Piaggio überarbeitet den Liberty. Der einfache Roller bekommt mehr Leistung, ein ABS und viel nützliches Zubehör. Wir sind den gut-aber-günstig-Scooter gefahren.
Piaggio bringt ein Nachfolgemodell des „Brot & Butter-Großradrollers“ Liberty
Quelle: Piaggio
Forte dei Marmi - Der Ort am Ligurischen Meer ist so gut wie ausgestorben. Doch welche Art Touristen hier sonst durch die Straßen schlendern, bleibt erkennbar: Ermenegildo Zegna, Versace, Gucci und Rolex steht über den heruntergelassenen Rollläden. Bei Minustemperaturen verirren sich allerdings bloß ein paar Zweiradjournalisten in die Straßen von Forte dei Marmi - um den dezent brummenden Einzylindermotor des runderneuerten Piaggio Liberty 125 zu starten.
Der Piaggio Liberty muss trotz einwandfreier Qualität günstig sein, um gegen asiatische Billigroller bestehen zu können
Quelle: Piaggio
Piaggio kennt jeder wegen des nunmehr 70 Jahre alten Mythos Vespa. Der Mutter aller Scooter geht es gut, der Absatz wächst. So kann viel Aufwand in die Runderneuerung eines Allerwelts-Rollers gesteckt werden, wie es der Liberty nun mal ist: Ein einfacher, dank großen Rädern aber fahrsicherer Roller, der in Deutschland knapp 2.500 Euro kostet.
Hilfe aus Asien
Um das zu ermöglichen, braucht es etwas Hilfe aus Asien. Piaggio baut den Liberty – neben anderen Modellen – in einer Fabrik in Vietnam. „In absolut vergleichbarer Qualität“, bekräftigt Andrea Benedetto, Entwicklungschef bei Piaggio. Eine Million Testkilometer habe der neue Liberty auf dem Buckel, vier Teams seien parallel in Italien und in Vietnam unterwegs gewesen, jede Woche habe man die gewonnenen Erkenntnisse abgeglichen. Jetzt, nach zwei Jahren Entwicklungszeit, sei man sicher: „Der Liberty ist ein ausgezeichnetes, global einsetzbares und global attraktives Modell.“
Es gibt ihn mit drei Motorisierungen: Als 50er, 125er und 150er. Die 50er siechen beim Verkauf, im Vergleich zu früher, nur noch dahin. Der 150er ist ein Spezialangebot für Italien, weil man mit ihm auf die Autostrada darf. Wirklich wichtig bleibt der 125er, auch auf anderen europäischen Märkten.
Mehr Platz, gesteigerte Fahrsicherheit, höherer Fahrkomfort, geringerer Verbrauch – der neue Liberty 125 bietet für 2.460 Euro einen soliden Gegenwert
Quelle: Piaggio
Mit 11 PS Leistung liefert der luftgekühlte Dreiventil-Einzylindermotor etwas mehr Power als bisher - üppig ist das dennoch nicht. Aber dahinter steckt Kalkül: Für höhere Bedürfnisse präsentiert Piaggio in wenigen Wochen den neuen Medley. Der bekommt einen ebenfalls neuen wassergekühlten Vierventiler, der vermutlich ein Drittel stärker ausfällt. Der Liberty macht die niedere Arbeit und muss trotz einwandfreier Qualität günstig sein.
ABS für den Piaggio Liberty
Neu ist in dieser Klasse das ABS, das gesetzlich nicht vorgeschrieben ist. Es schützt zwar nur das 16-Zoll-Vorderrad vorm Blockieren, aber das reicht. Ein blockierendes Hinterrad ist schließlich nicht wirklich gefährlich. Zudem muss man schon kräftig am linken Bremshebel zerren, um den Asphalt von Forte dei Marmi zu verschönern. Die ABS-Regelung der vorderen Einscheibenbremse funktioniert dank Bosch-Technologie bestens: Nicht zu früh und nicht zu spät.
Teleskopgabel, Federbeine oder Instrumentarium des Liberty 125 funktionieren zufriedenstellend. Und selbst bei hohen Qualitätsansprüchen überzeugen Spaltmaße, Kunststoffnarbung und Lackierung. Sollten die (aufpreispflichtig) aufs Smartphone übertragbaren Verbrauchsdaten stimmen, überzeugt außerdem der Sprit-Konsum des vibrationsfrei schnurrenden Einzylinders: Die Dreilitergrenze bleibt, selbst wenn man zügig unterwegs ist, unerreichbar. Piaggio nennt trotz rund 10 Prozent Mehrleistung des überarbeiteten Triebwerks einen 16 Prozent geringeren Spritverbrauch.
Gucci oder Aldi
18 Jahre ist der Liberty schon auf dem Markt, fast eine Million Stück wurden von ihm verkauft. Die jüngste Generation wird an diesen Erfolg nahtlos anknüpfen, das scheint nach dem ersten Test sicher: Mehr Platz, gesteigerte Fahrsicherheit, höherer Fahrkomfort, geringerer Verbrauch – der neue Liberty 125 bietet für 2.460 Euro einen soliden Gegenwert.
Zudem hat Piaggio für ihn eine Menge nützliches Zubehör entwickelt, vom USB-Anschluss über eine elektronische Diebstahlsicherung bis zu Windschild, Topbox und Seitenständer. Den braucht allerdings niemand: Denn so leicht wie der Liberty hüpft kaum ein Roller auf den Hauptständer. Man kommt also flott rein zu Gucci oder Versace in Forte dei Marmi. Oder zu Aldi in Bottrop.
Piaggio Liberty 125: Technische Daten
Motor: Luftgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor
Hubraum: 124,5 ccm
Leistung: 11 PS bei 7500/min
Drehmoment: 10,5 Nm bei 6000/min
Getriebe: Variomatik
Fahrwerk: Stahlrohrrahmen, Telegabel vorn (7,6 cm Federweg); Triebsatzschwinge mit Monofederbein hinten (fünffach einstellbar, 74,5 mm Federweg)
Bremse: 24 cm Einscheibenbremse vorne, 14 cm Trommelbremse hinten
Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht
Wirklich wichtig ist der 125er: Mit nunmehr 11 PS Leistung liefert der luftgekühlte Dreiventil-Einyzlindermotor etwas mehr Power
Quelle: Piaggio
Die im Liberty 125 montierten Komponenten wie Teleskopgabel, Federbeine oder Instrumentarium funktionieren gut
Quelle: Piaggio
Der Piaggio Liberty muss trotz einwandfreier Qualität günstig sein, um gegen asiatische Billigroller bestehen zu können
Quelle: Piaggio
Erfreulicherweise überzeugen selbst bei hohen Qualitätsansprüchen Spaltmaße, Kunststoffnarbung und Lackierung
Quelle: Piaggio
Mehr Platz, gesteigerte Fahrsicherheit, höherer Fahrkomfort, geringerer Verbrauch – der neue Liberty 125 bietet für 2.460 Euro einen soliden Gegenwert
Quelle: Piaggio
Das war Ende 2014 als Gesetzesänderung geplant und ist aber März 2015 zum Erliegen gekommen. Gibt es da neue Erkenntnisse? Dann kannst Du ja mit der Inno nach Sizilien :-).
Grüße
Schlauer Hund
Nanu, kein eigenständiges Cockpit mehr? Das von der Vespa ist nicht schlecht, aber beim Vorgänger ging das noch, mit Individualität statt Baukasten um jeden Preis.
Kein Handschuhfach aber Smartphone-Spielereien muss ich nicht haben...
SChnäppchen. Für das Geld bekommt man sonst nicht mal ein gutes E-Bike.
Grüße
Nanu, kein eigenständiges Cockpit mehr? Das von der Vespa ist nicht schlecht, aber beim Vorgänger ging das noch, mit Individualität statt Baukasten um jeden Preis.
Kein Handschuhfach aber Smartphone-Spielereien muss ich nicht haben...