Ford Kuga (2008-2012): Gebrauchtwagen-Kaufberatung

Dieser Ford ist eine Bank

verfasst am Fri Feb 09 12:15:16 CET 2018

Groß, solide und praktisch. Bei einem gebrauchten Ford Kuga der ersten Generation können Käufer nicht viel falsch machen. Dennoch sollten Interessierte auf ein paar Dinge achten.

Der erste Ford Kuga war nur rund vier Jahre am Markt. Wer ein solides Kompakt-SUV sucht, kann hier dennoch fündig werden
Quelle: Ford
  • Solides und sehr zuverlässiges Kompakt-SUV
  • Sportlich abgestimmtes Fahrwerk
  • Kleine Motorenauswahl

Berlin – Dass sich SUVs gut verkaufen lassen, merkte auch Ford Mitte der 2000er-Jahre. Doch erst 2008 kam der kompakte Kuga. Da war selbst VW mit dem Tiguan schon ein Jahr auf dem Markt, Toyota mit dem RAV4 bereits seit 14 Jahren.

Auch der Kuga fand schnell seine Käufer. Er fährt erstaunlich sportlich, ist praktisch, sehr solide und dabei günstiger als der Tiguan. Unter dem Blech steckt Technik aus Focus und C-Max. Die Motoren stammen von Ford sowie aus Kooperationen mit Volvo und Peugeot.

Für ein SUV fährt der Kuga erstaunlich agil: die Technik entlieh Ford vom Kompaktmodell Focus
Quelle: Ford
Zu seiner Zeit verlor der erste Kuga bei Vergleichstests einiger Autozeitschriften zwar regelmäßig gegen den VW Tiguan. Als Gebrauchtwagen zeigt er ihm dagegen die lange Nase. Der Kuga schneidet bei Langzeitqualität und Haltbarkeit deutlich besser ab als die Konkurrenz, sagen die Reports von TÜV und Dekra. Ganz mängelfrei ist aber auch ein Kuga nicht.

Die Basis ist solide und hält in der Regel gut – zumindest, wenn der Kuga auf der Straße eingesetzt wird und nicht im harten Gelände. Dafür ist er nicht gemacht. Vom ersten Modell, gebaut bis 2012, werden derzeit rund 1.500 Fahrzeuge bei mobile.de angeboten, davon rund 800 Fahrzeuge mit mindestens zwölfmonatig gültiger HU und maximal 150.000 Kilometer Laufleistung. 600 davon besitzen ein ausgefülltes Scheckheft.

Es gibt wenige kleine Macken und nervige Probleme beim Kuga. Einen guten Überblick geben das Ford-Kuga-Forum und die Erfahrungen der Nutzer in den Motortests. Wir gehen hier auf die häufigsten Mängel ein.

Historie | Modellwechsel

Vor zehn Jahren stellte Ford den Kuga auf dem Genfer Autosalon vor. Das Blechkleid war bekannt von der zwei Jahre zuvor gezeigten Studie Iosis. Bei der Technik griffen die Ingenieure zu bewährter Substanz von Focus und C-Max. Daher hatte der erste Kuga seine erstaunlich dynamischen Fahreigenschaften.

In der nur vierjährigen Bauzeit änderte Ford nicht viel. 2011 bot die Ausstattung Titanium zum Beispiel LED-Tagfahrlicht, darüber sorgte die Variante Individual für mehr Komfort. Im Oktober 2012 lief die erste Generation des Kuga bereits aus. Ford wollte im Rahmen der „One Ford“-Strategie ein Modell für die ganze Welt bauen statt auf jedem Kontinent eigenständige SUV. Bereits ab März 2013 stand so die zweite Generation des Kuga bei den europäischen Ford-Händlern.

Das Navi scheint nach Erfahrungen der MOTOR-TALKer kein Glanzlicht des Kuga zu sein. Die Rückfahrkamera ist dennoch hilfreich
Quelle: Ford
Der erste Kuga ab 2008 musste sich nur wenige Rückrufe gefallen lassen. Bei Fahrzeugen ab Juli 2012 kann bei einem Aufprall beim Auslösen des vorderen Gurtstraffers starke Hitze entstehen, die das Dämmmaterial auf der Innenseite der Verkleidung der B-Säule entzünden kann. Bei Autos, die zwischen Mai und Oktober 2010 von den Bändern liefen, können die beheizten Waschdüsen undicht sein. Dies kann unter Umständen einen Kurzschluss mit Brand verursachen. Modelle, die zwischen November 2008 und März 2009 gebaut wurden, haben Probleme mit dem Rückschlagventil in der Unterdruckpumpe des Bremssystems.

Wer sich ein Fahrzeug aus diesen Jahrgängen anschaut, sollte darauf achten, dass die Rückrufaktionen durchgeführt wurden. Im Vergleich zum Wolfsburger Rivalen Tiguan sind das wenige. Generell gilt der Kuga als guter Gebrauchtwagen-Tipp. Es gibt kaum ein anderes SUV-Modell, das so gut bei TÜV und Dekra abschneidet.

Karosserie

Ford bot den Kuga stets als Fünftürer an. Auf 4,44 Meter Länge finden vier Personen Platz, eine fünfte darf sich auf die Rückbank quetschen. Der Raum an Knie und Kopf fällt kleiner aus als bei den Mitbewerbern und ist auf langen Fahrten nur Kinder zu empfehlen. Im Vergleich zum VW Tiguan bietet der Kuga einen kleineren Kofferraum. Zwischen 410 und 1.405 Liter statt 470 bis 1.510 Liter fasst der Ford. Bei den Ablagefächern kann der Kuga ebenfalls nicht ganz mithalten. Praktisch: Durch Umklappen der Rücksitzlehne entsteht ein komplett ebener Laderaum. Die Sicht nach hinten fällt durch das kleine Heckfenster und die breiten C-Säulen schlechter aus als beim VW.

Rost scheint beim Kuga kein Problem, bis auf ein paar Ausnahmen. MOTOR-TALKer runtimeerror entdeckte schon früh an seinem Kuga Rost: „Meiner hatte bereits nach einem halben Jahr gut sichtbaren Rost unterhalb der oberen Heckklappe“, schreibt er. Auch BluDiesel hatte schon bei der Auslieferung Flugrost an den Achsen. Er empfiehlt deshalb einen zusätzlichen Unterbodenschutz, vor allem, wenn das Fahrzeug im Winter bewegt wird.

Motor | Getriebe

Im Laufe der ersten Generation stattete Ford den Kuga nur mit zwei Motoren aus: einem Benziner und einem Diesel. Der 2,0-Liter-Turbodiesel kam in drei Leistungsstufen mit 136 PS (bis 2/2010), 140 PS (ab 2/2010) und 163 PS.

Ein Problem ist im Nachhinein die Motorenauswahl: Der Benziner ist durstig und selten, für den Diesel gibt es Stand heute keine Nachrüstung auf Euro 6 oder besser
Quelle: Ford
Der Diesel war mit Abstand der meistverkaufte Motor, vor allem gilt das für die schwächeren Varianten mit Frontantrieb. Allrad kostete Aufpreis. Der Top-Diesel war ausschließlich mit Allradantrieb erhältlich, der über eine elektronisch gesteuerte Haldex-Kupplung geregelt wird.

Serienmäßig koppelte Ford den Motor an ein manuelles Sechsganggetriebe. Optional war für die Allradmodelle ab 2010 ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe verfügbar, das bei Ford Powershift-Getriebe heißt. Bei diesem Getriebe ist zu beachten, dass alle 60.000 Kilometer das Öl gewechselt werden muss, wie MOTOR-TALKer Isidor1967 anmerkt.

Chif_wiggum würde „keine Automatik mehr nehmen (und keinen 163 PS). Fährt sich katastrophal träge und kommt nicht vom Stand weg“, schreibt er. Matribu79 empfiehlt dagegen Powershift und Basisdiesel: „Automatik und 140 PS sind super, der Verbrauch liegt bei etwa acht Liter auf 100 Kilometer“, schreibt er. Allerdings können Elektronikstörungen oder defekte Luftmassenmesser nerven.

Nachteil der Dieselmotoren aus heutiger Sicht: Anfangs schafften die Motoren nur Euro 4, ab 2011 stellte Ford auf Euro 5 um. Diese Abgasnorm erreichen sie ohne die Zugabe der Harnstofflösung AdBlue. Eine Umrüstung auf bessere Abgaswerte ist nach aktuellem Stand nicht möglich.

Fehler können auch beim Kuga auftreten, wie MOTOR-TALKer niZer erfahren musste. „Die letzten Werkstattaufenthalte waren ziemlich teuer. DPF defekt, Lambda-Sonde, Klimakompressor, AGR-Ventil, Xenon Brenner, Xenon Steuergeräte. Es reicht also, um sich jetzt für einen Neuwagen bzw. Jahreswagen zu entscheiden. Gebrauchtwagen kommt mir nicht mehr auf den Hof“, schreibt er.

Auch Gerhard6049 hatte bei seinem Fahrzeug Pech: „Motornagelgeräusche undefinierbar. Je kälter die Außentemperatur, umso lauter. Unterboden und sämtliche Gelenke rostig, Radioempfang zum Kotzen, Lenkrad fängt an sich aufzulösen schon bei 25tkm“, schreibt er.

Der durchzugsstarke, aber durstige Volvo-Fünfzylinder-Turbo mit 200 PS war der einzige Benziner im ersten Kuga. Er wurde aber kaum bestellt und ist daher selten auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu finden. Bei mobile.de finden sich davon aktuell nur 25 Stück.

Fahrwerk

Praktisch: wer die Lehne umklappt, kann eine ebene Ladefläche nutzen
Quelle: Ford

Dem TÜV-Report zufolge schlägt sich der Ford Kuga MK1 beim Thema Fahrwerk deutlich besser als seine direkten Wettbewerber. Das gilt für die Haltbarkeit von Achsfedern/Dämpfung, Lenkung, Funktion der Bremse, die Bremsbauteile und die Auspuffanlage. An den Schalldämpfern knabbert weniger Rost als bei vergleichbaren Fahrzeugen.

Selten fallen den Prüfern bei der Hauptuntersuchung Undichtigkeiten an den Antriebswellen auf. Bei einigen Fahrzeugen fällt dafür das Abblendlicht aus. Schuld sind Spannungsspitzen. Ein Software-Update sollte das längst behoben haben. Dennoch sollten Kaufinteressenten die Leuchten besser rundum kontrollieren. Auch ein Blick unters Auto kann nicht schaden. Das Augenmerk gilt dann den Achsmanschetten und möglichem Rost an den Fahrwerksteilen. Flugrost scheint zwar häufig vorzukommen, aber kein massives Problem zu sein.

Harter Geländeeinsatz kann die Radlager in Mitleidenschaft ziehen, sie knirschen und kratzen dann laut. MOTOR-TALKer toysi hatte das Problem: „Mein Freundlicher sagte mir bei einem Anruf, dass das mit dem Lager schon mal bei einem Allrad vorkommen kann“, schreibt er. Chif_wiggum meint, dass „Radlager relativ häufig defekt sind.“

Ein funktionierendes Fahrwerk macht keine Geräusche, bietet eine gute Federung und ein agiles Handling. Der mäßige Abrollkomfort und die nervöse Lenkung sind dagegen normal.

Ausstattung | Sicherheit

Welche Extras braucht man im Kuga? In der Basisversion „Trend“ zählen sechs Airbags, ESP, manuelle Klimaanlage und elektrische Fensterheber zur Ausstattung. Die umfangreich ausgestattete Titanium-Version bietet etwa eine Klimaautomatik, Regensensor, Tempomat und 17-Zoll-Aluräder.

Optional gab es eine beheizte Frontscheibe, ein Panorama-Glasdach, Xenonlicht, eine Standheizung und ein langsames Navi von Ford oder Blaupunkt. Ab 2011 bot die neue Ausstattungsvariante Individual unter anderem eine Einparkhilfe vorn und hinten sowie 18-Zöller. Außerdem sitzen die Passagiere auf Lederpolstern.

Die Funktion der Lichtanlage sollten Interessenten vor dem Kauf überprüfen: Spannungsspitzen führten bis zu einem Software-Update gelegentlich zu Ausfällen
Quelle: Ford
Das Werks-Navi scheint keine große Hilfe zu sein, wie MOTOR-TALKer Kuga_Muc feststellte: „Rückfahrkamera wollte ich unbedingt haben, gibt es aber nur mit dem Sound & Connect für glaub ich 2.500 Euro extra. Die größte Fehlinvestition meines Lebens. Das Navi NX ist einfach nur Müll, bzw. wohl nicht das Navi, aber die Kartensoftware. Ford ist in diesem Zusammenhang auch keine Hilfe“, schreibt er. Dafür empfiehlt er die normalen Ledersitze mit Kunstleder an der Rückseite. „Die Sitzheizung ist auch super, beheizte Frontscheibe ist genial, falls Du Laternenparker bist, bloß keinen mit 19" Rädern nehmen, ich und viele andere hatten viele Probleme mit Sägezahnbildung“, schreibt er.

Isidor1967 ärgert sich darüber, dass das Navi auch am Tag dunkel wird, wenn Licht an ist, die Sitzheizung nicht automatisch abschaltet und dass der Kuga ein Haubenschloss besitzt.

Marktsituation | Preise

Kompakte SUV gibt es viele auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Doch keines ist in der Summe so zuverlässig und fährt so problemlos wie der Ford Kuga. Zwar sind die ältesten Kuga bereits zehn Jahre alt. Doch es gibt rund 600 Fahrzeuge mit weniger als 150.000 Kilometer Laufleistung in einem gepflegten Zustand ab 8.500 Euro.

Gepflegte Modelle unter 100.000 Kilometern und mit ausgefülltem Scheckheft kosten mindestens 11.500 Euro.

Fazit | Empfehlung

Die Wahl eines passenden Ford Kuga fällt leicht, denn das Motorenangebot ist überschaubar. Der Benziner ist selten und durstig, da bleibt nur der Diesel. Wir würden den Basisdiesel mit Frontantrieb und manuellem Sechsganggetriebe wählen. Am besten ein 140-PS-Modell ab 2011 mit Euro-5-Norm. Gut erhaltene Fahrzeuge dieser Konfiguration werden bei mobile.de ab 13.700 Euro angeboten.

Wer aufgrund der der anhaltenden Dieseldiskussion keinen Diesel der Abgasnormen Euro 4 oder Euro 5 kaufen möchte, wird beim ersten Kuga leider nicht glücklich. Eine breitere Auswahl an Benzinmotoren gab es erst beim Nachfolgemodell ab 2013.

Vergleichsweise wenige Rückrufe musste Ford für den Kuga der ersten Generation durchführen
Quelle: Ford
Wie sein Nachfolger, wurde der Ford Kuga Mk 1 im spanischen Valencia produziert
Quelle: Ford
Ford produzierte den Kuga ausschließlich als Fünftürer mit fünf Sitzplätzen
Quelle: Ford
Ford Kuga Mk 1: Heckansicht
Quelle: Ford
Für ein SUV fährt der Kuga erstaunlich agil: die Technik entlieh Ford vom Kompaktmodell Focus
Quelle: Ford
Die Funktion der Lichtanlage sollten Interessenten vor dem Kauf überprüfen: Spannungsspitzen führten bis zu einem Software-Update gelegentlich zu Ausfällen
Quelle: Ford
Ford Kuga Mk 1: Die Heckklappe lässt sich in zwei Teilen öffnen
Quelle: Ford
Das Navi scheint nach Erfahrungen der MOTOR-TALKer kein Glanzlicht des Kuga zu sein. Die Rückfahrkamera ist dennoch hilfreich
Quelle: Ford
Andere SUV seiner Klasse boten damals mehr Platz. Das brachte den Kuga bei Vergleichstests oft ins Hintertreffen
Quelle: Ford
Praktisch: wer die Lehne umklappt, kann eine ebene Ladefläche nutzen
Quelle: Ford
Das Panorama-Dach gehörte nicht zur Serienausstattung
Quelle: Ford
Staufächer im rückwärtigen Fußraum: Ford Kuga
Quelle: Ford
Ein Problem ist im Nachhinein die Motorenauswahl: Der Benziner ist durstig und selten, für den Diesel gibt es Stand heute keine Nachrüstung auf Euro 6 oder besser
Quelle: Ford