Osterloh zur E-Mobilität: Vor der Euphorie kommt die Infrastruktur
Eine Batteriefabrik für VW?
Die Elektromobilität soll in großen Schritten kommen, 2025 schon jeder vierte Wagen aus dem VW-Konzern per Stecker aufladbar sein. Doch vieles bleibt unklar.
Wolfsburg/Berlin - Eine Kaufprämie allein genügt nach Überzeugung von VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh nicht. „Die Prämie ist ein erster richtiger Schritt, aber alleine reicht sie nicht“, sagte Osterloh bei einem Besuch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Entscheidend ist die Kombination aus Preis, Reichweite und die Infrastruktur zum Laden - insbesondere zum Schnellladen. Solange man diesen Dreiklang nicht klärt, wird das Thema nicht fliegen.“
Der Chef der Arbeitnehmerseite in Deutschlands größtem Konzern sieht vor allem in dem noch lückenhaften Stromladenetz eine hohe Hürde: „Man kann doch in einer Großstadt wie Berlin zum Laden nicht ein Verlängerungskabel aus dem Fenster hängen.“ Der Aufwand für dichte Netze an Schnelllade-Stationen sei enorm - bisher stehe dahinter kein Geschäftsmodell, weshalb zum Beispiel die Stromkonzerne nicht stärker in Vorleistung gingen. „Daher liegt der Schlüssel meiner Meinung nach zunächst bei der Batteriereichweite. Und da werden wir bei den nächsten Batteriegenerationen große Schritte sehen - aber eben nicht über Nacht. Die Erhöhung der Reichweite wird schrittweise erfolgen.“
Elektroauto-Prämie läuft schlecht an
Für per Stecker aufladbare Autos gibt es in Deutschland seit kurzem eine Prämie als Kaufanreiz. Die Förderung gilt rückwirkend für Fahrzeuge, die seit dem 18. Mai gekauft wurden. Für reine Elektrowagen gibt es 4000 Euro. Bei Hybridautos, die ergänzend einen Verbrennungsmotor haben, sind es 3000 Euro. Bund und Hersteller teilen sich die Kosten.
Das Interesse an dem Kaufbonus ist bisher verhalten. E-Autos kranken noch an relativ hohen Preisen, der vergleichsweise kurzen Reichweite, fehlenden Ladesäulen und langen Ladezeiten. Auch die Öko-Bilanz des Stroms müsste sich für echte Umweltfreundlichkeit noch verbessern.
Langfristig räumen Experten der E-Mobilität aber große Chancen ein, denn das Öl als Rohstoff für Benzin und Diesel ist endlich, und die Abgasprobleme sind in manchen Innenstädten schon heute bedrohlich. Bei den Batterien geben aber bisher asiatische Hersteller wie LG oder Panasonic den Ton an. Auch der US-Hersteller Tesla macht Druck.
Osterloh hofft auf eigene Batterieproduktion
Osterloh plädiert für eine eigene Batteriefabrik. „Wenn künftig 40 Prozent der Wertschöpfung am Auto die Batterie ist, dann sollte man schon einmal überlegen, ob man sich von Herstellern aus Asien dabei abhängig macht. Das heißt noch nicht, dass wir auch alle Zellen der Batterien selber machen sollten. Aber den Aufbau der Zellen zur Batterie inklusive der Steuerungselektronik zu machen, das muss schon unser Anspruch sein.“ Das Thema sei ein strategischer Prozess. „Und der ist weitreichend - bis hin zu den wichtigen Rohstoffminen für die Seltenen Erden.“ Diese Stoffe stecken auch in modernen Batterien.
VW-Konzernchef Matthias Müller hatte kürzlich gesagt, er wolle keine eigene Zellfertigung anschieben. „Das wäre ein Witz“, meinte er mit Blick auf die hohen Kosten. Man sehe sich aber die ganze Prozesskette an. „Dann werden wir - wohl noch in diesem Jahr - bekanntgeben, wie wir mit diesem Thema umgehen“, kündigte er vor wenigen Tagen an.
Osterloh warnte davor, die E-Mobilität zu unterschätzen. Es gehe um die Zukunftsfähigkeit der Auto-Standorte. „Die EU und das Autoland Deutschland müssen sich eine Schlüsselfrage stellen: Wollen wir die Batterie und vor allem auch den Kern der Wertschöpfung bei dem Zukunftsthema Elektromobilität den anderen überlassen? Wollen wir über Elektromobilität nur diskutieren, oder wollen wir dabei sein und die Technologie hierzulande beherrschen und anbieten?“
VW-Markenchef Herbert Diess teilt hier Osterlohs Sicht. Der Manager hatte der dpa bereits Ende 2015 gesagt: „Das ist die Kerntechnologie der Elektromobilität. Ein großer Teil der Wertschöpfung wird die Batterie sein. Insofern fände ich eine konzertierte Aktion richtig.“
Osterloh wirbt seit 2010 für eine Batteriefabrik. Im Gespräch ist in der Branche auch eine herstellerübergreifende Kooperation wie zuletzt beim gemeinsamen Kauf des Navigations-Dienstleisters Nokia-Here. Über Staatssubventionen für Batterietechnologie wird ebenfalls geredet.
VW will infolge der Abgaskrise die E-Mobilität massiv ausbauen. Müller glaubt, dass 2025 jeder vierte Neuwagen rein batteriebetrieben ist und die Quote im VW-Konzern dann bei „20 bis 25 Prozent“ liegt.
Quelle: dpa
Wenn die bereits nach außen hin, in 2016, immer noch so wirr gegeneinander kommunizieren - wie ist das wohl erst intern ?!?
Ist eigentlich Osterloh der Technikchef oder der CEO?
Ich frage mich, wieso er hier Dinge erzählt, die eigentlich aus dem Mund von anderen Vorstandsmitgliedern kommen sollten - z.B. Diess oder Müller...
Naja, es füllt ihn vielleicht nicht ganz aus und dann fabuliert man halt über den eigenen Rand hinaus herum.
Ohne Absprache, weil ja so einfach mal dahin + unverbindlich...😉
Mann... Er wollte halt auch mal was ankündigen... Tztz...
Da irrst Du dich. Genau darüber wird zurzeit gesprochen, das hat Müller genau so wie jetzt Osterloh bereits gesagt. Sie widersprechen sich da gar nicht. Müller hat gesagt, dass es keine eigen Batteriefabrik geben werde, aber "man sehe sich aber die gesamte Prozesskette genau an - von der Beschaffung der knapper werdenden Rohstoffe über die Fertigung der ganzen Batterie bis zum Einbau ins Auto."
Somit gibt Osterlot genau das wieder und wünscht sich natürlich als Arbeitnehmervertreter dass man möglichst viel aus dieser Prozesskette selbst produzieren werde.
Ok, dann habe ich wohl allzu oberflächlich und/oder dazu Differenzen aufgeschnappt in den Wirrnissen und Feinheiten: Batteriefabrik / Zellenfertigung / etc.
Wenn die Batterie 40% der Wertschöpfung ausmacht, wird sich das Elektroauto vielleicht gar nicht durchsetzen...Warum bringt man keinen Golf Variant als GTE, mit kleinerem Verbrenner?
Nur der Bruchteil der Leute braucht GTI Fahrleistungen und ist bereit das Geld dafür auszugeben.
Man will wohl derzeit die Nachteile mit Super-Performance kaschieren, attraktiv machen, letztlich ist auch jede Menge Zusatzballast an Bord.
Bin jetzt kein E-Techniker aber evtl. ist das ein "Abfallprodukt", wo noch andere Faktoren in eigentlicher Priorität stehen ?!?
Dass VW langsam zu dieser Erkenntnis kommt kann man ja nur beglückwünschen. Andere sind da schon deutlich weiter.
Da sollte er nochmal nachsitzen. Welche seltenen Erden sollen denn in einem Lithium-Ionen-Akku drin sein? Die braucht man für Nickel-Metallhydrid-Akkus, welche aber in reinen BEV eher keine Zukunft haben. Und nein, wenn man Asynchronmotoren verwendet braucht man die nicht mal für den Elektromotor.
Nichtsdestotrotz, es bewegt sich endlich was. 😉
Tjaaa, wer baut die Infrastruktur auf ?!
Die Politik, Aral/Shell, Bürgermeister X, ....?!? Am unwahrscheinlichsten demnach die/ein Autohersteller.
Obwohl, T....(! 😉
Vielleicht tun sich hierzulande ja doch noch welche als (Gegen-T...-) Allianz zusammen.
Ich habe nichts gegen Elektroautos und wenn ich genau überlege, wäre so ein Auto für mich auch geeignet. Jedenfalls was mein Fahrprofil angeht.
Aber irgendwie habe ich da noch eine innere Blockade/Abneigung gegen. Ich habe Ende der 90er die Ausbildung zum Kfz-Mechaniker gemacht. Selbst da hat mich der damalige Teil der Kfz-Elektrik nicht sonderlich interessiert.
Auch hat ein Auto mit Verbrennungsmotor ja eine typische Geräuschentwicklung (die ja leider auch immer weniger wird), aber die meisten Autos kann man noch nach Gehör/Popometer fahren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das mit einem surrenden Elektromotor möglich ist.
Solange Fahrzeuge mit Verbrennungsmaschinen auf dem Markt sind und der Sprit keine exorbitanten Preise annimmt, fahre ich "richtige" Autos. Und in ein "richtiges" Auto gehört nach meiner Auffassung eine Verbrennungsmaschine. Punkt!
da geht es (dir) doch um das schalten-nach-gehör, was willst du mit diesem relikt bei einem e-motor/fahrzeug ?!?
Bitte fahr mal ein E-Auto und berichte dann !
Mit diesem Relikt will ich gar nichts. Ich fahre ja selber auch Automatik (DSG), aber auch da hat der Motor ja diese Drehzahlabhängige Geräuschentwicklung. Ich will es mal so ausdrücken: ich erwarte von meinem Fahrzeug gewisse Geräusche und dazu darf auch ruhig das brummen des Motors gehören.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass des bei Elektroautos auch so gegeben ist.
Ich sollte aber wirklich mal einen fahren. Die Frage ist nur wie und wo?
Ich möchte die Elektromobilität auch nicht schlecht reden und mir ist bewusst, dass wir nicht bis in alle Ewigkeiten Erdöl für die Benzin oder Dieselproduktion zur Verfügung haben. Erdgas ist ja auch nicht unendlich verfügbar.
Aber mir ist das Elektroauto einfach noch zu "fremd", zu "exotisch". Dazu kommt noch, dass die Elektrofahrzgeuge häufig "komisch" aussehen, denn neben den Geräuschen die ein Auto für mich zu machen hat, hat ein Auto auszusehen wie ein Auto. Warum kann BMW kein i1, i2, i3 etc bauen die ausehen, wie 1er, 2er, 3er...?
Nein, ich will nicht den 2. Teil der Entwicklung des Automobils mitmachen.
Typische menschliche Angst vor etwas was man nicht kennt, auch wenn es besser sein könnte...das ist kein Vorwurf an dich sondern liegt in der Natur des Menschen. Wie bereits gesagt wurde...einfach mal ein E-Auto probefahren. Geh zu einem Nissan-, VW-, Tesla, Renault- oder BMW-Händler und mache einen Termin für eine Probefahrt aus, allein das kann dir helfen herauszufinden, ob du mit einem E-Auto nicht vielleicht doch zurechtkommen würdest. So viel sei gesagt: Das "Popometer" funktioniert auch bei einem E-Auto. 😉
Da wird sich schon noch was tun...langsam, ganz langsam kommen sie in Schwung.