Flexible Verkehrsschilder im MOTOR-TALK-Test
Diese Schilder stehen wieder auf
Die Reparatur eines umgeknickten Verkehrsschildes kostet mindestens 150 Euro. Flexible Pfosten sollen den finanziellen Aufwand künftig senken. Wir haben die Aufsteh-Schilder getestet.
Berlin – Ein kleiner Schubser genügt, und jedes gängige Verkehrszeichen knickt um. Die dünnwandigen Rohre haben gegen ein Auto keine Chance. Die meisten Autofahrer betrachten das Umfahren eines Verkehrsschilds als Kavaliersdelikt und begehen Fahrerflucht. Das wieder Aufstellen kostet dann mindestens 150 Euro. Der Pfosten muss immer getauscht werden. Wenn mehr als das Rohr beschädigt ist, kann sich die Summe verdreifachen.
Eine Erfindung aus Italien will nun Abhilfe schaffen: Pfosten-Einsätze mit Federgelenken. Sie bringen die Schilder nach einer Kollision in ihre Ursprungsposition. Das spart Reparaturkosten und soll sogar etwas netter zum Auto des Unfallverursachers sein. Die Firma Crescendi vertreibt die Schilder in Deutschland.
So funktionieren die flexiblen Schilder
Die Einsätze gibt es in den üblichen Straßenschild-Durchmessern (60 und 76 Millimeter). In ihnen sitzen Tellerfedern, die mit einer Kette am Boden befestigt sind. Wird der Pfosten abgeknickt, spannen sich die Federn und ziehen das Schild in die ursprüngliche Position zurück. Das Element ersetzt 43 Zentimeter Rohr und wird mittels Spreizschrauben befestigt.Am Straßenrand sind Verkehrsschilder in mehr als zwei Meter Höhe montiert. Damit Wind und Fußgänger die neuen, flexiblen Rohre nicht bewegen können, haben die Federn eine Vorspannung von sieben Tonnen. Der mögliche Neigungswinkel beträgt 45 Grad. Die niedrigere Variante, etwa für Verkehrsinseln, hat eine Vorspannung von 1,4 Tonnen und kann um 110 Grad geknickt werden.
Crescendi-Vertriebsleiter Dieter Klomfass schürt Erwartungen: Sein System könne 300 Kollisionen unbeschadet überstehen. Er habe erst zwei Fälle erlebt, in denen Autos die Kette gedehnt und damit den Einsatz beschädigt haben – beide mit Geschwindigkeiten von weit über 100 km/h.
Ein Männerauto braucht Narben
Bundesweit gibt es mittlerweile mehr als 400 Stehauf-Schilder. Zwei davon stehen im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf, acht weitere warten auf die Montage. Auf einem Bauhof in Hellersdorf darf ich die Technik inspizieren und am eigenen Auto erfahren.
Da ich meine Autos liebe und jeder Kratzer schmerzen würde, leiht mir mein Kumpel Sudan seinen Golf 3 - mein ehemaliges Winterauto. Der fährt ohnehin nur noch seine letzten Kilometer bis zur nächsten, unüberwindbaren Hauptuntersuchung.
Trotzdem möchte ich ihn nicht kaputt fahren. Also rolle ich vorsichtig vor das flexible Schild und gebe erst im letzten Moment Gas. Der 90-PS-Motor schiebt den betagten VW gegen den Pfosten. Ich spüre, wie etwas nachgibt. Doch das Schild bewegt sich nicht.Stattdessen arbeitet sich der Pfosten in die Stoßstange und drückt den Grill aus der Fassung. Der Kennzeichenhalter splittert. Mist. „Nicht schlimm, ein Männerauto braucht Narben“, sagt Sudan später. Spätestens jetzt ist die Fahrzeugfront überholungsbedürftig. Ich hatte die Nachgiebigkeit mehr auf Seiten des Schilds erwartet.
Flexi-Schilder: Nicht ausprobieren
Das das nicht geklappt hat, liegt am Aufbau der Stoßstangen: Zwischen Prallschutz und Stoßstangenhaut sind einige Zentimeter Platz. Der Kunststoff gibt nach und bleibt zum Teil verformt, der Lack reißt und Abstandssensoren sowie Reinigungsanlagen können beschädigt werden. Außerdem kann sich das Schild unter dem Auto verkeilen und Motor- und Unterbodenteile beschädigen.
Autos und Motorräder profitieren von den flexiblen Schildern also nicht. Das bestätigte der ADAC: Ein Sprecher konnte in dem System keine Verbesserung für die Verkehrssicherheit erkennen. Ein Pfosten müsse Aufprall-Energie aufnehmen, nicht wieder abgeben.
Um die Funktionsweise zu testen, ohne dem Golf den Rest zu geben, verändern wir den Versuchsaufbau. Wir befestigen ein Seil an Schild und Anhängerkupplung von Klomfass‘ Opel Insignia (ca. 1,6 Tonnen, 160 PS) und ziehen es zur Seite. Das funktioniert. Das Schild richtet sich problemlos wieder auf. Die kleinen Schilder lassen sich sogar mit Manneskraft bewegen – für einen Abknickwinkel von mehr als 45 Grad war ich aber nicht stark genug (ca. 95 Kilogramm, kräftig).
Klappschilder rentieren sich nach zwei Unfällen
Die Knickhalterung kostet 319 bis 359 Euro. Das System wird immer dann eingesetzt, wenn Schilder bereits beschädigt sind und repariert werden müssen. Auf dem Papier rechnet sich das Knick-Element nach zwei Kollisionen. Über den praktischen Nutzen gibt es noch keine Studien: Die Schilder werden erst seit neun Monaten aufgestellt. Wie oft sie seitdem umgeknickt wurden, ist nicht dokumentiert.Während die Testphase in Marzahn-Hellersdorf anläuft, lehnt Charlottenburg-Wilmersdorf die Klapp-Schilder ab. Der Berliner Tagesspiegel berichtet, dass Bezirksstadtrat Marc Schulte die Einsätze für zu teuer hält. Jährlich investiere der Bezirk nur etwa 5.000 Euro in neue Schilder, Klapp-Schilder würden sich nicht rentieren. Die meisten Stehauf-Pfosten gibt es im Süden der Republik.
Quelle: MOTOR-TALK
Sehr sinnvolle Idee.
Dass ausgerechnet die mit dem Pfeil bevorzugt umgenagelt werden, ist nicht ohne Ironie 😆.
Sehe ich das richtig, dass man die Schilder auch drehen könnte ?
Also die "Knickstelle" ist ja wellig, damit die Schilder wieder in die richtige Position zurückkommen.
Aber wenn ich das Schild 1/3 Umdrehung (je nach Anzahl der Wellen an der Knickstelle) drehe, bleibt es dann doch so stehen ?
Dinge die die Welt nicht braucht...
Aber Frauenautos haben sie meistens. 😆😆😆
Das nenne ich mal starke Potenz!
Ein flexibles Rohr von 2 Metern Höhe, oben ein großes Schild. Dazu noch zwei Herren mit etwas Kraft und ein dritter mit einer Tomate...das wird ein Spaß!
in der nähe
wo ich vor ein paar jahren gewohnt habe kamen irgendwann die saudummen stadtplaner auf die idee in der 30er zone den Parkraum künstlich einzuschränken und haben schraffierte flächen angebracht die natürlich keinen interessiert haben. Als sie das gemerkt haben haben sie warnbaken aufgestellt. Ungelogen, jede woche war eine von denen umgefahren. Wieviel Zehntausende Euros es den Steuerzahler wohl schon gekostet hat die Dinger wieder aufzustellen? Anstatt das die Stadt mal draus lernt und die Dinger einfach wieder abbaut... nee, man muss die Leute ja vom Auto weg gängeln. Egal ob es in der nähe ÖPNV gibt oder nicht. In dem Fall müsste man lockere 15min zur nächsten Haltestelle laufen, begauf und bergab. Hauptsache das grüne soll ist erfüllt, koste es was es wolle. Vielleicht bekommen die ja davon wind und sparen uns dadurch ein paar €? Vorrausgesetzt die Technik funktioniert wirklich zuverlässig. Ich würde es aber immer noch einfacher sehen und sagen wenn ein Schild mehr als einmal umgeholzt wird ist es fehl am Platz.
Super Sache für unsere Weiblichen Verkehrsteilnehmer.
Die Schilder werden das Leben mancher Verkehrsinsel oder manchen Grünstreifens beenden, da man nun ungehindert drüber donnern kann..
Zum Glück gibt es noch Fahrbahnteiler, die nahezu unverformbar im Weg stehen 😊
bin mal gespannt wie lange es dauert bis die ersten klagen kommen, weil sich ein paar betrunkene die finger eingeklemmt haben.
Das würde ich so nicht sagen, bei uns im Ort gibt es eine Kreuzung, an der in jedem Winter mindestens 2x das dort stehene Schild umgelegt wird. über die Jahre würde sich das sicher rechnen.
Guten Abend
Genau das Selbe hatten wir keine 100 Meter weiter. Einer hatte sogar das Nummernschild am " Tatort " verloren.
Der Unhold wurde ausfindig gemacht, dann geteert, gefedert und gerupft.
Wir bekamen dann eine Hecke,.... sie hat noch nie geblueht, sie kommt nicht dazu.
Beste Gruesse
2 Dumme, ein Gedanke... YMMD 😆
Für Motorradfahrer könnten diese Dinge dass unterschied machen zwischen Leben und Tot ...