Jeep Renegade: Fahrbericht
Ein Mokka extrastark für den Countryman, bitte
Dieser Italo-Amerikaner hat es in sich: Er ist alltagstauglich wie ein Mini-SUV und hat trotzdem fast so viel Charakter wie ein Wrangler. Erste Fahrt im Jeep Renegade.
Balocco/Italien - „It’s a Jeep“, das ist ein Jeep, schwören die US-Boys aus Auburn Hills. Und doch ist bei diesem Jeep alles anders. Das Design und der Allradantrieb kommen zwar aus Amerika. Aber der Renegade basiert auf einer für Allrad modifizierten, verstärkten Fiat-Plattform (500L). Die Motoren, die Abstimmung – Fiat. Und gebaut wird das Auto in Italien.
Und doch: It’s a Jeep. Was Sergio Marchionnes transatlantisches Zweckbündnis hier auf die Beine stellt, hat Charakter. Normalerweise funktionieren SUV in der Kleinwagenklasse (im Jargon B-Segment) ja so:
Man blase einen Kleinwagen auf, lege ihn höher und klebe Plastik dran. Vielleicht noch optional Allrad, kauft nur keiner. Im Vordergrund stehen: flotte City-Familien und Menschen, die gern hoch sitzen.
Heraus kommt meist sozialdemokratischer Lifestyle light; die wollen zwar flippig sein, aber stören wollen sie nicht. Wo aber ist der Mokka für den Marlboro-Mann, der Yeti für den Nordpol? Das kernige SUV, das im Schlamm erst richtig zum Countryman wird?
Federt lässig aus der Hüfte
Hier. Jeeps Renegade bringt Rock'n'Roll in den hochbeinigen Mini-Club. Mit kantig steilen Blechwänden und kräftigem Chromsieb. Mit dem obligatorischen Panik-Griff für den Beifahrer, den sie in Detroit „oh, shit!-handle“ nennen. Ein Mokka extrastark ohne Zucker. Und das, obwohl man ihn auch ohne Allrad kaufen kann.
Trotz großer Reifen, bis zu 21 Zentimetern Bodenfreiheit und nur 2,57 Metern Radstand federt der Renegade auf der Autobahn auffällig bequem. Auf eine Ingolstadt-mäßig sportliche Abstimmung verzichtet er, zugunsten von beinahe amerikanisch lässigem Easy-Rider-Feeling.
Flott, aber angenehm leise, geht der 140-PS-Turbobenziner im 1,4-Tonner ans Werk. Das liegt am drehfreudigen Motor wie am kurz übersetzten Getriebe. Ja, kurz - das gibt es kaum noch in unserer NEFZ-geplagten Zeit. Die Servolenkung arbeitet um die Mittellage seltsam weich, aber das passt zum gutmütig-handlichen Charakter des Renegade.
Die effizienteste Raumform ist der Würfel. Das wird erlebbar im fast viereckigen Innenraum des Jeep Renegade, denn hier gibt es auf allen Plätzen genug Raum für Kind und Kegel.
Auch für Hirsch und Eber wäre der Renegade nicht zu fein: Die Materialien wirken abwaschbar und robust. Haptik-Fetischisten freuen sich am aufgeschäumten Armaturenbrett. Das alles ist schön gedacht, nicht ganz so schön gemacht wie es ginge – geht aber für die Preisklasse absolut in Ordnung.
Technik wie im Landy
Wir maßen uns nach zehn Kilometern im Wald nicht an zu urteilen: Fährt der Renegade im Gelände so gut wie der Wrangler, mit seinen sperrbaren Differenzialen und Starrachsen? Klar, der Renegade kam durch – das hätte ein Fiat Panda aber wohl auch geschafft.
Ebenso klar: Ausgefuchste Antriebstechnologie wie Jeeps Select-Terrain-System mit vier Allradmodi und das Neungang-Getriebe bietet in dieser Klasse sonst keiner. Dafür muss man sonst bei Land Rover oder Mercedes fragen.Der Preis passt
Auch wenn der Jeep Renegade herber schmeckt: Messen muss er sich mit den anderen kleinen SUV. Und da ist die gute Nachricht: Der Preis passt. Der Platzhirsch Opel Mokka kostet sowohl mit einfachem Benziner als auch mit Diesel und Allrad nur einige Hunderter weniger, mit Turbobenziner sogar etwas mehr. Auch Skoda Yeti oder Nissan Juke unterbieten den Renegade nur knapp.
Cooler und kerniger fährt man natürlich im Wrangler oder Land Rover Defender vor der Disco vor. Die sind aber im Vergleich zum Renegade so alltagstauglich wie Traktoren. Jahr für Jahr sollen 170.000 Autos das Werk Melfi verlassen – mit rustikalen Kiesgruben-Königen wären solche Stückzahlen nicht zu schaffen.
Technische Daten: Jeep Renegade
Der Einfachste
- Modell: Jeep Renegade 1.6 Sport
- Motor: 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner
- Getriebe: Fünfgang-Schaltgetriebe
- Leistung: 110 PS (81 kW)
- Drehmoment: 152 Nm bei 4.500 U/min
- 0-100 km/h: 11,8 s
- Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
- Verbrauch: 6,1 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 141 g/km
- Länge x Breite x Höhe in m: 4,25 x 1,80 1,67
- Radstand: 2,57 m
- Leergewicht: n. n.
- Kofferraum: 351 l
- Basispreis: 19.900 €
- Marktstart: Anfang 2015
Der Turbobenziner
- Modell: Jeep Renegade 1.4 MultiAir
- Motor: 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner
- Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
- Leistung: 140 PS (103 kW)
- Drehmoment:230 Nm bei 1.750 U/min (1.750)
- 0-100 km/h: 9,3 s (10,0 s)
- Höchstgeschwindigkeit: 194 km/h (197 km/h)
- Verbrauch: 6,0 l/100 km
- CO2: 134 g/km (140 g/km)
- Leergewicht: 1.395 kg
- Basispreis: 22.700 Euro
- Marktstart: 11. Oktober 2014
Großer Diesel mit Allrad
- Modell: Jeep Renegade 2.0 Multijet
- Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel
- Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe (Werte in Klammern: Neungang-Automatik)
- Leistung: 140 PS (103 kW)
- Drehmoment: 350 Nm bei 1.500 U/min (1.750)
- 0-100 km/h: 9,5 s (10,0 s)
- Höchstgeschwindigkeit: 182 km/h (197 km/h)
- Verbrauch: 5,1 l/100 km (5,6 l/100 km)
- CO2: 134 g/km (149 g/km)
- Leergewicht: 1.505 kg (1.605 kg)
- Preis laut Liste: 26.500 € (Automatik: Mit Limited-Ausstattung 30.000 €)
- Marktstart: 11. Oktober 2014
Gefällt mir ausgesprochen gut...
Erinnert mich doch zu sehr an einen Fiat
Konnte vor einer Woche an einer Ausstellung beim CH-Importeur erstmals den Regenade in Realität besichtigen in der Farbe Orange und empfand es als ein gefälliges Auto mit den richtigen Abmessungen. Hübsch anzusehen war das farbliche Innendesign wo gewisse Farbakzente zur Aussenlackierung vorhanden waren. Ich denke der Wagen wird in Europa seine Kunden finden...
Auch mir sagt dieser Wagen wirklich zu, weil er im Gegensatz zur Lifestyle-Konkurrenz auch mit inneren Werten glänzen kann. Für mich z.B. dürfte es nie ein SUV ohne Allrad werden, da käme ich mir einfach doof vor. Letztlich soll jeder fahren, was er will, aber wenn's ein Mini-SUV werden sollte, kämen für mich nur Panda Cross oder Renegade in Frage. 😊
gefällt mir sehr gut.
quasi ein etwas größerer cross-panda mit gescheiten motoren :-)
preislich ist er für mich dann aber doch zu nah an einem jungen wrangler. (kurz,6gang,3.6er,wäre da meine wahl)
warten wir also mal die straßenpreise ab.
Hm, jetzt doch? Beim letzten Mal stellte sich doch noch heraus, dass es lediglich ein kurzer, erster Gang war? Nicht, dass ich was dagegen hätte...
Die Neungang-Automatik scheint nicht so das Wahre zu sein. (Gewicht, Verbrauch, Beschleunigung)
Ein hübscher Dinger.
Äußerlich wie innerlich.
Schade, fällt gerade kein Neukauf an.
Nach den asiatischen Design-Unfällen endlich mal wieder ein schönes SUV.
Deine Kritikpunkte passen nicht. Die verwendete ZF 9HP Automatik ist sehr kompakt (hier welche, die im Chrysler-Werk Tipton gebaut werden) und wiegt nur 78 kg. Vergleich: Ein 6-Gang DSG wiegt 93 kg und das neuere mit 7 Gängen kommt auf 77 kg.
Die 9HP hat den Vorteil der sehr kurzen und kaum spürbaren Schaltvorgänge, wodurch der Motor in Kombination mit den 9 verfügbaren Gängen viel häufiger im optimalen Bereich betrieben werden kann. Bei 120 km/h läuft der beispielsweise knapp über 2000 Umdrehungen, was viel Sprit spart.
Im Range Rover Evoque verbrauchen die Versionen mit der 9HP kombiniert nur 0,1 - 0,3 Liter/100 km mehr, also nicht der Rede wert. Dafür ist die Beschleunigung mit Automatik weitaus besser. Da beschleunigt der kleine Diesel mit dieser Wandlerautomatik sogar besser als der große Diesel mit Handschaltung: 😉
@mfr
wobei die "messwerte" also die vom werk angegebenen daten ja das gegenteil sagen.
beschleunigung ne knappe halbe sek schlechter.
ab ok
dafür in der vmax, warum auch immer, deutlich schneller.
@mfr
Dann erklär mir bitte warum der Jeep Renegade mit 9-Gang Automatik erstens 100kg(!) mehr wiegt zweitens 0,5s langsamer auf 100km/h beschleunigt und drittens einen halben Liter mehr verbraucht als der Handschalter. Eine gute Automatik sollte zumindest gleichwertig zum Handschalter sein was hier aber eindeutig nicht der Fall ist.
Edit: Beim Benziner ist die Automatik etwas schneller dafür steigt der Verbrauch um 0,9 Liter. Ich finde das nicht wirklich zeitgemäß.
Zum Teil kommt die Gewichtserhöhung durch die zusätzliche Serienausstattung.
Der Handschalter ist ist als Longitude erhältlich, mit Automatik nur als Limited.
Ok, zu der wieder mal total dummen Überschrift sag ich lieber nix .... 😆
Der Wagen gefällt mir ganz gut, da ich aber nicht ins Gelände muss, hab ich keine Verwendung dafür.
Momentan komm ich auch mit ner 4 Gang Automatik überall hin. Man muss nur wollen 😉