Lancia Flavia
Dolce Vita made in Detroit
VON BJÖRN TOLKSDORF
Fiat-Chef Sergio Marchionne ist mit seiner neuen Marke Chrysler so glücklich, dass er am liebsten seine Zentrale von Turin nach Detroit verlegen würde. Doch erst mal bringt der Patrone das Chrysler Sebring Cabrio als Lancia Flavia nach Europa.
Dabei macht es sich Fiat möglichst einfach: Keine Limousine, kein V6, kein Hardtop – der Lancia Flavia ist nur als vollausgestattetes, vierzylindriges Cabrio für 36.900 Euro käuflich. Einziger möglicher Kostentreiber: Metalliclackierung für 800 Euro.
Bewährt und amerikanisch wie Pizza Hut
Viel mehr als die Marken-Embleme wurde nicht verändert, damit aus dem Amerikaner ein Italiener wird. Der Flavia wirkt zeitlos und unaufgeregt, das Design hätte genauso gut in die 90er Jahre gepasst. Technisch basiert der Chrysler 200 weiter auf der Sebring-Plattform, für die europäischen Bedürfnisse wurde das Fahrwerk straffer und die Bremsscheiben für deutsche Autobahnen größer.
In Nordamerika ist der Sebring ein Topseller, vor mir steht bewährte Serientechnik, so amerikanisch wie Pizza Hut. Das Ami-Klischee: Außen hui, innen Plastikwüste? Hier nicht. Das Armaturenbrett wirkt für europäische Gemüter vielleicht etwas kantig, aber Verarbeitung und Material passen. Auf feinem Leder, zwischen weichen Oberflächen und viel Chrom fühle ich mich auf Anhieb wohl.
Auch US-Bürger finden sich sofort zurecht: Der Tacho hat neben km/h auch eine mph-Anzeige, über dem Zündschloss steht „engine“. So ein Auto muss man offen fahren, das Verdeck öffnet sich auf Knopfdruck in 28 Sekunden. Der Kofferraum fasst dann noch schmal geschnittene 198 Liter, also ab auf den Rücksitz mit dem Gepäck und los.
Kapitän auf meinem Schiff
Der Flavia bietet nur gemächliche Fahrleistungen (0-100 km/h in 10,8 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 195 km/h) bei relativ hohem Verbrauch (9,4 Liter/100 km im EU-Zyklus). Auch die Servolenkung ist wenig präzise, hier bin ich kein Pilot im Kurvenflitzer, sondern Kapitän auf meinem Schiff. Das Fahrwerk ist angenehm abgestimmt, ein gesunder Kompromiss aus minimierten Wankbewegungen und weichem Federn.
100 km/h auf der leeren Autobahn lassen fühlen, wie der Amerikaner sein Convertible mag: Das Auto ist Platz gewohnt. So wie es Enge hasst, liebt es breite, gerade Straßen, dahingleiten in der Ebene, Ruhe, Weite. Hinten sitzt man angenehmer als in den allermeisten deutschen Cabrios, aber da wird es bei diesem Tempo windig. Also lassen wir es einfach wieder geruhsamer angehen und gleiten entlang der Küste in den Sonnenuntergang.
Der Lancia Flavia bietet Cabrio-Fahrspaß, gutes Raumangebot und stilvolles Ambiente zum fairen Preis. Abstriche macht man beim Antrieb und beim Verbrauch. Dafür ist der Flavia mit Sicherheit ein exklusives Vergnügen: In Nordeuropa ist Lancia eine Nischenmarke, im Süden kauft niemand Cabrios. Kein Wunder also, dass der pragmatische Marchionne den amerikanischen Traum träumt: Chrysler brummt, und es gibt keine italienischen Gewerkschaften.
Modell: Lancia Flavia
Typ: Viersitziges Cabriolet
Motor: 2,4-Liter Vierzylinder
Getriebe: Sechsgang-Automatik
Leistung: 170 PS
Verbrauch: 9,4 Liter/100 km (NEFZ, kombiniert)
CO2: 221 g/km
0 – 100 km/h: 10,8 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
Länge x Breite x Höhe: 4,95 m x 1,84 m x 1,48 m
Gewicht: 1.856 kg
Kofferraum: 377/198 Liter (geschlossen/offen)
Preis: 36.900 Euro
Marktstart: Juli 2012
Quelle: MOTOR-TALK
Bloß weil jetzt ein anderes Logo draufklebt wirds kein anderes Auto😜🙄
Ich finde das relativ einfallslos von Lancia, aber was solls🙄😮😆
Ich mag Lancia.
Für seine Klassiker. Für den Stil, für die Eleganz.
Für seine moderneren, gelungenen Autos vom Ypsilon bis zum Delta, der lange vor dem A3 Premium in der Kompaktklasse einführte.
Diese Fahrzeuge eben, die diese Marke besonders mach(t)en.
Diese umgelabelten Amis (nix gegen Amis an sich!) werden der Marke den Todesstoß versetzen.
Schade.🙁
Na ob es das besser macht, wenn da statt dem Chrysler Logo ein Lancia Logo dran klebt? Sieht langweilig und billig aus.
Ich habe echt das Gefühl, Fiat will "Chryler-Modelle" kaputtentwickeln.
Man hätte so viele Motoren im Regal, aber nein, man nimmt genau den absolut schwächsten. Ich hätte z.B. den V6-Pentastar genommen, den es im 300c bzw. Lancia-Pendant ebenfalls gibt. Dazu Handschaltung oder das neue 8-Gang-Getriebe und man wäre auf Höhe der Zeit und vermutlich wäre der Verbrauch, etc. nicht mal höher ausgefallen.
Echt schade.
Kommt mir vor wie bei Volvo: Da hätte Ford die Marke auf fast kaputtentwickelt...zum Glück wurden die übernommen und kehren wieder zum bewährten 5-Zylinder zurück.
Ich fürchte, den Todesstoß hätte Lancia sowieso über kurz oder lang bekommen, denn wirklich gewinnträchtig war die Marke zeitlebens nicht. Charaktervoll - ja, aber meistens (von Ausnahmen wie dem Y10/Nachf. vielleicht abgesehen) in homöopathischen Dosen unterwegs. Individualität ist im doch recht uniformen Automobilmarkt nicht unbedingt gefragt. Insofern grenzt es fast an ein Wunder, daß Lancia überhaupt so alt geworden ist.
Die Chrysler-Allianz kann das Traditionsunternehmen entweder retten, oder endgültig in die ewigen Jagdgünde übergehen lassen, aber Fakt ist, daß man sich was einfallen lassen mußte, sonst wäre es ein kampfloses Ende gewesen...
Schön, daß hier so viele Bilder angehängt sind, denn auf der Straße wird man den nicht oft sehen. Wir hatten schon mehrmals ein Chrysler Cabrio als Mietwagen: Fürs cruisen in den USA ganz nett, aber: Der Motor zieht keinen Hering vom Teller, dem fehlen gefühlt bestimmt 30 PS von den 170 PS. Dafür langt er beim Sprit orderntlich zu. Die Verarbeitungsqualität und Materielanmutung sind äußerst mäßig. Für die geringen USA Preise kann man sich das ja gefallen lassen, aber nicht für 37k€.
Gruß Eike
Da gehen die Meinungen aber stark ausseinander, oder hast du das neuen noch gar nicht gefahren?
36.900 Euro !!!😕
Für den Preis wird nicht ein Cabrio verkauft werden. In einem Jahr wird das Auto als Tageszulassung für 28000€ vor den Händlern stehen und selbst dann technisch nicht im geringsten mithalten können. 9,4 Liter Verbrauch. Und dazu der Motor. Kenne ihn aus dem PT Cruiser, das macht einfach keinen Spass das Auto zu fahren.
Schade schade was mit Lancia passiert. Der Thema ist ja eher gelungen, aber so ein billiges Badge Engineering von alten US Kisten hat die Marke nicht verdient.
Naja... Ohne Ford wäre Volvo schon lange weg... Und erst durch Ford bekam Volvo ordentliche Modelle ohne großartige Probleme verpasst, die Volvo nie selbst hätte entwickeln können...
@ All
Mir gefällt der Chrysler! Sollte ich mir einen kaufen, werden ein paar Sachen gemacht:
- Nabendeckel aus USA importieren
- Airbagmodul aus USA importieren
- Kühlergrill aus USA importieren
- Schritzüge aus USA importieren
Hi
Nur zur Information.
Der Motor des Chrysler 200 bzw. Lancia Flavia hat nichts mit dem alten 2.4 aus dem PT Cruiser zu tun. Das sind zwei völlig unterschiedliche Motorengenerationen.
Der neue "Chrysler Word Engine" GEMA Motor (Global Engine Manufacturing Alliance) ist der Nachfolger des alten EDZ 2.4 aus dem PT Cruiser.
Der EDZ ist eine ziemlich alte Entwicklung, welcher erstmalig 1995 in einem Chrysler Modell zum Einsatz kam (Chrysler Serbing, Cirrus, Dodge Stratus) und bis 2010 (PT Cruiser) eingesetzt wurde.
Der neue GEMA Motor wird seit 2007 in verschiedene Chrysler/Jeep/Dodge Modell verbaut. (Chrysler Sebring/200, Jeep Compass/Patriot, Dodge Journey/Avenger/Dart/Caliber, Fiat Freemont)
Der GEMA Motor ist in mehreren Hubraumvarianten zu haben (1.8, 2.0 und 2.4 Liter) und wird von Chrysler, Hyundai und Mitsubishi verwendet. Bei Hyundai heisst der Motor "Theta Engine", und bei Mitsubishi 4B1 (4B10=1.8 Liter), (4B11=2 Liter) und (4B12=2.4 Liter)
Gruß Hoffi
Das bezog sich auf die Vorgänger. Lancia hat sicher das Innenleben etwas aufghübscht, an der einfachen Basis wird das aber nichts ändern.
Gruß Eike
Dann ist das der gleiche Motor, der im vorgängercabrio veerbaut wurde. Allein die Tatsache, daß man noch einen 1.8 2.0 und 2.4 baut, zeigt, daß das kein modernes Konzept ist. BMW zum Beispiel hatte ja nur einen Vierzylinder Sauger und deckte damit die gleiche Leistungsspanne ab. Dieser 2.4er kann jedenfalls nicht viel außer Sprit vernichten. Ein 6-Zylinder hätte bestimmt noch ein paar Fans gefunden.
Gruß Eike
Hi
Ja richtig, es ist der Motor aus dem Vorgänger Sebring.
Ein V6 wäre ja realisierbar. In den USA gibt es ja den 3.6 Pentastar V6 für den Chrysler 200 Convertible. Allerdings hat dieser mit 287PS schon fast zu viel Leistung.
Würde man diesen Motor für den Preis des 4 Zylinder anbieten, also 36900,-Euro wäre das aber schon ein netter Kaufanreiz.
Denn wie ja schon angesprochen wurde finde ich den 4 Zylinder schlichtweg zu teuer. Selbst Markenenthusiasten überlegen sich dreimal ob sie soviel Geld ausgeben für einen umgelabelten Amerikaner mit schnödem allerwelts 4 Zylinder und müden 170PS.
Solch ein Auto kann man letztlich nur über den Preis verkaufen.....
Gruß Hoffi
Lancia war eine Marke die immer mit technischen Inovationen brillierte angefangen mit dem Lancia Lambda in den 20ziger Jahren als erstes Auto ueberhaupt eine selbsttragende Karosserie hatte usw. usw. Lancia wurde aus diesen Gruenden auch die " Fabrik der Ingenieure " genannt. Es ist schlichtweg eine Frechheit das irgendwelche ahnungslose Manager aus einer der glorreichsten Marken der Automobilgeschichte erst eine Nische fuer Vans in verschieden Groessen machte und als Kroenung jetzt als Plagiate von amerikanischen Strassenkreuzern missbraucht. Das verschwinden von Lancia ist nur noch eine Frage der Zeit