Manager gegen Betriebsrat: Konfrontation in Wolfsburg
Diess stellte angeblich Vertrauensfrage
Die VW-Diesel-Krise darf nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen werden, fordert der Betriebsrat. Folge: In Wolfsburg zoffen sich die Bosse.
Update: Betriebsrat dementiert "Vertrauensfrage"
Hannover/Wolfsburg - Der verschärfte Sparkurs bei Volkswagen treibt einen Keil zwischen den mächtigen Betriebsrat und das Management. Der bereits seit Monaten andauernde Konflikt mit dem Vorstand der VW-Kernmarke ist an einem neuen Höhepunkt angelangt.
Herbert Diess soll nach Informationen von "Spiegel Online" dem Betriebsrat die Vertrauensfrage gestellt haben. "Soll ich gehen"? titelte das Portal am Freitagnachmittag. Der Betriebsratschef Bernd Osterloh soll darauf mit "Nein" geantwortet haben. Ein Sprecher des Betriebsrats widersprach dieser Darstellung am Freitagabend: "Das ist eine Falschmeldung. Das angebliche Gespräch am
gestrigen Donnerstag, in dem Herr Diess Herrn Osterloh gefragt haben soll, ob er gehen soll, hat es nicht gegeben."
Aber: Das Vertrauen scheint nachhaltig erschüttert. In Wolfsburg herrscht öffentliche Konfrontation. Da ein "gravierendes Vertrauensproblem" vorliege, rief Betriebsratschef Osterloh öffentlich zu Gesprächen über einen "Zukunftspakt" auf. Es gebe keine Basis mehr für die bisherige Form der Zusammenarbeit, hieß es aus dem Betriebsrat. Diskussionen über einen "Zukunftspakt" seien nötig, um die aktuellen Spekulationen zur Sicherheit von Jobs und Werken in Deutschland zu beenden. "Darin wollen wir feste Produkt-, Stückzahl- und Investitionszusagen für die nächsten Jahre festschreiben", schrieb der Betriebsrat an die VW-Belegschaft. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag von Vertrauensleuten der IG Metall. Der Brief ging unter anderem per E-Mail auf den Weg.
Volkswagen ist gesprächsbereit
Der Vorstand der VW-Kernmarke zeigte sich bereit, rasch in Gespräche einzusteigen. "Das Schreiben des Betriebsrats sehen wir als sehr gute Vorlage für die weitere Arbeit. Wir begrüßen ausdrücklich das Verhandlungsangebot für einen langfristigen Zukunftspakt", sagte VW-Personalchef Karlheinz Blessing der dpa auf Anfrage. "Die Sicherung der Standorte liegt auch im Interesse des Vorstands. Die Gespräche werden wir zügig und konstruktiv führen."
Der mit dem Schreiben in die Belegschaft getragene Konflikt markiert eine neue Qualität. Osterloh und VW-Markenchef Herbert Diess gerieten seit dem Ausbruch der Diesel-Krise schon mehrfach aneinander. Folgt nun ein offener Bruch?
Betriebsrat stemmt sich gegen Stellenabbau
Der Vorwurf des Betriebsrates wiegt schwer. Er fürchtet, dass das Management den Renditedruck verschärft und die Lage in der Krise bewusst ausnutzt. "So haben wir den Eindruck, dass der Diesel-Skandal hinterrücks dazu genutzt werden soll, personelle Einschnitte vorzunehmen, die bis vor wenigen Monaten kein Thema waren", heißt es in dem Brief, den auch die Betriebsratschefs aus Emden, Hannover, Kassel, Salzgitter, Braunschweig und VW-Sachsen unterschrieben haben.
Einen Pakt für sichere Jobs gab es zuletzt vor zehn Jahren, als VW die Viertagewoche zu Grabe trug und Mehrarbeit ohne vollen Lohnausgleich errang. "Auch in der damaligen schwierigen Zeit ist es uns über verbindliche Vereinbarungen gelungen, die Zukunft für Unternehmen und Beschäftigte positiv zu gestalten. Dies ist auch heute unser Angebot an den Markenvorstand von Volkswagen", heißt es in dem Brief. "Wir wollen ein Ende der Spekulationen über die Zukunft von Menschen und Standorten von Volkswagen!"
Die Mitbestimmung im VW-Konzern ist ungewöhnlich stark. Auch wegen historischer Wurzeln haben der Betriebsrat um die IG Metall und der Minderheitseigner Niedersachsen starke Positionen - die Nazis bauten das VW-Stammwerk mit enteignetem Gewerkschaftsvermögen. Abstriche bei der Mitbestimmung träfen das Grundverständnis von VW, in dem Beschäftigung und Wirtschaftlichkeit Ziele gleichen Ranges sind.
Arbeitnehmerseite verlangt klare Perspektive
Osterlohs Team hegt offenbar großes Misstrauen. "Ständige wechselnde Zielvorgaben, das Fehlen einer verlässlichen, langfristigen Strategie für die Marke Volkswagen oder pauschale, nicht zu Ende gedachte Sparvorgaben sind hierfür nur einige Beispiele."
"Der Grundsatz, dass Wirtschaftlichkeit und Beschäftigung gleichrangige Unternehmensziele sind, muss seine Gültigkeit behalten." Dies gelte "selbstverständlich" auch für die Leiharbeit. Hier ließ VW zuletzt - nach Jahren der Übernahmepraxis - gut tausend Verträge auslaufen. Der Brief fordert: "Ziel darf es nicht sein, möglichst viele Leiharbeitnehmer schnellstmöglich abzumelden."
Osterlohs Leute spielen mit dem "Zukunftspakt" auf Angriff. Sie fordern mit den festen Zusagen für Jobs, Produkte und Stückzahlen auch ein strategisches Gesamtkonzept ein. "Dies gilt beispielsweise für unsere Motoren- und Getriebestandorte, die durch den Einzug von Elektromobilität betroffen sein werden, für unsere fahrzeugbauenden Werke und auch für die indirekten Bereiche.
Mit Letzterem sind in der Branche Jobs fern der Produktion gemeint, also etwa in der Verwaltung. Dort will das VW-Management mehr als 3.000 Stellen abbauen, worin der Betriebsrat eine blinde Sparwut nach der "Rasenmäher-Methode" sieht. Die aktuelle Beschäftigungssicherung für die 120.000 Mitarbeiter im VW-Haustarif schließt Stellenstreichungen nicht aus. Diese könnten über weniger Neueinstellungen oder Zuweisen neuer Aufgaben laufen.
Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht
Der Betriebsrat fordert also einen echten 5-Jahresplan?
So wie früher?
VW ist meines Wissens ein Fahrzeughersteller und keine Beschäftigungsanstalt, warum sollten sie Beschäftigung garantieren? Zudem sind die dabei herauskommenden, meist einen Modellzyklus dauernden Beschäftigungsgarantien sinnlos. Welcher Hersteller würde auch ohne Garantie mittendrin groß umstellen?
man muss schon sagen, seit dieselgate läuft es nirgends mehr rund- und eine klare Linie fehlt- für diese hat der vorstand und insbesondere diess zu sorgen!
Deshalb:
http://www.n-tv.de/.../...fehlende-Vorstandslinie-article17420146.html
u.a.: GG Artikel 14 Absatz 2, dann das Land Niedersachsen als Großaktionär, dann macht das Unternehmen keine Verluste und da der Fisch am Kopf an zu stinken und es gibt vlt. andere Stellen an denen gespart werden kann.
Gibt viele Gründe!
Die aktuelle Crew sollte das Unternehmen mit einem positiven Ergebnis aus dem Skantal führen können
Irgendwie verzettelt man sich gerade auf allen Ebenen.
Eine klare Struktur ist nicht erkennbar und offenbar verkennt man die verheerende Außenwirkung.
Inzwischen werden auch treue Stammkunden nachdenklich und sehen sich bei Opel oder den Koreanern um (aktuell gerade in meiner Nachbarschaft).
Naja die anderen Hersteller schlafen ja nicht und haben jetzt die beste Möglichkeit treue VW Kunden zu sich zu holen ... und mal ehrlich die neuen Modelle sehen auch ganz gut aus der neue Hyundai Santa Fee oder Tucson ... und der neue Astra bekommt gerade auch sehr gute Bewertungen zumal Opel endlich mal diese tausend Taster und Schalter rund um das Radio oder Navi endlich mal weg bekommen hat und das alles sehr aufgeräumt aussieht ... auch andere Mütter haben schöne Töchter
Leider könnte genau das an der Konzeptionslosigkeit der Führung scheitern...
Der Betriebsrat wird den Konzern noch Umbringen. Jetzt heißt es nun mal Überflüssiges einsparen, einen schlanken Konzern schaffen und in Zukunftstechnologien investieren.
Dazu müßte aber ein fester Wille in der Konzernführung vorhanden sein und der fehlt offenbar noch:
http://www.motor-talk.de/.../...aupt-beim-vw-vorstand-an-t5653703.html
Hier ein Interview mit Osterloh in diesem Zusammenhang:
http://www.automobilwoche.de/.../das-vertrauen-ist-rasant-geschwunden
Ziemlich ambivalent seine Aussagen. Auf der einen Seite wirft er dem Vorstand ziemlich lahm zu sein, was die Produktentwicklung angeht. Auf der anderen Seite, ist der 12 Punkte Plan des Vorstands viel zu viel. Mit Diess will er nicht verhandeln, sondern nur mit Müller, weil das ein Guter ist.
Da muss er eben halt mal in die Pötte kommen und nicht seinen Kleinkrieg mit Diess ausfechten.
Er hätte das im Eröffnungbeitrag beschriebene Angebot des Markenvorstands annehmen sollen...
Langsam kriegen doch einige der selbstherrlichen Führungsleute in Wolfsburg den Flattermann.
Es gibt nicht nur die offenen Schadensersatzforderungen aus aller Welt, sonder auch das Image von VW ist kräftig am sinken.
Mancher Käufer wird sich angesichts der Mängellisten bei VW fragen, ob die Premiumpreise, die dort abgerufen werden, noch berechtigt sind - es gibt schließlich noch jede Menge Alternativen.
Da hat jemand Einsicht, anders als Merkel. 😮