Renault Twizy RS F1 mit Kers

Die spinnen, die Franzosen

Björn Tolksdorf

verfasst am Thu Apr 25 18:29:17 CEST 2013

Zu den Dingen, die Renault gut kann, gehören Elektroautos und Formel-1-Motoren. Ob der verrückte Formel-1-Twizy deshalb eine gute Idee ist?

Renault Twizy RS F1: Mit einer Systemleistung von kurzzeitig 100 PS fährt dieser Twizy an der Ampel den Meisten davon -falls er dort fahren darf.

Brühl - Das kann eigentlich nur ein Gag sein, aber laut Renault ist er trotzdem fahrfähig. Renault hat den Stadtfloh Twizy mit Technik aus Sebastian Vettels Formel-1-Boliden aufgerüstet. So wird aus dem knuffigen Kleinfahrzeug ein ganz rasanter Zwerg. Heckflügel, Karbon-Karosserieteile und Slick-Reifen mit Formel-1-Know-how helfen dabei, die Energie auf die Straße zu bringen.

Renault Twizy RS F1: Renault integrierte das Kers-System aus der Formel 1 in den Twizy.
Auf den Rücksitz muss der Twizy RS F1 verzichten, denn dort verstauen die Techniker das Kers-System aus Vettels aktuellem F1-Renner. So kann dieser Twizy zusätzlich zu den 18 PS seines Elektromotors kurzzeitig 82 PS mobilisieren, die rechnerische Systemleistung gibt Renault mit 100 PS an. Die Höchstgeschwindigkeit des 564-Kilo-Flohs klingt mit 110 km/h wenig beeindruckend. Aber auf Tempo 100 beschleunigt das Fahrzeug mit der sechsfachen Antriebskraft des Serien-Twizy in sechs Sekunden.

Kers-System in anderer Fahrzeugklasse

Bei Renault weiß man natürlich, dass dieses Auto niemand ernst nimmt. Das könnte aber ein Fehler sein, sagt Renault-Sport-Präsident Jean-Michel Jalinier. Seine Botschaft: Renault hat es geschafft, eine so komplexe Technologie wie das Kers-System in einen völlig anderen Fahrzeugtyp zu integrieren. Nur dass das System im Twizy keinen Verbrenner, sondern einen kleinen Elektromotor unterstützt.

So funktioniert Kers im Twizy

Renault Twizy RS F1: Das Formel-1- Kers-System
Das Kers-System wiegt insgesamt knapp 30 Kilogramm. Es wandelt Bewegungsenergie in Strom um, (entsteht v.a. beim Bremsen) speichert ihn und gibt Bewegungsenergie ab. Die Bausteine: Eine elektrische Motor-Generator-Einheit, eine Lithium-Ionen-Batterie und eine Steuereinheit.

Wichtiger Unterschied zur Formel 1: Der Twizy ist zu langsam, um beim Bremsen genug Energie zu erzeugen. Deshalb zweigt sich das Kers-System seine Kraft vom Vortrieb ab, vergleichbar einem Fahrrad-Dynamo. Per Boost wird der Prozess umgekehrt, und 14 Sekunden lang stehen zusätzliche 82 PS zur Verfügung.

Dabei entstehen Drehzahlen bis zu 36.000 1/min im Generator. Um Überhitzen zu verhindern, wurden zusätzlich eine Wasserkühlung, ein Hochdruck-Schmiersystem und verstärkte Lager integriert.

Wir finden: Auch, wenn man diesen Twizy wohl nie auf der Straße sehen wird, besitzt er doch interessante Qualitäten. Für den Ernstfall wird Sebastian Vettel aber wohl weiter sein gewohntes Arbeitsgerät bevorzugen.

 

Renault Twizy RS F1
Renault Twizy RS F1: Renault integrierte das Kers-System aus der Formel 1 in den Twizy.
Renault Twizy RS F1
Renault Twizy RS F1
Renault Twizy RS F1: Rückansicht
Renault Twizy RS F1: Das Formel-1- Kers-System
Renault Twizy RS F1: Antrieb
Renault Twizy RS F1: Grundgerüst
Renault Twizy RS F1: Controller