Audi A4 G-Tron Avant (2018) im MOTOR-TALK Dauertest
Ein Jahr lang Erdgas
Neuzugang in der MOTOR-TALK Garage: Seit wenigen Tagen gehört ein Audi A4 G-Tron Avant zu unserem Fuhrpark. Mit ihm testen wir ein Jahr lang die Gasmobilität.
Berlin – Eine Premiere bei unseren Dauertestern: Zum ersten Mal begleitet ein Gas-Fahrzeug für einen langen Zeitraum den Alltag der MOTOR-TALK Redaktion. Am 31. Juli rollte ein Audi A4 Avant G-Tron in unsere Tiefgarage. Ein Jahr lang soll er zeigen, wie Erdgas-Mobilität funktioniert.
Denn klar ist: Wer Gas tankt, der geht Kompromisse ein. In Deutschland gibt es nur etwa 900 Erdgas-Tankstellen (CNG) und ein löchriges Netz. Dem gegenüber stehen rund 14.500 reguläre Tankstellen und immerhin 6.500 Autogas-Säulen (LPG).
Audi A4 G-Tron im Dauertest
Trotzdem sollte unser A4 keine Kraftstoffprobleme bekommen. Er ist mit einem bivalenten Antrieb ausgestattet, verfügt also über Tanks für Erdgas und Benzin. Vier Kunststoff-Gasflaschen vor und hinter der Hinterachse speichern bis zu 19 Kilogramm CNG. Ein verkleinerter Benzintank ergänzt 25 Liter Sprit. Unter NEFZ-Bedingungen ergibt das eine Reichweite von etwa 450 (Gas) plus 450 Kilometern (Benzin).Von außen erkennt man davon nichts. Nur der „G-Tron“-Schriftzug am Heck weist auf den zweiten Kraftstoff hin. Der Gasstutzen versteckt sich hinter der Tankklappe, der Motor ist ein modifizierter Benziner („2.0 TFSI“). Er arbeitet mit einer höheren Verdichtung (12,6 statt 11,7) und bekam einen modifizierten Ventiltrieb.
Hier die technischen Daten unseres Dauertesters im Überblick:
- Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner, CNG-tauglich
- Leistung: 170 PS (125 kW) bei 4.450 – 6.000 U/min
- Drehmoment: 270 Nm bei 1.650 – 4.400 U/min
- Getriebe: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb
- 0 – 100 km/h: 8,4 s
- Höchstgeschwindigkeit: 221 km/h
- Verbrauch pro 100 km: 4,1 kg CNG; 5,9 l Benzin (NEFZ)
- Länge: 4,725 m
- Breite: 1,842 m
- Höhe: 1,435 m
- Radstand: 2,820 m
- Kofferraum: 415 l
- Tankvolumen: 19 kg (CNG), 25 l (Benzin)
- Gewicht: 1.670 kg
- Grundpreis: ca. 43.800 Euro
- Preis Testwagen: 60.520 Euro
- Kilometerstand bei Testbeginn: 2.304 km
Ein paar Nachteile bringt der Erdgas-Antrieb im A4 mit sich. Wo in einem normalen Avant die Reserveradmulde sitzt, hat unser G-Tron seine Tanks. Der Kofferraumboden liegt außerdem etwas höher, das Volumen schrumpft von 505 auf 415 Liter. Allradantrieb, Sportfahrwerk und digitale Instrumente („Virtual Cockpit“) sind nicht verfügbar.
Aktuell sind bei Audi übrigens gar keine Erdgas-Fahrzeuge konfigurierbar. Das liegt an der Umstellung auf den neuen Abgas-Prüfzyklus WLTP. Die Zeit ist knapp, Hersteller ziehen Volumenmodelle vor. Die G-Tron-Fahrzeuge sind Nischenautos. Zudem befindet sich der A4 im Wechsel auf ein neues Modelljahr. Audi will den A4 G-Tron noch im Laufe des Jahres wieder anbieten.
Audi A4 Avant G-Tron: Erster Eindruck
Unter den CNG-Modellen am Markt gehört der A4 zu den schnellsten. Trotzdem ist er lieber Gleiter als Raser. Gegenüber dem reinen Benzinmodell mit ähnlichem Motor fehlen ihm 20 PS und 50 Newtonmeter Drehmoment. Seine Fahrleistungen entsprechen ungefähr denen eines 150-PS-Diesels. Das liegt an seinem hohen Gewicht: Die Erdgas-Peripherie wiegt etwa 100 Kilogramm.Bei CNG-Fahrzeugen liegen die Schwerpunkte ohnehin anders. Kunden schauen vor allem auf die Kosten und auf die Umwelt. Der A4 G-Tron kostete in der Basis zuletzt in der Anschaffung 3.800 Euro mehr als das gleiche Modell mit 150-PS-Diesel. Im Unterhalt ist er dafür günstiger, außerdem allgemein sauberer. Beim Verbrennen von Erdgas entstehen viel weniger Schadstoffe als bei einem Diesel.
Die erste ausgiebige Fahrt steht noch aus. Bisher waren wir mit unserem A4 vor allem in Berlin unterwegs. Hier schwamm er gemütlich im Verkehr mit und verbrauchte ausschließlich Erdgas – Benzin nutzt er nur bei niedrigen Temperaturen zum Starten oder als Reichweitenverlängerung.
In den kommenden Wochen und Monaten werden wir Euch regelmäßig auf dem aktuellen Stand halten. Wir wollen den A4 möglichst viel bewegen und auf die Langstreckenmobilität achten. Das Navigationssystem unseres Testers hat Gastankstellen gespeichert und lotst uns zu ihnen, wenn seine Reichweite zu niedrig wird. Sicherheitshalber haben wir außerdem Tankstellen-Apps auf unseren Smartphones installiert.
Mehr Erdgas-Säulen und synthetisches „E-Gas“
Langfristig soll sich das Erdgas-Tankstellennetz übrigens verbessern. Der VW-Konzern will es gemeinsam mit Tankstellenbetreibern ausbauen. Bis 2025 soll es deutschlandweit 2.000 Erdgas-Tanken geben. Das lohnt sich, denn Erdgas hat wichtige Vorteile: Der Kraftstoff kann beinahe CO2-neutral produziert werden.Audi stellt im Emsland das sogenannte „E-Gas“ synthetisch her. In einer eigenen Fabrik wird mit regenerativen Energien Wasserstoff gewonnen. Das reagiert mit CO2 aus der Umgebung zu Methan, dem Hauptbestandteil von Erdgas. Bei der Verbrennung wird so viel CO2 freigesetzt, wie bei der Produktion gespeichert wurde.
Dadurch sinkt der CO2-Ausstoß des A4 G-Tron auf rechnerisch 29 Gramm pro Kilometer. Einbezogen sind Bau und Betrieb der Anlage und die Kompression auf 200 bar an der Tankstelle. Allerdings kann man das „E-Gas“ nicht direkt tanken – es wird in das Erdgas-Netzwerk eingespeist. Es kommt also nur statistisch im Tank an, wie Ökostrom im eigenen Fernseher.
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Das interessanteste Foto fehlt: Der Kofferraum!
hat der ein Schlechtwegefahrwerk oder sind die Transportsicherungen noch montiert...? Der sieht so hoch aus.
4,22 kg CNG / 100km laut NEFZ, ca. 5kg laut Spritmonitor. Der Erdgaspreis ist leider regional sehr unterschiedlich, bei uns sogar 1,199 / kg, damit ist der Unterschied in den Spritkosten zu nah beim Diesel, als dass es lohnen würde. In Gegenden, wo es das Kilo für 1 Euro oder weniger gibt, ist es schon interessanter.
Dennoch würde ich lieber den g-tron als einen Diesel fahren. Klar hat man weniger Reichweite, dafür ist so ein Benziner nicht so laut.
Dieses Pseudoargument stört. Natürlich "kann" Erdgas CO2-Arm produziert werden. Es gibt Unmengen an Dingen die gemacht werden könnten. Die Frage ist eher ob und wie das passiert. Audi tut so als ob das alles Standard und massentauglich wäre.
Die Methansisierung erfordert massig Energie. Die brauchen 6MWh Strom und zusätzlich Abwärme anderer Anlagen für 930kG Erdgas. Audi wirbt damit nur "überschüssige" Windenergie dafür nutzen zu wollen. Damit dürfte die Anlage aber kaum rentabel sein. Nur um mal Zeitweise zu laufen (im Schnitt 3h/Tag) so eine aufwendige Anlage bauen?!
Das sieht eher nach PR-Budget als nach wirklicher Lösung aus. Selbst wenn es den Strom geschenkt gäbe, wäre das unprofitabel, da viel teurer als Erdgas.
Der reale Umweltvorteil entfällt also.
Die Fahrleistungen finde ich beachtenswert für ein Fahrzeugs dieses Formates und des Gewichtes. Kann das hinkommen?
LPG find ich besser. Ist überall verfügbar, günstig (selbst nach der angekündigten Erhöhung) und ziemlich sauber. Ich fahre unseren GMC Sierra V8 Pickup seit nun fast drei Jahren fast ausschließlich auf LPG. Verbrauch etwa 15% höher als beim Sprit. Dank Impco Venturi Anlage ist der Spritbetrieb unnötig. Er startet und fährt auf LPG. Trotz hoher Außentemperaturen absolut unauffällig und gut.
Da ist doch ein Foto von Kofferraum.....
Der Erdgaspreis unterscheidet sich Regional auch durch die unterschiedlichen Erdgasqualitäten. H-Gas und L-Gas.
Aber Erdgasautos sind immer relativ sparsam. Soll heißen meistens näher am Normverbrauch als Benziner und Diesel.
Klar. Alle modernen Autos dieser Klasse mit dieser Leistung und dem Gewicht haben entsprechende Fahrleistungen. Einfach bei Wikipedia vergleichen.
Bild 12
Das Thema Erdgas bearbeite ich seit 2001 und es hat nie an der Technik gemangelt, die faulen Gasflaschen von VW Mal aussen vor, die Autos laufen und sind wirtschaftlich.
Die Technik vom Audi basiert auf dem Passat und läuft sehr gut, der Motor hat Leistung, ist Sparsam und die Langlebigkeit ist gegeben. Schade ist halt, das die Hersteller immer nur auf dieses Medium zurück greifen, wenn gerade die Politik Geld gibt oder so wie jetzt die CO2 -Ziele aus dem Ruder laufen, anderen Falls hätten wir schon lange mehr Tankstellen und die Nörgelei darüber wäre erledigt.
Ach ja, LPG ist was für Bastler! (;
Die tausendste Erdgastankstelle wird seit ~2004 für das nächste/übernächste Jahr angekündigt.
Ich wette, sie kommt nie.
Respekt. VW hat alles im Griff...
Schön das es in Niedersachsen Sondergas gibt für den Audi. Darf jeder dort Tanken?
...
ach so...es kommt „statisch“ im Tank an. Was das dann auch heißen darf. 🙄
Kunden, die mit Audi e-gas fahren wollen, können optional zu ihrem Audi (A3 Sportback) g-tron eine Tankkarte erwerben und damit an zahlreichen Erdgas-Tankstellen deutschlandweit tanken. Kommt bei der Bezahlung die Audi e-gas-Tankkarte zum Einsatz, wird der Umfang des getankten herkömmlichen Erdgases registriert und als Ausgleich die gleiche Menge Audi e-gas in das öffentliche Erdgasnetz eingespeist.
Also ich produziere zum Beispiel zuerst 130 gCO2/km und Speise dann ein equivalent vom VW-gas produziert aus Niedersächsischer Windenergie, im Landesweitem Gasnetz ein was meinen reëllen CO2 ausstoß im Audi „fiktiv“ verringert. Ob diese Windenergie jetzt 100% überschüssig war ist wohl nicht mehr klar. Somit könnte die Zuordnung des theoretischen CO2-vorteils wieder die übliche Milchmädchenrechnung mit grüner Lobbybrille sein. Ein Braunkohlekraftwerk könnte ja einspringen zur Herstellung des VW-Gases.
Und ob VW das ganz „gratis“ macht, keine Steuergelder zur Finanzierung bekommen hat bzw. die Audi Kunden das 100% zahlen über die gekaufte „Tank“ karte ist die Frage. Wahrscheinlich kann VW das über Audi Flottenweit gültig machen...Win Win.
Niedersachsen und VW: Gewusst wie...mal wieder.
Das Interessanteste wird doch sein, ab wann das Fahrzeug mit aktueller Abgasnorm wieder angeboten werden wird 😉
Derzeit ist das in erster Linie PR. Für die paar Tankkarten kann man solche PR betreiben. Da kann man mal eben ein unwirtschaftliches Werk durchfüttern (gab bestimmt Fördergelder).
Sollten die aber tatsächlich mehr Erdgasautos verkaufen, sieht das ganz anders aus. Wir haben gar nicht so viel Strom übrig und können nicht das Land mit Werken zupflastern die hin und wieder mal laufen. Müssten sie für den Strom den Tarif zahlen wie ein normaler Industriekunde, wären allein die Stromkosten auf ähnlichem Niveau wie der Erdgaseinkaufspreis der Tankstellen.