Honda NSX: Motoren, Leistung, erste Fahrt

Endlich darf der NSX vom Drehteller auf den Rundkurs

MOTOR-TALK

verfasst am Tue Oct 27 12:14:33 CET 2015

Jahrelang drehte der NSX nur auf Messeständen seine Runden. Jetzt darf er zum ersten Mal auf die Rennstrecke - und wir durften ans Steuer von Hondas neuem Super-Hybriden.

Der Honda NSX startet im Frühjahr 2016
Quelle: Honda

Von MOTOR-TALK-Reporter Ralf Bielefeldt

Tochigi/Japan - Ein Heer von Männern in weißen Anzügen und mit roten Leuchtstäben weist uns den Weg auf dem Areal des Honda Research & Development Center. Sie könnten genauso gut die Zufahrt zu den zwei Autostunden entfernten Reaktor-Ruinen von Fukushima absperren. Doch die sind uns im Moment herzlich egal. Wir wollen nur eines: Hondas neuen Supersportler fahren, den NSX.

Der V6-Motor des NSX sitzt auf der Hinterachse, vorn arbeiten zwei Elektromotoren, einer pro Rad
Quelle: Honda
Ted Klaus, der für den NSX verantwortliche Ingenieur von Honda, bezeichnet den NSX als „Everyday Supercar“, also als Alltags-Supersportwagen. Der Brite ist sichtlich erleichtert darüber, dass der Wagen jetzt endlich auf die Straßen kommt - statt wie ein Maskottchen von Messe zu Messe zu fliegen. Denn das musste der NSX seit 2012, in Detroit, Tokio, Frankfurt. Jetzt darf der NSX endlich fahren - und sei es fürs Erste nur hier auf dem Test-Track.

Das Ziel des NSX: Besser sein

Ab Frühjahr 2016 liefert das US-Werk in Anna (Ohio) die ersten Serienexemplare aus, zum Stückpreis von 180.000 US-Dollar (163.242 Euro). Was der NSX in Europa kostet, ist noch nicht bekannt. Zum Vergleich: McLaren ruft für seinen 570 PS starken „Alltags-Sportler“ 570S exakt 181.750 Euro auf. Porsche verlangt für den 560 PS starken 911 Turbo S 197.041 Euro. Der Preis für den Honda dürfte wohl darunter liegen.

Der Chef-Ingenieur des NSX heißt Ted Klaus und ist Brite. Besser kann ein japanisches Unternehmen nicht zeigen, wie ernst es ihm ist, einen echten Sportler zu bauen
Quelle: Honda
Die Höchstgeschwindigkeit des Vorserien-NSX liegt bei 190 km/h. Das fertige Modell soll 307 km/h schaffen. Doch das verhindert heute der Begrenzer. Schließlich müssen die beiden NSX später noch auf die Messe in Tokyo (28. Oktober bis 8. November 2015). Also: Bloß kein Risiko.

„Der NSX beschleunigt schneller, er hat mehr Drehmoment, und er steht früher“, verspricht Chefentwickler Klaus mit Blick auf die Konkurrenz. Exakte Beschleunigungswerte gibt er noch nicht preis. Doch die Flughöhe ist klar: 3,2 Sekunden braucht der McLaren 570S, 3,1 Sekunden der Porsche 911 Turbo S (mit Sport-Chrono-Paket). Demnach müssten es glatte drei Sekunden sein. Ob er das wirklich schafft, werden die Stoppuhren zeigen.

Klare Ansage: 573 PS und 646 Nm

Hondas technologisches Aushängeschild hat die Kraft der vier Herzen. Hinter dem Fahrer schiebt der neue V6-Twinturbo-Motor mit 3,5 Litern Hubraum, 500 PS und 550 Newtonmeter. Ihm assistieren ein schnelles Neungang-Doppelkupplungsgetriebe – eine Eigenentwicklung von Honda – und insgesamt drei Elektromotoren. Macht in Summe 573 PS und 646 Newtonmeter Systemleistung.

Ein Blick auf den V6-Twinturbo. Das breite Endrohr sieht vielversprechend aus
Quelle: Honda
Ein E-Motor arbeitet hinten zwischen Motor und Getriebe. Er hilft mit 148 Newtonmeter bei Beschleunigung, Schaltvorgängen und beim Bremsen. Die anderen beiden Elektromotoren (je 73 Nm) sitzen in der Mitte der Vorderachse, in einem Gehäuse, jeder kümmert sich um ein Vorderrad. „Das ist noch effektiver als Torque Vectoring“, erklärt Ted Klaus.

Fahrwerk und Karosserie orientieren sich an den Besten der Supersportwagen-Zunft: Die Karosserie besteht fast vollständig aus Aluminium, nur der vordere Dachbalken und Teile der vergleichsweise schmalen A-Säulen baut Honda aus hochfestem Stahl. Vorne arbeitet eine aufwändige Doppelquerlenker-Radaufhängung – darauf setzen auch Bugatti Veyron, Ferrari 458, Lamborghini Huracan und BMW i8.

Hinten kommt eine Multilenkerachse zum Einsatz. Zwischen den beiden angetriebenen Achsen liegen 2,63 Meter. Die Spur vorn misst 1,66 Meter, hinten sind es 1,62 Meter. Dazu trägt der Mittelmotorsportler standesgemäße Schlappen: vorn in der Dimension 245/35 ZR 19, hinten in 305/30 ZR 20.

E-Reichweite? Interessiert nicht

Der Motorraum ist verglast, der V6 werkelt unter Carbon
Quelle: Honda
Sehr entschlossen zupackende Bremsen, brachiale Beschleunigung bei Zwischenspurts aller Art, exakte Schaltung ohne aufgesetztes Zwischengas. Dazu ein echt satter Sound, der niemals prollig wirkt und im Sport-Plus-Modus hörbar anschwillt. Honda hat sehr viel richtig gemacht mit seinem neuen Hybrid-Aushängeschild.

Elektrisch fahren spielt dabei kaum eine Rolle: „Uns geht es hier nicht um E-Reichweite, sondern um die elektrische Leistung“, sagt Ted Klaus. Ein bis zwei Kilometer kann der Vollhybrid rein elektrisch fahren, mehr nicht. Dafür lädt sich der Akku während der Fahrt wieder auf, ganz ohne Strom aus der Steckdose. Die rein elektrische Höchstgeschwindigkeit liegt bei 90 km/h. Wer sich soweit im Griff hat, das Gaspedal nur zu streicheln, kommt da auch hin. Langsam fahren kann er nämlich auch, der schnelle NSX.

„Der NSX ist ein voll alltagtaugliches Auto, das war uns enorm wichtig“, sagt Klaus. „Er steht für eine neue Generation von Supercars, mit der sie völlig entspannt und komfortabel 300 km/h fahren können, aber nicht müssen. Unser Ziel ist es, etwas völlig Neues und Aufregendes zu schaffen. Und gleichzeitig das Erbe des Original-NSX zu bewahren.“ Optisch hat Honda bereits Pioniergeist bewiesen: Der neue NSX ist der erste Supersportwagen, den eine Frau (Michelle Christensen) designt hat.

Hond NSX: Technische Daten

  • Motor: 3,5-Liter-V6-Twinturbo
  • Getriebe: Neungang-Doppelkupplungsgetriebe
  • Leistung: 573 PS (Systemleistung)
  • Drehmoment: 646 Nm (Systemleistung)
  • 0 – 100 km/h: k.A.
  • 0 – 200 km/h: k.A.
  • Vmax: 307 km/h
  • Verbrauch: 10,1 liter pro 100 Kilometer (NEFZ)
  • CO2: 240 Gramm pro Kilometer
  • Länge: 4,47 Meter
  • Breite: 2,13 Meter
  • Höhe: 1,21 Meter
  • Radstand: 2,63 Meter
  • Gewicht laut EU: 1.725 (inkl. Fahrer, ohne Sonderausstattung)
  • Preis: k.A.
  • Verfügbarkeit: Frühjahr 2016 (US-Markt; Europa vermutlich im Sommer)

Honda NSX: Test, Technische Daten, Fahrbericht

Laut Honda soll er schneller beschleunigen und schneller bremsen als die Konkurrenz
Quelle: Honda
Der V6-Motor des NSX sitzt auf der Hinterachse, vorn arbeiten zwei Elektromotoren, einer pro Rad
Quelle: Honda
Der Honda NSX ist der erste Supersportwagen, der von einer Frau designt wurde
Quelle: Honda
Seit 2012 zeigte Honda den NSX auf Messen, jetzt endlich kommt er auf den Asphalt
Quelle: Honda
Der Chef-Ingenieur des NSX heißt Ted Klaus und ist Brite. Besser kann ein japanisches Unternehmen nicht zeigen, wie ernst es ihm ist, einen echten Sportler zu bauen
Quelle: Honda
Die Systemleistung des NSX beträgt 573 PS
Quelle: Honda
Laut Honda soll der NSX nicht nur auf der Rennstrecke überzeugen, sondern auch alltagstauglich sein - für alle, die es beim Brötchenholen besonders eilig haben
Quelle: Honda
Ein Blick auf den V6-Twinturbo. Das breite Endrohr sieht vielversprechend aus
Quelle: Honda
Honda NSX: Detail
Quelle: Honda
Honda NSX: Detail
Quelle: Honda
Honda NSX: Detail
Quelle: Honda
Noch sitzt man im Innenraum des Honda NSX auf der rechten Seite
Quelle: Honda
Honda NSX: Beim Zentralinstrument steht der Drehzahlmesser im Mittelpunkt
Quelle: Honda
Darf es etwas mehr sein? Driving-Mode-Regler nach rechts drehen, dann schaltet der Honda NSX um auf „Sport“
Quelle: Honda
Der Motorraum ist verglast, der V6 werkelt unter Carbon
Quelle: Honda
Ein NSX für die Rennstrecke
Quelle: Honda