Daimler Hauptversammlung 2017
Dieselgate, Lkw-Kartell und das beste Quartal ever
Trotz guter Verkaufszahlen geht es auf Daimlers Hauptversammlung vor allem um die Sorgen der Aktionäre: Hat auch Daimler Dieselmotoren manipuliert? Und wie war das mit dem Lkw-Kartell?
Berlin - Eigentlich könnte es für Daimler kaum besser laufen. Nach einem Rekordjahr 2016 erwartet der Autokonzern für die ersten drei Monate des Jahres den höchsten jemals in einem Quartal erreichten Absatz. Doch diese Erfolgsbilanz wird bei der diesjährigen Aktionärsversammlung von zwei negativen Themen überschattet: einem möglichem Diesel-Betrug sowie den Verwicklungen in das Lkw-Kartell.
Hat Daimler betrogen?
"Können Sie Entwarnung geben, dass wir nicht ein Volkswagen 2.0 werden?", fragte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Anspielung auf den Abgasskandal bei der Wolfsburger Konkurrenz. Aufsichtsratschef Manfred Bischoff versuchte zu beschwichtigen: Der Aufsichtsrat habe sich regelmäßig mit Reputationsrisiken befasst, das beinhalte auch die Motorentechnologie - "im Schwerpunkt die Dieseltechnologie".
Bislang schlagen sich die jüngsten Negativschlagzeilen über Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgartwegen des Verdachts auf Abgasmanipulationen bei Dieselautos nicht in Verkaufszahlen nieder. Das Unternehmen erwartet für die Monate Januar bis März den höchsten jemals in einem Quartal erreichten Absatz.Zehn neue Elektroautos bis 2022
Daimlers Entwicklungsvorstand Ola Källenius hatte am Vortag vor Journalisten betont, man sehe in den Verkaufszahlen bislang keine Veränderung bei der Dieselquote. Dennoch macht Daimler bei der Entwicklung seiner Elektromarke EQ Tempo: 2019 sollen die ersten Fahrzeuge kommen. Drei Jahre früher als ursprünglich - bis 2022 - plant der Hersteller nun zehn neue Elektromodelle. Denn bis 2025 soll der Anteil von Elektroautos bei 15 bis 25 Prozent liegen.
Dabei haben die Autobauer die Verkaufsstütze durch Elektroautos nach Einschätzung von Experten bitter nötig. Ferdinand Dudenhöffer vom Duisburger CAR Institute erwartet, dass sich vor allem Firmenkunden vom Diesel abkehren, wenn Negativmeldungen anhalten. "Denn keine Firma will wegen seiner umweltbelastenden Fahrzeugflotte am Pranger stehen", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Auch Daimler kann sich diesen Schlagzeilen nicht mehr entziehen. Nach einer von der US-Justiz angestoßenen Untersuchung wurden vergangene Woche Ermittlungen der Stuttgarter Staatsanwaltschaft gegen Daimler-Mitarbeiter im Zusammenhang mit Abgasmanipulationen bei Dieselfahrzeugen bekannt. Daimler betont, sich an geltendes Recht zu halten.Aktionäre fordern Aufklärung über Lkw-Kartell
Einige Aktionäre ziehen das offenbar in Zweifel: Der Stuttgarter Friedens- und Öko-Aktivist Paul Russmann rief für die Kritischen Aktionäre in einem Gegenantrag dazu auf, Vorstand und Aufsichtsrat wegen angeblich zu hoher Abgaswerte selbst bei den neuesten Dieseln nicht zu entlasten.
Üblicherweise haben die kleinen Aktionärsvereinigungen aber zu wenig Gewicht, um die Entlastung wirklich infrage zu stellen. Schwergewichtigere institutionelle Investoren wie Union Investment dagegen wollen den Vorstand entlasten - fordern aber: "Mit der Entlastung verbinden wir jedoch die dringende Forderung, Licht ins Dunkel des Lkw-Kartells zu bringen sowie offen und transparent bei "Emissionsthemen" zu berichten", sagte Fondsmanager Ingo Speich.
Auch der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) stieß unterdessen das Lkw-Kartell auf, das die EU aufgedeckt hatte und an dem Daimler beteiligt war. Die DSW kritisiert, dass der Aufsichtsrat keine Schadenersatzforderungen an Manager und Vorstände geltend gemacht hatte. Daimler-Chef Dieter Zetsche selbst verantwortete von 1999 bis 2000 im Vorstand das Lkw-Geschäft.
Der Aufsichtsrat habe schon 2011 eine unabhängige Anwaltskanzlei mit der Prüfung beauftragt, ob Vorstände verantwortlich gemacht werden könnten, sagte Aufsichtsratschef Manfred Bischoff, und "gegenwärtig von der Geltendmachung von Schadenersatz" abgesehen. "Eine abschließende Entscheidung ist damit nicht getroffen."
Daimlers Lkw-Sparte will Vorjahresniveau erreichen
Im Tagesgeschäft mit den schweren Lkw bleibt das Umfeld für Daimler erst einmal schwierig. Im wichtigen Markt Nordamerika ging der Absatz im bisherigen Jahresverlauf zurück, in Europa verkauften die Schwaben in etwa so viele Fahrzeuge wie vor einem Jahr. Der Lkw-Weltmarktführer rechnet daher im ersten Quartal mit einem Absatzrückgang. Mit einem stärkeren zweiten Halbjahr wollen die Stuttgarter insgesamt aber weiter das Niveau des Vorjahres erreichen.
Im vergangenen Jahr hatte Daimler Trucks zweimal Abstriche bei der Prognose machen müssen. Der ehemalige Spartenchef Wolfgang Bernhard verließ den Dax-Konzern Anfang Februar, seinen Posten bekleidet nun der bisherige Nordamerika-Spartenchef Martin Daum.
Mehrere Aktionärsvertreter kritisierten die nicht erhöhte Dividende des Autobauers. Mit 3,25 Euro je Aktie und damit insgesamt knapp 3,5 Milliarden Euro schütte Daimler mehr aus als jedes andere börsennotierte deutsche Unternehmen, sagte Finanzvorstand Bodo Uebber. Weiter orientiere sich das Unternehmen bei der Ausschüttungsquote an 40 Prozent des Konzerngewinns.
Quelle: dpa
Eine kleine Spende an die richtigen Stellen und notfalls ein wenig davon reden, dass Arbeitsplätze in Gefahr sind und die Sache ist geklärt.
Satz 1:
Daimler-Chef Dieter Zetsche betonte auf der Hauptversammlung, dass sich das Unternehmen an geltendes Recht halte.
Satz 2:
Auch der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) stieß unterdessen das Lkw-Kartell auf, das die EU aufgedeckt hatte und an dem Daimler beteiligt war.
(Die EU-Kommission hatte 2016 gegen vier Lastwagenbauer wegen Preisabsprachen eine Rekordstrafe von insgesamt über 2,9 Milliarden Euro verhängt. Am höchsten fiel die Geldbuße mit 1,09 Mia. für den Daimler-Konzern aus.)
Volkswagen 2.0 ist längstens erreicht, Herr Tüngler vom DSW ... zumindest in der Daimler'schen Kommunikation. Unfassbar!
Je weniger Geld in Europa gezahlt werden muss, desto mehr können die Amis mit alternativen Fakten abziehen. Da sind bestimmt schon statistisch 123,45 Personen an Enttäuschung gestorben, weil Mercedes vielleicht auch geschummelt hat. Vielleicht sogar - ma weises ned. Geklagt wird trotzdem.
Ich weiß ja nicht was am Abgasskandal "alternative Fakten" sein sollen, aber wer in den USA betrügt, weiß in der Regel auch, dass die Strafen dafür recht hoch sind.
Mercedes hat ja auch schon Erfahrungen damit, damals aus dem LKW Abgasskandal.
Das Menschen jedoch an diesen Abgasen sterben, halte ich aber nicht für belustigend.
VW hatte auch seine größten Gewinne, als noch nichts hochgekommen war...