Ford Fiesta ST 2018: Technik, Abstimmungsfahrt, Daten, Preis

Dieser Kölner Sportler spielt erste Liga

verfasst am Tue Mar 13 07:23:09 CET 2018

Ford setzt beim Fiesta ST das Messer an: Karosserie, Fahrwerk und Motor schärfen die Kölner nach. Wir waren bei der letzten Abstimmungsfahrt des Polo-GTI-Gegners dabei.

Der neue Ford Fiesta ST bietet wieder 200 PS, diesmal allerdings aus nur noch drei Zylindern
Quelle: Ford

Update: Der Basispreis des Ford Fiesta ST 2018 beträgt 22.100 Euro

Lommel – Die Bremsen knistern, Dampf steigt von den Rädern auf. Die Temperatur auf Fords Teststrecke in Belgien liegt knapp über null Grad, der Wind pfeift. Das Einzige was hier wärmt, ist der neue Fiesta ST. Und wie. Zwei Jahre hat Ford am neuen ST entwickelt, nun steht die letzte Abstimmung an. Fahren durften wir noch nicht, aber genau hinschauen. Der alte Fiesta ST auf Basis der siebten Generation des Kölner Kleinwagens war ja schon sehr, sehr gut. Was hat Ford getan, um ihn zu übertreffen?

Da wäre erst mal der neue Motor. Ein 1,5-Liter-Dreiyzlinder, das klingt nach Krücke - 200 PS bei 6.000 Touren und 290 Newtonmeter Drehmoment zwischen 1.600 und 4.000 Umdrehungen tun das nicht. Der Vorgänger holte eine ähnliche Leistung aus einem 1,6-Liter-Vierzylinder. Nun also weniger Pötte, die aber mit etwas größerem Volumen.

Den Unterboden verkleidet Ford mit glatten Kunststoffplatten
Quelle: Ford
Zweites ST-Highlight: der Unterboden. Leo Roeks, Direktor von Ford Performance, wirkt direkt ein bisschen verliebt. „Der ist mit glatten Kunststoffplatten verkleidet, gibt nur ein paar Stellen für Luftzufuhr frei. Das kühlt die Bremsen und verringert Verwirbelungen, bringt mehr Ruhe ins Auto“, begründet er seine Freude.

Ebenso stolz ist er auf die neuen Federn an der Hinterachse. Die heißen „Ford Force Vectoring Springs“ und sollen Querkräfte aufhalten. Sie sind leicht gekrümmt, ausgebaut würden sie auf der Werkbank umfallen. Durch die Krümmung nehmen die Federn in Kurven mehr Kraft auf und stützen das jeweilige Rad dagegen. Ein rund zehn Kilogramm schweres Watt-Gestänge wird damit überflüssig.

Karosserie und Fahrwerk: alles für die Performance

Die Torsionslenkachse sorgt für eine bessere Seitenführung, eine neuentwickelte mechanische Sperre mit weniger Reibungsverlust sorgt für mehr Traktion auf der Vorderachse. Neue Dämpfer reagieren nun frequenzabhängig und damit feinfühliger und schneller. Die Spur wurde vorne im Vergleich zum Basis-Fiesta um 10 Millimeter, beziehungsweise um 48 Millimeter zum vorherigen Fiesta ST, verbreitert. Zusätzliche Verstrebungen am Unterboden machen den ST außerdem steifer als einen Standard-Fiesta.

Auf den neuen ST schraubt Ford 17-Zoll-Reifen serienmäßig oder 18 Zoll als Option. Damit sind die Radhäuser in jedem Fall sauber ausgefüllt. Auf die Felgen ziehen die Kölner Michelin-Reifen vom Typ Pilot-Super-Sport. Die sollen mit zwei unterschiedlichen Mischungen an der Straße kleben wie ein Gecko an der Decke: eine weichere Mischung außen sorgt für mehr Haftung in den Kurven, eine härtere Mischung in der Mitte für bessere Haltbarkeit. Gemeinsam mit den neuen Bremsen mit 278 Millimeter Durchmesser vorn und 253 Millimeter hinten sorgen die Reifen für einen bis zu sechs Prozent kürzeren Bremsweg.

Im Cockpit: Recaros, Carbon-Optik und ein abgeflachtes Sportlenkrad
Quelle: Ford
Der neue Abgaskrümmer trägt ebenfalls zum neuen ST-Paket bei. „Er ist nun Teil des Kopfes, verringert dadurch den Abstand zwischen Motor und Turbo", sagt Roeks. Letzterer spricht so schneller an. Dahinter sorgt ein Benzin-Partikelfilter für saubere Abgase - und vernichtet gleichzeitig jeden Motorsound. Als Abhilfe montiert Ford eine aktive Auspuffklappe im linken Endrohr sowie ein Soundmodul für den Innenraum.

Zylinderabschaltung beim Dreizylinder

Das ist natürlich eine technische Krücke, klingt aber ganz ordentlich. Der Klang verändert sich je nach Drehzahl und Last sowie beim Wechsel der Fahrmodi: Normal, Sport und Track. Bei Sport und Track knallt es dezent beim Zurückschalten und beim Lupfen. Ganz nett, auch wenn man weiß, wie es gemacht wird.

Ein Novum im neuen Fiesta ST ist die Zylinderabschaltung. Der Dreizylinder von Ford ist der erste Motor seiner Art mit dieser Funktion. Ingenieur Ian Archer hat mit rund 100 Mitarbeitern vier Jahre an der Automatik gearbeitet, die zwischen 1.200 und 4.500 Touren innerhalb von 14 Millisekunden den ersten Zylinder ab- und wieder zuschalten kann. Über die Hydraulik wird die Annahme der Nockenwelle so eingestellt, dass der Druck auf die Ventile entweder übertragen wird oder ins Leere fällt. Spüren soll man davon nichts.

Unter der Motorhaube: Fords erster Dreizylinder mit Zylinderabschaltung und 1,5 Litern Hubraum
Quelle: Ford
Ford erhofft sich von dieser Maßnahme ein Spritspar-Potenzial von bis zu sechs Prozent. Den meisten Fiesta-ST-Besitzern wird das eher egal sein, die Modellvariante kauft schließlich niemand zum Spritsparen. Eher wegen Wendigkeit, Leistung und Fahrleistungen: Von 0 auf 100 km/h rennt der ST in 6,5 Sekunden und fährt bis zu 232 km/h schnell. Der Vorgänger ST200 benötigte 6,7 Sekunden auf Tempo 100 und fuhr 230 km/h schnell.

Ford Fiesta ST: Marktstart im Juli

Die drei Fahrmodi Normal, Sport und Track verändern die Gaspedal-Kennlinie, Lenkung und Auspuff. Das ESP lässt sich im ST komplett ausschalten, eine Launch Control (Option) hilft bei Blitzstarts. Das funktioniert so: Traktionskontrolle deaktivieren, Gang einlegen, Gaspedal voll durchtreten und die Kupplung schnell kommen lassen. Mit dem neuen Flat-Shift lassen sich die Gänge auch ohne Lupfen durchschalten: Einfach Fuß auf dem Gas lassen, kurz den Gang wechseln, und weiter geht's.

Für den richtigen Halt in engen Kurven sorgen die nun tiefer liegenden Recaro-Sportsitze, die sich optional in der Höhe verstellen lassen. Das Sportlenkrad ist unten abgeflacht. Ein zwei Zentimeter kürzerer Schalthebel soll für ein besseres Schaltgefühl sorgen, eine Schaltwegverkürzung hat der ST nicht.

Das Cockpit unterscheidet sich vom Serien-Fiesta vor allem durch den Carbonlook und die Sitze. Serienmäßig erfolgt die Bedienung von Entertainmentsystem und Navi über einen 6,5-Zoll großen Monitor in der Mitte, optional gibt es ein 8-Zoll-Display. Optional bietet Ford außerdem eine Soundanlage von Bang & Olufsen.

Der Vorgänger Fiesta ST200 kostete rund 20.640 Euro. Die stärksten Wettbewerber wie Opel Corsa OPC (207 PS, 24.930 Euro), Renault Clio R.S. (200 PS, 23.690 Euro), Peugeot 208 GTI (208 PS, 23.990 Euro) und VW Polo GTI (200 PS, 23.950 Euro) sind etwas teurer.

UPDATE: Ford hat inzwischen die Preise für den neuen Fiesta ST bekanntgegeben. Der EInstieg liegt 22.100 Euro. Die Markteinführung steht für Juli 2018 auf dem Programm.

Ford Fiesta ST 2018: Technische Daten

  • Motor: 1,5-l-Turbo-Dreizylinder-Benziner
  • Leistung: 200 PS
  • Drehmoment: 290 Nm
  • Getriebe: Sechsgang manuell
  • 0-100 km/h: 6,5 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 232 km/h
  • Verbrauch: 4,9 l/100 km (vorl. Angabe)
  • Basispreis: n.a.

 

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Mit neuen Federn und Dämpfern, einer neuen Sperre und einer überarbeiteten Hinterachse erhält der neue Fiesta ST ein tiefgreifend verändertes Fahrwerk
Quelle: Ford
Den Unterboden verkleidet Ford mit glatten Kunststoffplatten
Quelle: Ford
Im neuen Fiesta ST bietet Ford eine Launch Control für den besonders flotten Ampelstart
Quelle: Ford
Die breitere Spur und Michelin-Sportreifen sollen den ST auf der Straße kleben lassen
Quelle: Ford
Im Cockpit: Recaros, Carbon-Optik und ein abgeflachtes Sportlenkrad
Quelle: Ford
Der kürzere Schaltknüppel soll laut Ford für mehr Schalt-Spaß sorgen
Quelle: Ford
Ford Fiesta ST: Rückbank
Quelle: Ford
Unter der Motorhaube: Fords erster Dreizylinder mit Zylinderabschaltung und 1,5 Litern Hubraum
Quelle: Ford