60 Jahre Citroën DS
Dieser Franzose ist mehr als nur ein Auto
Wo soll man bei diesem Auto anfangen? Citroëns DS war 1955 sensationell wie 1969 die Mondlandung und ist heute ein seltener Klassiker. Wir schauen zurück auf 60 Jahre DS.
Köln – Wie viel Fortschritt passt in ein Auto? Die Buchstaben DS verkörpern seit nunmehr 60 Jahren eine außergewöhnliche Leistung in Form und Technik. Citroën baute die göttliche „Déesse“, wie das Modell auch genannt wird, in Millionenauflage, von 1955 bis 1975. Und das war auch genauso geplant. Der Auftrag an die Entwickler lautete: Baut ein Auto, das seiner Zeit 20 Jahre voraus ist – damit es 20 Jahre lang gebaut werden kann.
Das Citroën-Flaggschiff wurde ein technisches Wahrzeichen der Grande Nation, wie nach ihr die Concorde oder der Hochgeschwindigkeitszug TGV. Und in den Prestige- und Pallas-Linien wurde die DS zum Inbegriff des französischen Luxus. Weshalb nicht nur in Deutschland viele passionierte DS-Fahrer ihren Citroën schlicht Pallas nannten.
Geradezu verstörend für alle DS-Liebhaber war deshalb das Revival des Signets DS mit der Bedeutung "Different Spirit" im Jahr 2010 - und das obendrein auf Kleinwagen wie den DS3.
Herausragend fortschrittlich
Ihren Mythos verdankt die DS aber nicht der Pallas-Ausstattung oder dem Status als Staatskarosse. Sondern ihrer automobilgeschichtlich herausragende Fortschrittlichkeit. Bereits die Premiere im prachtvollen Grand Palais des Pariser Automobilsalons besaß Glanz: mit eigenen Galas für Staatsgäste und einem Rekord für die Ewigkeit. 750 Kaufverträge in den ersten 45 Minuten nach Enthüllung des Autos, und 12.000 Bestellungen bis zum Abend des ersten Messetags. Das hatte es noch nie gegeben.
Was war dieser Citroën für ein Automobil? Zunächst einmal eine dramatisch lang gestreckte Stromlinien-Limousine mit fast 4,90 Metern Länge. Eine Leichtbau-Karosse mit Teilen aus glasfaserverstärktem Kunststoff und Aluminium. Wie dieses Design und Konzept 1955 auf die Menschen wirkte, können wir heute nur erahnen.
Ebenso futuristisch war die hydropneumatische Federung inklusive Niveauregulierung, die auch die Zweikreisbremsanlage mit Hochdruckservounterstützung und vorderen Scheibenbremsen, das halbautomatische Getriebe und die Servolenkung unterstützte. Dazu das aufprallsichere Einspeichen-Lenkrad, die Gürtelreifen und ab 1967 die mitlenkenden Scheinwerfer.
Kurz: Die DS war ein technisches Gesamtkunstwerk, für das zwei kongeniale Konstrukteure verantwortlich zeichneten, die noch Unternehmensgründer André Citroën persönlich eingestellt hatte: Flaminio Bertoni (Design) und André Lefèvre (Technik).
Teuer wie ein V6
Ähnlich faszinierende Motoren dagegen fehlten der DS zeitlebens. Mit anfangs gerade einmal 63 PS und auch am Ende nur 126 PS konnte die Göttin nie faszinieren. Anders als beim Vorgänger Traction Avant gab es keinen Sechszylinder, sondern nur allmähliche Hubraumvergrößerungen von 1,9- auf 2,3-Liter für die Vierzylinder. Ein klarer Nachteil insbesondere im Export, wo die Göttin auch preislich über den Wolken schwebte.
In Deutschland startete die DS-19-Preisliste vor 60 Jahren bei 12.350 Mark. In dieser Klasse fuhren Repräsentationsfahrzeuge wie Borgwards Pullman-Limousine Hansa 2400 oder der V8-BMW 501. Auch 1975 war ein Pallas Injection Automatik kostspieliger als Sechszylinder-Fahrzeuge wie der Mercedes 280, BMW 2500 oder Opel Admiral.
Passioniert im Sinne von leidensfähig musste mancher DS-Fahrer zudem hinsichtlich der Zuverlässigkeit und Verarbeitung sein. Ein Thema, das Citroën während der ganzen Bauzeit beschäftigte, den Erfolg aber nicht schmälerte.
Die DS in Kunst und Politik
Fast 1,5 Millionen Exemplare verkaufte Citroën. Dafür sorgten früh die technisch abgespeckte ID-Version, preiswerte Einsteigervarianten, konkurrenzlose Riesen-Kombis mit 3,13 Metern Radstand und eine tiefe gesellschaftliche Verankerung vor allem in Frankreich.
Nicht zu unterschätzen war der Einfluss der Citroën DS auf die Kunst. Die damals berühmtesten Grafiker und Fotografen, wie Robert Doisneau, Helmut Newton und Milton Glaser, inszenierten das Auto. Auch im Film kam man an der DS nur schwer vorbei. Marcello Mastroianni, Gérard Depardieu, Jane Birkin, Leonardo Di Caprio, Alain Delon oder Cathérine Deneuve: die DS besetzte in rund 1.500 Filmen die automobile Hauptrolle.
Hinzu kamen zumal schwarz gekleidete Göttinnen bei allen französischen Staatsakten, die beeindruckende Kolonnen bildeten und über Jahrzehnte die TV-News beherrschten. Bisweilen sogar mit viel Dramatik. So rettete der Citroën 1962 dem französischen Präsidenten Charles de Gaulle vermutlich das Leben. Bei einem missglückten Attentatsversuch konnte die DS dank Hydropneumatik auf drei Rädern entkommen.
Für Citroën unbezahlbare Werbung. Hinzu kamen sportliche Erfolge bei allen wichtigen Rallyes und Langstreckenrennen. Sei es bei der Rallye Monte Carlo (1959 und 1966), der Fernfahrt Lüttich-Sofia-Lüttich (1961) oder der Rallye Marokko (1969).
Zum 60. Geburtstag der großen Citroën-DS-Familie soll jetzt die neu gegründete Marke DS ein frisches Kapitel französischer Avantgarde schreiben. Ambitionen, die von der für alle Fans unsterblichen und unvergänglichen Déesse aus dem Oldtimer-Olymp wahrscheinlich eher amüsiert beobachtet werden.
Quelle: SP-X
Dieses Auto wollte ich schon als kleiner Bub unbedingt haben.
Ein interessanter Bericht. Aber wieso sollten 126 PS Anfang der 70er Jahre nicht ausgereicht haben um durch die Gegend zu fahren? Eine DS ist keine Corvette....
1955 war die DS sicher der Megaknaller, etwas völlig unvergleichliches Modernes. Spektakuläres Flaminio Bertoni Design mit Schwächen in praktischen Details: Bremsdosierung, starke Frontlastigkeit, legere Verarbeitung, Zuverlässigkeit.
Und dann in 20 Jahren nicht einen leistungsfähigen geschweige denn standesgemäßen Motor einzubauen, ist auch eine ausgefallene Citroen Leistung. Der alte 1.9 Motor mit 83 PS war rauh und lahm, Tempo 100 nach 19,9 Sekunden, vmax 147 kmh (1961). Das einfachere Modell war der ID.
Na vielleicht hatten die Präsidentenlimos heimlich V6 Motoren drin, Platz genug war im Motorraum.
BTW der erste Mercedes SL von 1954 ist bis heute ebenso eine Designikone, wenn auch in einer anderen Fahrzeugklasse.
Auch heute gibt es zumindest mit dem DS 5 ein spektakuläres bis unbekanntes Citroen Modell, Markterfolg? Totalausfall zumindest in Deutschland. Aber frankophiler Avantgardist könnte man auch heute sein...
Aktuell gibt es auch ein aufwändiges ams Edition Sonderheft zu 60 Jahren Citroen DS:
http://shop.motorpresse.de/.../...-sport-edition-60-jahre-citroen.html
Sorry, aber fande den schon immer pott hässlich!
Ich mag eher aggressiv designte Autos.
Nach wie vor (zumindest die Limousine) das schönste Fahrzeug, dass je gebaut wurde, insbesondere das Modell mit den Hinterglasscheinwerfern (was man nach der Übernahme von Panhard kopiert hat).
Formal eher ein Kunstwerk.
Die Hydropneumatik ist wirklich einzigartig, wer einmal so ein Fahrzeug bewegt hat, wird es nie mehr vergessen, unvergleichlicher Komfort und trotzdem sehr gute Straßenlage, insbesondere auf den holprigen Landstraßen in Frankreich.
Mit gewissen Anpassungen an die heutige Technik und an die wesentlich höheren Erkenntnisse der Aerodynamik (das aerodynamische Grundprinzip basiert noch auf Jaray) könnte man das heute noch problemlos erfolgreich am Markt platzieren.
brrrrrr, eines der häßlichsten autos aller zeiten - zumindest der neue scheint ganz nett zu werden...
Über Geschmack läßt sich streiten - auch bei den jetztigen Premiummarken.
Die heutige Designeinfalt ist jedenfalls nicht zu übersehen.
Man vergesse nicht - wir urteilen mit der heutigen Prägung auf das was als modern zu gelten hat über ein Auto welches damals wirklich ein futuristisches Aussehen hatte.
Ich persönlich halte es auch für eines der schönsten Autos .
Die Franzosen hatten oft schöne Autos und vor allem Mut zu anderen Formen und riskierten auch mal einen Reinfall. Auch heute haben sie wieder schöne Autos.
Wir Deutschen sind geprägt vom " Legoklötzchendesign" und dem Versprechen daß nur solche Autos " die Besten " seien.
Was im übrigen schon länger nicht mehr stimmt ...
Das Cabrio ist echt der Hammer. Leider unbezahlbar...
Was die Technik anbelangt, gehörte Citroën schon mit dem Vorgängermodell von der Göttlichen (DS), dem Traction Avant zu den Avantgardisten im Automobilbau. Das Pech der Automobilmarke war, dass die Hersteller, die Citroën-Technik kopiert haben, fast alles besser gemacht haben.
Ja, mit 200.000 - 300.000 Euro muss man bei diesem Fahrzeug rechen.
Es gab verschiedene - und ich finde das Modell mit dem geraden Heck von Chapron besonders schön(*). Von hinten. Bei der Front bevorzuge ich die alte Optik, die von 1955 bis 1966 gebaut wurde. Die Hinterglasscheinwerfer, die es ab 1967 gab, gefallen mir weniger. Egal, jede Göttin ist ein Traum.
Gruß Michael
(*) http://www.autopaedia.com/.../...et%202d%29%20%2801%29%20%5BAC1%5D.jpg
http://www.autopaedia.com/.../...et%202d%29%20%2801%29%20%5BCA1%5D.jpg
1. ein wenig klugscheißen muß sein , es heißt - teurer "als" ! immer wenn größer,kleiner,teurer etc also eine steigerung kommt heißt es als,-das "wie" kommt bei vergleichen die auf der gleichen ebene liegen, also genauso teuer "wie" der andere.
2. der vergleich mit dem großen mercedes, admiral, ist daneben.
recherchiert mal im alten hobby-heft von damals, da war der vergleichstest, übrigens sehr gut geschrieben (selbst nicht abgeschrieben) mit dem mercedes 190, der mit den flossen und dem thermometer statt tacho.
und der hat gepasst.
mfg.
Mein Onkel fuhr einen DS als ich noch ein Kind war. War schon ein beeindruckendes Auto.
Aber kann es sein dass der DS kein Rückfahrlicht hatte? Ich kann mich noch erinnern, dass mein Onkel mir die Nummernschildbeleuchtung als Rückfahrlicht andrehen wollte.
Das galt bis in die 70er Jahre für viele Autos, das war nicht ungewöhnlich. Lange Zeit war das eine Zusatzaussttung wie ein rechter Außenspiegel, eine Nebelschlußleuchte oder zusätzliche Nebel- oder Fernscheinwerfer. Alles Dinge, die nur gegen Aufpreis zusätzlich an das Auto geschraubt wurden.
Gruß Michael