Entscheidung beim Nürburgring-Verkauf

Die Nordschleife ist verkauft

Philipp

verfasst am Tue Mar 11 18:27:52 CET 2014

Der Ring bekommt einen neuen Herrn: Die Capricorn Automotive GmbH erhält den Zuschlag für den Nürburgring. Was bedeutet das für den Ring, die Region?

Der Nürburgring ist verkauft: Das verkündeten die Verwalter am Dienstag (11.03.2014) in Koblenz auf einer Pressekonferenz
Quelle: dpa/Picture Alliance, istockphoto.com

Koblenz - Heute (11.03.2014) fiel in Koblenz die Entscheidung über die Zukunft der spektakulärsten Rennstrecke der Welt. Und sie fiel langsam, wie ein Rennen mit Tretautos auf dem Eifelring.

Es ist ein zähes Ringen um den Ring. Der Gläubigerausschuss (bestehend aus Vertretern der Arbeitsagentur, der Arbeitnehmer, der benachbarten Kommunen und der rheinland-pfälzischen Förderbank ISB) des insolventen Nürburgrings tagte seit dem Vormittag in Koblenz. Nach wochenlangen Verhandlungen sollte um 14 Uhr der Käufer verkündet werden. Stattdessen zogen sich die Verhandlungen bis 17:38 Uhr hin. Erst dann verkündete das Gremium: „Der Nürburgring hat einen neuen Investor.“

Der Gläubigerausschuss entschied sich in Abstimmung mit den Ring-Verwaltern Thomas Schmidt und Jens Lieser für die Capricorn Automotive GmbH.

Entscheidung für die Region?

Die Verantwortlichen erhoffen sich davon eine Stärkung der Region. Als Kaufpreis wurden mehr als 100 Millionen Euro genannt. 25 Millionen sollen als Neu-Investitionen in den Ring fließen. Ab 1. Januar 2015 übernimmt Capricorn das operative Geschäft.

Bereits morgen beginnt der Automobil-Zulieferer aus Düsseldorf mit den Verantwortlichen über die nächste Motorsport-Saison (2015) zu verhandeln. Wie das Votum im Gläubigerausschuss im Detail ausfiel, teilen die Verantwortlichen nicht mit.

Ein Kaufvertrag ist unterschrieben. Er tritt aber erst dann in Kraft, wenn die EU-Kommission ihr Ergebnis zur Prüfung möglicher illegaler Beihilfen vorlegt.

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Zulieferer Capricorn macht das Rennen

Hauptgesellschafter wird Capricorn-Chef Robertino Wild. Ebenfalls beteiligt ist Axel Heinemann, Gründer des am Nürburgring ansässigen Motorsport-Dienstleisters GetSpeed.

Capricorn besteht im Wesentlichen aus den Unternehmenszweigen Capricorn Automotive GmbH mit Sitz in Düsseldorf und der Capricorn Composite GmbH am Nürburgring. Das Unternehmen nutzt die Nordschleife bereits als Teststrecke und stellt unter anderem Kurbelwellen, Kolben und Pleuel für den Motorsport-Einsatz her. Die Komponenten werden in der Formel 1 und in Autos wie dem Audi R 8 oder dem Porsche 918 Spyder eingesetzt. Im Januar hatte Capricorn verkündet, im Gewerbepark Meuspath nahe der Nordschleife 8 Millionen Euro in eine neue Fertigungshalle zu investieren. Der Zulieferer hat derzeit mehr als 350 Mitarbeiter - rund 100 davon arbeiten bereits am Nürburgring.

Touristenfahrten weiter möglich

Laut der Onlineausgabe der Rhein-Zeitung plant Capricorn, den Motorsport am Ring zu stärken und auf dem Gelände des kaum genutzten Partydorfes „Grüne Hölle“ einen Technologiepark zu bauen. Capricorn-Chef Wild kündigte in der Pressekonferenz an, die Anlage so schnell wie möglich zu schließen und auch die erst vor kurzem eingeweihte Achterbahn Ringracer still zu legen. Auf die Frage, was mit den Gebäuden in dem Freizeitpark am Ring geschehe, sagte er: "Höflich gesagt heißt das Rückbau."

Capricorn will am Ring einen Automobil-Technologieschwerpunkt aufbauen. Man sei in Gesprächen mit verschieden Instituten, auch dem Fraunhofer-Institut. "Wir hoffen, das ein oder andere Institut an den Nürburgring locken zu können." Wild versicherte auch, dass es weiterhin Touristenfahrten auf der Nordschleife geben wird. Die Preise dafür sollen geändert, aber nicht unbedingt teurer werden.

Man wolle „mit denjenigen, die um den Nürburgring leben und mit ihm leben“ zusammenarbeiten. Der Amateur-Motorsport solle am Ring genau so erhalten werden, wie die Großveranstaltung Rock Am Ring.

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Quelle: dpa/Picture Alliance

Die Ereignisse überschlugen sich

Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass der amerikanische Investor H.I.G. Capital bereits Firmen zur Aufteilung der Ring-Anlagen gegründet hat. Damals hieß es laut SWR aus Verwalter-Kreisen noch, dass mit einer Entscheidung über die Zukunft des Rings erst Ende des Monats zu rechnen sei.

Erst gestern hatte die Onlineausgabe der Rhein-Zeitung öffentlich gemacht, dass ein neuer Bieter im Verkaufsprozess auftreten will. Nach Informationen der Zeitung hatte eine Gruppe regionaler Unternehmer vor, 15 Millionen Euro für Freizeitbereich, Hotels, Party- und Feriendorf zu bieten – also für die defizitären Vergnügungsstätten am Ring. Das Angebot sei als Ergänzung zum Gebot des ADAC zu sehen, der nur für die Rennstrecken 30 Millionen Euro geboten hatte und die Möglichkeit einer gemeinwohlorientierten Nutzung offen ließ.

Quelle: Rhein Zeitung, SWR, mit Material von dpa, Focus Online

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