Die schönsten Autokauf-Geschichten: Michaels große Liebe
Eigentlich wollte er nur einen alten Volvo kaufen
Beim Autokauf geht es meist um Blech, PS und Kohle. Manchmal geht es auch um Gefühle. Lest hier eine der schönsten Autokauf-Geschichten der MOTOR-TALKer und erzählt uns Eure Geschichte.
Berlin - Wir hatten Euch gebeten, uns Eure schönsten Autokauf-Geschichten zu schicken. Die aus unserer Sicht bewegendste kam von MOTOR-TALKer Michael alias cng-lpg, denn er hat - ach, wir wollen nicht zu viel verraten. Lest einfach selbst.
Ihr habt nichts von unserem Aufruf mitbekommen, habt aber ebenfalls eine rührende, aufregende oder gar traurige Geschichte zu erzählen? Dann schickt sie an redaktion[at]motor-talk.de. Wir sind sehr gespannt auf den unvergesslichsten Autokauf Eures Lebens.
Michaels Geschichte
"1989, lange vor eBay & Co, fand ich in einer der damals gängigen Zeitungen mit kostenlosen Kleinanzeigen das Angebot eines Volvos. Eigentlich ein DAF. Denn der Volvo 66 DL war nur ein umgelabelter DAF, der nach der Übernahme von DAF durch Volvo die für Volvo typischen dicken Stoßfänger bekommen hatte. Der Preis war sehr interessant, zudem hatte der Wagen kleinere Mängel, die ihn bei der Preisverhandlung noch günstiger machen würden. Ich rief an.
Die Frau, mit der ich sprach, war sehr nett und sie lieferte mir fast ungefragt weitere gute Argumente für die Preisverhandlung. Die Dame war nicht die Verkäuferin - der Wagen gehörte ihrer Tochter, die ihn aus finanziellen Gründen dringend loswerden wollte. Die Kosten für die Reparatur des defekten Anlassers, des defekten Fensterhebers und die fällige Hauptuntersuchung sollten laut Kostenvoranschlag vom örtlichen Volvo-Händler bei weit über 1.000 DM liegen.
Das war einfach viel zu viel für die Eigentümerin, die noch in der Ausbildung und entsprechend finanzschwach war. Der Volvo-Händler hatte ihr deshalb auch ein Angebot zum Ankauf gemacht: 100 DM wollte man dort zahlen. Die Frau am Telefon war so nett mir zu sagen, wo der Volvo parkte, damit ich ihn mir schon mal von außen ansehen konnte. Das tat ich.
Das Auto stand tiptop da
280 DM sollte der DAF kosten. Die hätte ich sofort bezahlt, denn der Kilometerstand war mit knapp 60.000 belegbaren Kilometern lächerlich gering und das Auto stand tiptop da. Vielleicht nicht Jahreswagenzustand, aber fast. Für einen Wagen von 11 oder 12 Jahren ein toller Zustand.Am Abend erreichte ich die Verkäuferin telefonisch. Wir sprachen ein bis anderthalb Stunden über das Auto und Gott und die Welt. Vom Hölzchen zum Stöckchen. Natürlich verabredeten wir einen Termin für den Folgetag, um über das Auto zu verhandeln.
Starten konnte man den Wagen wegen des defekten Anlassers nicht, Anschleppen war wegen der für DAF typischen stufenlosen Automatik nicht möglich. Ich kaufte den Volvo also, ohne den Motor starten zu können und zahlte 200 DM. Mit Hilfe der Verkäuferin, eines Abschleppseils und meines anderen Autos brachten wir den Wagen zu mir. Da ich nur wenige Kilometer weiter wohnte, ging das sehr schnell.
Ich suchte und fand in dem Kleinanzeigenblatt auch einen DAF 66 zum Ausschlachten, den ich für gerade mal 50 DM bekam. Ich baute noch vor Ort Anlasser und Fensterheber aus und wiederholte die Prozedur: Mit der Verkäuferin des DAF schleppte ich diesen mit einem Seil ab. Aber diesmal nicht zu mir, sondern zum nächsten Schrottplatz, wo ich das Restauto kostenlos entsorgte.
Problemlos durch den TÜV
Der Volvo war am nächsten Tag wieder fit. Anlasser und Fensterheber waren schnell eingebaut und ich konnte zum TÜV fahren. Ohne erkennbare Mängel bestand der Volvo die Hauptuntersuchung. Für etwa 300 DM Gesamtkosten hatte ich nun einen sehr schönen und exotischen Kleinwagen vor der Tür. Zeitwert in diesem Zustand mit der neuen Plakette: um die 1.500 DM.
So wie ich es damals meistens machte, wollte ich den Wagen ein paar Wochen selber fahren und dann verkaufen. Das tat ich auch. Vorher besuchte ich aber noch einmal die sehr sympathische Verkäuferin des Volvos. Diesmal unterhielten wir uns nicht am Telefon, sondern von Angesicht zu Angesicht. Was den Vorteil hatte, dass wir das Gespräch mit einem Kuss beenden konnten. Ich hatte zum Wagen die Vorbesitzerin dazu bekommen!
Und so ging es weiter: Erst wurden wir ein Paar, dann wurde die nicht nur am Telefon sehr nette Frau nach fast genau einem Jahr meine Schwiegermutter. Die Volvo-Verkäuferin und ich bekamen zwei sehr gut geratene Kinder und feierten 2015 die Silberhochzeit. In diesem Jahr wird es 29 Jahre her sein, dass ich zu einem Auto die Vorbesitzerin dazu bekam. Eindeutig der beste Autokauf in meinem Leben!
Natürlich hatte ich versucht, den Volvo wenigstens leihweise zur Hochzeit zurück zu bekommen. Leider klappte das nicht, weil der Wagen bereits einige Monate davor den Unfalltod starb. Totalschaden. Presse. Traurig. Aber unserer Ehe hat es nicht geschadet. Kann es eine bessere Autokauf-Story als diese geben? Ich bezweifle das!"
Vergiss Parship, mobile.de regelt!
AutoBILD meldet:
Auto gekauft, Verkäuferin abgeschleppt.
Schöne Geschichte. Grüner Daumen! 😎
Wenn man ein Worst-Case-Szenario quasi wie eine Art Romanschreiber entwirft, hätte die Geschichte auch so enden können:
Nach dem Kuss entschloss sich das Paar diesen VOLVO-DAF doch nicht mehr zu verkaufen und ihn als zusätzliches Bindungselement zu behalten.
Beide lebten mit VOLVO-DAF und Schwiegermutter jahrelang zufrieden und glücklich und benutzen das Auto auch weiter.
Dann ein schöner Sommertag und man beschließt gemeinsam, dass alle drei mit VOLVO-DAF einen schönen Ausflug ins Blaue machen.
Dann, mitten auf der Landstraße, alles schön frei, wird auch mal Gas gegeben, bis zu den erlaubten Tempo 100.
Pech nur, aus einer Einmündung kommt ein Traktor, der den schnellen VOLVO-DAF nicht richtig gesehen hat, knatternd nimmt er VOLVO-DAF die Vorfahrt und fast ungebremst schlägt VOLVO-DAF mit samt der drei Insassen im Traktor ein, Funken sprühen, und aufgrund dessen, dass dieser VOLVO-DAF garantiert noch keine fünf Sterne im EURO-NCAP-Test hatten, sterben alle drei im ausgebrannten VOLVO-DAF an diesem schönen Sommertag!
Genauso hätte die Story leider auch enden können!
Insofern war es vielleicht wirklich besser, diesen VOLVO-DAF abzustoßen, gerade da er ja später auch bei einem Unfall mit Totalschaden zerstört wurde.
Diese kleinen DAFs waren damals extrem unsichere und auch unzuverlässge Autos, die meist nur Rentner mit Hut und alte Damen fuhren. Ich erinnere mich noch genau an die Zeit, nur ein Goggomobil war noch unsicherer oder auch ein Käfer, der noch die starre Lenksäule ohne Crashelement hatte, wie sie früher VW einführte.
Deshalb hat VOLVO wohl auch diese Modelle dann schnell eingestellt, im Vergleich zu einem echten VOLVO hatten sie eine grottenschlechte Crash- und Insassensicherheit.
Ich glaube kaum das man wenn man ein altes Auto fährt,sich jeden Morgen vor den Spiegel stellt und ausmalt was einem so alles am Tag damit passieren kann...hätte,hätte,...
Ein tolle Geschichte wie sie nur das Leben schreibt 😊
Gut, ich fuhr auch schon einen Uralt-Käfer mit starrer Lenksäule ohne Knautschelement, völlig durchgerostet und zwar noch mit TÜV, aber einmal platzte tatsächlich die Hauptbremsleitung des Einkreis-Bremssystems und nur mit der noch funktionierenden Handbremse konnte ich den Wagen in einer kritischen Situation, wo Fußgänger mit im Spiel waren, noch stoppen.
Ich fuhr dann in die VW-Werkstatt und habe diesen Uralt-Käfer fachgerecht reparieren lassen, dass die Bremsanlage danach wieder ok war, aber seit diesem Tag war mir klar, dass Oldies zwar wunderschön sind, aber es eben auch tödlich enden kann, wenn man nur ein Einkreis-Bremssystem fährt, statt sicherer ein Zweikreis-Bremssytem.
Das gilt auch für die alten PORSCHE 356, zwar schön und teuer, aber eben teils auch noch Einkreis-Bremssystem, der stolze Besitzer kann bei einer Oldieausfahrt in diesem Klassiker an einem schönen Sommertag verbrennen, wo er in einem modernen 911-Porsche überlebt hätte.
Dieser DAF-VOLVO ist zwar schon sicherer als viele Autos aus den 60er oder gar 50er Jahren, aber er ist im Vergleich zu einem modernen Auto eben einfach auch ein Auto mit geringeren Überlebenschancen bei einem Unfall, das sollte man bei so wunderschönen Autokaufstorys nicht unter den Tisch kehren, erst recht, wenn die Leute dann so ein gekauftes Auto auch jeden Tag fahren.
Ganz früher gab es ja sogar keine Gurte, und meinen Oldie-Käfer hätte ich bis damals sogar ohne Gurte fahren dürfen, aber der Vorbesitzer hatte schon welche nachgerüstet, die ich dann in eigenem Interesse auch benutzt habe.
Aber vor dem Spiegel stehend dachte ich damals schon, was wenn ich heute in meinem Oldie-Käfer sterben würde, wäre das nicht ein wenig wie James Deans Tod im Porsche?
Mit so Gedanken redet man sich selbst das Risiko schön, klar würde ich auch heute noch wieder Oldie fahren, aber man muss sich immer des größeren Risikos bewußt sein.
Wer extrem am Leben hängt und jedes Risiko minimieren möchte, der steigt in keinen Oldie ein und fährt nur Autos mit modernster Sicherheitstechnik, ist eben alles persönlche Abwägung.
Darüber denke ich nie nach...nicht mal wenn ich hoch oben auf dem Dach arbeite. Sicherlich,man passt auf und ist vorsichtig aber darüber nachdenken was alles passieren KANN...nö.
Ob und welche Sicherheitssachen ein Auto hat,hat noch nie meinen Kauf entschieden und wird es zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht. Wo ich aber mitgehe,man sollte sich schon auf das jeweilige Fahrzeug einstellen 😉 und am Ende muss das natürlich jeder für sich entscheiden.
Wie ich schon schrieb..hätte,hätte,...
Das geht hier doch völlig am Thema vorbei. Unnötige Debatte! Zudem, die Geschichte spielte sich, wie klar zu lesen, vor einem Vierteljahrhundert ab!
Also, was soll diese Aussage?
Meine Güte, es geht hier um die schönsten Geschichten und ihr müllt den Thread zu! Gehört woanders hin.
Auch wenn ich die Überlegung Quatsch finde, sollte man - wenn man denn so auf Sicherheit bedacht ist - auf das Autofahren verzichten. Und nur zu Hause im Bett liegen.
@TwoLaneBlacktop:
Mit so einer Paranoia solltest Du besser Dein Bett nicht mehr verlassen, denn es könnte ja auch sein, dass Du in der Dusche ausrutscht und Dir beim Sturz das Genick brichst oder Du an Deinem Frühstücksbrötchen erstickst oder dass Dir beim verlassen Deines Hauses ein herunter fallender Dachziegel den Schädel einschlägt oder dass Dich auf dem Weg zu Deinem Auto ein Bus überrollt oder dass Dir am Stauende ein osteuropäischer Lastzug ungebremst in Dein modernes Auto mit Sicherheitslenksäule und Zweikreisbremssystem knallt oder, oder, oder…
… übrigens: Das Bett ist auch kein sicherer Ort, die meisten Menschen sterben nämlich darin und Arztbesuche solltest Du unbedingt vermeiden, denn bei den meisten Todesfällen ist ein Arzt anwesend.
Zum Thema:
Charmante Geschichte. Schade für Michael und seine Frau, dass der Volvo es nicht bis zur Hochzeit geschafft
PS: Für 200,- DM, also für die Summe, die Michael für den Volvo bezahlt hat, habe ich mir mal einen Mercedes /8 200D gekauft. Was für 'ne Karre. 😊
Der DAF (Volvo) mit Variomatik rückwärts genauso schnell wie vorwärts.
Und wehe man wechselt nicht immer beide Antriebsriemen ab der Variomatik das nimmt er einem übel. Aber ein toller klassiker der eine kundige Hand braucht.
Moin TwoLaneBlacktop
Da es sich um eine reale Geschichte mit realen lebenden Personen handelt, finde ich deine fiktive Fortsetzung reichlich geschmacklos.
Ich gehöre einer Generation an, die in Autos aufgewachsen ist, die nach heutigen Maßstäben rollende Zeitbomben waren.
Knautschzone? Ja, von Bug bis achtern. 2CV, Kadett B...
Oder aberwitzig motorisierte Postkutschenfahrwerke wie den Diplomat A. Wer den bei 200 einigermaßen auf Kurs halten konnte, der verstand sein Handwerk.
Ich habe sie alle überlebt. Und eins muss ich sagen: Die Wagen haben Spaß gemacht. Zum Thema Fahrassistenten war ja noch nicht einmal die Vokabel erfunden.
Wenn ich mir die heutigen Karren so anschaue, dann verbirgt sich unter dramatischen Karosseriewölbungen immer mehr HiTech, die dem Fahrer das Steuer immer mehr aus der Hand nimmt.
Da bleibt natürlich die Leidenschaft auf der Strecke. Davon hat ein alter DAF unter diesen Umständen jede Menge zu bieten.
Mein emotionalstes Verhältnis zu einem Auto bestand zu einem 80er Ford Granada. Der hat mich Anfang der 96 bis nach Kiev gebracht. Das war damals noch Abenteuer pur. Der hat klaglos morgens um drei irgendwo im Wald auf einer Straße im Nirvana eine Barrikade weggeräumt. Das war damals ein probates Mittel von Straßenräubern um Ausländerautos anzuhalten. Ansonsten war auch alles dabei, was zu einem guten Roadmovie gehört. Korrupte Obrigkeit, ein wenig Erotik, bewaffnete Grenzschlepper, viel Landschaft, schlechter Sprit (der V6 ging nur mit Kupplung und Bremse aus) und ungeheuer herzliche Menschen. Am Ende habe ich aber dann doch die Frau entführt, die ich Monate zuvor in Berlin kennen lernte. Und es war wirklich eine Entführung und wir sind inzwischen 21 Jahre glücklich verheiratet.
Wir hatten ein wenig gefeiert und der selbst gebrannte Wodka war mir mächtig in die Birne gestiegen. Plötzlich Miliz an der Tür. Da würden sich etliche Leute zusammenrotten, die unser Vorhaben "gar nicht so gut" fänden. Wir sollten sofort die Sachen packen und fliehen. Meine Frau war dort Deutschlehrerin und der Sohn des örtlichen Polizeichefs war ihr Musterschüler. Der Polizeichef bot sich daher an uns bis zur nächsten sicheren Straße zu eskortieren.
Ich bin wirklich in meinem ganzen Leben nur einmal völlig besoffen mit 100 hinter einem Polizeiauto auf einem mittelmäßigen Waldweg durch die Botanik gebrettert.
Der Granada schaffte etwas angeschlagen den Weg zurück nach Berlin, wurde repariert und war noch einige Zeit in Betrieb. Leider nahm er ein ziemlich unglückliches Ende.
Das ist aber eine andere Geschichte.
Immerhin war er aber Hochzeitsauto.
Rolf
Ich habe doch oben geschrieben, dass ich selbst noch Oldie und auch diesen DAF-VOLVO fahren würde, natürlich ist es auch eine schöne Geschichte, aber bei Motor-Talk geht es immer auch um die beschriebenen und in den Storys erwähnten Autos, und meine Assoziation bei diesen DAF-VOLVO ist eben, dass es unsichere Autos sind, bei jedem Oldie ist das für mich Thema.
Sonst wäre ich oben auch nicht zu meiner kleinen Abwandelung dieser Traumstory gekommen.
Damals, also schon vorher schrieb ja auch dieser Auto-Journalist in den USA das Buch "Unsafe at any speed", Unsicher bei jeder Geschwindigkeit, das gilt leider teils auch noch für den VOLVO-DAF, obwohl es sicherlich sicherheitstechnisch gegenüber einem 60er Jahre Käfer oder Goggomobil sicherlich schon Fortschritte gemacht hatte, im Vergleich zu einem modernen NISSAN QUASHQAI, was momentan das Auto mit dem besten EURO-NCAP-Wert sein soll, ist der DAF-VOLVO eben ein absolut unsicheres und autotechnisch gesehen vorsintflutliches Fossil, was höchstens noch FORD MODEL T usw., toppen können, die dann auch wieder noch Dimensionen schlechter sind als der DAF-VOLVO.
Ein FORD-MODEL T würde wahrscheinlich null Sterne im Euro-NCAP-Test bekommen, der DAF-VOLVO vielleicht einen Stern, da er wahrscheinlich schon so einen Ansatz von Knautschzone vorne hat und bestimmt auch Gurte, aber die Türen werden aus dünnstem Blech sein und bei einem Seitenauprall nur minimalsten Schutz bieten.
Mag alles sein (in 20 Jahren wird das vielleicht auch jemand über den NISSAN QUASHQAI sagen) ...nur,darum ging es nicht und der Autor wollte sicherlich auch nicht darauf hinaus