Zum 70. Geburtstag von Bernd Pischetsrieder
Ein Gentleman der Autowelt wird 70
Von BMW zu VW zu Daimler. Bernd Pischetsrieder hat als Automanager nicht alles richtig gemacht - aber mit Würde Verantwortung übernommen. Heute wird er 70 Jahre alt.
München - Bernd Pischetsrieder ist in der Autoindustrie ein gefragter Mann. Der Ingenieur war zuerst BMW-Chef, dann VW-Chef, inzwischen sitzt er im Aufsichtsrat von Daimler. Aber nicht nur als Manager, auch mit seiner Begeisterung für Oldtimer und schnelle Autos hat Pischetsrieder Schlagzeilen gemacht. Heute, am 15. Februar, wird er 70 Jahre alt.
Die Leidenschaft für Autos ist ihm vielleicht schon in die Wiege gelegt worden: Sein Großonkel Sir Alec Issigonis hatte als Autokonstrukteur bei British Motors den Mini entwickelt. Bernd Pischetsrieder heuerte nach dem Maschinenbau-Studium in seiner Heimatstadt München bei BMW an und schaffte es über Dingolfing und Südafrika bald nach ganz oben: 1993 wurde er Vorstandschef - und kaufte ein Jahr später den britischen Autobauer Rover.
"Im Nachhinein stellte sich das als falsche Entscheidung heraus. Aber er hat souverän und in Würde die Verantwortung übernommen - das ist etwas, was nicht viele machen", sagt Daniela Bergdolt, Vizepräsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Nach Milliardenverlusten mit Rover zog BMW 1999 die Reißleine und feuerte Pischetsrieder. Nur Mini und Rolls-Royce blieben bei BMW. Zu seinen Erfolgen gehören auch das BMW-Werk Spartanburg in den Vereinigten Staaten und der Ausbau des US-Geschäfts. "Bernd Pischetsrieder hat BMW in eine andere Liga geführt", sagt Bergdolt.
Piëch holt Pischetsrieder - und schasst ihn wieder
Zwei Jahre später holte VW-Vorstandschef Ferdinand Piëch Pischetsrieder als Seat-Chef nach Wolfsburg und erkor ihn 2002 zu seinem Nachfolger an der Spitze des Konzerns. Ein schweres Erbe: VW kämpfte mit Kosten- und Qualitätsproblemen. Veruntreuungen und Sexreisen für Betriebsräte flogen auf.Pischetsrieder brachte VW mit besserer Qualität, neuen Modellen wie dem Touran und dem Touareg sowie längeren Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich wieder auf Kurs und bremste das teure Phaeton-Modell - ein Lieblingsprojekt des Aufsichtsratschefs und Großaktionärs Piëch.
Das hieß Ärger von mehreren Seiten. Ende 2006 musste Pischetsrieder abtreten - immerhin mit vollen Bezügen für weitere fünf Jahre. "Das einzige Problem war, dass der Herr Piëch den Herrn Pischetsrieder nicht mag", sagte Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.
Der VW-Patriarch hatte den frisch Gefeuerten auf der VW-Hauptversammlung 2007 noch einmal abgewatscht: "Zu spät habe ich erkannt, den Falschen gewählt zu haben." Das habe er jetzt korrigiert. Viele Aktionäre sahen das anders: Den größten Beifall gab es, als Piëch Pischetsrieder für die geleistete Arbeit dankte.
Bernd Pischetsrieder: Gentleman der Autobranche
"Besonnen, ruhig, sachlich - mit seinem Managmentstil hat er die Unternehmen und die Autowelt beeinflusst", sagt Dudenhöffer heute. Auch andere, die mit Pischetsrieder zu tun hatten, loben seine "Haltung auch in schwierigen Zeiten", beschreiben ihn als Gentleman, der nie die Bodenhaftung verloren habe. Hier erinnert man sich an einen humorvollen Gesprächspartner, da an den Zigarrenraucher, dort an den Weißwein von Pischetsrieders eigenem Weingut.Pischetsrieder lebt am Chiemsee, vis à vis der Herreninsel mit König Ludwigs Schloss. Dort war er mit seiner Frau im Sommer 1995 einmal zu schnell unterwegs auf einer Spritztour, einen McLaren F1 fuhr er zu Schrott. Von seiner Leidenschaft für Autos spricht auch seine Begeisterung für Oldtimer - er hat sogar in einen namhaften Händler für die Liebhaber-Fahrzeuge investiert.
Seit 2013 hat Pischetsrieder als Aufsichtsratschef der Münchener Rückversicherung auch Erdbeben, Wirbelstürme und Kapitalanlagen von gut 200 Milliarden Euro im Blick. Und seit 2014 gehört er zudem dem Daimler-Aufsichtsrat an - "da schätzt man seine hohe Fachkompetenz", sagt Dudenhöffer. Und für die Erben der bayerischen Könige kümmert sich der bärtige Oberbayer auch noch um deren Vermögen, im Verwaltungsrat des Wittelsbacher-Fonds.
Quelle: dpa
Das Rover-Abenteuer hat BMW insgesamt mehr als acht Milliarden Mark gekostet.
kwt.
Wow, 8 Milliarden. Mark. Mann. Da lachen die doch heute drüber....😆
Wenn ich Pieschetsrieder lese fällt mir immer sofort der geschrottete McLaren F1 ein, dann das Milliardengrab Rover.
Es ging ja lange das Gerücht, dass er nach seiner Entlassung noch jahrelang einen Beratervertrag mit VW hatte, weiterhin mit Büro usw. in WOB wo er sehr sporadisch gesehen wurde um die eingehende Post zu lesen.....
20 Jahre später war das Rover-Abenteuer ein großer Erfolg, denn mit Rover hat man Mini gekauft. Und dadurch sind die 4 Milliarden Euro schon lange wieder reingeholt. Alleine im letzten Jahr hat BMW 370.000 Minis verkauft und kann froh sein, dass Rover und ganz besonders das Werk Longbridge weg sind. Bei Land Rover bin ich mir dagegen etwas unschlüssig.
Im Kern sind das Peanuts, die von den Medien maßlos aufgebauscht wurden.
Ich habe auch nichts anderes behauptet, aber es sind eben meine ersten Gedanken wenn ich "Pischetsrieder" lese.
Ich gehe davon aus, dass Pischetsrieder bei VW gehen musste, weil er den Dieselbetrug nicht mitmachen wollte. Das Timing passt perfekt: Als er bei VW aufhörte, wurden die EA189-Motoren finalisiert.
Die im Threadartikel genannten Gründe halte ich für vorgeschoben.
Die hier auch wieder mal zitierten Peanuts sind die, mit welchen viele tausend Menschen ein paar Schritte weiterkämen ! Und: Gepampert und gewärmt rauschen diese Herren (und Damen) durch ihr - immer wieder- neues Leben - und haben nichts zurücklassen müssen. Ich kann leider das System nicht ändern, komme aber nicht umher, wieder die fehlenden Konsequenzen für Manager/-innen auf der Welt zu fordern:
(Viel zu) hohes Gehalt; anschließend bei massiven Rückschlägen muss der Zug sich in die rückwärtige Richtung bewegen - was ist so schwer daran ? >>Wer dann noch als Manager fungieren will ?? Na die, welche einen guten Job machen wollen und dies auch nachhaltig unter Beweis stellen und dafür dann (ja bitteschön: "zu Recht" !?) Millionen bekommen.
...und bevor Jemand fragt: Ja, ich bin von dieser Welt. Anprangern darf man.
Habe ich Herr Pichetsrieder den schönen und angenehmen Rover 75 zu verdanken, den ich letzten Sommer als Arbeitsweg- und Winterauto gekauft habe? Dann sage ich hier gerne danke und alles Gute zum Geburtstag.
Der V6 klingt angenehm, die Automatik schaltet butterweich und das in meinem Auto mit Jahrgang 1999 noch echte Holzfurnier im Armaturenbrett ist ein Traum...
Dass bei einem bald 19 Jahre alten Auto Rost, ausser am Auspuff kein Thema ist, die Klimaautomatik und alle elektrischen Helferlein von der Spiegelverstellung, über die Fensterheber bis zur Sitzverstellung noch alle bestens funktionieren und die Ledersitze nach 180'000 km noch gut aussehen zeigen, dass BMW was Schönes aus der Marke hätte machen können.