Autoindustrie erwartet keine flächendeckenden Diesel-Fahrverbote
Diesel-Fahrverbote mit Seltenheitswert
Kurz vor dem Diesel-Fahrverbot in Hamburg: Die Autoindustrie geht weiter davon aus, dass es keine flächendeckenden Fahrverbote für Diesel in deutschen Städten geben wird.
Berlin - Der Verband der Automobilindustrie (VDA) verweist dabei auf die Urteilsbegründung des Bundesverwaltungsgerichts im Leipzig und bereits eingeleitete Maßnahmen für eine sauberere Luft in den Städten. "Wir gehen davon aus, dass die NOx-Jahresmittelwerte in nächster Zeit deutlich sinken werden, da die Maßnahmen, die auf dem Dieselgipfel mit der Bundesregierung vereinbart wurden, greifen", sagte VDA-Präsident Bernhard Mattes am Samstag in Berlin. Es gehe nicht um generelle Fahrverbote, sondern um die Prüfung, ob entsprechende lokale Maßnahmen überhaupt notwendig sind, um die gesetzlichen Vorgaben zur Luftqualität zu erfüllen.
Bessere Luftqualität in den Städten ab 2019
Das Bundesverwaltungsgericht habe klar gemacht, dass die Behörden die zwischenzeitliche Entwicklung der Grenzwertüberschreitungen zu berücksichtigen haben. Zonale Fahrverbote für Euro-5-Diesel seien generell bis September 2019 ausgeschlossen. "Ich bin davon überzeugt, dass wir bis dahin eine deutliche Verbesserung bei den Messwerten haben werden. Die Städte werden das auch entsprechend der Urteilsbegründung zu berücksichtigen haben", so Mattes.
Der Verbandschef betonte, es gebe zahlreiche Initiativen mit den Städten, deren Stickoxidwerte noch spürbar über dem Jahresgrenzwert liegen. "Wir setzen also gezielt an den kritischen Stellen an und arbeiten nicht nach dem Gießkannenprinzip." Hinzu komme die natürliche Bestandserneuerung - allein im vergangenen Jahr seien 1,1 Millionen neuer Euro-6-Diesel auf die Straße gekommen.
Dennoch: Die EU-Kommission hat Deutschland wegen zu schmutziger Luft in vielen Städten vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) verklagt. Dabei geht es um die Missachtung von EU-Grenzwerten für Stickoxide, die seit 2010 verbindlich für alle EU-Staaten sind. Auch 2017 wurden sie jedoch in 66 deutschen Städten überschritten, in 20 Kommunen sehr deutlich. Verantwortlich gemacht werden dafür vor allem Dieselautos, deren Zahl jahrelang stark zugenommen hat. Im Zuge des Abgasskandals wurde zudem deutlich, dass sie im Verkehr viel mehr Schadstoffe ausstoßen als in Tests.
Reichen Software-Updates aus?
Strittig ist nach wie vor, ob die von der Autoindustrie angebotenen Software-Updates ausreichen, den NOx-Ausstoß ausreichend zu senken. Viele Politiker, aber auch Umwelt- und Branchenexperten fordern auch eine technische (Hardware-)Nachrüstung der Fahrzeuge.
Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Sören Bartol, bekräftigte am Pfingstwochenende diese Einschätzung. Das wichtige Signal aus Leipzig sei, dass es nicht mal eben so zu flächendeckenden Fahrverboten kommen kann, betonte er. Doch um sie zu verhindern, brauche es dringend die technische Umrüstung von Euro 5 und Euro 6 Dieselfahrzeugen. "Ich appelliere an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, endlich ihr Zögern aufzugeben und gemeinsam mit Bundesumweltministerin Swenja Schulze den Druck auf die Manager der Automobilindustrie zu erhöhen."
Ähnlich äußerte sich FDP-Fraktionsvize Michael Theurer, der Merkel einen "Kuschelkurs mit den Autokonzernen" vorwarf. Die Kanzlerin müsse von ihrer Richtlinienkompetenz Gebrauch machen und eine Entscheidung zu den Hardware-Nachrüstungen treffen. Autofahrer und Mittelstand dürften nicht noch einmal die Zeche zahlen.
Bis zu 3.000 Euro Nachrüstkosten für alte Diesel
Auch Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen geht davon aus, dass Dieselfahrverbote in Innenstädten ohne Hardwarenachrüstungen nicht verhindert werden können. Zwar gebe es keine rechtliche Handhabe gegen die Autobauer. Aber die Politik könne sie dazu drängen, Nachrüstungen anzubieten und zertifizieren zu lassen, sagte Dudenhöffer der "Passauer Neuen Presse". Zulieferer könnten die Nachrüst-Sets bauen. "Die Kunden könnten sie sich für 2.000 oder 3.000 Euro in ihre Fahrzeuge einbauen lassen. Ich bin überzeugt, dass ein Großteil der Dieselfahrer dies auch machen würde" - sogar auf eigene Kosten. Die Regierung könnte die Kunden dann mit Zuschüssen unterstützen, sagte der Experte.
Als bundesweit erste Stadt könnte Hamburg noch in diesem Monat Sperrungen für zwei vielbefahrene Straßen verhängen. Solche Überlegungen gibt es etwa auch in Kiel. Denn sollen nur einzelne Straßen oder Abschnitte für Diesel gesperrt werden, sehen die Richter am Bundesverwaltungsgericht keine größeren Hürden.
Quelle: dpa
...egal wie: Diesel werden teurer.
Der Schaden an den vorhandenen Diesel Fahrzeugen ist bereits passiert. Starker Wertverlust.
Recht herzlichen Dank!
Dass "die Regierung" die Kunden unterstützt, ist ziemliches Wunschdenken. Es ist kaum damit zu rechnen, dass tatsächlich Regierungsmitglieder, die es verbockt haben, mit ihrem Eigentum haften.
Ich befürchte, der Experte meint auch in Wirklichkeit, dass der Steuerzahler die Diesel-Fahrer noch mehr bezuschusst. Nur tut er das schon heute, und zwar kräftig. Den 8 Mrd. € Steuernachlass beim Diesel-Kraftstoff stehen vielleicht 2 Mrd. € höhere Kfz-Steuern entgegen, macht immer noch 6 Mrd. € Zuschuss pro Jahr – oder bei ca. 40 Mio. Haushalten immerhin 150 € pro Haushalt pro Jahr.
Vielleicht kann man ja darüber nachdenken, den Dauerzuschuss für Diesel abzuschaffen und dafür noch ein letztes Mal den Zuschuss für die Umrüstung zu gewähren – aber dann ist endgültig Schluss.
Milchmädchen ahoi...Bitte alleine Diesel im PKW und privat gebrauch berücksichtigen. LKW und Gewerbliche Diesel sind nicht zu berücksichtigen. Sie sind der Grund warum dies überhaupt so verteilt ist.
Ups, der Herr Autoexperte hat es jetzt auch gemerkt. So langsam sollte man den Leuten doch mal ganz klar die Wahrheit sagen und ihnen verbindlich erklären, dass man die Hersteller nicht zu einer Nachrüstung verpflichten kann, das wäre nur fair. Denn der eine oder andere hofft wohl immer noch auf ein Wunder.
Genau das ist das Problem. Deutschland hat es versäumt, einen Strafkatalog für die Nichteinhaltung bei verstößen gegen die Zulassungsvorgaben zu erstellen. Es ist auch nicht im Gesetz festgelegt worden, was als Motorschutz zulässig ist und und was eine illegale Abschalteinrichtung ist. Daher kann kein dt. Hersteller belangt werden. Und deshalb wird Deutschland auch vor das EUGH gezerrt von der Kommission. Dobrindt hat es (mit Absicht) verkackt und lieber alle mit den Mautstreitigkeiten abgelenkt. Und Scheuer sitzt es weiter aus. In der Hoffnung, dass Softwareupdates und der Streit um den Diesel, die Leute neue Diesel kaufen und sich somit das Problem von "selbst erledigt" auf Kosten der Kunden. Deshalb gab es die "Umweltprämie" zum Schluss auch nur noch auf neue Diesel und nicht mehr auf Benziner oder auf Erdgasfahrzeuge. Alles nur eine Dieselverkaufsmasche.
Kann mir einer sagen, was da wirklich aktiv gemacht wurde, außer alles auf die mögliche Zukunft zu schieben?
Selbstverständlich gibt es den, man hätte ein Bußgeld von bis zu 2000 Euro pro Fall erheben können (wobei sich selbst Experten streiten, ob pro Fall pro Fahrzeug heißt, oder pro Baureihe)- im Falle VW ist es aber sowieso verjährt. Aber es geht sich hier nicht um VW, sondern um die generelle Umrüstung von EURO 5 Diesel.
Auch das ist falsch. Das ist EU-Recht. Die haben es versäumt genau festzulegen was man unter "Motorschutz" zu verstehen hat - allerdings haben diesen "Motorschutz" alle Hersteller gleich ausgelegt, auch die Franzosen, Italiener und sogar die Asiaten. Anscheinend sind die sich zumindest im klaren gewesen, wie die ausgelegt werden kann.
Deutschland wird vor das EUGH gezerrt, weil Dorint keine Strafe festgesetzt hat.
Das wird dir keiner sagen können.
In der Politik geht es darum den Leuten zu sagen wie etwas nicht geht; nie wie etwas geht...
tolles Verkehrsschild auf dem Foto des Artikels
darauf abgebildet
Zeichen 253
Verbot für Kraftfahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse über 3,5 t, einschließlich ihrer Anhänger, und für Zugmaschinen. Ausgenommen sind Personenkraftwagen und Kraftomnibusse.
Warum ist dies ein tolles Foto? Es ist das Schild, welches in Hamburg auf die Sperrung für Dieselfahrzeuge über 3.500kg Gesamtgewicht mit Dieselmotor EuroV und schlechter hinweist.
Das ist kein Fehler, sondern auf dieser Strecke genau so beabsichtigt.
Erstmal hat der Bund 500 Mio in einen Topf getan. Die dt. Autohersteller nochmal 250 Mio. An sich sollten die Importeurmarken nochmal 250 Mio reintun, haben die aber nicht. Also haben die dt. Autohersteller das aufgestockt. Sind doch Peanuts, wenn man dafür soviel Zeit gewinnt.
Aus der Milliarde (keine Ahnung, ob wirklich alles schon da ist) gibt's nun ein "Sofortprogramm saubere Luft". Die konkreten Maßnahmen verteilen sich auf fast 100 Städte über 4 Jahre (2017-2020), die Städte selbst bewerben sich jeweils um Fördergelder mit ihren Mini-Projekten.
https://www.bundesregierung.de/.../...re-luft-in-den-staedten.html?...
https://www.bundesregierung.de/.../_node.html
Der Elektrofahrzeug-Begriff ist dabei weit gefasst. Auch Hybride sind elektrisch genug, wie man am Taxi-Förderprogramm in Berlin sah.
Ich behaupte mal kühn: höchstens eine Projekt-Datenbank hat da wirklich den Überblick, was nun wo
wirklich schon umgesetzt wurde und was nicht. Es sind in Summe tausende Klein- und Kleinstmaßnahmen, also dutzende pro Stadt, die in ihrer Art sehr divers sind. Aber dann auch stadtspezifisch wirksam werden.
Klar ist auch: wer in Summe über alles die Milliarde ausgeben will, kann das nicht sofort. Erst müssen
Ausschreiben gemacht werden, Angebote eingeholt, etc.
Die dt. Autohersteller:
* haben die Zusage gemacht, für einen Teil (70% ??) ihrer EURO5-Pkw im Bestand in DE eine Firmware-Version zu programmieren, die den NOx-Ausstoß um ca. 30% senkt (da werden dann z.B. die ganzen Software-Fenster und -Rampen reduziert, AGR-Rate erhöht, der NOx-Kat anders angesteuert). In verdeckten, freiwilligen Serivice-Programmen wird das dann eingespielt. Wieviel davon wirklich umgesetzt ist, weiß keiner, es sind ja keine KBA-basierten Rückrufe.
* machen Kaufanreiz-Programme für die Erneuerung und Verschrottung der alten Fahrzeuge
Alle hoffen sicherlich gleichzeitig, dass auch folgende Veränderungen stattfinden:
* schadstoffreiche Autos rausaltern
* Städter ihre Diesel-Pkw abstoßen und Benziner-Pkw kaufen (z.B. von der Landbevölkerung)
* diese Diesel der Städter dann z.B. aufs Land gehen, Hauptsache weit weg von den Meßstellen in den Städten
Überschlägt man mal, was da realistisch bei rauskommen kann, reichen diese Maßnahmen an sich nicht, um wirklich rechnerisch die NOx-Werte in den Städten insgesamt ausreichend runter zu bekommen. Aber die Luft in den Städten wird nur an wenigen Stellen pro Stadt offiziell gemessen, und dort (direkt um die Messstellen) kann man ggf. schon was erreichen.
Die Haupt-Strategie ändert sich aber nicht: abwarten, Zeit gewinnen, auf den Faktor Zeit setzen.
@S_C_R_A_M_B_L_E_R:
Hier das Schild an der Max-Brauer-Allee...