Nürburgring offenbar an US-Investor verkauft
Ein US-Investor greift nach dem Ring
Die amerikanische Finanzinvestor H.I.G. Capital scheint sich des Erwerbs des Nürburgrings sicher zu sein. Offiziell ist nichts, aber erste Übernahme-Firmen wurden schon gegründet.
Nürburg/Hamburg – Der insolvente Nürburgring steht offenbar kurz vor einem Verkauf an das Finanzunternehmen H.I.G. Capital aus Miami. Das legt eine Untersuchung des Bundeskartellamts nahe (Aktenzeichen B6-43/14). Demnach prüft die Behörde den „Erwerb wesentlicher Vermögensteile der Nürburgring GmbH“ durch das amerikanische Unternehmen.
Außerdem ließ der Finanzinvestor am Dienstag (04.03.2014) in Hamburg sechs Firmen in das Handelsregister eintragen. Offenbar sollen die verschiedenen Teile des Rings - zwei Rennstrecken, Business- und Freizeitzentrum, Hotels - künftig getrennt verwaltet werden. Die Namen der neugegründeten Firmen lauten: NRGH Nürburgring Holding GmbH, Nürburgring GP GmbH, Nürburgring Nordschleife GmbH, Nürburgring Boulevard GmbH, Nürburgring Hotel GmbH sowie Nürburgring Appartement GmbH.
Heuschrecken in der Eifel?
Als Geschäftsführer aller Firmen ist der britische Co-Investor von H.I.G. Capital und Hobby-Rennfahrer Meyrick Cox eingetragen. Er war in Führungspositionen für die Investmentbanken Goldman Sachs, Rothschild und Moelis tätig und beriet Ford beim Verkauf von Volvo an den chinesischen Hersteller Geely.
Ring-Blogger und -Kenner Michael Frison vermutet hinter den Firmengründungen Schlimmes: "Da wird schon das Filetieren vorbereitet, vor dem alle gewarnt haben. Die Erklärung ist natürlich, dass man dann keine Kosten auf einer Kostenstelle mittragen muß, sondern die nicht-rentable Unterfirma gepflegt Pleite gehen kann", schreibt er auf seiner Website.
Während die unbeliebten, mit Steuergeld finanzierten Center und Geschäfte pleitegehen, könnte so im Gegenzug aus den beliebten Rennstrecken viel Geld gepresst werden.
Kaufpreis zwischen 60 und 70 Millionen Euro
Weder die Insolvenzverwalter noch die H.I.G. Capital wollten einen Kauf bisher bestätigen. Laut der Website des SWR sagte ein Sprecher der Nürburgring-Sanierer, dass ein Übernahmevertrag erst Ende des Monats unterschrieben werden soll. Gründe ein möglicher Investor im Vorgriff Firmen, sei das seine Sache.
Als zweiter Co-Investor neben Cox tritt laut der Online-Ausgabe der Wirtschaftswoche der Erbauer der Rennstrecke „Bilster Berg“, Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff auf. Die Wirtschaftswoche schreibt weiter, dass der diskutierte Kaufpreis von 90 Millionen Euro in H.I.G.-Kreisen für deutlich zu hoch befunden wurde. Stattdessen sei damit zu rechnen, dass die Amerikaner 60 bis 70 Millionen Euro bieten. Die Verwalter des Rings um Jens Lieser hatten eigentlich eine dreistellige Millionensumme erwartet.
Was wird aus dem Ring?
Der Verkauf des Nürburgrings steht letztlich unter dem Vorbehalt, dass die EU-Kommission ihm zustimmt. Neben dem aus dem Bieterverfahren ausgeschlossenen ADAC hat auch der Verein Ja zum Nürburgring e.V. bei der EU-Kommission Beschwerde gegen den Verkaufsprozess eingelegt. Sollte diese zu dem Ergebnis kommen, dass der Verkauf gegen Europarecht verstößt, drohen dem neuen Nürburgring-Besitzer Rückforderungen in dreistelliger Millionenhöhe.
Auch wenn bisher nichts bestätigt ist, ziehen die offensichtlichen Zeichen weite Kreise. Der amerikanische Autoblog Jalopnik wertet den Kauf als gute Nachricht. Ein Gruppe Amerikaner würde den berühmten Kurs endlich retten. Die Menschen aus der Region sehen das ganz anders. Die Initiative „Wir sind Nürburgring“ spricht von einem GAU. Die ebenfalls in der Initiative organisierte Ring-Größe und regional verwurzelte Rennfahrerin Sabine Schmitz bringt die Wünsche und Hoffnungen vieler Ring-Freunde auf den Punkt: „Wir wollen den Ring für unsere Region erhalten. Ein privater Investor muss Gewinne erwirtschaften, da bleibt für die Gewerbetreibenden in der Umgebung nicht mehr viel.“
Quelle: WirtschaftsWoche, SWR, mikefrison.com, jalopnik
Ist schon irgendwie arm, das der Ring verkauft wird/wurde 😆
Das ist aber auch nur richtig, dass es letztlich so kommt. Hoffentlich hat die Beck'sche Kungelei und das Verprassen von zig Millionen Euro Steuergeldern damit ein Ende. Letztlich kommt es auf die Rennstrecke an, alles andere ist doch den Motorsportfans völlig egal. Ich war selbst schon einige Male seit der Fertigstellung dieses unsäglichen Nürburgring-2009-Projektes zu diversen Rennen am Nürburgring, und selbst im Premierenjahr bei FIA-GT und dem Renault-Wochenende konnte ich (nur wenig Positives) feststellen:
Boulevard: wenig los, mittlerweile tot
Achterbahn: lief die überhaupt schon mal regelmäßig außer für TV-/Zeitungsberichterstattung?
Museum: nice to have
Kletterpark: Warum zum Teufel, und warum verlegte man den nach draußen?
Hotels: selbstverständlich mit eigenem Hubschrauberlandeplatz, was auch sonst - so etwas verlangt der Fan eben
Ferienpark: schmucke Häuser, die sich halbwegs günstig mieten lassen - auf jedenfall besser als der Zeltplatz mit seinen Vorkriegswohnwagen, allerdings hat man den Pensionen vor Ort so geschadet
Eifeldorf Grüne Hölle a.k.a. Schimmeldorf a.k.a. Geisterstadt: kein weiterer Kommentar
Wenn man bedenkt, dass mittlerweile ca. 1/2 Mrd. Euro in ein Projekt geflossen sind, welches den Nürburgring als Ganzjahresdestination etablieren sollte und als komplettes Desaster zu bezeichnen ist, dann finde ich den Kauf durch die böse Heuschrecke zwar auch nicht toll ... aber allemal besser als der Status-Quo, denn ohne ein Machtwort aus Brüssel wäre mit der Geldverschwenderei noch lange nicht Schluss gewesen.
Die sollen den Blöden Freizeitpark dicht machen, fertig!
Außerdem wieso wurde der ADAC aus dem Bieterverfahren ausgeschlossen? Das sind die einzigen denen ich zutraue die Rennstrecke Seriös weiter zu führen....
vlt. ist das in 10-20 Jahren wieder eine normale Landstr. auf der man nostalgisch entlanggleiten kann...
wenn die amis sich da breit machen, geht alles den bach runter und die strecke ist irgendwann ganz dicht...
Dann ist das eben so... aber noch mehr Steuergeld sollte man in diesem Loch nicht verbrennen.
Ich wohne nur 20 km vom Ring entfernt in einem Nachbarkreis. Was dort passiert, wird langfristig tatsächlich den Ring killen. Und die vielen tausend Menschen, die von ihm direkt oder indirekt leben. Die werden sich dann Jobs in Bonn oder Koblenz suchen müssen. Danke Herr Beck. Prima gemacht. Fein raus ist natürlich dann auch der Kreis Ahrweiler. Denkt man zumindest. Vorerst. Bis zur nächsten Kommunalwahl.
Muss nicht das Ende bedeuten. Allerdings haben die Menschen in der Region schon häufig erlebt, wie sich alles zum Wurstkeks-Szenario (worst case^^) entwickelt.
Die Tatsache, dass der gute Mann ein Hobby-Rennfahrer ist, und dass er offensichtlich anstrebt die Betriebe von den Rennstrecken zu trennen, kann doch schonmal als gutes Zeichen gewertet werden.
Ich bedauere allerdings, dass man die aus Politiksicht ungeliebten Vereine vom Bieterverfahren ausgeschlossen hat. Diese hätten die Nachhaltigkeit und den Breitensport definitiv gesichert. Schauen wir was da kommt.
Ich kenne noch den Ring aus meiner Jugend sehr sehr gut. Damals gab es noch die 1.000 km- Rennen mit den hefitgen Gruppe C Autos. Dieser Speed plus Flammen in jeder Kurve... Unglaublich wie die damals durch den Pflanzgarten "gefahren" sind. Was eine tolle Zeit. Was eine Geschichte. Was ein Mythos.
Mich schüttelt es, wenn ich daran denke, dass der Nürburgring nicht mehr in öffentlicher Hand ist und die privaten Investoren genau diesen Mythos zerstören.
Man solllte alle, die an dem Projekt Nürburgring 2009 beteiligt waren, 28 Stunden und 9 Tage die Woche in einen Sack stecken und drauf hauen. Wäre verdient. Das war der Anfang vom Ende. Ganzjahresfreizeitpark. So ein Quatsch, dass funktioniert vielleicht in Suzuka bei deren Verkehrsanbindung, aber wer fährt denn schon im Winter von weit her zum Ring? Was eine Dilettantentruppe mit/um Beck&Kafitz.
Der Ring ist doch mittlerweile deutsches Kulturgut, was da an Historie drin steckt!
Jetzt wird "unser" Ring an irgendwelche amerikanischen Investoren verhökert, weil eine Hand voll Politiker das große Geld gesehen haben und kläglich scheiterten.
Das der ADAC im Bietverfahren ausgeschlossen wurde, hinterlässt einen zusätzlich faden Beigeschmack!
Gruß Thomas
Na und? Nichts ist für die Ewigkeit und es wurde dort schon genug Steuergeld versenkt...
Mythos hin oder her...auch eine Rennstrecke muss wirtschaftlich profitabel sein und darf nicht hunderte Millionen Euro an Subventionen verschlucken. Das reingesteckte Geld holt man doch nie ansatzweise wieder rein, das muss doch jedem klar sein. Return on Investment ist kleiner als 1...also effektiv Geld verbrannt.
Du meinst Steuergeld und bei dem Preis von 60 bis 70 Millionen Euro ist das höchstens ein Zehntel der investierten Summe.
Das Traurige an der Sache ist, dass ohne diese Gigantomanie (Freizeitpark, Arena, Dorf, blabla) das Pleitedesaster nie passiert wäre. Die Krise wurde mehr oder weniger mutwillig (mindestens aber fahrlässig) durch Herrn Beck herbei geführt.
Tja, jetzt darf sich HIG neben dem Grünen Punkt auch noch den Ring auf die Homepage schreiben.
Deswegen musst du hier nicht 3 mal deine Meinung zum Besten geben. 🙄
70 Millionen für den Ring ist schon ein Witz muss man sagen. Und wenn ich schon Namen wie Goldmann Sachs etc. in der Beschreibung des Käufers lese, dann bin ich mir einer guten und reibungslosen Übernahme nicht mehr altzu sicher 🙁