Rennfahrer trotz(t) Querschnittslähmung
Dieser Mann steuert eine Corvette - ohne Arme und Beine
Vor 14 Jahren verlor Sam Schmidt erst die Kontrolle über seinen Rennwagen und dann über seinen Körper. Der Unfall nahm ihm die Kraft seiner Beine, aber nicht seinen Willen.
Indianapolis - Sam Schmidt ist Rennfahrer. Das "ist" hat hier eine besondere Bedeutung, denn wer Sams Geschichte kennt, würde wohl eher ein "war" erwarten. Von 1997 bis 1999 fuhr Schmidt mit mäßigem Erfolg in der amerikanischen Indy Racing League (heute IndyCar Series). Ein Sieg in Las Vegas und der fünfte Platz in der Gesamtwertung 1999 - das reicht noch nicht für die großen Geschichtsbücher. Danach fuhr Sam Schmidt nie wieder ein Rennen.
Am 6. Januar 2000 verunfallte Sam bei Testfahrten für die nächste Indy-Saison schwer. Als ihn die Rettungsteams aus dem Wrack zogen, hatte er schon keine Kontrolle mehr über Beine, Arme, seinen Körper. Sam ist seitdem von der Brust abwärts gelähmt, kann nur seine Schultern bewegen.
Kämpfernatur
Doch Sam ist ein Kämpfer, einer, der nicht aufgibt, auch wenn ihm das Leben und das Schicksal Brocken in den Weg legen. Brocken, so groß, dass sie einen Riesen stoppen könnten. Doch Sam, den Rennfahrer, trieb eine Sucht. Eine Sucht nach Rennbenzin und Motorengebrüll, die Lust nach verbranntem Gummi und Action ließ ihn nicht los. 2001 gründete er deshalb sein eigenes Rennteam, inspiriert von Formel-1-Teamchef Frank Williams.Und jetzt kommt die kleine Sensation: 14 Jahre nach seinem Unfall wird Sam Schmidt wieder auf der Rennstrecke rasen. Beim legendären Indy 500 lenkt er einen Rennwagen über den Indianapolis Motor Speedway. Nicht im Rennen, das nicht, aber im Beiprogramm. Der Lärm, das Boxengeheul, ist da etwas leiser. So kann Sam dem Jubel von den Rängen besser lauschen. Denn, wenn Sam fährt, fährt er selbst. Er steuert seinen Wagen ohne Arme, ohne Beine. Nur mit seinem Willen.
Fahren ist Freiheit
Die Idee dazu stammt aus einem Projekt, das seine Firma Schmidt Peterson Motorsports gemeinsam mit der US Air Force entwickelte. Das Ziel dabei ist, ein Auto zu bauen, mit dem fast vollständig Gelähmte fahren können. Beim sogenannten SAM-Projekt (Semi-Autonomous-Motorcar) gibt der Fahrer unverändert die Befehle, nur die Ausführung übernimmt das Auto.
Infrarot und GPS statt Armen und Beinen
Die Basis des SAM-Rennwagen, mit dem Sam Schmidt in Indianapolis startet, ist eine 2014er Corvette C7 Stingray. Mit 466 PS und 630 Newtonmetern Drehmoment ein Rennwagen für die Straße. Gesteuert wird das Fahrzeug mittels Kopfbewegungen. Dazu trägt der Fahrer eine Mütze mit Infrarot-Sensoren. Entsprechende Kameras zeichnen die Bewegungen auf und werten die Kommandos aus.
Neigt Sam Schmidt seinen Kopf nach links, lenkt der Wagen dorthin. Neigt er sein Haupt nach hinten, beschleunigt der Wagen. Gebremst wird über einen Drucksensor im Mund. Je fester Sam zubeißt, desto härter bremst die Corvette.
Fernsteuerung zur Sicherheit
Das alles klingt theoretisch leichter, als es in der Praxis ist. Denn Sam Schmidt will schnell fahren. Und jeder, der schon mal in einem Rennwagen mitgefahren ist, weiß, dass das einen ordentlich durchschütteln kann. Deswegen bekommt Schmidt noch mehr elektronische Helfer. So verfügt sein Auto über ein GPS-System, das 100 Positions-Updates pro Sekunde verarbeitet.
Dem Fahrzeug können so virtuell Grenzen (z. B. der Streckenrand) gesetzt werden, über die es nicht hinausfahren kann. Auf dem Beifahrersitz nimmt zudem eine Begleitperson Platz. Sie soll im Notfall das Steuer übernehmen. Getestet wurde der SAM-Rennwagen bisher auf der Landebahn der Air-Force-Basis nahe Columbus/Ohio. Hier erreichte der halbautonome Rennwagen Tempo 135 km/h. In einem Simulator schafften Auto und Pilot schon 160 km/h.
160 km/h müssen drin sein
Für Sam Schmidt wird die Fahrt beim Indy 500 der beste Tag seines neuen Lebens. „Als ich hinterm Lenkrad saß und fähig war, das Auto zu kontrollieren, da fühlte ich mich das erste Mal seit 14 Jahren wieder normal. Dieses Gefühl ist unglaublich“, sagt Schmidt über die Testfahrt.
Wow. Das ist echt cool. Ich könnte mir garnicht vorstellen ein Auto auf diese Weise zu fahren. Gerade wenn man schnell fährt, braucht man einfach Koordination und Präzision.
Wenn ich bspw. mit Tail Braking in eine Kurve hineinbremse (gerade so, dass sich das Auto nicht reindreht, oder die Reifen blockieren), gleichzeitig Kupplung und Gas betätige um runterzuschalten, ich mit meinen Händen wirklich präzise einlenke, am Scheitelpunkt dann wieder voll auf dem Gas bin, ich die ganze Zeit den Verkehr im Blick habe (vor mir, neben mir, hinter mir)...
Das sind zu viele Arbeitsschritte in zu kurzer Zeit. Klar: Der fährt in Indianapolis nur im Kreis, was aber nicht minder beeindruckend ist. Denn das Oval hat ganz andere Erfordernisse, und auch das ist schwierig, denn es erfordert noch mehr Präzision bei hohen Geschwindigkeiten. Auch wenn er alleine auf dem Track ist. Minimalste Lenkbewegungen können das Auto um mehrere Meter aus der Spur versetzen.
Dass die Air Force ein gehöriges Interesse an dieser Technologie hat ist mir schon irgendwie klar.
Wenn man den hier erwähnt, sollte man ihn und die auch nicht vergessen 😉
Ganz in meiner Nähe ist eine Firma ansässig die Autos behindertengerecht Umrüstet. Vor einigen Jahren hat diese Firma ebenfalls ein System entwickelt um Autos nur mithilfe von einem Joystick oder wie im Artikel beschrieben mit Kopfbewegungen zu steuern. Auch teilautonomes Fahren ist möglich, sowie ferngesteuertes Rangieren, etc.
Wozu die Amis die AirForce brauchen, machen bei uns eben die mittelständischen Firmen 😆
Respekt für soviel Leidenschaft.
Deutsche Überheblichkeit. Ich hab's vermisst.