Datsun 240Z Sportwagen-Oldtimer: Fahrbericht
Eine brettharte Sportwagen-Rarität aus Japan
Lange Haube, kurzes Heck und Sechszylinder-Reihenmotor: Der Datsun 240Z hatte gute Gene für einen Sportwagen. Dennoch blieb der Erfolg in Deutschland aus. Fahrbericht.
Berlin – Unter der langen Haube schnattern die Ventile. Der Sechszylinder-Reihenmotor bollert, aus dem Auspuff wummern die Abgase. Die Fensterscheiben sind unten, der Wind drückt in die Kabine und der 240Z schiebt sich lässig über die Landstraße. Sportwagen der 1970er sind vor allem eins: ehrlich. Also bretthart, direkt, laut und knackig. Der Datsun 240Z gehört dazu.
Das geschüsselte Lenkrad liegt rutschig in den Fingern, der kleine Schaltknüppel filigran unter der Hand. Ein kurzer Gasstoß, und der Sechszylinder dreht hoch – und zwar souverän. Die Nadel des Drehzahlmessers zittert dagegen nach oben. Mittig im Armaturenbrett sitzen rallyemäßig drei kleine Rundinstrumente. Mit ein bisschen Zwischengas wechseln die Gänge leicht durch die Box, das knüppelharte Fahrwerk mit Einzelradaufhängung schlägt ungeniert ins Kreuz. Schmerzhaft? Nein, genial.
Auf den ersten Blick könnte man diesen Datsun für einen englischen Sportwagen halten. Die 4,11 Meter Länge stecken fast zur Hälfte in der Motorhaube. Darunter ein 2,4-Liter-Reihensechsyzlinder mit 130 PS und Leichtmetallzylinderkopf, einer oben liegenden Nockenwelle und SU-Vergaser. Dahinter erhebt sich die Fahrgastkanzel nur 1,28 Meter über den Boden. Ausreichend für zwei Personen, mehr nicht. Das kurze Heck mit dem großen Kofferraum bietet erstaunlich viel Platz für Gepäck.
Der 240Z war "big in USA"
Ein Auto zum Niederknien, noch heute. Der Datsun 240Z wurde Ende der 1960er-Jahre entwickelt, um mit einem günstigen und alltagstauglichen Sportler Kunden zu gewinnen. Bis dahin griffen Sportwagenfans zu britischen oder deutschen Autos. MG B, Ford Capri, Opel GT oder Manta, Porsche 911, Triumph. Und die waren entweder fahrende Baustellen oder sehr teuer.
Datsuns Mutterkonzern Nissan holte sich für den Sportler internationale Hilfe. Albrecht Graf Goertz, Zeichner des legendären BMW 507, legte bereits beim Nissan Silvia Coupé Hand an. Daraus entstand auf Umwegen in Japan die Fairlady Z – und im Ausland der 240Z. In den USA wurde der Japaner ein Bestseller.
Der 240Z verkaufte sich etwa 156.000 Mal, davon 148.000 in den USA. Für etwa 3.500 US-Doller rissen die Kunden den Händlern die Autos aus den Händen. Die Nachfrage war so groß, dass Nissan trotz Aufstockungen der Produktion lange Lieferzeiten ansetzen musste.
Die Zutaten für den Erfolg waren so simpel wie zielsicher gewählt. Kunden verlangten bei Sportwagen eben nach einer langen Motorhaube, einem kurzem Heck, laufruhigen Sechszylindern und einem sportlich aussehendem Armaturenbrett. Zur Wahl standen im Datsun manuelle Getriebe mit vier oder fünf Gängen, alternativ eine Dreigang-Automatik. Im Heimatmarkt Japan hatte der Motor nur zwei Liter Hubraum – jeder Kubikzentimeter mehr hätte eine Luxussteuer gekostet.
In Deutschland extrem selten
Und bei uns? Nur 303 Exemplare des 240Z konnte Nissan in Deutschland absetzen. Fast nichts. Am Design mit den Zuckerschäufelchen genannten Schweinwerfer-Ausbuchtungen kann es nicht gelegen haben. Auch nicht an den Fahrleistungen: Aus dem Stand fährt der Datsun in weniger als zehn Sekunden auf Tempo 100, Die Höchstgeschwindigkeit des Sportcoupés beträgt 200 km/h.
Das war viel in einer Zeit, in der ein Käfer noch mit 120 km/h auf der rechten Spur zuckelte. Auch der Preis kann nicht schuld gewesen sein. Ende 1973 kostete das Coupé in Deutschland 17.600 Mark, einen Porsche 911 2.4 T mit 130 PS gab es für 24.480 Mark.
Was hemmte den Nippon-Renner dann? Nissan verkaufte erst seit 1972 Datsun-Autos in Deutschland und gründete 1973 eine eigene Vertriebsgesellschaft. Die Skepsis gegenüber der japanischen Marke war daher noch groß. Zudem wurde das Auto kaum beworben und blieb nur wenige Monate im Handel. Dann stand schon der Nachfolger bereit.
1973 erweiterte Nissan den Hubraum: Der überarbeitete Sechszylinder kommt nun auf 2,6 Liter. Ein Jahr später folgte eine 30 Zentimeter längere Version, die als 2+2-Sitzer verkauft wurde. Sie kostete mit 23.950 Mark allerdings gut 6.000 Mark mehr.
Preise zwischen 15.000 und 30.000 Euro
Vom 260Z konnte Datsun europaweit 1.638 Fahrzeuge verkaufen – kein Vergleich mit mehr als 80.000 Exemplaren in den USA. 1975 kam der 280Z mit 2,8-Liter-Sechszylinder, nun noch für die USA. Ende 1978 lief die Produktion des 260Z und 280Z aus. Ingesamt entstanden von der Z-Reihe rund 500.000 Autos.
Selten, ganz selten sieht man heute einen 240Z auf freier Straße – und wenn, dann eher bei Oldtimer-Treffen als im Stadtverkehr. Denn gepflegte Autos werden nicht einfach verkauft. Sie bleiben in der Szene, werden unter der Hand weitergereicht. Der Sechszylinder-Motor gilt als langlebig und solide, ebenso das Fahrwerk.
Probleme bereiten dem Coupé, wie fast allen Autos der 1970er Jahre, Rostherde an der Karosserie. Bei mobile.de werden derzeit nur sechs Fahrzeuge zwischen 15.000 und 30.000 Euro angeboten. Exklusivere Sportwagen in dieser Preisklasse gibt es also kaum.Zum Vergleich: Vom Porsche 911 bis Baujahr 1980 stehen mehr als 800 Inserate zur Auswahl.
Technische Daten: Datsun 240Z
- Motor: 2,4-Liter-Reichensechszylinder
- Leistung: 130 PS (96 kW) bei 5.600 U/min
- Drehmoment: 198 Nm bei 4.400 U/min
- Getriebe: Fünfgang-Handschaltung
- 0-100 km/h: ca. 9,5 s
- Höchstgeschwindigkeit: 199 km/h
- Verbrauch: ca. 14 l/100 km (NEFZ)
- Länge: 4,13 m
- Breite: 1,63 m
- Höhe: 1,28 m
- Radstand: 2,30 m
- Leergewicht: 1.060 kg
- Bauzeit: 1969-1973
- Preis 1973: 17.600 Mark
Es durfte ja auch nicht sein, dass irgendein Japaner besser und günstiger als ein Porsche ist.
Zudem steckten die Deutschen zu der Zeit noch in der Vergangenheit mit dem dämlichen Käfer fest. 😆
Wer so eine Fehlkonstruktion gewohnt ist, ist natürlich skeptisch bei morderner Technik (zu der Zeit).
Ich LIEBE dieses Auto! Und wer nicht so auf die 70'er Jahre-Optik steht, kann das Auto mit ein paar cleveren Akzenten auch heute noch richtig modern aussehen lassen.
In den USA ist das Auto auch nach wie vor ein fester Teil der Szene, aber hier SO schwer zu bekommen. Bei uns in Hamburg gibt es sogar einen Händler, der ein paar mehr von diesen Autos zum Verkauf anbietet. Nur sind die Preise jenseits von Gut und Böse...
@ Fabian Hoberg
Vielen Dank für den schönen Bericht über die noch schönere Fairlady!
Zusammen mit dem noch selteneren und noch einen Tick schöneren Toyota 2000GT sind das die wohl schönsten Autos, die je in Japan gebaut wurden.
3.500$ in usa
17.000 mark in Deutschland
Was war den damals so der Wechselkurs?
Im Jahresdurchschnitt 1 : 2,67228 (Jahreshoch: 1 : 3,21390; Jahrestief: 1 : 2,28150)
Der Mehrwertsteuersatz lag übrigens bei 11% – für den Netto / Netto Vergleich.
Schönes Auto - nur den "Designer" Graf Goertz sollte man vielleicht besser nicht erwähnen. Sonst hält sich dieser Mythos noch länger...
Ja gut dann passt es ja grob von den Preisen her 😊
Stimmt: Yutaka Katayama, Teiichi Hara, Kazumi Yotsurnoto, Yoshihiko Matsuo, Akio Yoshida, Sue Chiba, Eiichi Oiwa, Kiichi Nishikawa, Hideki Kamahara und Tsuneo Benitani, aber kein Albrecht Graf von Goertz – der war ja auch 1965 wieder weg von Datsun / Nissan und hatte die „Silvia“ gestylt.
Graf Goertz lernte bei Raymond Loewy - der sagte zu ihm : Go back to Germany and marry a rich wife....
Wenn man die Eigenkreationen des Herrn ansieht, ist es schwer zu glauben, dass der Herr etwas Elegantes zu Wege gebracht haben soll. Beim Toyota S2000 wird er auch gerne ins Spiel gebracht, da schätze ich seinen Beitrag genau so hoch ein...
Den 240Z find ich wirklich riiichtig toll... Falls ich jemals in den Genuss komme, mir so einen puristischen, alten Sportler als Zweit- / Drittwagen leisten zu können, wird es dieser. In den USA hat der 240Z ja wirklich eine eigene Szene.. Man muss nicht schön finden, was dort teilweise an den Autos gebastelt wird, einige sehr hübsche Exemplare habe ich mir abgespeichert.
Auch, wenn viele die originale Stupsnase bevorzugen - ich finde die lange, flache G-Nose auch toll. Erinnert sehr an italienische Sportler aus der Zeit.
Bei Classic Depot kann man sich einen 240Z auch für ein paar Tage mieten, das steht ziemlich weit oben auf meiner Wunschliste. Auf meine Email an nen Datsun Club, ob ich vielleicht ein paar Kilometer auf einem Beifahrersitz platz nehmen könnte, hat leider keiner geantwortet - vielleicht findet sich ja hier jemand... 😉
Vor 3 Jahren stand in Hamburg-Harburg bei einem Kiesplatzhändler ein 260Z für 3000€ - ich Depp hab gezögert, einen Tag später war er weg. Hätte mir derart in den Arsch beissen können, egal wie die Substanz gewesen sein mag, der wär eine Restauration wert gewesen.
Das selbe Problem hat heute auch der Toyota GT86/Subaru BRZ in Deutschland. Und selbst die Transaxle-Porsche 924/944 waren in Deutschland nicht sonderlich beliebt, obwohl es den Zuffenhausenern den Hintern gerettet hat und weltweit ein Markterfolg wurde.
Ich weiß nicht ob der Manta und der Capri vielleicht noch günstiger waren als der 240Z. Das könnte daran gelegen haben.
In Deutschland ist der Markt halt ganz anders. Ein Sportwagen muss hierzulande gefühlt alles auf der Autobahn schlagen. Vertreterkombis, SUVs und Hatchbacks haben in den letzten Jahren extrem viel Längsdynamik auf die Straße gebracht. Das sind auch keine Sportwagen, aber sie können solche "Bauern-Porsche" sicherlich an der Ampel und auf der Autobahn ärgern, wenn nicht gar schlagen. Der Ruf solcher günstigen Sportwagen war nie besonders gut. Die Neidgesellschaft hierzulande ist schon sehr ausgeprägt. Jeder achtet darauf was der Arbeitskollege/Nachbar fährt.
Die Leute haben hierzulande nicht begriffen, dass Performance für den Fahrspaß nebensächlich ist. 😉
Ich würde 200 PS mehr liegen lassen, wenn ich dafür Hinterradantrieb und Sperrdifferential bekommen könnte.
Von einer Fehlkonstruktion zu sprechen halte ich schon für ziemlich unbegründet. 😉
Hat mir schon immer gut gefallen. Die Nachfolger verloren dann etwas von dem Flair.
Und die Fahrleistungen konnten schon mit dem Porsche 924 konkurrieren, der ja um einiges später kam.
Naja, zu der Käfer Zeit gab es schon wassergekühlte R4 Motoren, die in allen Punkten überlegen waren. Nicht umsonst haben sich diese dann auch bis heute durchgesetzt.
Die Unzuverlässigkeit des Käfers spricht ebenfalls Bände, aber jeder schwärmt halt gerne von den guten alten Zeiten. 😉