Jeep Renegade: Fahrbericht

Ein Mokka extrastark für den Countryman, bitte

Björn Tolksdorf

verfasst am Tue Sep 16 13:21:17 CEST 2014

Dieser Italo-Amerikaner hat es in sich: Er ist alltagstauglich wie ein Mini-SUV und hat trotzdem fast so viel Charakter wie ein Wrangler. Erste Fahrt im Jeep Renegade.

MOTOR-TALK-Redakteur Björn Tolksdorf mit dem Jeep Renegade: Der neue Italo-Amerikaner wird eine echte Alternative in der Mini-SUV-Klasse
Quelle: Jeep

Balocco/Italien - „It’s a Jeep“, das ist ein Jeep, schwören die US-Boys aus Auburn Hills. Und doch ist bei diesem Jeep alles anders. Das Design und der Allradantrieb kommen zwar aus Amerika. Aber der Renegade basiert auf einer für Allrad modifizierten, verstärkten Fiat-Plattform (500L). Die Motoren, die Abstimmung – Fiat. Und gebaut wird das Auto in Italien.

Und doch: It’s a Jeep. Was Sergio Marchionnes transatlantisches Zweckbündnis hier auf die Beine stellt, hat Charakter. Normalerweise funktionieren SUV in der Kleinwagenklasse (im Jargon B-Segment) ja so:

Man blase einen Kleinwagen auf, lege ihn höher und klebe Plastik dran. Vielleicht noch optional Allrad, kauft nur keiner. Im Vordergrund stehen: flotte City-Familien und Menschen, die gern hoch sitzen.

Heraus kommt meist sozialdemokratischer Lifestyle light; die wollen zwar flippig sein, aber stören wollen sie nicht. Wo aber ist der Mokka für den Marlboro-Mann, der Yeti für den Nordpol? Das kernige SUV, das im Schlamm erst richtig zum Countryman wird?

Der Einstiegsbenziner mit 110 PS sowie der Turbobenziner mit Neungang-Automatik und 170 PS kommen erst im Frühjahr 2015
Quelle: Jeep

Federt lässig aus der Hüfte

Hier. Jeeps Renegade bringt Rock'n'Roll in den hochbeinigen Mini-Club. Mit kantig steilen Blechwänden und kräftigem Chromsieb. Mit dem obligatorischen Panik-Griff für den Beifahrer, den sie in Detroit „oh, shit!-handle“ nennen. Ein Mokka extrastark ohne Zucker. Und das, obwohl man ihn auch ohne Allrad kaufen kann.

Trotz großer Reifen, bis zu 21 Zentimetern Bodenfreiheit und nur 2,57 Metern Radstand federt der Renegade auf der Autobahn auffällig bequem. Auf eine Ingolstadt-mäßig sportliche Abstimmung verzichtet er, zugunsten von beinahe amerikanisch lässigem Easy-Rider-Feeling.

Flott, aber angenehm leise, geht der 140-PS-Turbobenziner im 1,4-Tonner ans Werk. Das liegt am drehfreudigen Motor wie am kurz übersetzten Getriebe. Ja, kurz - das gibt es kaum noch in unserer NEFZ-geplagten Zeit. Die Servolenkung arbeitet um die Mittellage seltsam weich, aber das passt zum gutmütig-handlichen Charakter des Renegade.

Die effizienteste Raumform ist der Würfel. Das wird erlebbar im fast viereckigen Innenraum des Jeep Renegade, denn hier gibt es auf allen Plätzen genug Raum für Kind und Kegel.

Auch für Hirsch und Eber wäre der Renegade nicht zu fein: Die Materialien wirken abwaschbar und robust. Haptik-Fetischisten freuen sich am aufgeschäumten Armaturenbrett. Das alles ist schön gedacht, nicht ganz so schön gemacht wie es ginge – geht aber für die Preisklasse absolut in Ordnung.

Technik wie im Landy

Wir maßen uns nach zehn Kilometern im Wald nicht an zu urteilen: Fährt der Renegade im Gelände so gut wie der Wrangler, mit seinen sperrbaren Differenzialen und Starrachsen? Klar, der Renegade kam durch – das hätte ein Fiat Panda aber wohl auch geschafft.

In der Trailhawk-Variante für 31.900 Euro verzichtet man auf einige Komfort-Features, dafür gibt es u. a. ein zweistufiges Untersetzungsgetriebe und einen Bergabfahrassistenten
Quelle: Jeep
Ebenso klar: Ausgefuchste Antriebstechnologie wie Jeeps Select-Terrain-System mit vier Allradmodi und das Neungang-Getriebe bietet in dieser Klasse sonst keiner. Dafür muss man sonst bei Land Rover oder Mercedes fragen.

Der Preis passt

Auch wenn der Jeep Renegade herber schmeckt: Messen muss er sich mit den anderen kleinen SUV. Und da ist die gute Nachricht: Der Preis passt. Der Platzhirsch Opel Mokka kostet sowohl mit einfachem Benziner als auch mit Diesel und Allrad nur einige Hunderter weniger, mit Turbobenziner sogar etwas mehr. Auch Skoda Yeti oder Nissan Juke unterbieten den Renegade nur knapp.

Cooler und kerniger fährt man natürlich im Wrangler oder Land Rover Defender vor der Disco vor. Die sind aber im Vergleich zum Renegade so alltagstauglich wie Traktoren. Jahr für Jahr sollen 170.000 Autos das Werk Melfi verlassen – mit rustikalen Kiesgruben-Königen wären solche Stückzahlen nicht zu schaffen.

 

Technische Daten: Jeep Renegade

Der Einfachste

  • Modell: Jeep Renegade 1.6 Sport
  • Motor: 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner
  • Getriebe: Fünfgang-Schaltgetriebe
  • Leistung: 110 PS (81 kW)
  • Drehmoment: 152 Nm bei 4.500 U/min
  • 0-100 km/h: 11,8 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
  • Verbrauch: 6,1 l/100 km (NEFZ)
  • CO2: 141 g/km
  • Länge x Breite x Höhe in m: 4,25 x 1,80 1,67
  • Radstand: 2,57 m
  • Leergewicht: n. n.
  • Kofferraum: 351 l
  • Basispreis: 19.900 €
  • Marktstart: Anfang 2015

Der Turbobenziner

  • Modell: Jeep Renegade 1.4 MultiAir
  • Motor: 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner
  • Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
  • Leistung: 140 PS (103 kW)
  • Drehmoment:230 Nm bei 1.750 U/min (1.750)
  • 0-100 km/h: 9,3 s (10,0 s)
  • Höchstgeschwindigkeit: 194 km/h (197 km/h)
  • Verbrauch: 6,0 l/100 km
  • CO2: 134 g/km (140 g/km)
  • Leergewicht: 1.395 kg
  • Basispreis: 22.700 Euro
  • Marktstart: 11. Oktober 2014

Großer Diesel mit Allrad

  • Modell: Jeep Renegade 2.0 Multijet
  • Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel
  • Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe (Werte in Klammern: Neungang-Automatik)
  • Leistung: 140 PS (103 kW)
  • Drehmoment: 350 Nm bei 1.500 U/min (1.750)
  • 0-100 km/h: 9,5 s (10,0 s)
  • Höchstgeschwindigkeit: 182 km/h (197 km/h)
  • Verbrauch: 5,1 l/100 km (5,6 l/100 km)
  • CO2: 134 g/km (149 g/km)
  • Leergewicht: 1.505 kg (1.605 kg)
  • Preis laut Liste: 26.500 € (Automatik: Mit Limited-Ausstattung 30.000 €)
  • Marktstart: 11. Oktober 2014

Auf der Straße fährt der neue Jeep sicher, bequem und flott
Quelle: Jeep
Die X-Grafik in den hinteren Scheinwerfern soll an den Benzinkanister im Willy's Jeep erinnern
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Bei den Assistenten gibt sich Jeep keine Blöße: Auffahrwarner und Spurhalte-Assistent (590 Euro) sowie Parkpilot mit Totwinkelwarner (790 Euro) sind lieferbar
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Der Einstiegsbenziner mit 110 PS sowie der Turbobenziner mit Neungang-Automatik und 170 PS kommen erst im Frühjahr 2015
Quelle: Jeep
Interessant für Forst- und Campingfreunde: Der Renegade darf 1,5 Tonnen ziehen, eine Anhängerkupplung kostet 590 Euro
Quelle: Jeep
Das zweiteilige Panorama-Schiebedach kostet stolze 1.190 Euro Aufpreis
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Jeep Renegade: Seinen cW-Wert von 0,34 sieht man dem Jeep an
Quelle: Jeep
Jeep Renegade
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Jeep Renegade
Quelle: Jeep
Je nach Variante beträgt die Bodenfreiheit beim Renegade 17,5 bis 21,0 Zentimeter
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In der Trailhawk-Variante für 31.900 Euro verzichtet man auf einige Komfort-Features, dafür gibt es u. a. ein zweistufiges Untersetzungsgetriebe und einen Bergabfahrassistenten
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Jeep Renegade Trailhawk
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Jeep Renegade Trailhawk
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Jeep Renegade Trailhawk
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Jeep Renegade: Cockpit
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Jeep Renegade: Rücksitze
Quelle: Jeep
Jeep Renegade: Kofferraum
Quelle: Jeep
Jeep Renegade: Am Armaturenträger nett gepolstert, aber mit obligatorischem Beifahrer-Panikgriff
Quelle: Jeep
Jeep Renegade: Cockpit
Quelle: Jeep
Jeep Renegade: Mittelkonsole mit Infotainment-System
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Jeep Renegade: Rücksitze
Quelle: Jeep
Jeep Renegade: Rücksitz umgeklappt
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Jeep Renegade: Kofferraum ohne den herausnehmbaren Boden
Quelle: Jeep
Blick unter die Haube auf den Diesel
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Jeep Renegade
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Jeep Renegade
Quelle: Jeep
Jeep Renegade
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