ADAC Pannenhilfe: Mit dem E-Bike unterwegs
Ein Gelber Engel auf dem Fahrrad
Der ADAC schickt "Gelbe Engel" jetzt auf E-Bikes zur Pannenhilfe. Vor allem in Großstädten hat das Vorteile. Wir haben einen Berliner Pannenhelfer beim Einsatz begleitet.
Von Haiko Prengel
Berlin - „Kfz stottert.“ Viel mehr erfährt Dirk Nießl meist nicht von seinem Tabletcomputer. Aber eine Ferndiagnose nützt bei der Pannenhilfe sowieso nichts. Der Kfz-Meister muss sich selbst ein Bild machen. Also kräftig in die Pedale getreten und rasch hingeradelt zum liegen gebliebenen Fahrzeug.
In die Pedale treten? Tatsächlich sind die Gelben Engel vom ADAC jetzt auch mit E-Bikes unterwegs. Dirk Nießl aus Berlin ist einer von ihnen. „Ich war bei diesem Pilotprojekt sogar der erste Fahrer“, sagt der Mann in der signalgelben Kleidung.
Mit seiner sportlichen Kondition scheint der 45-Jährige perfekt geeignet für den Job: Der ADAC-Pannenhelfer ist Triathlet. Da kommt er auf einem E-Bike so schnell nicht ins Schwitzen, zumal der 400 Watt starke Elektromotor ordentlich mithilft. „Beim Ampelstart schalte ich meist auf Turbo“, berichtet Nießl. Dann bringt das E-Bike der Marke Haibike volle Leistung.Der Tiergarten als E-Bike-Rennstrecke
Das stotternde Kfz, zu dem ihn die Disponenten der ADAC-Pannenhilfe heute morgen geschickt haben, steht in einer beschaulichen Wohngegend in Berlin-Westend. „Stau auf der Heerstraße“, warnt das Verkehrsleitsystem am Ernst-Reuter-Platz. Für Dirk Nießl und unseren Autor (auf dem Rennrad) kein Problem. Sie fahren einfach auf dem Fahrradweg rechts an der Autoschlange vorbei.
Das sei der große Vorteil als Gelber Engel auf dem E-Bike, sagt Dirk Nießl: Gerade im Berufsverkehr, wenn sich die Blechlawinen durch Berlins Hauptstraßen quälen: „Da merkt man schon, dass man mit dem Fahrrad schneller ist.“
Denn wenn es auf den Straßen eng wird, kann Dirk Nießl nicht nur auf dem Fahrradweg an Blechlawinen vorbeifahren. Er kann auch Grünanlagen und Parks als Abkürzungen nutzen. Zum Beispiel den Tiergarten, Berlins große grüne Lunge. Bei Großveranstaltungen, etwa zur Fußball-Weltmeisterschaft, ist die Straße des 17. Juni – eine der Hauptverkehrsachsen der Stadt - manchmal wochenlang komplett gesperrt. Dann radelt Nießl einfach mit seinem E-Bike durch den anliegenden Tiergarten. „Bei der Fanmeile war ich für die Disponenten der Held,“ erinnert er sich und lacht. Denn seine ADAC-Kollegen standen in Mitte mit ihren Autos im Stau.
Das Werkzeug im Anhänger
Nach rund zehn Minuten Anfahrtzeit haben wir das Pannenauto in Westend erreicht. Im Schatten bunt belaubter Bäume wartet der Besitzer eines schwarzen Mercedes 300 SL (R129) aus dem Jahr 1992 auf den ADAC-Helfer. Andrej Müller hat den Youngtimer in erstaunlich gutem Zustand gekauft: von Rost keine Spur, auf dem Tacho stehen erst 108.000 Kilometer. Doch seit zwei Tagen nimmt der Wagen kaum noch Gas an, der Motor blubbert widerwillig und seit heute früh springt er gar nicht mehr an.
Also Motorhaube auf. Darunter präsentiert sich ein wunderbar laufruhiger Reihensechszylinder - wenn er denn anspringt. Zuerst misst Dirk Nießl, ob die Zündspule funktioniert. Das notwendige Werkzeug holt er aus dem prall gefüllten Anhänger, der an seinem E-Bike hängt.Starthilfe-Kabel, Spannungsmessgerät, Diagnosegerät: In dem Werkstatt-Wägelchen ist so gut wie alles drin, was ein Kfz-Mechaniker braucht, um die allermeisten Pannenautos wieder ans Laufen zu bringen. Nur ein Wagenheber fehlt aus Platzgründen, weshalb Dirk Nießl keine Räder wechseln kann. Aber er hat Flickmaterial an Bord. So kann er beschädigte Pneus provisorisch wieder herrichten.
Die Zündspule des Mercedes ist in Ordnung: Der Zündfunke reicht sogar bis zur Verteilerkappe, erklärt Kfz-Meister Nießl dem Mercedes-Fahrer. Also schraubt er die Verteilerkappe auf. Im Inneren ist das Teil ölfeucht. Nießl wischt die Verteilerkappe trocken und versprüht etwas MoS2-Spray, das hier wie Kontaktspray wirkt. „Bitte mal starten!“ ruft er dem SL-Besitzer zu - und der Youngtimer springt an.
In der Stadt sind die Bikes schlicht schneller
Die meisten ADAC-Clubmitglieder sind erstaunt, wenn Dirk Nießl mit dem E-Bike anrückt. „Mensch, jetzt kommen Sie schon mit dem Fahrrad!“, sagen manche oder fragen „Können Sie mir denn auch helfen?“ Doch für den ADAC läuft das Pilotprojekt mit den E-Bikes so erfolgreich, dass der Club die Flotte ausgebaut hat. „Inzwischen sind sogar schon sieben Pannenhelfer auf E-Bikes in Deutschland unterwegs“, sagt Holger Beiersdorf, ADAC-Bereichsleiter Pannenhilfe für Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Neben Berlin fahren Gelbe Engel in den Städten Köln und Stuttgart Fahrrad.
Das Konzept habe sich bewährt, unterstreicht Beiersdorf. Im staubelasteten innerstädtischen Verkehr sind Pannenhelfer mit E-Bikes einfach schneller vor Ort. Unkompliziert gelangen sie zudem an Pannenfahrzeuge in Parkhäusern oder Tiefgaragen.Daneben sei der ADAC daran interessiert, die Einsätze der Pannenhilfe so nachhaltig und umweltfreundlich wie möglich zu gestalten und klassische Fahrzeuge auf lange Sicht nur dort einzusetzen, wo sie noch unverzichtbar sind. Zum Beispiel bei Regen und Kälte. Dann fährt auch Triathlet Dirk Nießl lieber mit dem Auto seine Straßenwachtschichten.
Flickzeug fürs Fahrrad dabei
Inzwischen ist der Mercedes SL in Westend warmgelaufen und der Besitzer macht eine kleine Testfahrt um den Block. Der Motor läuft wieder sauber. Als Grund für die Ölfeuchtigkeit vermutet Pannenhelfer Dirk Nießl einen undichten Simmerring der Nockenwelle. Der sorge vermutlich dafür, dass Öl in die Verteilerkappe dringt. „Führen Sie Ihr Auto demnächst mal in einer Werkstatt vor“, rät der Kfz-Meister dem Mercedes-Fahrer. Dank seiner Hilfe braucht SL-Besitzer Müller dafür keinen Abschleppwagen, sondern kann auf eigener Achse in die Werkstatt fahren.
Pannenhelfer Dirk Nießl liebt solche Einsätze an älteren Autos mit einem gewissen Charme. Der 45-Jährige fährt privat unter anderem Opel Monza GSE, er hat also ein Faible für automobile Klassiker. Er freut sich aber auch, wenn er sich um einen gepflegten alten Mercedes wie den 300 SL kümmern darf. Oder um den Rolls-Royce, mit dem ein bekannter Fernsehmoderator mal auf der Berliner Avus liegen geblieben war – mit überfettetem Vergaser. „Das sind die Highlights“, sagt Dirk Nießl.
Und was passiert, wenn der Gelbe Engel einmal selbst mal liegen bleibt mit seinem E-Bike? Dann hilft er sich selbst: In seinem gelben Werkzeug-Anhänger liegt auch ein Flickset für Fahrräder und E-Bikes.
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Eine Marathonläufer mit Rücksak wäre noch billiger...
Wie es wäre, wann Chef Tisch unter offene Himmel steht ohne Heizung und Klima???
Gruß
Reicht der Raum für die Erfordernisse des ADAC Mechatronikers aus? In den Autos ist in der Regel doch etwas mehr Platz, als in einen Fahrradanhänger.
Haben die eine Sondergenehmigung um 400W Motoren als Pedelecs zu nutzen? SOnst müssten die mit dem Motor, da über 250W auf die Fahrbahn und die Räder als schnelle E Bikes bis 45km/H nutzen. Dann wäre der Vorteil der Nutzung der SOnderwege aber dahin.
Obwohl ich ja viel in Berlin rumkomme, hab ich den gelben Bengel noch nicht mit seinem Hilfsmotor herumrasen sehen, aber schönen Dank für den Tip mit dem Simmerring am 92er 300 SL (!) man weiß ja nie... 😉
Sondergenehmigung? 😕 Engel sind im Namen des Herren unterwegs! 😆
Wieso sollte er? Was wären die Vorteile? Die Vorteile der Räder sollten klar sein. Das Beispiel mit dem Tisch ist völliger Quatsch....
Was für ein Scherzkeks. Wenn mein Auto kein Gas annimmt und komisch blubbert, fahre ich damit doch nicht noch 2 Tage rum, um ihm vielleicht noch den Rest zu geben 😆.
Sondergnehemigung?? Give me a break!
öl in der elektrik, immer gern gesehen bei mizidis! 😉
Was ist denn nun mit dem Öl im N?
Der ADAC spart Kosten. Verdienen zum Ausgleich für Wind u. Wetter die Fahrradengel dann wenigstens mehr als die Kollegen, die im Trockenen und Warmen sitzen? Oder sackt der Arbeitgeber den gesamten Ersparnis-Gewinn ein?
Da hat sich der ADAC schön was vom Wiener ÖAMTC abgeschaut. 😉 Das ist eine Innovation aus Österreich.
Dass es nur zum sparen verwendet wird, wie in manchen Kommentaren vermutet, ist übrigens Schwachsinn. Niemand wird gezwungen und die Mitarbeiter, welche mit Rädern ausgestattet werden machen das gerne freiwillig, da radln in der Stadt entspannt, im Gegensatz zum Staustehen mit dem Auto. Nebeneffekt: Sport ist nicht mehr so viel neben der Arbeit notwendig.
Vorteile für den ADAC: Kunden bekommen schneller Hilfe und Kosten für Fahrzeuge werden reduziert
Nee du, das regt maximal auf und die schlechte Luft verkürzt die Lebenszeit.
Die ADAC-Edition von haibike gleich ab Werk...
https://www.emotion-technologies.de/e-bike-marken/haibike/xduro-cross/
...als Mitglied dann auch Rabatt ?!
Würde ich so nicht unterschreiben, es ist eher wie mit den Joggern, die zwar nicht länger leben aber gesünder sterben! 😉