CCC-Kongress: Hacker knackt VW-Betrugssoftware
Ein Hacker entschlüsselt den Schummeldiesel
VW war bisher mit Details zur betrügerischen Diesel-Software zurückhaltend. Diese Details lieferte nun ein Hacker auf dem Kongress des Chaos Computer Club in Hamburg.
Hamburg - 12.000 Hacker und Interessierte folgten dem Aufruf des „Chaos Computer Club“ (CCC) zum Kongress in Hamburg. Eine Traditionsveranstaltung der Computer-Cracks, und doch am Puls der Zeit. Er habe Volkswagens Betrugs-Code geknackt, sagt Felix Domke, ein regelmäßiger Referent beim CCC.
“Wir sind Hacker, und wir kennen den Code, und im Code liegt die Wahrheit“, sagt Felix Domke zu Beginn seiner Präsentation im Hamburger Kongresszentrum. Nachdem er in diesem Jahr vom Abgasskandal bei Volkswagen gehört hatte, wollte er selbst wissen, was es mit der Software auf sich hat - zumal sein eigenes Auto zu den betroffenen Fahrzeugen gehört. Er nahm sich die „Engine Electronic Control Unit“ (Engine ECU) des Motors vor. Das Steuergerät samt der Software stammt vom Zulieferer Bosch.
Es gelang Domke, die Software zu dekompilieren, also aus den nur für Maschinen lesbaren Anweisungen die Codezeilen herauszufischen. Wer genauer wissen will wie, dem sei dieser Beitrag von Golem.de empfohlen.
"Alternativer" Adblue-Sparmodus
Die Dekompilierung der Steuersoftware ist juristisch heikel, weil Software-Hersteller dies in ihren Lizenzbedingungen meist untersagen. Er habe sich aber beraten lassen, dass er in diesem Fall nichts riskiere, da es sich um sein persönliches Fahrzeug handele, sagt der Software-Experte. Schon beim ersten Blick befand Domke: „Eine sehr interessante Art, Software zu schreiben.“ Noch stutziger wurde er, als er sich das Verfahren zur Reduzierung der Stickoxid-Emissionen näher anschaute.
Die Software steuert unter anderem den SCR-Katalysator, der die Harnstofflösung AdBlue in den Abgasstrang eingespritzt. Domke wunderte sich über die dafür festgelegten Bedingungen:
„Das Auto wird gezwungen, in einem alternativen Modus zu fahren, bei dem weniger AdBlue abgegeben wird als optimal.“
Die Vermutung des Hackers: Für die Messung von Testwerten sollen ideale Ergebnisse erzielt werden, bei längeren Autofahrten und höheren Geschwindigkeiten wird an AdBlue gespart, um die Zeit bis zur nächsten Nachfüllung zu verlängern.
Mit längerer Fahrtzeit und höheren Geschwindigkeiten werde die Abgabe von AdBlue nahezu auf null reduziert. Dafür schaltet die Software in einen alternativen Modus, abhängig von der Motortemperatur. Der Parameter laut Domke: minus 3.276,8 Kelvin. Das entspricht minus 3.550 Grad Celsius.
Autohersteller konfiguriert Software
Entsprechend schalte die Software fast nie in den Normalmodus, sagt Domke: Im Fall seines VW Sharan lief der SCR-Kat zu 75 Prozent im alternativen Modus mit minimalem Adblue-Verbrauch. Nur in zwei bis drei Prozent der Betriebszeit sei die Software im schadstoffoptimierten „Normalmodus“ gelaufen. Im Schnitt habe der Sharan 0,6 Liter Adblue auf 1.000 Kilometer verbraucht, sinnvoll wären rund 2,5 Liter.
Zwar hält die Bosch-Software die unterschiedlichen Betriebsmodi des Steuergeräts bereit. Nach welchen Parametern diese angesteuert werden, legt jedoch der Autohersteller fest. Insofern ändert sich nach Ansicht von Felix Domke durch seine Untersuchungen nichts an der rechtlichen Situation im VW-Skandal.
Der Kongress des Chaos Computer Club läuft noch bis Mittwoch im "Congress Centrum Hamburg". (dpa/bmt)
Quelle: dpa; golem.de
schon wieder dieser verniedlichende "Schummeldiesel"-Ausdruck....sollte dem Unwort Lügenpresse direkt folgen in diesem Jahr 🙄
Wow, sollte das so stimmen, würden die Euro6 Diesel mit einem Realverbrauch von ca. 2.5 Liter AdBlue pro Tankfüllung mit einem Schlag zum Ladenhüter ...
Eigentlich sollte man das beim richtigen Namen nennen, es ist der Betrugsdiesel. Was mich jetzt irritiert ist, das ich der Meinung bin das die Harneinspritzung erst mit dem Euro 6 gekommen ist. Diese sollten doch von dem Skandal nicht betroffen sein. Oder hat VE schon im Euro 5 Motor AdBlue verwendet?
Der eigentliche Skandal ist nicht, dass VW betrogen hat, sondern dass die Politik nichts unternimmt, um dies in Zukunft zu verhindern.
Der "Schummeldiesel" EA 189 erreicht Euro 5 doch ohne AdBlue - werden hier wieder zwei Dinge durcheinandergebracht?
(Schummeldiesel ist eine unrichtige Verharmlosung, ich sehe hier keine Schummelei sondern gewerbsmäßigen Betrug duch den VW-Konzern!)
q.e.d.
Und jetzt bitte eine Aussage zu einem aktuellen Euro6-Diesel.
Warum? Einziger Grund könnte sein, dass die Hersteller überall sparen und keinen ausreichend großen Tank einbauen oder das man nicht alle Modelle direkt über einen Tankstutzen "von außen" befüllen kann.
die schwereren Autos wie Sharan hatten schon als Euro5 einen Adblue Tank.
also muss jedes vergleichbare fahrzeug einen korrekten AB verbrauch von ca. zweieinhalb haben?
Hier wäre es jetzt sehr interessant ob die Software nicht auch 1zu1 in alles EDC17 steckt.
Weil das Stg steckt ja in fast alle moderne Diesel mit Bosch Einspritzung.
Grüße
Mein Sharan (aktuell 70tkm) verbraucht im Schnitt 0.8l AdBlue pro 1000km (also rund 1.1% vom Dieselverbrauch), mir war schon anfangs 2012 klar, dass dies viel zu wenig ist, gerade wenn man den Vergleich mit Euro5 / Euro6 Nutzfahrzeugen macht, welche ja auch AdBlue verwenden (jedoch rund 4-6%). Nun kenne ich wenigstens den Grund dafür 😤
@wein4tler: Warum Euro6-Diesel (EA288)? Es betrifft ja den Euro5-Diesel (EA189).
2,5 Liter AdBlue auf 1.000km..
Das bestätigt meine Vermutung: Diesel im Privat-PKW ist aus und vorbei!
Ich bin selbst einige Jahre gerne Diesel gefahren, ein imposantes Antriebskonzept, aber es hat sich jetzt schon seit 2008 abgezeichnet dass es so nicht mehr weitergeht.
Mein neuer wurde auch deshalb wieder ein Benziner 😉
Und wenn man sich die Präsentation des 32c3 im Stream ansieht, dann wird man auch hören, dass das "Problem" wohl nicht nur VW betrifft.
Jeder Euro6 Diesel müsste demnach einen so hohen Adblue Verbrauch haben (Bereich 2L auf 1000km). Jetzt kann man mal über den Tellerrand schauen und vergleichen, wo denn derzeit so hohe Adblue Verbräuche im PKW-Bereich tatsächlich vorhanden sind.
In der Präsentation werden auch noch einmal Werte von anderen Herstellern verglichen (ich glaub das waren die Ergebnisse der DUH).
Ich will den "Skdandal" nicht verharmlosen, bin aber echt gespannt ob und wann das ganze jetzt auch andere Hersteller treffen wird. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass nur bei einem Hersteller Adblue "gespart" wird und alle anderen jetzt mit Euro6 so hohe Adblue Verbräuche haben.
Aber das ist natürlich nur meine laienhafte Meinung, ich gehe natürlich davon aus, dass überall alles passen wird.... 😊🙄
Nichts was ein Fliegengitter im Ansaugtrakt nicht heilen kann.......