Fiat Doblò 2015: Fahrbericht
Dieser Fiat schafft was weg
Bis zu sieben Personen als Pkw, oder eine Tonne als Nutzfahrzeug: An den Kerntugenden des Fiat Doblò ändert sich beim Facelift nichts. Erste Fahrt im italienischen Caddy.
Turin - Tatü, tata. Auch wenn der Polizei-Doblò, den Fiat mitgebracht hat, nur ein Prototyp ist und kein Nicht-Polizist ihn fahren darf: Für viel Alarm braucht der neue Fiat Doblò keine Sirene. Dabei geht es streng genommen nur ums Facelift eines Nutzfahrzeugs, nach fünf Jahren im Einsatz.
"Ich sehe doppelt", bewirbt Fiat den Doblò. Nutzfahrzeuge im Familienlook heißen beim Kraftfahrtbundesamt „Utility“, und genau den Spagat zwischen Nutzfahrzeug und Pkw bewältigt der Doblò mit vielen, vielen Varianten: Die Preisliste zur „Cargo“-Version misst 48 Seiten, beim Pkw sind es nur 12.
In punkto Komfort und Raumangebot glänzte der Fiat schon immer, als Familien- oder Fahrradträger, Handwerkerauto oder Polizeieinsatzfahrzeug. Hinzu kommen nun neben neuem Design ein neues Cockpit und weiterentwickelte Motoren.
Platz ist in der kleinsten Turnhalle
Das macht aus einem Pragmatiker natürlich keinen Lifestyle-Hipster. Der Fiat Doblò bleibt zuallererst nützlich. Der bedeutet zunächst: Platz mag in kleinsten Hütten sein, der Doblò ist eher eine Turnhalle. In breiten, gut gepolsterten Sitzen fühlen sich auch sehr dicke Handwerker oder dick eingepackte Normalgewichtige wohl.
Hinten sitzt man steiler und härter, aber: Die Kopffreiheit reicht zum Übereinander sitzen, und angesichts von mindestens 790 (!) Liter Kofferraum werden alle Caddys und Berlingos blass um den Kühlergrill.
Das neue Cockpit sieht schick und modern aus, besonders im neuen Zweifarb-Look (nur in der Lounge-Ausstattung). Ist aber komplett abwaschbar (praktisch!) und sehr übersichtlich (noch praktischer!). Wer sich für das Uconnect-Multimediasysystem entscheidet stellt fest: Fünf Zoll Bildschirmdiagonale sind nicht viel, aber genug.
Vorteil Fahrwerk
Nicht genug für fünf Sterne im Crashtest sind dagegen vier Airbags plus ESP. Ein Notbremsassistent oder Spurwechselwarner sind nicht lieferbar, der Tempomat aufpreispflichtig. Bisher hat Euro NCAP die aktuelle Doblò-Generation nicht getestet.
Seine "Bi-Link" Hinterachse mit Einzelradaufhängung verschafft dem Doblò einen Komfort-Vorteil gegenüber den meisten Konkurrenten: Im VW Caddy rumpelt sogar eine Starrachse. 525 bis 675 Kilo Zuladung (je nach Version) erfordern allerdings eine straffe Grundeinstellung. Für echte Pkw-Fahreigenschaften steht der Doblò außerdem zu hoch im Wind.
Hoch sitzt auch der Fahrer, und überblickt mühelos die vier Ecken seiner Turnhalle. Lenken und Schalten geht leicht von der Hand – nicht ganz so leicht wie in einem Fiat 500 zwar. Trotzdem fehlt der Doblò-Lenkung etwas Genauigkeit um die Mittellage.
Mehr Durchzug, weniger Lärm
Ein absoluter Volltreffer waren Fiats Maßnahmen zur Geräuschdämmung. Rechnerisch wurde es im Doblò 3db leiser, praktisch heißt das: Wer hinten sitzt, kann jetzt auch auf der Autobahn mit dem Fahrer sprechen.
In dieser Klasse bisher völlig unbekannt: Ein dritter Sitz in der ersten Reihe. Kundenwunsch, sagt Fiat, und liefert nun für 273,70 Euro Aufpreis, leider nur in der Cargo-Variante. Wer einen sehr schlanken oder faltbaren Kollegen hat, kann ihn hier mitnehmen.
Aus sechs Motoren und drei Getrieben fuhren wir den mittleren Diesel (105 PS) und den großen Benziner (120 PS) in der CNG-Variante. Beide erlauben sport-aber auch stressfreies Fahren, der Benziner mit etwas besserer Geräuschkultur. Der Diesel liefert auch beladen und am Berg genug Drehmoment. Für eine Aussage zum Verbrauch war die Fahrstrecke zu kurz.Viel Luft nach oben
Im deutschen Markt hat der Fiat Doblò noch viel Luft nach oben. Gerade einmal 1.162 Stück konnte Fiat 2014 verkaufen. 30.154 Kunden griffen lieber zum angejahrten VW Caddy. Preislich spielt der Doblò in einer Liga mit Citroen Berlingo oder Renault Kangoo, bleibt aber einige Tausender unter VW Caddy und Ford Tourneo Connect – erst recht ausstattungsbereinigt.
Und, a propos Ausstattung, wo sonst im Hochdachkombi-Land gibt es Ventilkappen mit Fiat-Logo oder einen schnuckeligen Duftspender? Sicher nicht im Polizei-Doblò – aber bei Fiats angeheirateter Zubehör-Tochter Mopar.
Eine letzte Frage: Was macht eigentlich Opel? Deren Combo basiert auf dem bisherigen Doblò. Bei Fiat heißt es: Das Werk in Bursa (Türkei) baut den bisherigen Combo vorerst weiter. Mittelfristig wird Opel wahrscheinlich sein kleinstes Nutzfahrzeug mit dem neuen Partner PSA bauen.
Technische Daten: Fiat Doblò
Der einfachste Pkw
- Motor: 1,4-Liter-Benziner
- Getriebe: Fünfgang-Getriebe
- Leistung: 95 PS
- Drehmoment: 127 Nm/4.500 U/min
- 0-100 km/h: 15,4 s:
- Höchstgeschwindigkeit: 161 km/h
- Verbrauch: 7,4 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 172 g/km
- Länge x Breite x Höhe: 4,41 m x 1,83 m x 1,85 m
- Radstand: 2,75 m
- Leergewicht: 1.370 kg
- Zuladung: 525 kg
- Kofferraum: 790-3.200 l
- Preis: 17.600 Euro
- Marktstart: Februar 2015
Der lange Pkw mit Spritspar-Diesel
- Motor: 1,6-Liter-Diesel
- Getriebe:Sechsgang-manuell
- Leistung: 105 PS
- Drehmoment: 290 Nm/1.500 U/min
- 0-100 km/h: 13,4 s
- Höchstgeschwindigkeit: 164 km/h
- Verbrauch: 4,8 l/100 km
- CO2: 138 g/km
- Radstand: 3,1 m
- Leergewicht: 1.525 kg
- Zuladung: 540 kg
- Kofferraum: 1.050-4.000 l
- Preis: 22.950 Euro zzgl. 220 Euro f. Sparpaket
Der einfachste Transporter
- Motor: 1,4-Liter-Benziner
- Getriebe: Fünfgang manuell
- Leistung: 95 PS
- Drehmoment: 127 Nm/4.500 U/min
- Verbrauch: 7,4 l/100 km
- CO2: 172 g/km
- Radstand:2,75 m
- Zuladung: 675/825 kg
- Preis netto: 14.150 Euro
- Preis brutto: 16.838 Euro
- Marktstart: Februar 2015
»Bis zu sieben Personen als Pkw, oder eine Tonne als Nutzfahrzeug« lese ich. Unten jedoch wieder das alte Problem: Zuladung 540 kg bis 825 kg... Letzteres wenn er hinten ohne Gestühl daherkommt.
Ich weiß ja nicht ob in Italien eine Tonne 825 kg hat oder ob hier einfach eine falsche Information übernommen wurde. In Deutschland sind 825 kg jedenfalls keine Tonne...
Und damit sind wir dann auch wieder bei einem der Punkte, wieso der teurere Caddy trotzdem gekauft wird: Trotz 5-Sitzer und nicht ganz so nach Nutzfahrzeug wirkender Ausstattung eine Zuladung von 725 kg (2.0 TDI Highline).
Grüße, Martin
Typisches Nutzfahrzeug das auch in Zivil nach Nutzfahrzeug aussieht. Ein Caddy geht immer und ist Klassenlos, aber beim Doblo müsste ein Blaumann direkt mitgeliefert werden. Finde den von Vorne ziemlich hässlich, der wirkt wie ein grinsendes Insekt. Ansonsten unterscheidet er sich nicht grossartig vom aktuellen Modell oder von den ähnlichen Modellen der anderen low-cost Hersteller.
Schmunzeln musste ich beim Punkt Lärmdämmung, Fiat scheint das ja wirklich als neuerung zu feiern wenn die Passagiere sich während der Fahrt unterhalten können. Auch so ein Problem der billigen Arbeitstiere, gute Dämmung kostet Geld bzw. erhöht das Gewicht und steigert den Verbrauch. Wahrscheinlich wurden hier nur ein paar Gummis angepasst.
Sehr schicker Transporter, lobenswert auch der Verzicht auf Turbobenziner an der Basis, freut mich als ehemaliger Fahrer eines Fiat Doblo 1.2 der 1. Generation, der eine transporteruntypisch hohe Zuverlässigkeit und ein sehr spaßiges Fahrgefühl (Lenkung direkt, Schaltung präzise, Motor gut ansprechend) hatte. 4000 Liter maximal sind nochmals 1000 Liter mehr als beim ersten Doblo, für einen solch kompakten Transporter ist das eine heftige Menge. Die größten Pkw - Kombifahrzeuge (z.B. Mercedes E als T-Modell) schaffen höchstens gerade mal die Hälfte.
Na ja, letztlich aber noch genauso hässlich wie vorher das Teil, aber deshalb wohl nicht weniger praktisch... 😊
Bonmot-Alarm - sehr schön 😉😜
In Italien auch nicht 😉 Zur Klarstellung, da ich auf alle Varianten nicht ausführlich eingehen konnte: Die Tonne (1.000 kg +) gibt es laut Datenblatt für das Fahrgestell mit Flachboden. Die höchste mögliche Zuladung im Kastenwagen beträgt 925 Kilo. Ist aber mit dem kleinen Benziner niedriger, s.o.
Eine potthässliche Kiste.
Hat den der gleiche Designer „verzapft“, der für den Ur-Multipla verantwortlich war?
Der aktuell preisgünstigste VW Caddy kostet laut Liste 17000€, das ist ziemlich genau so teuer wie der kleinste Doblo. Den üblichen Rabatt habe ich noch gar nicht abgezogen.
Wer vernünftig rechnet und auch an die Werkstattkosten und den Wiederverkaufswert denkt, wird auf keinen Fall den Doblo kaufen.
Wer wie ich schon mal mit einem Fiat Scudo gestraft war und nur dank Abwrackprämie auf dem Schrottplatz nicht noch draufzahlen musste, wird auf keinen Fall den Doblo kaufen, sondern macht einen großen Bogen um alle Autos mit Fiat Genen und Emblem, egal ob auf den Ventilkappen oder sonst irgendwo.
Allerdings, der Caddy von 2009 war mit 12500€ seinen Preis noch wert, daher habe ich den damals gekauft. Das aktuelle Modell ist imo auch viel zu teuer, da gibt es sinnvollere Alternativen.
Bernhard
Hässlich !
Nen 3. Vordersitz gibts auch bei Ford. Aber 3 normale Männer passen da niemals rein, auch nicht für 3km....
Also mein Doblo Carg ist problemloser als mein Caddy!!!! Gut, letzte Woche kamen hinten neue Dämpfer rein. Nach 30tsd km Baustellenverkehr. Und ein neues Steuergerät war auch schon fällig. Das wars aber. Noch keine Schiebetür verloren, einstellungen nach Softwareupdate verloren usw. wie bei unserem Caddy.
Und schöner ist er auch innen. Zwar auch Plastik, aber nicht so ein potthässliches Graublau wie im Caddy.
Aber das mehr rein geht wie im Caddy, stimmt schon beim vorgänger. Aber der ist auch breiter als der VW. Und das hat icht nur Vorteile.
Aber. Trotz allem gebrudel über den Caddy habe ich das gefühl, das der Doblo nicht so lange hält.
Zum Preis noch was: Doblo Cargo 1,3 Multijet mit genialem Blue and Me Radio für 10tsd €! Da bekommt man keinen Caddy!
Schade, dass das baugleiche Modell, wie in den USA, nämlich der Dodge Ram ProMaster City, einen 2,4L Benziner mit 9 Gang ZF-Automatik bekommt und dieser nicht.
War zu erwarten, dass hier wieder Kommentare über die angeblich schlechte Fiat-Qualität kommen. Fiat und auch Franzosen waren mal unzuverlässige Autos, die einem unter dem Hintern weggerostet sind. Sie haben sich aber auch gebessert. Eltern haben jeweils den zweiten Panda und Fiorino. Keine Probleme, weil ein Fiat auch nicht so vielen Schnickschnack an Board hat. Ich würde mir eher den Doblo als den Caddy kaufen. Für das gesparte Geld kann ich auf Urlaub fahren und habe mehr davon, als wenn ich für einen Caddy mehr Geld ausgebe, in dem das Hartplastik solider zusammen gesetzt isr.