Bremen Classic Motorshow 2017: Privatmarkt im Parkhaus
Die Schmuddelecke der Oldtimer-Show
Bei der Bremen Classic Motorshow gibt es mehr als nur poliertes Blech. Für die Youngtimer im schummrigen Parkhaus nebenan gilt oft das Motto: "Fährt und bremst".
Von Carl Christian Jancke
Bremen – Die Glanzstücke stehen woanders. Nicht in diesem schlichten, schlecht ausgeleuchteten Parkhaus der Bremer Messe. Akribisch restaurierte Karmann Ghia sucht man hier vergeblich. Ein Typ 1 Cabriolet von 1965 oder gar der Pik As aus dem Jahr 1973? Keine Chance. Karmann-Sonderschau ist nebenan auf der Bremen Classic Motorshow. Hier gibt es stattdessen: Helden des Alltags aus den 70er- und 80er-Jahren. Wenn sie denn noch fahren.
Der „Privatmarkt“ ist die Schmuddelecke der Bremen Classic. Limousinen, Kombis, Kleinwagen und ein paar Coupés stehen hier. Überwiegend jüngere Autos, die der Hölle der Fähnchenhändler gerade erst entkommen sind. Im schlimmsten Fall taugen sie als Teilespender. Die Zustandsbeschreibung liest sich dann so: “Fährt und bremst”. Manche fahren auch nur.
Interessenten, die hier über die Parkdecks schleichen, haben gleich ein Bündel 500-Euro-Scheine in der Tasche. Für eine Anzahlung reicht das allemal. Die überall zu lesende Warnung vor Taschendieben dürfte angebracht sein.
Von der Ente bis zum Mercedes 560 SEC
Vier Parkhausetagen bieten Raum für ein paar Hundert Autos. Vom Citroën 2CV bis zum Mercedes 560 SEC der Baureihe W126 reicht das Angebot. Die meist handgeschriebenen Preise unterscheiden sich nicht deutlich von den Vorstellungen der Händler in den Messehallen. Verhandlungsbasis natürlich.
Auffällig sind die vielen Autos aus Skandinavien. Dänische und schwedische Kennzeichen sind nicht selten, auch Finnen bieten ihre Fahrzeuge an. Entsprechend groß ist das Angebot an Volvo und Saab. Auf dem Kennzeichen eines silbernen Saab 90 steht „Rentner“. Der Hinweis auf den Vorbesitzer soll den Kaufpreis erhöhen.
Viele kommerzielle Anbieter nutzen die Garage als Zwischenlager. Das Parkhaus ist deutlich billiger als ein Messestand. Das schummrige Licht hat Vorteile. Die ein oder andere Rostblase übersieht man leichter. Eine sogenannte „Händlerdusche“, also billige Tünche, die Schwächen oder Roststellen überdecken soll, fällt nicht so auf.
Mit Liebe gerollt!
Carsten Müller will nichts kaufen. Er sitzt im Bundestag und ist Vorsitzender des Parlamentskreises „Kulturgut“ Automobil. Der CDU-Mann begutachtet den Lack einer beigen Ente. „Mit Liebe gerollt“, sagt er. Der Verkäufer hat sich offenbar nicht die Mühe gemacht, den 2CV richtig lackieren zu lassen. Die Farbrolle aus dem Baumarkt musste reichen.Müller sammelt selbst. Seine Autos hortet er in einer alten Panzerhalle. Für Neuerwerbungen ist kein Platz. Das nötige Fachwissen, um hier ein Schnäppchen zu machen, hätte er. Bei einem schrillen 123iger-Mercedes stellt er fest: Das letzte Baujahr, in dem es „Mimosengelb“ gab. Die Breitband-Scheinwerfer seien beim 200er aber nicht serienmäßig gewesen. Die gab es nur für die Sechszylinder-Modelle.
BMW E28 werden beliebter
Ein paar Parkbuchten weiter stehen zwei Sechszylinder von BMW. Der 5er der Baureihe E28 wird langsam beliebter. Rund 10.000 Euro ruft der Verkäufer eines 528i auf. Die Sitze der Limousine mit dem 184 PS starken Reihensechser sind mit seltenem und edlen Büffelleder bezogen. Der andere 528i soll 1.000 Euro mehr kosten. Ein Spanienimport mit heller Stoffausstattung. Ein Besucher moniert einen Unfallschaden und die vom Steinschlag verursachten Roststellen. Der deutlich schlechtere Deal.
Es gibt auch gute. Nur nicht unbedingt für Oldtimer. Ganz hinten in der Parkhausecke steht ein mögliches Angebot: Der erste Sechszylinder-VW-Variant aus den frühen Neunzigern. Mit Automatik, Ledersitzen und Vollausstattung. Nicht mal 4.000 Euro will der Verkäufer für den VR6 haben. Für den Daily-Driver mit 174 PS ein ordentlicher Preis.Bis der zum Klassiker wird, dürfte es noch dauern. Falls es je dazu kommt. Der goldbraune Ford Granada, um den sich ein fachsimpelndes Grüppchen versammelt hat, ist schon so weit. Genau wie der alte Opel Rekord, der VW Passat B1, oder womöglich der Audi 100 der Baureihe C2? Die champagnerfarbene Limousine trägt das "5E"-Emblem am Kühlergrill. Dahinter sitzt also ein Fünfzylinder mit 2,1 Litern Hubraum und Bosch-Einspritzanlage. 136 PS holte Audi aus dem damaligen Topmodell.
Vom 124er stehen hier noch einige mit Kombiheck unter den Neonlampen. Viele sind Benziner in der Basis-Motorisierung. Nicht unbedingt begehrt, aber ihre Zahl schrumpft. Die meisten ihrer Art haben ihr Leben schon lange ausgehaucht. Als Handwerkerauto oder auf der Autobahn.
Mehr zum Thema: Zu Besuch beim Mercedes-W124-Experten
Netter Bericht, die Leistungsangabe des Opel Monza ist falsch. Ab Werk gab es den 3l auch mit 180PS.😊
Im Parkhaus ist eigentlich in diesem Jahr wenig Brauchbares dabei gewesen. Eher war alles extrem überteuert und teilweise rollender Müll.
Ein Bekannter versuchte seinen /8er da zu verkaufen. Gleich beim Eingang ein weißer /8 Diesel und der Preis war mehr als fair... Aber keiner wollte den haben. Gegenüber stand ein R4... Gleicher Preis... Schlechter Zustand...
Auch war manch "Inserattext" kompletter Unfug. Ein blau weißer T1 sollte angeblich "sofort H fähig" sein. Lack war mit dem Pinsel aufgetragen und das hätte einer mit Malen nach Zahlen schon besser hinbekommen. Verbeult, verrostet, Rost und Gummi wurden überlackiert... Türen hingen schief. Scheiben gerissen. Und dann ein sehr stolzer Preis.
Mir sind ein paar Autos positiv in Erinnerung geblieben...
Jaguar XJ12: Preis knapp 10.000 EUR. Zustand war sehr gut. Innen war sehr gut. Unter der Haube leider kein Blick möglich...
Jaguar 420: seltenes Teil, in einem angemessenen Zustand. Preis knapp 15.000 EUR. Hätte ich das Geld, wäre der mit mir weggefahren...
Bentley Turbo: 30.000 EUR. Makellose Optik. Unter der Haube perfekt. Im Innenraum perfekt. Laufleistung war nicht einmal nennenswert.
Negativ in Erinnerung blieben 2 Jaguar XJS (ohne Bindestrich)...
Beides US Modelle die gerade frisch importiert aussahen, Preise bei fast 30.000 EUR! Die Viecher kosten in den USA keine 5.000 USD/Stk. Überteuert und marktpreisverfälschend.
In den letzten Jahren ist das Parkhaus bei der Bremen Classic mehr und mehr zum überteuerten Ramschladen geworden: Ramsch, weil ein Bruchteil der Fahrzeuge wirklich preislich passend ist und die Preise einfach so dermaßen überzogen... Früher waren die Preise bodenständiger. Ich glaube kaum, dass jemand für einen alten W124T 15.000 EUR zahlen würde... Besonders nicht für ein Nakedeimodell ohne irgendwelche Ausstattungspakete mit dem kleinsten SAUGdiesel...
Ich weis nicht warum das Parkhaus so schlecht geredet wird .Ich finde die "Helden des Alltags " wesentlich Interessanter als die Blitzenden Luxus Oldies zu den ich persönlich kein Bezug habe.
Ich selbst habe noch Bilder im Kopf wie zwischen 88-95 die ersten Skoda Favorit ,Lada Samara,Peugeot 205 cabrio ,Opel Kadett Mazda323 Bf usw beim Händler als Neuwagen standen und ich am Wochenende nix anders vor hatte als mit dem Fahrrad im Alter zwischen 9-16 die Autohäuse abzufahren und mir die Autos anzuschauen.
Die Autos zu sehen, mag doch schön sein, wahrlich, wobei meine Jugend etwas später liegt (Anfang der 90er, z. B. Vectra A), wenn dann aber für solche eigentlich schönen Autos völlig überzogene Preise aufgerufen würden und man merkt, dass da nur andere über den Tisch gezogen werden sollen, die Karren - wenn überhaupt - etwas aufpoliert sind, dann hat das sicherlich einen faden Beigeschmack.
Ist eben die Frage, ob man da nur zum Gucken hingeht, sich womöglich sowohl über Verkäufer, als auch Käufer kaputtlacht oder ob man tatsächlich an den Autos interessiert ist. Ist letzteres der Fall, ist´s doch wirklich schade, wenn der Preis einfach nicht passt.
Vor Ewigkeiten war ich mal da zum KAUFEN. Ich hatte knapp 7.000 EUR in meiner Tasche als Kaufpreis für ein Auto (etwas mehr ginge aber ich wollte nicht mit 10.000 EUR rumrennen) ... Ich hatte mich vorher erkundigt, welche Preise gültig sind und wo und wie diese am besten zu bekommen sind. Es sollte nicht ein Auto für mich sein, sondern für meinen Vater.
Geplant war ein Triumph Spitfire. Gute Exemplare kann man in GB für knapp 3.000 GBP bekommen. Plus diverse Umbauarbeiten und Teile kann man da schnell 7.000 EUR für bezahlen. Daher die Preismöglichkeit.
Es stand ein Spitfire 1500 da. Letzte Baureihe. Zustand war "gut" aber nicht "sehr gut". Sprich, es war nur in etwa Note 3- ... Dennoch war ich interessiert. Der Verkäufer wollte den Preis nur nach Rücksprache nennen. Angerufen, nachgefragt... 13.000€ sollte es bringen. Nachdem ich mit Zustand, Marktpreise und co argumentierte (alles nüchtern, freundlich, bodenständig und selbstverständlich sachlich), maulte mich der Verkäufer an, dass ich mich verpissen könne wenn ich nicht kaufen will. Ich wollte kaufen aber nicht für 13.000€.
Das war mir dann Wumpe. Habe meinem Vater gesagt, dass wir in GB einen kaufen fahren und fertig. Okay, dazu kam es nicht mehr, da das Geld dann für ein Urlaub drauf ging, aber dennoch. Die Preise da sind nicht Verkaufspreise sondern wirklich "Wunschpreise" oder "Irrenpreise". Wer bekloppt ist, kauft da. Wer wirklich verkaufen will, verkauft nicht da im Parkhaus.
Und "Helden des Alltages" sind da kaum noch vorhanden. Seit wann ist ein Bentley Turbo ein Alltagsauto? Oder ein UAZ? Es tauchen da ein paar Raritäten auf, aber Alltagsautos sehen anders aus und haben andere Preise. Nur weil etwas 20 Jahre alt ist, ist es nicht sofort wertvoll, auch wenn viele Verkäufer das meinen.
Viele meinen eben - und da ist die "Fachpresse" nicht ganz unschuldig, dass sie Garagengold haben. Richtige Schnäppchen gibt es nicht mehr. Das kann man getrost vergessen.
Nur in Deutschland passiert sowas. Schaut man sich den Markt z.B. in GB an, gibt die Wertliste anderes her. Alte Autos sind da halt alte Autos...
Hallo hat jemand Anleitung für die Impulsring ein und ausbauen und wo genau Sitz das teil.
Forum verfehlt! 😉
Gehe nach deiner Marke, dein Modell und dann dort ein Beitrag posten 😊
Öh, ja dann glaub das mal.
124er T gehen wenn sie wirklich gut sind gerne für 15.000 Euro und mehr weg. Und zwar insbesondere mit Diesel. Wenn Du nen 300 TD mit ein bisschen Ausstattung und nachweisbar unter 200.000 km im Zustand 2+ hast dann sind 15.000 überhaupt kein Thema.
Ein Nakedeimodell hab ich da im Parkhaus auch nicht gesehen. Nur in Halle 6, das war ein dunkelgrauer Mopf 0 Kombi, der allerdings vom Zustand her so war wie kurz zuvor vom Band gelaufen.
Der 300 D mit der niedrigen Laufleistung war auch gut.
Da war doch ein ich glaube 200D oben...!? Oder war das ein 300TD? Auf jeden Fall ist das meiner Meinung nach überzogen...
Stimmt.
So einen hatte ich mal, wenn auch nur für kurze Zeit. Ging ordentlich nach vorne. War für damalige Verhältnisse ein echt gutes Auto mit einem erstklassigen Fahrwerk, viel Platz und riesigen, kuscheligen Plüschsitzen. Leider in punkto Innenraumdesign und Verarbeitungsqualität nicht in der gleichen Liga wie ein Benz, aber dafür auch entsprechend billiger zu erwerben, zu fahren und zu unterhalten.
Greeetz, Thomas
Liegt vielleicht daran das hier das Geld vorhanden ist in manchen Schichten.
Das wird weniger der Grund sein...
Eher, dass die Leute in GB eine Spekulationsblase auf anderer Ebene haben (Hausmarkt). Autos sind einfach Autos. Es gibt auch keine Sonderwertung für "Oldtimer" (den Begriff gibt es ja auch nicht in GB).