VW Budd-E: Elektro-Bulli auf der CES
Ein elektrischer Kumpel fürs Volk
VW zeigt in Las Vegas den Budd-E - und damit endlich die erste eigene Plattform speziell für Elektroautos. Das wurde Zeit. Bis zum Serienstart dauert es trotzdem noch.
Las Vegas - Der Bulli der Zukunft heißt Budd-E. Zumindest vorerst, als Studie. Der Name klingt sicher nicht zufällig wie "Buddy", was Kumpel bedeutet. Er war, genau wie die Info, dass es sich um einen Bus handeln wird, schon durchgesickert. Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas gab es jetzt bei der offiziellen Präsentation Details zum elektrischen Minivan.
Für VW ist das ein großer Schritt, obwohl die Vorstellung eines Elektroauto-Konzepts keine große Sache mehr ist. Serienfahrzeuge gibt es seit Jahren und viele davon stehen auf einer eigens für die E-Mobilität entwickelten Plattform. Doch VW hat bislang nur den e-Up und den e-Golf im Programm. Beide sind umgebaute Verbrenner.
2014 kam der e-Up europaweit auf knapp 5.400 verkaufte Exemplare, der e-Golf auf rund 3.300 Stück. Vom Nissan Leaf wurden im gleichen Zeitraum 14.700 zugelassen, das Model S von Tesla schaffte so viel wie die beiden VW zusammen. In den USA, dem größten Markt für E-Mobilität, wo der e-Up gar nicht angeboten wird, steht es noch schlechter.
Zwei Motoren und 306 PS für den Budd-E
Bis der Budd-E das ändern könnte, wird es noch etwas dauern. Vor 2018 ist nicht mit dem Start eines Serienmodells zu rechnen. Doch VW verspricht einstweilen schon mal eine Reichweite von bis zu 533 Kilometern nach NEFZ für den Budd-E. Die Architektur für Elektromobile soll, wenn es denn soweit ist, zumindest für ein schnell wachsendes Angebot an Modellen gut sein. Analog zu den Modularen Quer- und Längsbaukästen MQB und MLB heißt sie Modularer Elektrifizierungsbaukasten (MEB).Dabei liegt die Batterie mit 92,4 kWh Kapazität flach im Fahrzeugboden und soll in 30 Minuten zu 80 Prozent aufgeladen sein. Für die Zukunft, sprich: für „Ende des Jahrzehnts“, verspricht VW 15 Minuten Ladezeit. Abgegeben wird der Strom an zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse, die 136 PS und 170 PS leisten und auf 200 Newtonmeter und 290 Newtonmeter Drehmoment kommen. Maximal sind 180 km/h möglich, 60 mph (97 km/h) werden in 6,9 Sekunden erreicht.
Viel Platz und Gestensteurung
Daneben soll der Budd-E dank des MEB vor allem eine optimale Raumausnutzung bieten. So finden in der Studie vier Sitze und eine längs zur Fahrtrichtung angeordnete Bank Platz. Die Frontsitze sind drehbar, eine Mittelkonsole gibt es nicht mehr. Wirklich zierlich ist der Budd-E mit 4,60 Metern Länge, 1,94 Metern Breite und 1,84 Metern Höhe allerdings nicht. VW ordnet ihn zwischen dem Touran und dem Bulli T6 ein, und verschafft ihm per Hinterachslenkung einen Wendekreis von 11,5 Metern.Beim Bedienkonzept spricht VW vollmundig von „Revolution statt Evolution“ - und setzt dabei vor allem auf Gesten- und Sprachsteuerung sowie Touchfunktionen. Nach einer Revolution hört sich das nicht an, aber nach der Weiterentwicklung bekannter und zum Teil etablierter Konzepte. Die Sprachsteuerung soll intuitiver funktionieren als bislang und den Sprechenden lokalisieren können.
Große Bildschirme für alle
Instrumententräger und Zentraldisplay sind, dem Trend folgend, optisch zusammengefasst und teilweise programmierbar. Links findet sich alles, was den Fahrer zu interessieren hat, rechts und mittig gibt es vor allem Infotainment. Im „Reisemodus“ können die Passagiere sich hier auch in einer Navigationsansicht an der Routenplanung beteiligen.
Für den Fahrer gibt es außerdem ein Lenkrad ohne Tasten. Dafür mit „Multifunktionsbereichen“ über die man wischen und auf die man drücken kann und die haptisches Feedback geben. Die E-Klasse von Mercedes lässt ein wenig grüßen. Die Gestensteuerung zeigte VW bereits vor einem Jahr auf der CES in der Studie Golf R Touch. Der Budd-E erhält eine weiterentwickelte Version davon. Die soll nun automatisch erkennen, ob jemand einen Befehl geben will oder nur wild gestikuliert. Und sie soll vor allem kurz vor der Serienreife stehen.
Der Budd-E wird Teil des Internets
Obendrauf bekommt der CES-Elektrobulli natürlich die komplette Vernetzung: Nicht nur mit Smartphones jeder Sorte über Android Auto, Apple Carplay oder MirrorLink, sondern auch mit dem Eigenheim. Klimaanlage, Heizung, Licht, Schlösser oder Überwachungskameras lassen sich in der Ferne aus dem Auto heraus steuern.
Ferne bleibt ansonsten das Hauptproblem des Budd-E: Obwohl sich im im Budd-E hauptsächlich Trends vereinigen, die derzeit schon umgesetzt werden und nichts davon wirklich revolutionär ist, gibt es keinen zeitnahen Serienstart. Vielversprechend klingt das Konzept Budd-E trotzdem. Hoffentlich lohnt sich das Warten.
Update: Wir saßen im Budd-E. Seht hier Bilder vom Innenraum.
VW ist einfach wieder mal zu langsam.... Als Nutzer von Mobilitätslösungen finde ich es langsam aber sicher mehr als ätzend, wenn die ach so gelobte deutsche Autoindustrie einmal mehr gefühlte Ewigkeiten braucht, um eine ehemals neue Technologie endlich für ihre Märkte zu nutzen. Immer nur von Ökologie und Nachhaltigkeit reden bringt auch nix. Immer nur Prototypen zeigen, welche dann eh nie auf den Markt kommen, bringt noch weniger.
Wenn das so weiter geht, dann wird die gesamte etablierte Autoindustrie überrollt und ist in weniger als 100 Jahren weg vom Markt - und zwar komplett. Tesla macht es vor - der Ansatz ist auf alle Fälle richtig. Wenn ein Volumenfahrzeug in dem Bereich etabliert werden kann, sinken auch die Kosten pro Einheit drastisch (wie schon in der konventionellen Autoindustrie).
Man stelle sich vor, dass das Mittelklasse-Modell von Tesla einschlägt (und das wird es) - alle werden wieder staunen (und sich fragen, warum man diesen doch absehbaren Trend voll verpennt hat). Aber der Fokus liegt ja in den Vorständen auf dem Verfeinern der Bezüge, dass es weniger nach Abzocke aussieht. Grosse Saläre und wirklich nix dahinter. Die Zukunft der deutschen Autoindustrie sehe ich mehr als dunkel. Schade. Mal kurz über den Tellerrand geguckt - und man sähe, was da im Anmarsch ist.
Wow, VW stellt einen Chevy Bolt mit VW Design vor. Kracher!
Nun gut, wenigstens tut sich was bei "DAS EX-AUTO" 😆
Aber warum der kleine Bolide nun 225 kW haben muss erschließt sich mir nicht.
Wird eh nur max-Leistung sein und die Dauerleistung eher bei 45-50 kW liegen.
Mal sehen, wo man den dann laden kann. Vielleicht am Audi-Schnellladenetz? 😆
warum so negativ? Es wäre doch wünschenswert, wenn VW es schafft so ein Auto zu bauen.
Der Budd-e scheint ja die Größe des aktuellen Touran zu haben und könnte wahrscheinlich als 5-7 Sitzer auch ganz praxistauglich sein.
Woher weißt du wie groß der Wagen ist. Könnte auch ein aufgeblasener UP sein. 😆
Und das hier:
Ist ja schon wieder der Oberkracher. Deshalb dauert es auch noch so lange, weil das, was die da einbauen wollen, gibt es ja aktuell noch garnicht.
Also kündigt man mal was an und hofft, dass es dann "am Ende des Jahrzehnts" sowas gibt.
Ich bin gespannt, aber sehr skeptisch.
Die E-Studie ist gut gelungen; es käme aber eher darauf an, was zu welchem Preis tatsächlich auf die Straße gebracht wird. Studie auf Studie bringt zwar Imagewerte, aber auch hohe Frustrationen, wenn Nichts davon tatsächlich gebaut wird.
Erinnerungen kommen hoch. 1991 stellte VW die Studie CHICO vor. 1991 ... ein kleines Stadtauto mit Hybridabtrieb ... sozusagen ein bißchen eAutos, ohne dass Kunden eine Steckdose und Garage mit Steckdose haben müssen. Ein Hybridauto, welches wenig Kraftstoff verbraucht:
https://www.volkswagen-classic.de/magazin/special/volkswagen-chico
"und – ja! – ein Hybridantrieb. Er war das technische Herzstück des Chico. Ein 6-kW-Elektro- und ein 25 kW leistender Benzin-Motor mobilisierten das 785 Kilo wiegende Leichtgewicht ausreichend für Stadt, Speckgürtel und Autobahn bis auf 131 km/h. Auf 100 Kilometern nippte der Chico im Stadtverkehr lediglich 1,3 Liter Benzin aus dem Tank und 13 kWh aus der Batterie. Ein Wärmespeicher beheizte den Innenraum im Strombetrieb und speicherte die Abwärme des 0,6-Liter-Zweizylinders."
VW baute die Studie nie; einen 2-Zylinder gab es Jahre später von FIAT; Hybride zum Preis eines Diesels gab es von TOYOTA. 2016 kommt KIA mit dem NIRO Vollhybriden. Benzinhybride haben das Zeug den Diesel abzulösen und weltweit gültige Abgasnormwerte zu schaffen.
Die Studie Budd-E auf der Elektroplattform MEB kommt schon gut an; die Realität ... und nichts anderes ist der Maßstab ... wird aber zeigen in welchen Massenstückzahlen VW die Elektroplattform MEB produzieren kann. Hier liegt noch die "deutsche Angst vor der Massenproduktion im Pfeffer". Erst wenn das gelingt, was apple gelang ... nämlich in die Massenproduktion zu gehen, lassen sich niedrige Preise erreichen.
Der Weg dahin kann aber über Hybridantriebe führen (deren eAntrieb sich dann evolutionär weiterentwickelt) oder eben über einen "reinen" eAntrieb. Eine Budd-E Studie zu zeigen, ist eine Fingerübung für einen großen Autokonzern. Die ausstehende Entscheidung, was dagegen wie in die Massenpraxis übergeführt werden soll und sich k a u f b a r im Angebot von VW wiederfinden wird, hat dagegen ein völlig anderes Kaliber. Letztendlich ist es aber nur das was zählt.
Vielleicht nicht nur die Überschriften lesen?
Wirklich zierlich ist der Budd-E mit 4,60 Metern Länge, 1,94 Metern Breite und 1,84 Metern Höhe allerdings nicht. VW ordnet ihn zwischen dem Touran und dem Bulli T6 ein...
Ist mir tatsächlich entgangen, sorry. 😆
Nichts desto trotz wird da erstmal nicht viel kommen. VW würde mich sehr stark überraschen, wenn auch nur die Hälfte dessen, was die da so vollmundig ankündigen in der Realität ankommt.
Vom Preis mal ganz zu schweigen, der bei Daten und heutigen Preisen ebenfalls locker mal die 70.000 € reißen dürfte.
Für wen soll denn die eingebaute Wildwanne hinten sein? Gibt es den dann auch in grün, für Jäger?
@hudemcv
wo wäre das Problem bei 70.000 €? Wenn er dafür analog eines Multivan für 70.000 € ausgestattet wäre, würde er sicher seine Käuferschaft finden.
Vielleicht bringt man ihn auch mit Benzin / Dieselmotoren für ab 40.000 €, damit es sich das Gesamtkonzept besser rechnet.
"Für wen soll denn die eingebaute Wildwanne hinten sein?"
Wenn ich das richtig sehe, ist in dem linken Fach eine Schneeflocke, vielleicht ein gekühlter Einschub für eine Getränkekiste für den Sommer ;-))
Wenn es ein Auto fürs Volk sein soll, muss in erster Linie der Preis stimmen- davon abgesehen, dass überhaupt nicht darauf eingegangen wird, was er kosten soll oder wie sich "fürs Volk" sonst definieren soll, ist das Konzept doch eine Nische... schon allein weil es doch kaum relevant ist für den Alltag, dass das Teil mit Bildschirmen zugeflastert ist (wieviel Batteriekapazität muss dafür vorgehalten werden?)
Verstehe, wenn also VW einen 70.000 € Stromer im Jahr X bringt, dann wäre das voll ok, nahezu super.
Wenn eine Firma aus Kalifornien schon heute macht, ist das natürlich total doof und kann sich niemals rechnen.
😆
Hast du dich mal mit der Leistungsaufnahem eines großen Fernsehers beschäftigt?
Wieviel Watt wird der wohl haben? 150? 200?
Der Wagen hat einen E-Motor mit (geraten) 50000 bis zu (maximal, weils da oben steht) 225000 W!
Merkst selbst, oder?
Alles was nicht von Tesla vorgestellt wird wird hier sofort runtergemacht, meist von Leuten die sich einen Tesla allerdings auch nur erträumen und niemals kaufen können .😊
Bisher gibt es von Tesla nur sehr teure Fahrzeuge, das Modell X wurde im Februar 2012 vorgestellt und ist im Februar 2016 noch nicht einmal in Deutschland angekommen, wenn Tesla diese Tempo beim groß herbeigesehnten Modell 3 einhält dann kommt der 2020 .
@hudemcv: OK, danke für die Erörterung. Dann fällt es kaum ins Gewicht.
"Wenn es ein Auto fürs Volk sein soll, muss in erster Linie der Preis stimmen"
Ich finde die Bezeichnung "Volk" etwas ungünstig, denn das "Volk" ist vielschichtig. Mitlerweile gibt es viele Familien, die VW Bus fahren. Und der ist bekanntermaßen kein "Billigauto", aber ich gehe mal davon aus, dass die Kunden wissen warum sie so ein Auto fahren.
Der Tesla ist sicher kein schlechtes Auto, aber ich bin mir nicht sicher, wie viele Jahre eine Firma Verluste machen kann, ohne das es Folgen hat? So etwas funktioniert wahrscheinlich nur in den USA, wo Verschuldung voll im Trend liegt.