VW-Bulli-Restaurateur: Olaf Kuntze
Ein Leben für den Bulli
Als Autoteilehändler auf ein einziges Modell zu setzen, ist riskant. Olaf Kuntze hat es dennoch getan. Mit großem Erfolg. Denn er wählte das richtige Modell.
Willich – Luft kann weder frieren noch kochen. Ein Grund, warum Olaf Kuntze luftgekühlte Motoren so schätzt. Hinzu kommt die simple und robuste Technik. Kuntze brannte bereits als junger Mann für einen VW Käfer. Heute verbringt er seine Tage zwischen alten Bullis in einer Halle in Willich. Ein paar sind verstaubt, ein paar auf Hochglanz poliert. Dazwischen: Regale mit Schrauben, Dichtungen und Kunststoffteilen. Olaf Kuntze ist vor ein paar Jahren auf den Bus gekommen – und lebt davon ganz gut. Er ist Gründer des Onlineshops bus-ok.de.
Alles begann mit einem Käfer
Schon sein Großvater arbeitete bei VW in Niedersachsen, ebenso wie sein Vater. „Auch wenn der Bulli nicht aus Wolfsburg stammt sondern aus Hannover, bin ich mit luftgekühlten Boxermotoren groß geworden“, sagt er. Mit 16 Jahren kaufte er sich einen VW Käfer. Schraubte daran herum. Tiefer, breiter, schneller.
Der klingelnde Motorsound, die einfache und günstige Technik und der Geruch machten ihn zum leidenschaftlichen Fan von luftgekühlten Motoren. „Wie das so ist, wenn man jung ist“, sagt der heute 49-Jährige. Er besuchte Käfer-Treffen in der Region, bald in ganz Deutschland, traf Gleichgesinnte und begann, Teile zu sammeln. Um sie später wieder zu verkaufen, als Hobby, für den Zeitvertreib.Nach dem Käfer kommt der Bulli
Das Schrauben zum Beruf machen wollte er nicht. Er absolvierte eine Kochlehre und anschließend eine Ausbildung zum Hotelfachmann. Rund 20 Jahre arbeitete er in der Gastronomie. „Nebenbei habe ich immer an meinem Käfer geschraubt und Teile gekauft, gesammelt und weiterverkauft“, sagt Kuntze. Das Auto wurde ihm und seiner Familie aber mit der Zeit zu klein. Für einen ausgewiesenen „Lufti“ gibt es dann nur eine Alternative: den VW Bulli.
1996 kaufte er seinen ersten Bus, einen T2 von 1973. Ein Auto, das sein Leben verändern wird. „Die Technik ist fast identisch zum Käfer und das Modell bietet deutlich mehr Platz“, sagt Kuntze. Er sammelte nun auch vom großen VW Teile, verkaufte sie weiter. Und sah, dass der Markt nach gut erhaltenen Ersatzteilen giert. Er tingelte von Oldtimerbörse zu Oldtimerbörse, kaufte alte Bestände auf, sortierte die Teile und handelte damit – als Hobby neben seinem eigentlichen Beruf.
Kochlöffel oder Schraubendreher?
Zehn Jahre nach dem ersten Bulli-Kauf muss Kuntze sich entscheiden: Entweder er führt weiter ein Restaurant oder er spezialisiert sich aufs Altmetall. Denn beides parallel schafft er nicht mehr. Der Düsseldorfer legte den Kochlöffel beiseite und entschied sich für den Schraubendreher.
2006 gründete er im Keller seines Hauses seinen Onlineshop bus-ok.de, drei Jahre später bezog er seine ersten Geschäftsräume. Die Firma wuchs. Mittlerweile verkauft er nicht nur gebrauchte Teile, sondern lässt bei Zulieferern neue anfertigen: Kunststoffteile, Teppiche, Polster und Möbel für die Campingwagen.
Der Bulli-Markt boomt. Im Vergleich zu Oldtimern von Mercedes oder Porsche gilt der VW Bus nicht als Luxusgut oder abgehobene Spinnerei. „Der Bulli wirkt sympathisch, da kommt kein Neid auf“, sagt Kuntze. Außerdem ist er praktisch: In welchem Oldtimer findet man sonst so viel Platz, kann mit ihm zum Baumarkt fahren oder mit der ganzen Familie in den Urlaub? Die Preise für gebrauchte Busse und Teile ziehen an.
Ungebundenheit und Hippietum
„Der VW Samba-Bus und auch der normale Bulli sind in den vergangenen Jahren zu Kultobjekten geworden, weil sich die Besitzer mit den Fahrzeugen ein Lebensgefühl der 60er- und 70er-Jahre kaufen“, sagt Frank Wilke, Oldtimerspezialist und Geschäftsführer vom Oldtimerbewerter classic-analytics. Der Bus strahle eine Ungebundenheit, Hippietum und ein lässige Lebensweise aus. Viele Kunden haben diese Zeit verpasst, weil sie entweder zu jung waren oder damals kein Geld für einen Bus hatten. Sie holen das jetzt nach.„Doch nur wenige Exemplare haben überlebt, deshalb sind die Bullis heute teuer“, sagt Frank Wilke. Für Topexemplare werden Toppreise erzielt, selbst Restaurationsobjekte sind teuer geworden. Lag der Wert eines T1 Westfalia Wohnmobils in gutem Zustand 2011 bei 26.200 Euro, sind es heute 54.000 Euro. Für die jüngeren T2-Camper werden heute 30.000 Euro verlangt, vor fünf Jahren waren es nur 18.000 Euro.
Kuntze liebt es, ins Auto zu steigen und zu entspannen: „Es ist ein anderes Fahren als mit einem normalen Pkw. Es gibt keine Hetze mehr, wenig Luxus, dafür Platz und Komfort. Schon nach einer kurzen Fahrt habe ich den Kopf frei“, sagt er. Er fährt gerne einen T2B ab 1973. „Das Modell hat ausreichend Leistung, um im Verkehr mitzuschwimmen, verbraucht nicht zu viel und setzt auf schrauberfreundliche Käfer-Technik“, sagt Kuntze.
Gut erhaltene Camper kosten allerdings mittlerweile rund 35.000 Euro. Auch der VW Bulli T3 sei ein Schrauberauto und ein echter Volkswagen. „Den konnten sich damals noch Familien leisten, deshalb ist der heute so beliebt“, sagt Kuntze.
Wenn der Rost nicht wäre
Typische Schwachstelle bei älteren Bussen wie dem T1 und T2 sei übrigens nicht die Technik, sondern das Blech. Bei den 1,6-Liter-Motoren überhitze zwar öfter der dritte Zylinder wegen schlechter Belüftung - mit Rissen im Zylinderkopf als Folge. Doch viel schlimmer sei der Rost.
Radhäuser und Bodenbleche rosten mit der Zeit, ähnlich wie das Blech an Scheiben, Frontmaske, im vorderen Fußraum, bei den Einstiegen, an den Wagenheberaufnahmen, den Holmen und den Schwellern. „Wer sich einen alten Bus kauft, sollte mit dem Schweißgerät gut umgehen können“, sagt Olaf Kuntze. Andernfalls gehen Karosseriearbeiten mächtig ins Geld. Reparaturbleche gibt es aber ausreichend. „Gut erhaltene und teurere Autos sind meist der bessere Kauf“, sagt Kuntze.Der Trend der Bulli-Fans geht zum originalen Auto. „Fast jeder Camper wurde von den Besitzern im Laufe des Autolebens individuell umgebaut. Viele Kunden rüsten aber mit Originalteilen die Fahrzeuge wieder in den Auslieferungszustand zurück“, sagt er.
Die Bulli-Fans legen stetig mehr Wert auf Qualität bei den Ersatzteilen, sie geben mehr Geld für hochwertige Ersatzteile und Originalität aus. Deshalb lässt er mittlerweile auch Teile bei Zulieferern anfertigen – in einer besseren Qualität: robusterer Kunststoff, ohne scharfe Kanten und vor allem nach Jahren noch farbecht. Ein Service, der bei den meist solventen Kunden ankommt.
Keine Logos, keine Fotos
Nur nicht bei VW. Vor Jahren schneite aus Wolfsburg eine Abmahnung ins Haus. Es ging nicht um Ersatzteile, sondern um Campinggeschirr und Grillschürzen, auf denen VW-Busse abgebildet waren.
Denn die sind innerhalb des dreidimensionalen Markenrechts geschützt. Ein Streit entbrannte, auch innerhalb der Bulli-Gemeinde. „Wir haben uns mit Volkswagen aber wieder vertragen“, sagt Kuntze. Fotos und Logos sind für ihn tabu, Ersatzteile verkauft er aber weiter, auch seine eigenen. Die liefert er sogar an das VW Classic Parts Center.Seine Liebe zum VW aus Hannover ist ungebrochen. Mittlerweile besitzt er mindestens ein Fahrzeug pro Typ. Dazu zählen T1 (1950 bis 1967), T2 (1967 bis 1979), T3 (1979 bis 1992), T4 (1992 bis 2003) und T5 (ab 2003). Sein Lieblingsauto ist eine Doppelkabine mit Pritsche (Doka) von 1967, perfekt restauriert bis hin zur kleinsten Schraube.
„Ich wollte wenigsten ein Auto perfekt restaurieren, ohne Kompromisse. Dafür habe ich dann allerdings auch 15 Jahre benötigt“, sagt er. „Das schweißt zusammen, es ist die älteste noch fahrbereite Doka der Republik und mein absolutes Traumauto“, sagt Kuntze.
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Die kiste ist überbewertet.
Ich find diese Artikel immer wieder nett zu lesen, ich freue mich für jeden der seine Leidenschaft zum Beruf machen kann!
Wie derzeit so ziemlich vieles auf dem Oldtimermarkt...
Mit Emotionen wird Geld gemacht.
Ein guter Freund von mir hat 2004 und 2005 jeweils 2 T1 aus Mexiko und Brasilien importiert. Die wurden dann hergerichtet und für den deutschen Straßenverkehr umgerüstet und sind alle 4 für deutlich mehr EUR über die Theke gegangen als die im Artikel benannten 2011'er Beträge.
Die Preise waren damals schon enorm und es war kein Samba dabei (leider)...
In keinem anderen Fahrzeug wurde ich bisher mit gehobenen Daumen und strahlenden Gesichtern von anderen Verkehrsteilnehmern gegrüßt. ;-)
Natürlich nicht. Wer Benz oder Porsche sammelt, restauriert oder fährt, hat Luxusgut und ist ein abgehobener Spinner. Wer einen Bulli fährt, hat die Sympathien Aller sofort in der Tasche! Natürlich. 😮
Der wievielte Artikel über das "Kultobjekt" Bulli ist das jetzt? Ich habe selten einen so schlecht-tendenziös formulierten Artikel gelesen!
Diese Motormacke zieht sich Querbeet durch alle luftgekühlten Motoren und betrifft nicht nur den 1,6er! Selbst Käferfahrer kennen das zur Genüge. Aber man kann die Dinge auch kleinreden.
Das mittlerweile auch für den letzten verbuddelten Sambabus in granuliertem Zustand Mondpreise aufgerufen werden, ist nicht abgehoben? Restaurierte Exemplare aller Coleur werden auf Trailern durch die Gegend gekarrt, bei Auktionen hoffen die Eigner dann auf den "Top-Preis"! Mitunter 6-Stellig. Kein Luxusgut und keine Spinnerei? Ach so!
Dem Mann seine Bullis, den Pagoden- und Porsche-Eignern ihre Kisten. Jedem sein Hobby, unabhängig von der Marke! Leben und leben lassen. Aber bitte nicht so dermaßen miserabel formuliert! Denn dann kennzeichnet den Artikel bitte als Werbung!
Und als Transporter vollkommen ungeeignet, will irre Höhe Ladekante und kein ebener Ladeboden.
Auf die dämliche Idee einen Transporter mit Heckmotor zu bauen muss man erstmal kommen.
Aber die Ladekanten von Pickups sind ja auch jenseits von gut und böse 😆
Mit Pritsche geht das ganz gut. Auf der T2-Pritsche hab ich mit meinem Vater im Wald fahren gelernt und seine derzeitige T3-Pritsche hat mir schon einige Umzüge geschleppt. Phänomenales Verhältnis von Fahrzeuggröße, Ladekapazität und extrem kleinem Wendekreis. Da ist der Heckmotor wieder gut! Ab November kriegt er dann das H-Taferl, dann darf er auch bald wieder in die Innenstadt.
Das muss man aus der Zeit sehen. Es war 1949 und man konnte nur auf vorhandene Plattformen aufsetzen. So waren die Kosten zumindest einigermaßen im Griff. Im Vergleich mit anderen Fahrzeugen war die VW-Technik robust und berechenbar, als Viertakter Vierzylinder für die Klasse in den frühen 50er Jahren durchaus großzügig und modern motorisiert. Dazu kam das enge VW-Werkstattnetz.
Immerhin gab es ihn überhaupt. Diese Klasse wurde früher kaum beschickt. So leichte und kleine Nutzfahrzeuge waren bei anderen Herstellern gar nicht für den deutschen Markt angeboten. Opel und Mercedes sowie alle reinen Nutzfahrzeughersteller hatten lange gar nichts im Angebot. Andere wie der DKW Schnellaster waren nicht so schnell, dazu kam der stinkende, durstige Zweitaktmotor. Nur der Tempo Matador war leichter, fortschrittlicher und entsprechend deutlich erfolgreicher. Leider hatte man bei Tempo auf VW-Motoren gebaut und keine langfristigen Lieferverträge gemacht, so konnte VW den besseren Konkurrenten ausboten. Der Ford Transit war somit der einzige echte Konkurrent in den 50er Jahren. Ford galt allerdings nicht als deutsch, was viele Kunden fern hielt.
Dass man bei VW so spät auf Frontmotor und Frontantrieb umstieg, hat mit der Behäbigkeit des Konzerns zu tun. Fronttriebler sind allerdings eh erst spät gekommen, auch in den 60er/70er Jahren gab es in der Klasse sehr viele Wagen mit Heckantrieb, der Raum und Gewicht kostete.
Nicht der Konzern, es war der ewige Käfer-Patriarch Nordhoff der wohl noch heute Käfer bauen würde. Der Einstieg bzw. Übernahme von Audi/DKW erfolgte mit der Absicht das Werk zur Produktion von Käfern zu nutzen. Ludwig Krauss entwickelte, am Wissen von Nordhoff vorbei, den Audi 100. Erst das fast fertige Fahrzeug wurde präsentiert und sollte es gewesen sein. Aber auch hier widersetzte sich Krauss und der Audi 80 folgte.
Das "Fehlverhalten" rettete aber schlussendlich den Laden. Der erste Passat ist nichts anderes wie ein Fliessheck-80, der Golf I nutzte die Motoren des Audi 80. Alle anderen Konzepte, sei es der groteske Mittelmotorentwurf von Porsche oder andere "Studien" waren in den 60ern direkt abgelehnt.
Das war noch ein echter Bulli der letzte war der T3 . Kein Charm und kein Heckmotor ,der hässliche Kasten der heute als Bulli bezeichnet wird ist eine beleidigung.
Ist wie mit dem mit dem Käfer das heute ist doch nicht schön,man konnte früher hören da kommt ein Käfer . Die Fahrzeuge hatten noch was.
Ich mag den Bulli .... , wenn er von der Hydraulik-Presse zum Würfel gemacht wird. 😊
Nein, nein. Hier geht es ja um den VW Bus. Und keinesfalls ist nach dem Start von Passat, Golf, Audi 100 etc. zeitnah der Bulli auf die neue Technik umgestellt worden. Sondern vielmehr ist der T3 noch nach altem Muster entwickelt worden, obwohl alle PKW und der größere Transporter LT schon zu Entwicklungsbeginn des T3 Frontmotoren besaßen. Der Hauptteil der Entwicklung des T3 war zur Zeit von Toni Schmücker. Das war der Nach-Nach-Nachfolger von Nordhoff, der schon 1968 tot war.
Der "Bulli" gehört für mich eindeutig zu den mittlerweile überhypeden Fahrzeugen, genauso wie 123er und 124er, wo sich mancher fragt wie die an das "H" trotz faustgroßer Rostlöcher gekommen sind.
Früher gingen die Teile auf den Schrott, wenn sie fertig waren
heute ist der vermeintliche Schrott mehr wert, als er damals neu gekostet hat