Verkehrsminister: Fiat-Abschalteinrichtung unzulässig
Dobrindt greift Fiat an
Fiats Abschalteinrichtungen hält das Verkehrsministerium nach Tests für unzulässig. Das geht aus einem Schreiben von Alexander Dobrindt an die EU-Kommission hervor.
Berlin - Im Streit um manipulierte Abgaswerte erhebt das Bundesverkehrsministerium neue Vorwürfe gegen Fiat. In einem Schreiben an die EU-Kommission wirft Alexander Dobrindt dem Autohersteller vor, bei einigen Modellen mit Hilfe einer "unzulässigen" Abschalteinrichtung deutlich zu viel schädliche Abgase ausgestoßen zu haben.
Fiat wehrte sich gegen die Vorwürfe. Es handele sich um ein internes Schreiben, das dem Unternehmen selbst nicht vorliege, sagte eine Sprecherin der Deutschland-Niederlassung. "Wir bleiben dabei, dass unsere Fahrzeuge die Anforderungen erfüllen und keine Abschalteinrichtung besitzen", hieß es. Im übrigen wolle man sich in die Arbeit der Behörden nicht einmischen.
Fiat erteilte Dobrindt eine Absage
Nach Informationen des Magazins ist es das erste Mal nach dem Fall Volkswagen, dass eine Behörde bei einem Autohersteller eine solche mutmaßlich gezielte Manipulation bei der Abgasbehandlung beanstandet. Bisher hatte nur VW eingeräumt, bei Abgastests getäuscht zu haben - dies hatte die Diesel-Affäre mit Milliarden-Rückstellungen bei Deutschlands größtem Konzern und millionenfachen Rückrufen ausgelöst.
Nach Untersuchungen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) hatte es im Frühjahr bei 22 von 53 getesteten Dieselwagen Zweifel daran gegeben, ob das Herunterregeln der Abgasreinigung bei niedrigeren Temperaturen wirklich nur mit dem Schutz von Motorbauteilen zu tun hat. Betroffen davon war auch Fiat Chrysler. Einen Termin mit der von Dobrindt infolge des VW-Abgas-Skandals eingesetzten Untersuchungskommission ließ das Unternehmen im Mai platzen. Kurz darauf schaltete das Ministerium italienische Behörden und die EU-Kommission ein - verbunden mit dem Aufruf, eigene Maßnahmen zu ergreifen.
Abgasrückführung schaltet nach 22 Minuten ab
Anschließend führte das KBA Untersuchungen an weiteren vier Fahrzeugen des Fiat-Chrysler-Konzerns durch, wie es nun in dem Schreiben des Verkehrsministeriums hieß. Die Ergebnisse zeigten ein "qualitativ ähnliches Verhalten im Anstieg von NOx-Emissionen" - also dem Ausstoß von gesundheitsschädlichen Stickoxiden.
Die Werte seien bis auf das 9- bis 15-Fache des Grenzwerts gestiegen. Das liege unter anderem an einer Abschaltung der Abgasrückführung nach 22 Minuten. "Damit ist aus unserer Sicht der Nachweis des Einsatzes einer unzulässigen Abschalteinrichtung erbracht", hieß es in dem Papier. Und: "Die Ansicht der italienischen Typengenehmigungsbehörde, die Abschalteinrichtung werde aus Gründen des Motorschutzes verwendet, kann Deutschland nicht teilen."
Kritik von Umweltorganisation
Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup erklärte: "Damit ist endlich amtlich, was Beobachter längst vermuteten. Der VW-Skandal ist ein Branchenskandal." Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses zum Abgas-Skandal im Bundestag, Herbert Behrens (Linke): "Es ist längst klar, dass es sich um ein Branchenproblem und nicht um ein VW-Problem handelt."
Von daher reiche es nicht aus, "dass Verkehrsminister Dobrindt nach Gutsherrenart einige Hersteller an den Pranger stellt und andere letztlich unbehelligt lässt". Behrens ergänzte: "Fiat markiert jedoch die Spitze der Dreistigkeit, denn hier wurde nicht nur bei der Abgasnachbehandlung gespart, sondern auch noch billige Betrugssoftware verwendet." Der Autobauer äußerte sich dazu nicht.
UPDATE: Dobrindt sieht Zuständigkeit bei EU
Brüssel muss aus Sicht des Ministers nun Untersuchungen bei Fiat durchsetzen. "Die EU-Kommission hat jetzt die Verantwortung, dass die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden", sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt am Freitag der dpa. Sie müsse dafür sorgen, dass die Zulassungsbehörde in Italien Dieselautos von Fiat untersucht.
Die Kommission verwies dagegen auf die Verantwortung der nationalen Stellen. "Nach den derzeitigen Regelungen zu Typzulassungen ist der Mitgliedsstaat, in dem eine Typzulassung erteilt wurde, dafür zuständig, Fehlverhalten abzustellen", betonte eine Sprecherin. Wenn die Entscheidungen eines Landes von einem anderen in Frage gestellt würden, könne die Kommission zwar zurate gezogen werden. Die EU-Behörde habe aber die "Rolle eines Vermittlers, nicht eines Schiedsrichters".
Dobrindt sagte, Fiat habe sich geweigert, dazu vor der deutschen Untersuchungskommission aufzutreten. Deshalb müsse nun in Italien untersucht werden. Zu den Vorwürfen aus der Opposition und von Umweltschützern wollte Dobrindt sich auf der Elektronikmesse IFA in Berlin nicht äußern.
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Quelle: dpa
Der Dobrindt ist doch nicht ganz sauber - der weiss immer noch nicht, wo seine Kompetenzen anfangen und wo sie enden 🙄. Und es ist immer noch so, falls die Vorwürfe stimmen sollten, das FCA niemals auch nur annähernd an die Dreistigkeit von VW rankommt...
Der Herr Minister könnte doch auch hier ein Auge zudrücken, wie bereits in anderen Fällen......
Haha "billige Betrugssoftware". Und das VW Defeat Device ist eine Premium Betrugssoftware oder was? 😆 Und woran macht die Linkspartei aus ob die Software billig oder teuer ist? 😆 Wie ist da die Bemessungsgrundlage? Das ist mal eine Witznummer.
Wenn man keine Ahnung hat....
Selbstverständlich ist es das! Auch dein Lieblingskonzern gehört zu den Betrügern, wie alle anderen auch. Das mag schwer zu vertragen sein, aber so ist nun mal die Realität.
Der ein oder andere wollte ja -wie im Falle von VW- nie wieder ein Fahrzeug von so einem Betrügerhersteller erwerben. Da wird die Auswahl beim nächsten Kauf sehr eingegrenzt sein.
CO2 also... oh man
Genau, VW ist nämlich böse und Fiat gaaanz lieb 😉
@ErikMustermann/Bollwerk Der unterschied ist ganz einfach, bei VW wurde eine Prüfstandserkennung verbaut, was für mich und aus Sicht diverser Behörden ganz offensichtlich Betrug ist und nichts anderes. Bei FCA und anderen werden die Abgase Temperatur/Zeitabhängig geregelt, was bis jetzt eher im Graubereich war und als Materialschonung verkauft und toleriert wurde - nicht die feine Art und gehört per sofort geändert, aber von Betrug kann man nicht reden, wenn die Behörden wissen, wie das mit der Abgasreinigung gehandhabt wird. Und wie gesagt, der Dobi hat bei Fiat gar nichts zu melden, für das sind andere Behörden/Personen verantwortlich, aber bestimmt und zu 100% nicht er.
PS: Abarth hat keinen Diesel im Programm 😉.
Gestern Renault heute Fiat.....es geht voran in D.😆
Das "Schöne" bei Renault, da wird sogar dem staatlichen Kontrollgremium Unfähigkeit und Betrug unterstellt.
Mit Fiat > FCA hat man dann ja nun auch den ersten Ami an dein Eiern. Soll das ausgleichende Gerechtigkeit dafür sein, dass dem dt. Lieblingskonzern in den USA der Prozess gemacht wird?😕
Es wäre schön und sollte eigentlich die Regel sein, dass Herr Dobrindt erst einmal in Deutschland Tabula rasa macht.
Aber offenbar wird hier fleißig selektiert und für mich ist das Doppelmoral.
Interessant, was man hier an Kommentaren zitiert:
Den einen ist die ganze Branche ein Dorn im Auge, was man bei der laxen Abgasregelung in Europa (dank der Bundesregierung und der Hersteller-Lobby) durchaus verstehen kann.
Den anderen stört eine "Billigsoftware" (- da fiel mir auch direkt die Premium-Software von VW ein-) und das lässt keine unbedingte Fachkompetenz erkennen...
Nur der Dobi glaubt, er hätte wen an den Eiern gepackt, vlt merkt er irgendwann, dass es nur seine eigenen sind 😜 😆.
Natürlich...
Das Programmieren einer Software, die aufgrund der Fahrparameter den Prüfstand erkennt und dann die Abgasreinigung einschaltet ist sicher aufwändiger und teurer, als ein simples Abschalten der Abgasreinigung nach 22 Minuten 😉
Nö.
FCA weiß, dass die amtlichen Abgastests eben nur 20 Minuten dauern. 😉
Also wird nach 22 Minuten das System deaktiviert. Das ist ja das Brisante an den "22" Minuten.
Also ist es auch Betrug (in meinen Augen).
Zugegeben, sehr clever gemacht.
Natürlich ist das Betrug wenn ein Fzg nach 22 min reproduzierbar die Reinigung einstellt ( Die Zeit reicht wohl um über div Tests zu kommen ...) Den Behören war das so wohl auch nicht bekannt... Was soll denn das für eine Parameter-Basis für Materialschonung sein ^^ nur kann man den nicht als solchen deklarieren da mit diesem System wie bereits festgestellt wohl die meisten Hersteller bei mehr oder weniger Fahrzeugen arbeiten und das ergibt bei so einem Wirtschafsbereich und der Zahl an Angestellten die daran hängen natürlich langsam ein gewisses Problem.....
Was soll man jetzt tun, alle Fzg Hersteller mit Milliardenstrafen belegen ??? Den will ich sehen der sich dieses Paket umhängt ^^ Man wirds still und leise aussitzn, ein paar Hersteller haben eh gleich übervorsichtig manche Motoren aus dem Programm genommen. In Zukunft wird man halt genauer schauen 😉
Ist schon konkret bekannt, welche Modelle bzw. Motoren betroffen sind?
Ich würd gern wissen, ob ich für meinen Alfa (Giulietta 2.0 JDTm Bj. 6/13) bald einen Brief zum Softwareupdate kriege. Der Motor ist 2013 ausgelaufen und die getesteten Modelle (Doblo/500X) werden schon die neue Variante haben (baugleich mit dem aktuell angebotenen 2.0 JDTm?)