Ford GT40 (1966): Fahrbericht
Ein Ufo aus der Vergangenheit
Mit kaum mehr als einem Meter Fahrzeughöhe, acht Zylindern, 4,7 Liter Hubraum und 340 PS hat der Ford GT40 Geschichte geschrieben und
Dunton/Großbritannien - 530.000 Euro sind eine Menge Geld für ein Auto. Sogar für einen Ferrari, einen Lamborghini oder etwas anderes aus der Kategorie. Supersportwagen eben, deren Markenname kleine und größere Jungs ins Schwärmen bringt. Ab dem Sommer können reiche Raser so viel Geld für einen Ford ausgeben. Dann kommt der neue GT.
Das geht nur mit Historie. Oder zumindest deutlich besser. Wer den Original-GT40 aus den Sechzigern kennt, wird sich leichter tun, eine halbe Million für den Enkel auszugeben. Kein anderes Auto hat damals so sehr für Furore gesorgt wie dieser Ford. Beim 24 Stunden-Rennen von Le Mans im Frühjahr 1966 ist gleich ein komplettes GT40-Trio an die Spitze gestürmt. Ferrari hat damit die vielleicht größte Schmach in der Renngeschichte erlebt. Vier Jahre in Folge gewann Ford das Rennen.
Der Renntransporter, dessen Ladebühne sich jetzt öffnet, steht nicht an der legendären Strecke an der Sarthe, sondern am Testoval der Ford-Fabrik im englischen Dunton. Die Strecke ist nicht mal halb so lang wie der 24-Stunden-Kurs, die Geraden sind kürzer und die Kurven weniger spektakulär.Trotzdem kommen einem alte, blasse Bilder eines regnerischen Renntages in den Sinn, als ein Auto wie aus einer anderen Welt aus dem Transporter rollt. Flach, breit, schwarz und mit einem Kennzeichen, dass sich selbst Bill Ford nicht an den Dienstwagen schrauben würde: FMC 1 „Ford Motor Company 1“ – mehr muss man zum Stellenwert nicht sagen, den dieses Auto in der Firma hat.
Ein Geschichtsbuch zum fahren
Der Rundkurs, an dem das Ufo aus der Vergangenheit landet, mag nicht seine Kragenweite sein. Doch in diesem Auto fühlt sich selbst ein Feldweg an wie die Hunaudieres-Gerade, auf der Bruce McLaren und Chris Amon damals bei ihrem famosen Sieg den 7-Liter-V8 ihres GT40 voll ausgefahren und die 350 km/h hinter sich gelassen haben.
Also rein in die Rennschale, an mit dem Motor und raus auf die Strecke! Wobei: leichter gesagt als getan. Die 40 im Typenkürzel steht für die Höhe in Inch. Und 1,02 Meter sind verdammt wenig, wenn man noch einen Hauch von Bodenfreiheit und eine Spur von Dach abzieht und man beim Einsteigen auch noch über einen 30 Zentimeter breiten Schweller klettern muss, unter dem rund 70 Liter Sprit schwappen.
Aber als wäre der Wohlstandsspeck wie weggeschmolzen und das Rückgrat wieder so biegsam wie damals als Teenager, sitzt man plötzlich in der löchrigen Lederwanne. Durch den schmalen Schlitz hinter dem Lenkrad fällt der Blick auf die wundervollen Wölbungen der Front. Im Rückspiegel lugen die acht "Orgelpfeifen" auf acht Zylindern und lassen ihre Trichter blitzen.
Eigentlich sitzt man zwar vor dem 4,7 Liter großen V8, den die Ingenieure kurzerhand aus dem Mustang geklaut haben. Gefühlt allerdings sitzt man mittendrin. Man hört das Triebwerk weniger, als dass man es spürt. Rüttelnd, schüttelnd und umhüllt von Lärm, wird man quasi absorbiert von diesem Auto.Und so fährt man es auch. Drei, vier Runden sind schon nötig, bis der Wagen so richtig warm ist und sich die ganze Feinmechanik sortiert hat. Ein bisschen Übung kann nicht schaden, wenn man in einem Rechtslenker sitzt, die Füße über winzige Pedale fliegen und man den Stummel für das hakelige Fünfgang-Getriebe erst irgendwie aus der rechten Kniekehle friemeln muss, um den Drehzahlmesser vor dem Overkill zu retten.
Doch mit jedem Mal, das man die Gerade hinunter jagt, bremst man später vor der 180-Grad-Kehre. Mit jeder Runde fühlt es sich selbstverständlicher an, wenn um die 340 PS und etwa 450 Nm einem kaum 1.000 Kilo schweren Kampfwagen aus Aluminium und Fiberglas dem Horizont entgegen schleudern.
Mit dem Museumsexponat auf die Straße
Von 0 auf 100 in rund fünf Sekunden und bei Vollgas je nach Setup und Strecke zwischen 270 und 300 km/h – in modernen Sportwagen schafft man das mit dem kleinen Zeh und lenkt dabei mit den Fingerspitzen. Doch im GT40 ist das buchstäblich ein Kraftakt und es fühlt sich an, als würde eine Concorde starten – wenn nicht gleich eine Saturn-Rakete.
Schneller, immer schneller möchte man mit dem rasenden Rentner fahren. Die Gänge weiter ausdrehen, das Gaspedal noch tiefer treten und die Flunder noch härter um die Kurven werfen. Wer braucht
schon ESP, wenn er fette Slicks auf den Achsen und ordentlich Herz in der Hose hat? Und wozu aktive Aerodynamik oder Keramikscheiben? Wer bremst, verliert. Und den Sieg in Le Mans gab's schließlich nicht im Schongang.Doch mit der Lust wächst auch die Angst. Ford hat von 1964 bis 1968 gerade einmal 124 Exemplare des GT40 gebaut. Und obwohl da ganz sicher nur Draufgänger am Steuer saßen, haben davon bislang 107 überlebt. Man möchte nicht schuld daran sein, dass es demnächst vielleicht nur noch 106 Autos sind und zwingt sich schweren Herzens zur Zurückhaltung.
Für den neuen GT ist der alte deshalb Hilfe und Problem in einem: Die Historie des GT40 gibt dem GT Glaubwürdigkeit. Wer aber einmal im GT40 aus den Sechzigern gesessen hat, dem ist das neue Modell herzlich egal. Das Remake mag authentisch sein und sich so richtig nach Rennwagen anfühlen. Gemessen am Original bleibt es ein müder Aufguss.
Für Ford kein Problem. Die meisten der 1.000 GT-Käufer, die das Glück hatten, einen zu ergattern, werden das Original vermutlich nicht bekommen. Der echte GT40 ist nicht nur das seltenere Auto, sondern auch das teurere. Das sehr viel Teurere sogar. Auktionserlöse in zweistelliger Millionenhöhe machen ihn zum aktuell wertvollsten US-Oldtimer der Geschichte. So gesehen ist die Neuauflage für 530.000 Euro ein Schnäppchen.
Quelle: SP-X (Benjamin Bessinger)
Für mich sind der GT40 und seine Neuinterpretation von 2005 zwei der schönsten Autos überhaupt. Und ich stehe sicher nicht im Verdacht, auf besonders sportliche Autos wert zu legen.
Vintage Ami Kisten sind für mich zu 95% übel zusammen geschusterte, unökonomische und unöklogische Saurier aus der automobilen Steinzeit. Zu gross, zu schwer, zu dekadent, ein optischer Anschlag auf den dezenten Geschmack. Kann man anders sehen - jedem das Seine - aber meine Meinung.
Der GT 40 hingegen ist für mich ein Ausnahme: faszinierend, stimmig gezeichnet. Ein Traumwagen, den finde ich klasse.
Einfach nur ein Traum... ich würde zwar nicht reinpassen, da zu groß, aber der 2005er würde mir auch reichen 😉
Schicke Wägen...
Tolles Teil, eine reine Fahrmaschine. 😎
Und genau das macht witzigerweise deren Charme aus...
Meins für den Alltag wärs vermutlich auch nicht aber so ein fetter schwarzer Caddilac oder sowas für ab und zu mal, wär schon nett.
Die Ausnahme würd ich noch auf die Musclecars im Allgemeinen ausdehnen.
LG
2016 in Neckarsulm. 😎
VG myinfo
Wahnsinns Auto.
Wer bei den Bildern keine Gänsehaut oder gleich nen Ständer kriegt sollte mal zum Arzt gehen 😆
Vintage-Ami-Kisten sind auch so herrliche Autos wie der Dodge Challenger von 1969 (1.435kg), die Corvette Stingray C2 (1.375kg) und C3 (1.410kg) oder der Ford Mustang von 1967 (1.200kg). Die sind weder übel zusammen geschustert, noch zu schwer. Wer das behauptet, kennt diese Autos einfach nicht.
Die wenigstens Amerikaner aus der Zeit haben es auch nur im Ansatz auf 2 Tonnen Gewicht gebracht. Wenn du über 2 Tonnen wolltest musstest du schon eine mit Luxus und Dämmaterialien vollgesopfte Landyacht kaufen und selbst da brachten es die schwersten Vertreter auf maximal 2,5 Tonnen. Klar ist das schwer, gemessen an der Größe aber schon wieder nicht ganz so heftig wie es klingt. Heute bringen es Oberklasse SUVs ja auch problemlos auf 2,5 Tonnen und mehr und wenn man mal bei Bentley, Rolls Royce und Co schaut findet man da auch schnell Autos die genau das ausstrahlen: Dekadent, unökonomisch, unökologisch. Zu groß, zu schwer, zu dekadent 😉 Und wenn man sich mal einen Phantom ansieht oder einen Mulsanne dann kann man die getrost ebenso als Anschlag auf den dezenten Geschmack nennen. Der Phantom ist einfach nur riesig und bullig, eines Rolls Royce eigentlich nicht würdig. Nicht umsonst war das Teil mal ne ganze Zeit lang Rappers Liebling 😆
Der Mulsanne wirkt wir eine verkorkste Mischung aus alt und neu. Diese Rundscheinwerfer in Kombination mit diesem eckigen Grill will überhaupt nicht zueinander passen.
Meine Full-Size Limousine wiegt bei knapp 5,5 Meter Außenlänge gerade mal 1,8 Tonnen. Das geht wie ich finde. Die ganzen Sportwagen und Muscle Cars waren trotz der dicken Motoren deutlich leichter als man Ihnen nachgesagt hat. Die wenigsten kratzten ernsthaft an der 1,5 Tonnen Marke. Und mal ehrlich: Unökonomisch waren bis in die 80er hinein so gut wie alle Autos, auch so Wagen wie der Käfer. Für Ihre Leistung haben die auch ganz schön gesoffen. 15 Liter waren nach damaligem Maßstab völlig akzeptabel für so ein kleines Auto. Selbst ein Fiesta hat in den 80ern noch in der 8 Liter aufwärts Liga gespielt und da sprache man von "verbrauchsgünstig".
Große Autos werden nie sonderlich sparsam sein. Eine moderne V12 S-Klasse gibt sich auch nicht mit 3 Litern Sprit zufrieden. Leistung kostet immer Sprit, egal aus welchem Motor man diese rausholt. Die alten Twincharger TSI hat die Autoblöd ja auch auf über 22 Liter bei Vollstoff bekommen und das ist die Spitze deutscher Ingenieurskunst 😉
Hört doch einfach auf moderne Maßstäbe an uralte Autos anzusetzen. Diese Autos waren damals genauso auf der Höhe Ihrer Zeit wie heute ein Golf 7.
Der GT40 war doch im Grunde kein "echter" Ami, da die Entwicklung doch in England geschah. Oder Irre ich mich da?
Nope! Lotus war mal als Partner für die Entwicklung im Gespräch, aber da Colin Chapman zum einen viel zu viel Geld verlangte und er zum anderen auch noch wollte das der Name Lotus auf dem GT40 prangt hat man das Ganze bei Ford dann gelassen. Man hat sich dann Lola mit ins Boot geholt. Entwickelt wurde das Auto aber schlussendlich immer noch unter Aufsicht und starker Beteiligung von Ford. Später hat man noch Carroll Shelby mit ins Boot geholt damit der Wagen siegfähig wird, war die Entwicklung doch von einigen Rückschlägen begleitet.