Scorsese verfilmt die Rolls-Royce-Story
Emily goes Hollywood
VON CONSTANTIN BERGANDER
Seit 1911 werden alle Rolls-Royce von der wohl bekanntesten Mätresse der Welt verziert. Nur Henry Royce selbst verzichtete. Eine Geschichte für die Leinwand.
Der Volksmund hat sie „Emily“ getauft, doch das ist schlicht falsch. „The Spirit of Ecstasy“, frei übersetzt „Der Geist der Verzückung“, heißt eigentlich Eleanor. Der Konzern selbst hatte den Kühlerschmuck gar nicht vorgesehen. Dem begeisterten Autoliebhaber Baron Montagu of Beaulieu ist diese Ikone der Marke zu verdanken. Und das kam so. Der Baron liebte eine Frau: Eleanor Thornton war seine Sekretärin, Geliebte, die Frau, die sein Herz flattern und seine Beine zittern ließ. Aber sie war nicht seine Ehefrau. Trotzdem begehrte der Baron sie, verehrte sie, liebte sie mit solch einer Leidenschaft, dass er diese Liebe aller Welt zeigen wollte. Aber es ging nicht. Denn diese Liebe war verboten.
Doch weil der Baron die Dame seiner Herzens nie, nie und schon gar nicht während der Fahrt aus den Augen verlieren wollte, schmiedete er einen Plan. Und so ließ er Eleanor von einem Bildhauer in Metall verewigen. Als Skulptur für seinen Wagen. Doch das allein genügte ihm nicht. Und so überredete er seinen Freund Charles Rolls, Eleanor Thornton als Skulptur auf jedes Fahrzeug zu montieren. Wie es ihm gelang, das ist nicht überliefert. Aber vertrauen wir auf die Kraft der Liebe. Denn Henry Royce sprach sich stets gegen jegliche Art von Zierrat aus. Er befürchtete, solch neumodischer Kram könnte die Linien seiner Fahrzeuge ruinieren. Ihr merkt schon, hier drin, tief in der Marke Rolls Royce, steckt viel Gefühl und eine große Geschichte.
Geld, Sex und Tod
Sie ist lange nicht so bekannt, wie der Konzern selbst. Aber sie will erzählt werden. Es begann mit einem Gentleman's Agreement, also einer Handschlagvereinbarung: Die Zusammenarbeit zwischen dem gut betuchten Charles Rolls und Henry Royce, der sich sein Vermögen hart erarbeitet hat, war zu Beginn nicht vertraglich geregelt. Erst Monate später, im Dezember 1904, hielt man die Formalitäten schriftlich fest. Im März 1906 fusionierten die beiden bis dato eigenständigen Betriebe schließlich zur „Rolls-Royce Ltd.“ - eine Legende war geboren.
Das erste gemeinsame Modell sollte gleich unsterblich werden. Der Rolls-Royce 40/50 hp galt vor dem ersten Weltkrieg als das beste Auto der Welt. Ein ganz in Silber gehaltenes Exemplar verschaffte der Baureihe den Spitznamen „Silver Ghost“ - heute ist es mit einem geschätzten Wert von 35 Millionen US-Dollar das teuerste Auto der Welt. Qualität kostet – und bei Rolls-Royce mag man Superlative.
Die charakteristische Kühlerfigur folgte erst 1911. Schlimm genug, dass Montagou nicht seine Frau verewigen wollte, sondern seine Geliebte. Obendrein traf man diese Entscheidung noch hinter Royce' Rücken, als dieser krankheitsbedingt nicht in der Firma war. Rolls selbst hat die Umsetzung allerdings nie mitbekommen. Kurz nachdem er als erster Mensch den Ärmelkanal mit einem Flugzeug überquert hatte, starb er bei einem Flugunfall: Das frisch reparierte Heck seiner Wright-Maschine brach während des Fluges ab. Auch Eleanor Thornton fand ein frühes Ende: Sie starb im ersten Weltkrieg bei der Bombardierung eines Passagierdampfers im Mittelmeer.
Henry Royce verzichtete gänzlich auf die Skulptur. Trotzdem wurde sie fortan zum Markenzeichen. Der ursprüngliche Name „Spirit of Speed“ - Geist der Geschwindigkeit – war nicht britisch genug. Man einigte sich schließlich auf Entzückung. Jedes Exemplar ist ein eigens gegossenes Einzelstück, auch heute noch. Im Laufe der Zeit veränderte die „Halbnackte im Wind“ auch ihr Erscheinungsbild: Erst kniete sie sich hin, um dem Fahrer nicht die Sicht zu versperren. Später stand sie wieder auf, wurde aber insgesamt kleiner. Sicherheit hat Vorrang, auch in der britischen Aristokratie.
Pflichtprogramm für Scorsese
All das und noch vieles mehr hat die Autorin Sharman Macdonald dazu veranlasst, ein Drehbuch zu schreiben. Der Arbeitstitel lautet, wie auch der Spitzname des 40/50 hp, „Silver Ghost“. Oscar-Preisträger Martin Scorsese, bekannt durch seine Regie bei Filmen wie „Goodfellas“ und „Taxi Driver“, konnte sich sofort dafür begeistern: „Als ich die Story von „Silver Ghost“ gelesen habe, war ich fasziniert. Ich dachte sofort: Das ist ein Film, der unbedingt gemacht werden muss.“
Zusammen mit Sir Richard Attenborough und Anthony Haas möchte Scorsese den Film produzieren. Über weitere Mitstreiter ist noch nichts bekannt, momentan stehen andere Projekte im Vordergrund. An der Story lässt sich allerdings nichts mehr ändern.
Quelle: MOTOR-TALK
Na Luxus und keine Nutzfahrzeuge wie T1-Bus,
wie schade 🙄
Haha...😆 So ein Pech aber auch, dass der T1 nicht von RR ist...😆
Na ja, die Story mit der Geliebten und der Überredungskunst glaube ich zwar nicht - die Figur hätte sonst mit den Beinen in der Luft zum Fahrer hin gelegen - aber den Film werde ich mir sicher irgendwann im TV 'reinziehen.