Alexander Dobrindts Quickborner Rede
Ein kommender Klassiker
Der Start des A7-Ausbaus in Quickborn: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt erklärt ein neues Finanzierungsmodell - und sagt einen Satz mit Kultpotenzial.
Quickborn – Am Montag gab Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt offiziell den Startschuss für den Ausbau der Autobahn A7 zwischen Hamburg und dem Bordesholmer Dreieck. Für rund 1,6 Milliarden Euro wird die Autobahn in den nächsten Jahren saniert.
"Die A 7 ist die wichtigste Nord-Süd-Verbindung zwischen Skandinavien und Mitteleuropa“, freute sich der Minister. Noch viel wichtiger war dem Minister aber: Erst zum zweiten Mal wird bei der A7 ein öffentlicher Verkehrsweg mit privaten Geldern finanziert. Investoren beteiligen sich an der Finanzierung und erhalten dafür später Einnahmen aus fälligen Mautzahlungen.
Die Vergütung richtet sich danach, wie gut die Straße der Allgemeinheit zur Verfügung steht. Fallen etwa bei Bauarbeiten Spuren weg, kürzt der Staat seine Zahlungen.Public Private Partnership nennt sich dies, zu Deutsch: Öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP). Und es ist für den angespannten Haushalt des Verkehrsministers sicher ein segensreiches Konzept, aber auch ein sehr kompliziertes.
Ein Satz für die Ewigkeit
Sehr kompliziert fiel auch Dobrindts Rede aus. Was als Werbung für ÖPP-Autobahnbau gedacht war, bewirbt sich nun um einen Platz unter den kultigsten Politiker-Reden aller Zeiten. Alexander Dobrindt unternahm den mutigen Versuch, die ÖPP in einem Satz zu erklären:
Zitat:
Original gesagt von Alexander Dobrindt
"Aber das noch Bedeutendere ist, dass wir zum allerersten Mal privates Geld aus institutionellen Anlegern hereingenommen wird, dass wir zweitens ein Verfügbarkeitsmodell haben, das die Verfügbarkeit der Straße als zentrales Element nimmt und dafür sorgt, dass die Betreiber der Autobahn auch eine Vergütung nach der Verfügbarkeit der Autobahn bekommen und somit selber ein sehr hohes Interesses daran haben, dass es auch im Laufe der nächsten Jahre zu keinen Einschränkungen kommt und die Qualität sowohl beim Bau als auch dann beim Erhalt und Unterhalt der Straße sehr hoch ist."
Genau, das ist das Bedeutende. Leider aber wird sich die Nachwelt eher an den Satzbau erinnern als an die historische Vereinbarung. Nach Ansicht des NDR folgt Dobrindts Quickborner Rede in bester Tradition dem Transrapid-Klassiker seines Parteifreundes Edmund Stoiber. Beim NDR gibt es Dobrindts Rede auch als Tondokument. Wir finden ja auch ein bisschen: Der NDR sollte etwas mehr Respekt zeigen, wenn es um neue Finanzierungsformen für öffentliche Verkehrswege geht.
Quelle: NDR
Platte Privatisierung öffentlicher Güter - klar, dass das dem Herrn Dobrindt gefällt. Der Steuerzahler glaubt wahrscheinlich wirklich, dass ihn das langfristig billiger zu stehen kommt.
http://www.motor-talk.de/.../...st-teurer-als-angenommen-t4968309.html
Mein Deutschlehrer würde im Grabe rotieren, wäre er schon im Jenseits.
Einzig der Fehler am Anfang fällt mir auf und dass die Stimme am Satzende nicht fällt - sonst ein guter Satz. Jetzt wahrlich kein außergewöhnlich schlechtes Deutsch oder schwach vorgetragen.
Für mich steht durch die Rede fest, dass auch die deutschen Autofahrer die Vignette zahlen werden müssen.
Die Privaten bekommen einen Teil der Mauteinnahmen. Die werden auch sicher wissen wieviel PKW über den AB-Abschnitt fahren.
Somit wird vermutlich pro PKW ein Betrag verhandelt werden.
Sehr schön, nun werden also schon Mauteinnahmen versprochen, die noch gar nicht 100% sicher sind.
ÖPP wird gerne dem Bürger als die Lösung für teure Großprojekte vorgelegt. Da wird erzählt was man an Steuergeldern spart, wie schnell das Projekt umgesetzt wird und und und.
Im Endeffekt zahlt man aber immer drauf. Die Investoren handeln bestimmt nicht aus Nächstenliebe. Hier geht es um Profit bei möglichst geringem Risiko. Ein ausgehandelter ÖPP Vertrag füllt ganze Regale mit Ordnern. Wenn man sich verkalkuliert muss der Steuerzahler einspringen. Siehe Elbphilharmonie.
ÖPP gaaaanz toll O_o
Nee, dass die Maut kommt war für mich als "Ausländer" schon sicher.
Nun ist für mich klar, dass auch die "Einheimischen" zahlen werden müssen.
Das mit der "Gegenverrechnung" wird sich nicht ausgehen
Dieser Bandwurmsatz ist vollkommen verunglückt, was bei einer derartigen Konstruktion absehbar ist. Er sollte seinen Redenschreiber feuern.
Das Dobrindt ist studierter Soziologe (ohne den Beruf jemals als Taxifahrer ausgeübt zu haben), mit 16 Jahren in die Junge Union eingetreten und hatte vermutlich ein Helmut Kohl Poster im Kinderzimmer hängen. Das Designer-Kassenbrillengestell ist das Markanteste an diesem farblosen Politikerdarsteller, aber Verkehrsminister kamen schon immer aus der Resteverwertung.
der Dobrindt ist mein bestes Pferd im Stall und dabei bleibts meine sehr verehrten Damen und Herrn
Wenn ich das richtig verstehe, ist das nichts anderes als Straßenbau auf Pump. Privatinvestoren schießen das Geld vor und erhalten wahrscheinlich eine üppige Rendite durch jährliche Zahlungen des Staates - hierfür werden Mauteinnahmen herangezogen, die natürlich dem Staat an anderer Stelle wieder fehlen.
Im Endeffekt wäre es wesentlich besser, wenn der Staat selbst äußerst günstige Kredite zu 1-2 % Zinsen aufnehmen und den Straßenbau offiziell vergeben würde. Dann wäre auch eine unmittelbare Überwachung der Bauarbeiten möglich.
Das ganze ist also nur eine Verschiebung von Baukosten auf spätere Generationen, die Privatinvestoren können mit üppigen, garantierten Zahlungen rechnen.
Der Verkehrsminister kann sich rühmen, zunächst keine neue Schulden für den Straßenbau aufnehmen zu müssen und den blöden Bürgern verkünden, dass sich die Straße quasi von selbst finanziert - Glückwunsch Herr Dobrindt.
Rufus
Hi,
bei der A1 wurde diese Finanzierungsform das erste mal angewendet. Leider gehen dabei die Regionalen Straßenbaubetribe leer aus. Die Baukosten werden hier durch die LKW-Maut wieder reingeholt.
Viele Grüße, Alex
Les ich richtig, eine 65 KM lange Baustelle bis 2018? Ich denk da gerade an den ganzen Stress auf der A1 Bremen-Hamburg zurück, als die damals nach dieser Idee hin ausgebaut wurde.
Die Maut kommt für alle. Und es wird keine Verrechnung geben. Da wette ich sogar drauf.