Formel 1: Rennen in Silverstone
Ein geplatzter Reifen nach dem anderen
Während Nico Rosberg in Silverstone dem Sieg entgegenraste, stapfte Weltmeister Sebastian Vettel mit dem Helm auf dem Kopf zur Kommando-Box.
Silverstone - Beim hochdramatischen Rennen von Silverstone mit einer unheimlichen Reifenplatzer-Serie wurde Vettel zehn Runden vor Schluss von einem kaputten Getriebe in seinem Red Bull gestoppt. «Das kam sehr plötzlich. Als ich vom fünften in den sechsten Gang hochschalten wollte, hat sich der fünfte Gang verabschiedet. Wenn sich ein Gang verabschiedet, sind die anderen auch weg», schilderte Vettel.
Drei Tage vor seinem 26. Geburtstag musste Vettel den Sieg seinem Mercedes-Rivalen Rosberg überlassen, der damit nach dem umstrittenen Reifentest für Pirelli zwei der vergangenen drei Rennen gewonnen hat.
Der Wiesbadener profitierte bei seinem Sieg am Sonntag in einem verrückten Rennen vor Vettels Teamkollege Mark Webber und Fernando Alonso im Ferrari allerdings auch vom geplatzten Reifen seines Silberpfeil-Mitstreiters Lewis Hamilton. «Was für eine verrückte Nummer», sagte Rosberg noch vor der Pokalübergabe.
Vettels Vorsprung verringert sich
Pole-Mann Hamilton schaffte es nach der Schrecksekunde vom zwischenzeitlichen Platz 18 sogar noch auf Rang vier bei seinem Heimspiel im Home of British Motorsport. Fünfter wurde Kimi Räikkönen im Lotus. Adrian Sutil kam im Force India auf Platz sieben, Nico Hülkenberg rettete im Sauber als Zehnter noch einen Punkt.Damit schmolz Vettels WM-Vorsprung eine Woche vor dem Rennen am Nürburgring: Alonso hat derzeit 21 Punkte Rückstand, Räikkönen folgt mit einem Abstand von 34 Punkten.
Reifenplatzer bei 300 km/h
Das Formel-1-Rennen in Silverstone war völlig unberechenbar. Zunächst gab Hamilton Gas, als wollte er den Befürchtungen, dass die Reifen nicht halten können, davonrasen. Er verteidigte nicht nur seine Pole Position, er baute auf den ersten Runden seinen Vorsprung sogar aus.
Teamkollege Rosberg war weniger erfolgreich. Er konnte seinen zweiten Startplatz nach dem Erlöschen der roten Ampeln nicht halten. Der Wiesbadener musste WM-Spitzenreiter Vettel direkt überholen lassen, Sutil machte zudem zwei Plätze gut und saß Rosberg im Nacken. Dahinter machte Räikkönen, von acht gestartet, Boden gut. Alonso rutschte unterdessen von Platz neun auf zehn. Vettels Noch-Teamkollege Webber fiel von Rang vier bis auf Platz 15 zurück.
Umjubelt von den Fans im Home of British Motorsport zog Hamilton anfangs seine Runden. Aber dann: In Runde acht flog der linke Hinterreifen von Hamiltons Silberpfeil in Fetzen davon. Bei schätzungsweise 300 Sachen konnte der Brite den Wagen zwar auf Kurs halten, die Führung war aber futsch. Vettel, Rosberg und Sutil übernahmen die Plätze eins bis drei.
Erst Hamilton, dann Mass und Vergne
Was dann passierte, gab es noch nie. Nur kurz nach dem Reifenplatzer von Hamilton löste sich das Gummi von der linken Hinterradfelge bei Massas Ferrari, danach am Toro Rosso von Jean-Eric Vergne. Jedes Mal nach den Kurven vier und fünf. Panik ging um.
Das Safety Car musste raus, sogar eine Kehrmaschine wurde auf den Kurs geschickt, um den Asphalt von den Reifenresten zu befreien. «Bleib weg von den Randsteinen», befahl das Team Vettel währenddessen: «Du darfst nicht auf die Abweiser fahren, sonst holst du dir auch einen Platten.»Vettel war nach der geschenkten Führung der Leidtragende der Safety-Car-Phase. Er hatte sich wie auch Rosberg einen satten Vorsprung auf Sutil und die weiteren Verfolger herausgefahren. Alles dahin. In Runde 21 von 52 auf dem 5,891 Kilometer langen Kurs wurde der achte Saisonlauf trotz der Gefahrenquelle wieder freigegeben: Mit Vettel in der Führungsposition vor Rosberg, Sutil und mittlerweile Alonso sowie Räikkönen, die sich vor dem Ausrücken des Sicherheitsautos bereits weiter vorgekämpft hatten.
Es sah nach einem deutschen Doppelsieg aus
Vettel bestimmte nun an der Spitze das Tempo. Er solle dennoch seinen Vorsprung auf Rosberg ausbauen, forderte ihn die Red-Bull-Box auf. Vier Sekunden waren es zwischenzeitlich auf den Monaco-Sieger im Silberpfeil, Sutil lag über zehn zurück.
Alles sah nach einem deutschen Doppelerfolg aus. Bis zur Runde 42: Vettel wurde langsamer, die englischen Zuschauer lauter. Das Getriebe im Red Bull hatte den Heppenheimer im Stich gelassen. Er musste seinen Wagen auf der Start- und Zielgeraden abstellen, und holte sich in der Box ein paar tröstende Umarmungen ab. Erneut kam das Safety Car auf die Strecke.
In dem dramatischen Finale fuhr Webber noch bis auf Rang zwei vor, kam aber an Rosberg nicht mehr heran.
Das Rennen in Silverstone: Die Ergebnisse
1. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes 1:32:59,456 Std. (Schnitt: 197,566 km/h)
2. Mark Webber (Australien) Red Bull + 0,765 Sek.
3. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari + 7,124
4. Lewis Hamilton (England) Mercedes + 7,756
5. Kimi Räikkönen (Finnland) Lotus + 11,257
6. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari + 14,573
7. Adrian Sutil (Gräfelfing) Force India + 16,335
8. Daniel Ricciardo (Australien) Toro Rosso + 16,543
9. Paul di Resta (Schottland) Force India + 17,943
10. Nico Hülkenberg (Emmerich) Sauber + 19,709
11. Pastor Maldonado (Venezuela) Williams + 21,135
12. Valtteri Bottas (Finnland) Williams + 25,094
13. Jenson Button (England) McLaren Mercedes + 25,969
14. Esteban Gutiérrez (Mexiko) Sauber + 26,285
15. Charles Pic (Frankreich) Caterham + 31,613
16. Jules Bianchi (Frankreich) Marussia + 36,000
17. Max Chilton (England) Marussia + 1:07,600 Min.
18. Giedo van der Garde (Niederlande) Caterham + 1:07,700
19. Romain Grosjean (Frankreich) Lotus + 1 Runde
20. Sergio Perez (Mexiko) McLaren Mercedes + 5 Runden
Ausfälle:
Jean-Eric Vergne (Frankreich) Toro Rosso (36. Runde)
Sebastian Vettel (Heppenheim) Red Bull (42. Runde/Getriebeschaden)
Solange es ein Deutscher macht. 😉
Vettel kann ja nicht immer gewinnen, wird ja fast so langweilig wie zur Ära Schumi.
Ich habe gerade gehört, das er evtl. seinen Sieg aberkannt bekommt. Er hat wohl ein Tempolimit durch eine gelbe Flagge übersehen. Daraus resultiert eine 20 Sekunden Zeitstrafe = Platz 11 und Webber wäre auf Platz 1.
Ich gönne Nico den Sieg total, ist ein prima Typ.
Schade das Hamilton den Reifenplatzer hatte, denn sein Tempo war am Anfang richtig gut. Das wäre ein schöner Kampf geworden. Die Reifenplatzer kamen doch eher von Randsteinen. Aber am Ende nörgelten viele wieder von Pirelli... .
Auf jeden Fall war es ein schönes Rennen mit vielen Überholmanövern.
Nun die Randsteine (Kerbs) sind aber schon immer da. Und wenn plötzlich Reihenweise die Reifen platzen liegt es somit an den nicht geeigneten Reifen.
Ich wünsche mir die Rennen zurück, bei denen Vollgas von Anfang bis Ende gefahren wurde, am besten noch mit Tankstopps.
Daraus wurde glücklicherweise nichts - es gab nur eine Verwarung. War ja mal wieder klar, dass die schlechten Verlierer bei Red Bull wieder Protest einlegen mussten, wenn mal wieder jemand anderes gewinnt...🙄
Ansonsten: Auch von mir herzlichen Glückwunsch an Nico Rosberg! Tolles Rennen! Aber auch von Hamilton eine bärenstarke Leistung von Platz 18 noch auf 4 vorzufahren! 😉
Ach, RB hatte Protest wegen der gelben Flagge eingelegt? Tatsächlich, laut Presse, ja. Musste man nach dem FIA Urteil noch schnell 'nen anderen Weg einschlagen? Offensichtlich. Bäh, der Brausehersteller mit dieser Miss Vettel ist tatsächlich der Unsympath der F1 Puppenkiste.
Moin,
ich finde es an der Zeit, dass bei der Reifenproblematik etwas gemacht wird. Gottlob ist heute nichts passiert, wohl auch dank der Fahrkunst der Fahrer. Warum kann man keine Reifen produzieren, die zur Not auch ganzes Rennen halten, aber wenigstens die halbe Distanz. Aber über die Reifen Spannung in die Rennen zu bringen, ist höchst fragwürdig und auch gefährlich, wie man heute wieder sehen konnte.
Es ist glaube ich, an der Zeit, dass Pirelli in der F1 wieder Konkurrenz erhält. Schumi hat letztes Jahr schon gesagt - es macht keinen Spass mit 60 oder 75% zu fahren, nur weil die Reifen nach 2 Runden voll Fahren hinüber sind. Nur scheuen sich viele Hersteller eben vor den Kosten und sind deshalb vor einigen Jahren ausgestiegen.
Meinst du damit andere Reifen Hersteller?
Außerdem meinst du doch wohl nicht das Pirelli keine besseren Reifen bauen kann, sie bauen und entwickeln die Reifen nach den Vorgaben der FIA, damit es durch nachlassende Reifen zu spannenden Duellen kommt. So ist zumindestens der Gedanke der FIA, ob das in der Realität wirklich spannender ist, sei mal dahingestellt.
Gruß
Dann freu Dich schon auf 2014, wo wegen der Spritmengenbegrenzung mit etwas Pech gegen Rennende Sprit gespart werden muß 😮
So geht´s mit den Reifen jedenfalls nicht weiter.
Sonst haben wir bald ein Tempolimit von 220 in der Formel 1.
Und noch was...
Für zu schnelles Fahren unter "Gelb" ist eine Zeitstrafe von 20 Sek. ganz klar in den Regeln festgeschrieben.
Außer man fährt bei Mercedes !
Da ist das dann nicht ganz so schlimm.
Zu Schumachers Zeiten währe das Geschreie vom "Schummel-Schumi" wieder ganz groß.
Ich hoffe ja, dass das unsichere losfahren des Ferrari in der Box von den Stewards geahndet wird!
Aber da wird bestimmt nichts passieren in der "Formel Ferrari"!
F1 - gähn.
viel zu langweilig
Den Stewards die das entscheiden ist es scheißegal wo der Fahrer fährt. Die analysieren die Situation und entscheiden dann ob eine Strafe gerechtfertigt ist oder nicht. Außerdem wird auch mal ein Auge zugedrückt wenn der Fahrer sonst nicht negativ auffällt.
Beispielsweise würde ein weiterer von Grosjean geschuldeter Crash sofort in einer Strafe enden, während, sagen wir einmal Button, eventuell mit einer Verwarnung davon kommen würde.
Ich gehe davon aus, dass Pirelli auch bessere Reifen bauen kann, ist ja keine Hinterhofbude.
Die Vorgaben der FIA, die ich in meinem Beitrag ebenfalls kritisiert habe, sind in diesem Fall einfach als gefährlich anzusehen und man sollte hier schnell handeln, bevor etwas Schwerwiegendes passiert.
Damit wäre dem F1 Sport wirklich nicht gedient.