Entscheidung beim Nürburgring-Verkauf
Die Nordschleife ist verkauft
Der Ring bekommt einen neuen Herrn: Die Capricorn Automotive GmbH erhält den Zuschlag für den Nürburgring. Was bedeutet das für den Ring, die Region?
Koblenz - Heute (11.03.2014) fiel in Koblenz die Entscheidung über die Zukunft der spektakulärsten Rennstrecke der Welt. Und sie fiel langsam, wie ein Rennen mit Tretautos auf dem Eifelring.
Es ist ein zähes Ringen um den Ring. Der Gläubigerausschuss (bestehend aus Vertretern der Arbeitsagentur, der Arbeitnehmer, der benachbarten Kommunen und der rheinland-pfälzischen Förderbank ISB) des insolventen Nürburgrings tagte seit dem Vormittag in Koblenz. Nach wochenlangen Verhandlungen sollte um 14 Uhr der Käufer verkündet werden. Stattdessen zogen sich die Verhandlungen bis 17:38 Uhr hin. Erst dann verkündete das Gremium: „Der Nürburgring hat einen neuen Investor.“
Der Gläubigerausschuss entschied sich in Abstimmung mit den Ring-Verwaltern Thomas Schmidt und Jens Lieser für die Capricorn Automotive GmbH.
Entscheidung für die Region?
Die Verantwortlichen erhoffen sich davon eine Stärkung der Region. Als Kaufpreis wurden mehr als 100 Millionen Euro genannt. 25 Millionen sollen als Neu-Investitionen in den Ring fließen. Ab 1. Januar 2015 übernimmt Capricorn das operative Geschäft.
Bereits morgen beginnt der Automobil-Zulieferer aus Düsseldorf mit den Verantwortlichen über die nächste Motorsport-Saison (2015) zu verhandeln. Wie das Votum im Gläubigerausschuss im Detail ausfiel, teilen die Verantwortlichen nicht mit.
Ein Kaufvertrag ist unterschrieben. Er tritt aber erst dann in Kraft, wenn die EU-Kommission ihr Ergebnis zur Prüfung möglicher illegaler Beihilfen vorlegt.
Zulieferer Capricorn macht das Rennen
Hauptgesellschafter wird Capricorn-Chef Robertino Wild. Ebenfalls beteiligt ist Axel Heinemann, Gründer des am Nürburgring ansässigen Motorsport-Dienstleisters GetSpeed.
Capricorn besteht im Wesentlichen aus den Unternehmenszweigen Capricorn Automotive GmbH mit Sitz in Düsseldorf und der Capricorn Composite GmbH am Nürburgring. Das Unternehmen nutzt die Nordschleife bereits als Teststrecke und stellt unter anderem Kurbelwellen, Kolben und Pleuel für den Motorsport-Einsatz her. Die Komponenten werden in der Formel 1 und in Autos wie dem Audi R 8 oder dem Porsche 918 Spyder eingesetzt. Im Januar hatte Capricorn verkündet, im Gewerbepark Meuspath nahe der Nordschleife 8 Millionen Euro in eine neue Fertigungshalle zu investieren. Der Zulieferer hat derzeit mehr als 350 Mitarbeiter - rund 100 davon arbeiten bereits am Nürburgring.
Touristenfahrten weiter möglich
Laut der Onlineausgabe der Rhein-Zeitung plant Capricorn, den Motorsport am Ring zu stärken und auf dem Gelände des kaum genutzten Partydorfes „Grüne Hölle“ einen Technologiepark zu bauen. Capricorn-Chef Wild kündigte in der Pressekonferenz an, die Anlage so schnell wie möglich zu schließen und auch die erst vor kurzem eingeweihte Achterbahn Ringracer still zu legen. Auf die Frage, was mit den Gebäuden in dem Freizeitpark am Ring geschehe, sagte er: "Höflich gesagt heißt das Rückbau."
Capricorn will am Ring einen Automobil-Technologieschwerpunkt aufbauen. Man sei in Gesprächen mit verschieden Instituten, auch dem Fraunhofer-Institut. "Wir hoffen, das ein oder andere Institut an den Nürburgring locken zu können." Wild versicherte auch, dass es weiterhin Touristenfahrten auf der Nordschleife geben wird. Die Preise dafür sollen geändert, aber nicht unbedingt teurer werden.
Man wolle „mit denjenigen, die um den Nürburgring leben und mit ihm leben“ zusammenarbeiten. Der Amateur-Motorsport solle am Ring genau so erhalten werden, wie die Großveranstaltung Rock Am Ring.
Die Ereignisse überschlugen sich
Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass der amerikanische Investor H.I.G. Capital bereits Firmen zur Aufteilung der Ring-Anlagen gegründet hat. Damals hieß es laut SWR aus Verwalter-Kreisen noch, dass mit einer Entscheidung über die Zukunft des Rings erst Ende des Monats zu rechnen sei.
Erst gestern hatte die Onlineausgabe der Rhein-Zeitung öffentlich gemacht, dass ein neuer Bieter im Verkaufsprozess auftreten will. Nach Informationen der Zeitung hatte eine Gruppe regionaler Unternehmer vor, 15 Millionen Euro für Freizeitbereich, Hotels, Party- und Feriendorf zu bieten – also für die defizitären Vergnügungsstätten am Ring. Das Angebot sei als Ergänzung zum Gebot des ADAC zu sehen, der nur für die Rennstrecken 30 Millionen Euro geboten hatte und die Möglichkeit einer gemeinwohlorientierten Nutzung offen ließ.
Quelle: Rhein Zeitung, SWR, mit Material von dpa, Focus Online
Wird ja auch Zeit...
Sack, Reis, Umgefallen...
Als wenn das irgend jemanden wirklich interessiert, wem das Pleiteobjekt gehört. Letztlich werden die EIntrittsgelder entscheiden, ob es ein Erfolg oder ein Geldgrab wird.
100 Millionen für den Ring 🙄
Bin gespannt was die daraus machen werden 😎
das Ergebnis hört sich bisher sehr gut an! Zum Glück werden die unnötigen Bauten abgerissen 😊
Und was ist an diesem Investor besser als an den Amerikanern die hier teils übel beschimpft wurden?
Ist keine Heuschrecke 😉
Gewinne wollen sie trotzdem erwirtschaften, Verluste kann sich kein Unternehmen leisten durch so ein Projekt!
Gegen Gewinne hat ja auch hier keiner was. Die Leute hatten Angst vor einer Heuschrecke die die Strecke kauft, die Filetstückchen rauspickt und solange aussaugt bis der Ofen endgültig aus ist.
Ich halte es für unwahrscheinlich das Capricorn diesen Ansatz verfolgt. Die Strecke selbst hat sich ja schon so gut wie allein über die Tourifahrten finanziert. Die Verlustbringer wie das Eifeldorf sollen dicht gemacht und abgerissen werden. Damit fallen die größten Minusposten schonmal weg.
Sollten Sie es wirklich schaffen mehr Unternehmen in die Ecke zu locken, dann können Sie von denen natürlich Gebühren für die Strecke verlangen. Da würde dann auch wieder ein bisschen was an Geld bei rumkommen.
Das Konzept liest sich für mich gar nicht mal schlecht. Meiner Meinung nach kann der Ansatz funktionieren, schließlich sitzen in Meuspath jetzt schon einige Automobilfirmen die da entwickeln und testen. Was bietet sich da besser an als die Nordschleife? Die wenigsten Hersteller haben ein Testzentrum wie Ehra Lessien im Garten und eine Testumgebung wie die Nordschleife erstrecht nicht 😉
Könnte im Gegensatz zu dieser bekloppten Freizeitparkidee also durchaus funktionieren. Ich frage mich echt was die damals geraucht haben als die beschlossen haben den ganzen Quatsch zu bauen. Die Eifel ist wirklich dünn besiedelt und weit ab vom Schlag. Jemand der kein Interesse an Rennsport hat wird dort erstrecht nicht für einen Vergnügungspark hingondeln.
Was um alles in der Welt ist das denn für ein heuchlicher Gläubigerausschuss?? Hier wurden keinesfalls die Interessen der wahren Gläubiger vertreten (nur einer Bank und eines Landes, dem es am allerwertesten vorbei geht, wie die Quote ausfällt). Der Ring hätte schlicht und einfach an den meistbietenden verkauft werden müssen. Aber in diesem Land sind Schuldner ja offensichtlich besser geschützt als Gläubiger. Das Verfahren war eine Farce. Es bleibt zu hoffen, dass die EU ihr veto einlegt und den Verkauf an den meistbietenden verlangt. Alles andere wäre unverantwortlich, und würde völlig falsche Signale setzen!
"Die Preise dafür sollen geändert, aber nicht unbedingt teurer werden."
Also nicht unbedingt teurer..? Wie jetzt, Preise können sich doch nur in zwei Richtungen ändern. Gehen diese also "nicht unbedingt" nach oben? 😜 Super Aussage, aber mal schauen, wer am Ende dann mehr für eine Fahrt über den Ring bezahlen muss und wer weniger.
Insgesamt liest sich das aber nicht so schlecht. Ich hoffe doch stark, dass der Ring erhalten bleibt - ein emotionaleres Stück Straße gibt es wohl kaum auf der Welt. Ich hoffe stark, dass ich dort auch irgendwann eine Runde drehen kann..
Moin,
wünsche mir als Fan historischer Fahrzeuge, dass der AvD und der ADAC auch weiterhin
ihre bisherigen Veranstaltungen durchführen können !
2. Wunsch : Bitte u n b e d i n g t das historische Fahrerlager erhalten ! Das ist
Kultur - GUT !
Den neuen Betreibern eine glückliche Hand und viel Erfolg,
fivepointsix
Wer hat denn mehr geboten? H.I.G. hat meines Wissens für den ganzen Kladdaradatsch 70 Mille geboten. Diese ominösen neuen Bieter haben angeblich 15 Millionen für den defizitären Teil geboten und der ADAC hat wohl doch "nur" 30 Millionen für die Strecke geboten. Die 100 Millionen von denen vorher die Rede war, waren wohl reine Spekulation.
Ich hab bisher keinen Bieter gesehen der mehr geboten hat. Capricorn zahlt über 100 Millionen € für den Laden. Das sind immerhin 30 Millionen über dem Gebot von H.I.G und immerhin noch knapp mehr wie das vermeintliche Angebot des ADAC. Wenn das nicht höchstbietend ist, dann weiß ich auch nicht.
Nun zunächst einmal ist es schön, dass es weiter geht und die Perspektive in eine andere Richtung geht. Stilllegen der Achterbahn und Rückbau der Gebäude hört sich gut an. Nun muss man den neuen Investoren eine reelle Chance einräumen. Dazu gehört auch, dass sie mich in diesem Jahr auch als Kunden begrüßen können.
Gruß Christof
Es interessiert mit Sicherheit die Leute, die durch die Arbeit am und um den Ring ihre Familien ernähren!!