Weltgrößtes Opeltreffen in Oschersleben
Ein Wochenende Freiheit
Am Himmelfahrts-Wochenende wurde Oschersleben zu Opelsleben. Dazu gehören: 62.000 Fans, 20.000 Autos, Bier und wilde Mädchen. Eine Zeitreise in die Postpubertät.
Oschersleben – Das beste Jahr der Magdeburger Börde war zweifellos 1934. Was war das für ein Fest, als der Boden der Gemeinde Eickendorf zum besten, also fruchtbarsten Boden Deutschlands bestimmt wurde. Mit der Bodenwertzahl 100. Yeah.
80 Jahre später wirkt die Gegend rund um die nahegelegene Motorsport-Arena Oschersleben vergleichsweise öde. In die Arena selbst verirren sich selten mehr als ein paar Hundert, manchmal Tausend Gäste. Nur nicht im Mai. Da kommt erst der Beinahe-Publikumsmagnet DTM und dann die wahrscheinlich größte Attraktion des Jahres. Das weltgrößte Opel-Treffen. 62.000 Fans kommen dann und tanzen, saufen, verbrennen Reifen und Würste. Manche zeigen sich nachts von ihrer fruchtbarsten Seite. Andere von ihrer furchtbarsten.
Fünf Tage und Nächte feiern die Opelaner ihre Autos. Nun ist nicht jedem beim Anblick eines Opel feierlich zumute und darum wird bejubelt, was ursprünglich am ersten Opel hing: Freiheit, Freundschaft und so etwas wie rebellisches Establishment.Autos und Menschen werden vom Hopfen- und Weizen-Kraftstoff zusammengeschweißt und verschmelzen zu einer Riesen-Party. Zwischen dem Getöse der 1.000-Watt-Boxen herrscht eine Stimmung wie bei Opel selbst: nicht alles ist gut, aber es war schon viel schlechter. Ein zarter Duft von Aufbruch liegt in der Luft.
Im Manta B aufs Opel-Treffen
Es ist 10:30 Uhr am Freitagmorgen, als ich mit einem der letzten gebauten B Manta auf das Treffen zufahre. Der stahlgraue GSi Irmscher Edition von '88 stammt aus der Classic-Abteilung von Opel.
Noch 20 Kilometer vor der Ankunft bin ich nur ein Schauspieler, der einen Opelaner mimt. Mein Ellenbogen hängt aus dem Fensterrahmen, ein Fuchsschwanz baumelt am Zündschlüssel. Doch mit jedem Meter, den ich mich nähere, sickert das Opel-Gefühl in mich ein. Fremde Menschen grüßen mich überschwänglich, alle strahlen mein Auto an. Opelfahren war nie so cool wie in diesem Moment.
Normal ist das nicht – aber geil
Begeisterte und Bekloppte kann man unter den 62.000 Fans manchmal schwer unterscheiden. Da ist der Fahrer eines alten Senators (Spitzname: Burnator). Mehrmals am Tag – gefühlt jede halbe Stunde – lässt er die Reifen seiner Schrottmühle durchdrehen. Solange, bis das Gummi schlaff in Fetzen herunterhängt.
Stolz steht Patrick, 27, mit seinen Freunden vor dem gemeinsamen Dreiachser. Das Partymobil besteht aus zwei Astra F, die die Jungs von der Schrauberclique Toygarage zusammenschweißten. Jetzt dient es der neumodischen Form der Balz. Zeigen, was man hat, herumrollen, und währenddessen auf der Ladefläche Wodka-Red-Bull trinken. Wie man auf so etwas kommt? „Das passiert einfach so, wir hatten einen Astra rumstehen und dann kommt jedes Jahr ein bisschen dazu“, sagt Patrick.
Der junge Mann aus dem Speckgürtel von Berlin campiert zum zehnten Mal in Folge auf dem Treffen. Sein Gefährt dazu ist ein treuer Kadett E Caravan „Club“ von '85. Unter der Haube räuspert sich bei Zündung ein 228 PS starker 2,5-Liter-V6 aus dem Vectra B i500.
16.000 Opel und ein paar VW
Manche der hier parkenden, auf Hochglanz polierten Tuning-Pretiosen kosten so viel wie ein neuer Porsche. Doch die meisten angereisten Wagen kosten so viel, wie ein gebrauchter Opel kostet. Es sind Alltags-Autos von Menschen, die vielleicht von einem Porsche träumen, aber glücklich und zufrieden mit ihrem Opel leben. Ohne Glanz und Gloria. Aber tief in der Gemeinschaft verwurzelt.
Diese Gemeinschaft ist herzlich, hilfsbereit, fröhlich, ausgelassen, aufrichtig und offen. Neben den Opel stehen viele tausend Fahrzeuge anderer Marken. Opel gegen VW, das ist lange vorbei. Die Jungen sind tolerant beim aktuell bewegten Blech. Nur bei ihren alten Helden verstehen sie keinen Spaß. Die sind für sie immer noch das Größte.Freunde findet man schnell (wieder)
Dazu gehört, man mag es kaum aufschreiben, seit vielen Jahren der Manta. Der 22-jährige Daniel war noch gar nicht geboren, als der Manta erst seine goldene und dann seine bitterschwarze Zeit hatte. Zum Treffen kam der Mann aus der Nähe von Pirmasens mit seinem goldenen Manta B GSi („ganz selten“) von 1985. Nein, er habe keinen Fuchsschwanz und auch keine Mantaletten. "Aber seine künftige Freundin, die könne was am Haar, ob das gilt", witzeln seine Freunde. So alt die Witze klingen, so frisch lächelt Daniel sie weg. „Klischees machen das Ganze doch interessanter,“ sagt er.
Opel, das ist nicht mehr so, wie es mal war. Das ist anders. Angekommen im Tal der Verzweiflung bahnen sich Hoffnung und Humor den Weg nach oben. Das Umdenken im Kopf, zu dem die Marke jüngst aufrief, hat in den Köpfen der Fans längst stattgefunden. Opel ist nicht mehr in, weil Opel cool ist. Opel ist in, weil Opel nicht mehr so cool ist. Das Berlingefühl vieler Hipster erreicht ausgerechnet die Marke als erste, die am wenigsten hipp wirkte. Opel, die sind nicht wieder wer. Aber die werden es. Versprochen.
Zwei Zelte neben Daniel zeltet Tony aus Schweden. Bereits im vergangenen Jahr trafen wir den Besitzer eines GT. Damals kam Tony mit 264 PS zum Treffen und verließ es mit 320. In diesem Jahr zeigt er stolz sein neues Sportlenkrad.Darum geht es, um die Essenz, nicht um die Leistung. Um Gefühl, nicht um Kohle.
Familienauto mal anders
Ob alles Gestrige wieder zum „heißen Scheiß“ wird? Die Besitzer eines Opel Calibra schwören immer noch auf Airbrush. Dollarnoten und Graffitis zieren das '94er-Modell von Patric. „Alles, was nicht lackiert ist, ist beledert – vom Fußraum bis zum Tankdeckel“, erklärt er. Ein paar Jahre drehte sich bei dem ehemaligen Kfz-Mechaniker und seiner Frau Dunja alles um den Calibra; 30 Tage Jahres-Urlaub, jedes Wochenende.
Ursprünglich wollten die drei (der Calibra, Patric, Dunja) erst Donnerstag anreisen. „Aber plötzlich musste Patric schon am Mittwoch los,“ erzählt Dunja. „Er konnte einfach nicht mehr warten.“
Auf dem Inneren der Beifahrertür steht Dunjas Name, Dunja als Engel ziert den Lederhimmel im Inneren, alles mit Airbrush aufgetragen. Am nächsten Tag nimmt Patric beim Show&Shine-Contest teil. Hoffentlich kann er nachts überhaupt schlafen.Titten und Tuning
Fehlt noch das Wichtigste auf dem jährlichen Treffen. Die Wahl zur Miss Opel. Am Freitagabend bekommen wildfremde Mädchen die seltene Chance, zur Miss Opel gekürt zu werden. Dabei gilt es, wenig anzuziehen und viel zu zeigen.
Im Festzelt riecht es nach Bier, Schnaps und Schweiß. Die Menge johlt Lieder mit, die von Beatrice Egli oder den Atzen stammen. Zwei junge Männer gröhlen auf der Bühne vor. Hört der Lärm für drei Sekunden auf, heizen sie das Publikum an. „Zicke-Zacke-Zicke-Zacke.“
Als sei das nicht genug, turnen noch ein paar GoGo-Tänzerinnen vor. Leicht bekleidet sind alle, aber zwei haben sich etwas Raffiniertes ausgedacht. Sie tragen ein Hasenkostüm – bei dem entscheidende Stellen ausgespart wurden. Wer hier nicht in Fahrt kommt, der findet höchstens noch die Rechnung von seinem Freundlichen komisch.
Dann geben neun leichtbekleidete Akteurinnen Gas. Sie buhlen mit Tanzeinlagen um die Gunst der Meute, sie schrubben wild an einem Adam herum, um Stimmen zu sammeln. Nach Mitternacht wird die 25-jährige Luise aus Berlin zur neuen Miss Opel gebrüllt. Ein anderes Talentchen disqualifizierte sich mit der folgenschweren Aussage, sie fahre VW. Irgendwann ist Schluss mit lustig.Dieses Besäufnis mit Fleischbeschau gilt als das Highlight des Treffens. Was klingt wie eine peinliche Prekariats-Party ist in Wirklichkeit eine wunderbare, friedliche, belebende Zeitreise. Ja, man fühlt sich wie ein Pubertierender, ja, es ist ein bisschen billig und einfach. Na und. Es macht viele Menschen für ein paar Stunden glücklich. Wem das zu prollig ist, der soll doch bleiben, was er ist. Ein elender Spießer.
Opelaner, haltet es echt!
Im VIP-Bereich neben der Bühne beobachtet Sven Glöckner die Show. Der Österreicher rief das Treffen 1996 ins Leben, heute trinkt er zur Feier des Festivals statt Bier Wein aus seiner Heimat.
Das diesjährige Treffen sei super, sagt er. Nur dass der Opel-Chef Karl-Thomas Neumann fehlt, das sei schade. Der müsse mal sehen, was hier so abgeht. Von den Opel-Fans in Oschersleben macht sich darüber keiner Gedanken. Zu oft haben Manager an der Spitze der Marke und weit darüber hinaus Entscheidungen gefällt, die den Blitz ins Mark trafen.
KT Neumann scheint vieles besser zu machen als die Generationen von Anzugträgern vor ihm. Doch Schein und Sein sind nicht immer das gleiche. Wenn KT Neumann seine Marke so viel bedeutet, wie den 62.000 Fans vor Ort, dann schläft er im kommenden Jahr hier, zum 20. Jubiläum des Treffens, mitten unter ihnen. Das wäre ein Zeichen, das ankommt. Das wäre gelebte Glaubhaftigkeit.Am Samstagabend verlasse ich Opelsleben und rolle im geliehenen Manta zurück. Wie gut, dass zu Hause mein Omega auf mich wartet. Ok, er ist nur das Winterauto. Aber nach diesem Treffen hat er sich ein bisschen Sonne verdient.
Update: Und so war das Opel-Treffen in Oschersleben 2015 und 2013.
Boah Ey! 😆
So soll das sein!
Opel hat inzwischen so viele Klassiker am Start, da hüpft einem das Herz! 😆
Na, hat Opel VW-Talk jetzt also auch bezahlt für die News? 🙄 Die Kommentare einiger Leute beim Wörther See-Artikel waren auch sehr geistreich.^^ 😆
"Miss Opel" wäre jetzt aber kein Titel auf den ich stolz wäre. 😆 😆 😆
Bin jetzt selber kein Opel Fan und stehe selber nicht unbedingt auf dieses Hardcoretuning, wie es von manchen Leuten vollzogen wird. Habe aber allerdings größten Respekt vor diesem Hobby! Sehr beeindruckend wie Leute viel Geld und Zeit opfern 😆
das geilste war wieder diese Aktion 😆
Opel Tauben
Ich als Nichtopelfahrer oder gar -fan finde den Artikel ziemlich herablassend und herabwürdigend.
Es wird an nicht ein gutes Haar gelassen....alles nur Prolls da.....kann man nicht einfach sachlich Berichten ohne negative Meinung zu Opel und seinen Fans permanent hervorzuheben?
Schade....sehr schade....aber Hauptsache mal kein Pro-VW-Artikel.😉🙄
Und ich dachte schlimmer als Wörthersee geht nicht 😱😱😱
Ich wollte gerade fragen wo es schlimmer zugeht...
Also ich fand den Artikel äusserst postitiv gegenüber opel, evtl hast du nen anderen artikel gelesen ?
Der war gut.
Wenn opel gescheit gewesen wäre, dann hätten sie die überzieher selber vertrieben, und so noch Profit aus der Sache gemacht.
Die Taubenaktion hab ich gar nicht mitbekommen. (Woran liegt das wohl...)
Das wird ja langsam echt zu einer Tradition.😆
Als Mann wärst du auch sehr anders, diesen Titel anzustreben. 😉 😜 😎 😆 😊
MfG sano
Ich finde es schön, dass sich so viele Leute für die Fahrzeuge begeistern. Bin kein großer Opel Fan, aber einen schönen Manta hätte ich schon gerne für den einen oder anderen Sonntagsausflug.
Lustig und schöne Message am Ende! Doch das wird bei den VW-Fans nicht ankommen... so viel Hass bekommt man aus denen nie wieder raus! Dieser ganze Markenhass ist einfach nur traurig und lächerlich!