Fahrwerk und Karosserie ist die Rennstrecke mit Sicherheit ein Härtetest. Wer dabei die fehlenden Schlaglöcher vermißt, sollte mal mit Speed über einen Randstein fahren...
Gruss
R6-Machine
Au ja, wenn Hyundais auf der Nordschleife getestet werden dann kauf ich mir ganz ganz sicher einen, das war bisher der einzige Grund keinen Hyundai zu fahren, also für mich.
dann wart ihr noch nie auf dem Ring! das sind 20km brutale belastung für das auto! Farhwerk, Bremsen, Motor, Getriebe werden extrem belastet! 1km nordschleife entsprechen ca 15km normale landstraße!! Vergleicht die Schleife nicht mit einer normalen Rennstrecke, der Asphalt ist in keinsterweise glatt und es gibt Wellen an jeder Ecke. Die Randsteine wurden ja schon angesprochen, die sind schlimmer wie ein Schlagloch und da hämmerst mit über 100-200km/h drüber.
Erst selber drüber fahren dann einen Kommentar dazu abgeben
Grüße
Richtig.
Zumal das ja nicht der einzige Test für Haltbarkeit sind. Es ist halt nur DER Test für Fahrwerk/Bremsen/etc...
Das Auto wird ja zusätzlich noch auf Langzeitqualität in vielen anderen Bereichen geteste: Roboter die die Tür tausendemal aufschlagen, Klimakammern...usw..
Aber das ist nicht nur bei Hyunday oder VW so, das (sollte) ist bei jedem so!
Ohne Anti-VW zu sein, sollte man VW nicht als Benchmark heran ziehen. Ohne groß zu recherchieren sind sportliche Renaults und Ford auch VW überlegen. Rein auf den Fahrspaß bezogen, nicht auf die Technik der Fahrwerke! Die üblichen Verdächtigen halt: ESP off, mitlenkendes Heck, etc.
Was den Härtetest angeht muss ich R6 rechtgeben. Ein Antriebsstrang sowie Bremsen und Fahrwerk leidet im Grenzbereich eines Tracktests sicher erheblich mehr, als beim Bierkisten shoppen. Das einzige was beim Tracktest zu kurz kommt, wären massig Kaltstarts und Kurzstrecken. Da sei aber sowieso die Frage erlaubt, ob Hersteller darauf groß testen?
Dafür gibt es doch die Testfahrer auf der ganzen Welt, die alles mögliche in verschiedenen Gebieten testen.
Die Nordschleife eignet sich sehr gut, um auch sportlichere Modelle zu entwickeln. Denn Motor und hauptsächlich das Fahrwerk können bei diesen grandiosen Kurven super eingestellt werden. 😊
Hauptsache das Ding lohnt sich auch. Wenn die Nordschleife von Scheich Al-ich-kauf-alles gekauft wurde, ist wohl nix mehr mit testen 😆
Wieso nicht? Auch die Scheichs sind an Rendite interessiert.