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Elektro-"Auto": Fahrbericht Mega e-City

MOTOR-TALK

verfasst am Fri Jul 08 16:13:25 CEST 2011

Mega e-City
Blick in den Kofferraum
Mega e-City Cockpit
Mega e-City Cockpit
Mega e-City Mittelkonsole
Mega e-City Handbremse

Auf der Michelin Challenge Bibendum 2011 in Berlin gab es die außergewöhnliche Gelegenheit, gleich mehrere Fahrzeuge mit alternativen Antrieben wie Strom, Hybridantrieb, Wasserstoff und LPG zur Probe zu fahren. Daher folgen hier in loser Folge einige Fahrberichte. Heute: Mega e-City.

Die regelmäßigen Vorbehalte gegen die aktuelle Generation der Großserien-Elektroautos mit Peugeot I-On, Nissan Leaf und Co. drehen neben der Reichweite vor allem um den Preis und damit die Konkurrenzfähigkeit zu gleichgroßen Verbrenner-Pkw. Der City-Floh Mega e-City der Firma Nice/Aixam aus Frankreich hat es da einfacher: Er ist in dem Sinne gar kein Auto, sondern ein sogenanntes Leichtfahrzeug und fährt schon seit einigen Jahren vollelektrisch durch die Gegend. Abnehmer sind vor allem Firmenkunden, z.B. Handwerksbetriebe und vor allem Facility-Dienstleister, die damit z.B. geräuschlos und witterungsgeschützt durch Wohnanlagen fahren wollen. Auch im Car-Sharing soll der Floh im Einsatz sein. Der Mega e-City richtet sich aber ausdrücklich auch an Privathaushalte, als Zweit-Stadtwagen beispielsweise.

Mega e-City Cockpit
Zum Test bereit stand eine neue Generation des Fahrzeugs mit Lithium-Ionen-Batterien, die die Reichweite von etwa 60-80 km auf 100-110 km anheben soll. Die Spitzengeschwindigkeit liegt nach Aussage des Ausstellers zwischen 70 und 80 km/h. Genug also für die Innenstadt, auf der Autobahn aber nicht unbedingt zu empfehlen. Aufgeladen wird an einer normalen 220/23oVolt Steckdose, was ungefähr5-6 Stunden dauert.

Ausgeführt ist der e-City als 2+2-Sitzer, bei knapp unter drei Metern Länge ist auch nicht viel mehr Platz. Mit ca. 750 kg Leergewicht ist klar, dass hier nur das nötigste verbaut ist, und dieser Eindruck zieht sich vom Einsteigen über das Starten mit einem herkömmlichen Autoschlüssel und die eigentliche Fahrt durch die gesamte Testfahrt:

Der Mega e-City bietet ein sehr bodenständiges Fahrerlebnis.

Das beginnt schon bei der ersten Bodenwelle, die die straffe Federung kaum gefiltert an die Karosserie weitergibt. Die sich daraufhin in einem weitgehend ungedämmten Knack- und Knisterkonzert ergeht. Von Servolenkung und Bremskraftverstärkung, obwohl letztere laut Datenblatt durchaus vorhanden sein soll, fängt man in diesem Fahrzeug schnell an zu träumen. Auch aus moderaten Geschwindigkeiten zwischen 20 und 40 km/h muss man schon ziemlich in die Eisen steigen, um das Gefährt, z.B. an der Ampel, rechtzeitig zum Stehen zu bringen. Und das Rangieren wird schnell zum effektiven Oberarmtraining.

Weit weniger spannend als Lenken und Bremsen ist das Beschleunigen. Je nach Ausführung kommt der Mega e-City mit 4 bis 8 kW daher. Damit kommt er zwar vorwärts, aber eben nicht flotter, als man mit diesen Bremsen und dieser Lenkung fahren sollte. Und genau das scheint das Auto auch auszustrahlen. Klarer Ausdruck davon: Als ich hinter einem Porsche 911 Hybrid auf das Testrund einbiege, denkt der Einweiser gar nicht daran, den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zu überwachen.

Komfortfreie 28.000 Euro

Blick in den Kofferraum
Alles in allem, obwohl das hier ein unter 800 kg leichtes Leichtkraftfahrzeug ist, beim Fahren damit kommt kein Gedanke an Leichtigkeit auf. Bremsen, Lenken, Gas geben - alles erfordert hohe Konzentration, viel Kraft und auch Geduld. Im Straßenverkehr kann ich mir so ein Fahrzeug kaum vorstellen, zumindest nicht auf die Dauer. Jeder konventionelle Kleinwagen der in den letzten 20, 30 Jahren gebaut wurde, bietet vermutlich mehr Komfort und Sicherheit. Sei es nun ein Panda der ersten Generation, ein 2 CV oder ein Tata Nano. Aber gut, die Konkurrenz für dieses Fahrzeug sind keine regulären Pkw, sondern Leichtfahrzeuge. Auch wenn für die gefahrene Variante, die ja deutlich schneller ist als 45 km/h, ein ganz normaler Führerschein der Klasse B erforderlich ist.

Alles andere als bescheiden zeigt sich der Mega e-City beim Preis: Auf Nachfrage werden mir auf der Messe 23.900 Euro genannt, die aktuelle Preisliste des Importeurs Iseki spricht von 23.516,81 Euro - netto. Der Endpreis beträgt damit 27.985 Euro. An diesem Fahrzeug zeigt sich deutlich, wo das Elektroauto derzeit herkommt und welchen großen Schritt vorwärts die ersten Großserienfahrzeuge von Nissan, Mitsubishi oder Renault bedeuten können. Denn noch vor ein paar Jahren war ein Fahrzeug wie der Mega e-City im E-Auto Segment Benchmark.

(bmt)

 

 

Quelle: MOTOR-TALK