Daimler testet Lkw-Auto-Pilot bei Kolonnenfahrt auf der A 52
Drei computergesteuerte Lkw auf gemeinsamer Fahrt
Selbstfahrende Lkw im Verbund auf der Autobahn? Wenn es nach Daimler geht, ist das die Zukunft des Güterverkehrs. Ein erster Test wurde jetzt auf der A 52 absolviert.
Düsseldorf - Im Oktober 2015 hatte Mercedes zum ersten Mal einen selbstfahrenden Lkw auf einer Autobahn in Deutschland erprobt. Damals auf dem linken Platz im Führerhaus: der Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard. In Düsseldorf ließ der Chef der Lkw-Sparte jetzt andere auf den Fahrersitz. Beziehungsweise auf die Fahrersitze. Denn statt einem, schickte der Hersteller gleich drei vernetzte Autopilot-Laster auf die A 52.
Der jüngste Test in einer autonomen Kolonne soll zeigen, welches Potenzial im Gütertransport auf der Straße liegt. Er gilt, etwa im Vergleich zur Schiene, als wenig effizient, doch durch die Vernetzung mehrerer Lkw könnte das besser werden. Und sicherer. Denn der Computer kann schneller reagieren als der Mensch.
Technik soll Transportkosten senken
Taucht ein Hindernis auf, sind moderne Assistenzsysteme in der Lage, innerhalb von 0,1 Sekunden zu bremsen. Beim Mensch dauert das inklusive Reaktionszeit im besten Fall 1,4 Sekunden. Deshalb können Lkw auf Autopilot deutlich dichter auffahren, als Brummifahrer das tun sollten. Der nötige Sicherheitsabstand reduziert sich von 50 auf 15 Meter. Das spart Platz und verringert die Verkehrsdichte. Statt 150 Metern Gesamtlänge, misst der Dreierverbund nur 80 Meter.
Die enge Staffelung verbessert zudem den Luftwiderstand. Fahrzeug Nummer zwei und drei fahren kraftschonend im Windschatten ihrer Vordermänner. Der Dreierverbund – von Daimler „Platoon“ genannt – soll gegenüber drei Einzel-Lkw rund sieben Prozent Kraftstoff sparen. Damit sind laut dem Hersteller für einen beladenen 40-Tonnen-Sattelzug Verbrauchswerte von 25 Litern auf 100 Kilometern möglich. Das entspricht einem Verbrauch von 0,66 Liter pro Tonne Gewicht – weit weniger als bei einem Pkw.
Wichtigster Bestandteil der „Highway Pilot Connect“ genannten Technik ist der selbst lenkende und selbst fahrende Lkw. Im nächsten Schritt sollen sich nun mehrere dieser semi-autonomen Fahrzeuge zu einem Verbund zusammenschließen können. Dafür nutzen sie neben ihrer bordeigenen Sensorik ein spezielles WLAN-Modul, das die Kommunikation untereinander ermöglicht.
Ganz ohne Mensch wird es aber auch künftig nicht gehen. Das autonome Fahren soll zunächst nur im gleichmäßigen Verkehr auf Schnellstraßen eingeführt werden. Hauptsächlich für Länder mit langen, verkehrsarmen und eintönigen Transitrouten, wie den USA oder Australien. Dass die Technik prinzipiell aber auch auf den komplizierten und vollen Autobahnen in Deutschland funktioniert, zeigt der aktuelle Test.
Verbund löst sich vor Ab- und Auffahrten auf
Jeder einzelne Fahrer aktivierte dazu zunächst den Autopilot. Dann koppelten die Trucks sich elektronisch aneinander. Die "Partnersuche" funktioniert automatisch, so dass auch spontane Platoons möglich sind. Weder müssen sich die Fahrer vorher kennen noch die Fahrzeuge zur selben Spedition gehören. Andere Verkehrsteilnehmer erkennen die zusammengehörigen Lkw beispielsweise an einem gelben Blinklicht an jedem einzelnen Fahrzeug.
Während die Trucks im Platoon fahren, bleibt jeder Einzel-Lkw autonom und kann selbstständig auf Gefahren reagieren. Der Tross folgt also nicht blind dem Vorausfahrenden, jeder Lkw bremst oder lenkt weiterhin selbstständig. Um andere Verkehrsteilnehmer nicht durch seine pure Länge zu behindern, kann sich der Verband auch kurzzeitig lockern. Etwa, wenn ein Pkw zwischen den Trucks einschert. An Auf- und Abfahrten vergrößert der Autopilot sogar automatisch den Abstand zwischen den Lkw, um andere Autos passieren zu lassen.
Rechtlicher Rahmen muss geschaffen werden
Daimler glaubt fest an die Technik und verspricht eine Serieneinführung. Ein konkretes Datum allerdings nennen die Verantwortlichen noch nicht. Der Single-Highway-Pilot könnte wohl gegen Ende des Jahrzehnts einsatzbereit sein. Dann könnte es auch mit dem Kolonnefahren schnell gehen. Allerdings fehlen in beiden Fällen noch die juristischen Voraussetzungen für autonomes Fahren im öffentlichen Straßenverkehr.
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sehr geile Technik!
Die Idee hat Potential, aber wenn ich sehe, wie "zuverlässig" die Assistenzsysteme funktionieren, die Mercedes im MP4 verbaut, wird mir jetzt schon schlecht.
Wenn wie bisher aus heiterem Himmel Notbremsungen durch den Abstandstempomaten erfolgen und das Getriebe macht was es will und die fahren mit 15 Metern Abstand. 🙄
Ich will hier nichts schlecht reden, auf gar keinen Fall, nur ich habe echt Angst, wenn ich sehe, wie der aktuelle Actros rumspinnt.
Ansonsten ist da ja nichts dabei, die PKWs sind ja auch dran, auch wenn ein Google-Auto einen Crash gebaut hat. 😆
Ich bin prinzipiell nicht abgeneigt, wenn es gut funktionieren sollte...... und dann sind ja auch noch Fahrer da, die das "unter Kontrolle" haben. 😉
Gruß
Bin gespannt wann das zum ersten Mal so richtig rummst... Und da wirds dann wohl nicht so ausgehen wie bei dem Google Car "Crash" mit 3 km/h 😉
Bitte kein gelbes Blinklicht.... 😱
Dann werden alle nicht denkenden Autofahrer langsamer...
Ahhhhh was, solche gibts doch nicht 😉
"Der Autopilot redziert den Abstand auf minimal 15 Meter".
Das ist nach der gültigen STVO verboten, LKW müssen auf der Autobahn 50 Meter Abstand zum Vordermann einhalten.
Die allermeisten LKW-Fahrer halten sich eh nicht an diese Vorschrift, drum ist es sowieso egal.
Franz
Mich würden die Protokolle der Probefahrten interessieren aber wahrscheinlich gibt es die nur geschwärzt, wie die Abgasakten für das DUH. Eines ist sicher, im fließenden Verkehr ist der Test sicher nicht erfolgt - denn auf den Bildern sind ausschließlich Mercedes Fahrzeuge zu sehen.
Das war eine Testfahrt im richtigen Straßenverkehr, um zu demonstrieren, dass es technisch annscheinend machbar ist mit 15 m Abstand sicher hintereinander herzufahren. Die 50 m gelten deshalb ja auch völlig zu Recht bei von Menschen gesteuerten LKWs. Aber bei nem Systemausfall in den Kisten will ich auch nicht in der Nähe sein.
Und wo ist in Stein gemeißelt, dass Gesetze und Verordnungen nicht geändert/an sich verändernde Gegebenheiten angepasst werden können ?
Es war eben kein richtiger Straßenverkehr, das sieht doch ein Blinder. Technisch machbar ist ein Abstand von 15 m seit der Erfindung des Automobils. Hinter mir halten manche Leute sogar regelmäßig weniger als 5 m Abstand.
Meinetwegen, wars eben kein echter Straßenverkehr. Wenn man sich die Bilder anschaut, hast du schon Recht. 😊
Das Leute dir mit weniger als 5 m im Heck kleben glaube ich dir auch, kenne ich zur Genüge. 🙄
Aber die hier genannten 15 m sind der technisch angeblich machbare SICHERHEITSabstand. Wenn technische Systeme schon 15 m zu ner korrekten Gefahrenbremsung brauchen, meinste ein Mensch schafft diese in 5 m ? 😉😆
Ich stelle mir gerade vor, wenn 100 vernetzte LKW mit 15 m Abstand hintereinander auf der rechten Spur fahren. Wie komme ich da wieder die Ausfahrt raus?😱😆
Gruß
electroman
Das ist in Pappenburg.
Und wenn ich mich zwischen die lkws quetsche, um die ausfahrt zu nehmen oder weil ich eben langsamer fahren möchte, leiten 100 dahinter fahrende eine norbremsung ein, was dann ganz schön zu rückstau führt?
Finde ich super. Den Ziharmonikaeffekt möchte ich sehen wenn da 100 von Dinger als Division hintereinanderfahre und ich mich da reindrängele weil auf oder abfahren muss...
Aber finde dich Sache gut wenn die alle hintereinander bleiben und spritsparend die rechte Spur hüten. Vielleicht ist ja die Zeit der Elefantenrennen damit vorbei? Aber es wird immer noch leere und beladene Laster geben wo einer 0,01 km/h schneller fahren kann.