Stade: Die letzte BMW Isetta im Polizeidienst

Endlich ein Dach über dem Kopf

MOTOR-TALK

verfasst am Mon Jul 25 13:36:41 CEST 2016

Zugegeben: Gangster muss diese Isetta nicht mehr fangen. Trotzdem ist sie die letzte ihrer Art im offiziellen Polizeidienst. BMW baute den Kleinstwagen von 1955 bis 1962.

Polizeisprecher Rainer Bohmbach und "seine" Isetta: Durch private Initiative gilt der Oldie als letzte Isetta im offiziellen Polizeidienst
Quelle: dpa/picture-alliance

Stade - Die Isetta war für viele Dorfpolizisten ein echter Gewinn. Endlich mussten sie nicht mehr auf Diensträdern strampeln oder auf Motorrädern Wind und Wetter trotzen. Auch die Polizei in Niedersachsen setzte damals, 1957 oder '58, auf die Mini-BMW Isetta. Von 300 bestellten Exemplaren gibt es noch drei. Zwei sind bei Sammlern in New York und bei Hannover gewissermaßen in Pension.

Das dritte Exemplar aber steht im niedersächsischen Stade weiter in Polizeidiensten - als letzte Polizei-Isetta in ganz Deutschland.

"Unsere Isetta ist nur noch im Einsatz, wenn es auf Messen oder andere öffentliche Präsentationen der Polizei geht", sagt Rainer Bohmbach, verantwortlich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Polizeiinspektion Stade. "Die Isetta ist ein absoluter Sympathieträger. Viele Menschen kommen zu mir und erzählen mir von ihren Erinnerungen."

Endlich ein Dach über dem Kopf

Verbrecher muss die Isetta nicht mehr fangen. Sie wird nur zu Repäsentationszwecken eingesetzt
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Dass der BMW-Zwerg, der aus der Motorradproduktion heraus entwickelt wurde, als Polizei-Version nach etlichen Jahren wieder nach Stade kam, war Zufall. Bohmbach hatte den Besitzer, einen Sammler aus Kiel, vor rund 15 Jahren kontaktiert. Er wollte sich das Fahrzeug für eine Aktion der Polizei ausleihen. Besitzer Bernd Liebezeit stimmte sofort zu und überließ Bohmbach seine Isetta für ein Wochenende. 2006 erhielt er den Oldie erneut leihweise. Seitdem ist die Isetta als Dauerleihgabe in der Stader Inspektion im Dienst.

Die Polizei-Miniautos wurden früher in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen vor allem in kleinen Dorfstationen eingesetzt, die in der Regel mit einem bis zwei Beamten besetzt waren. Die Isettas lösten Polizei-Motorräder oder -Fahrräder ab. "Für die Kollegen war das damals ein enormer Fortschritt, denn sie hatten nun endlich ein Dach über dem Kopf", sagt Polizeihauptkommissar Bohmbach.

Zu zweit passten die Schutzmänner, wie sie damals noch hießen, gut in den Kleinwagen - auch, wenn ein heutiger Smart dagegen wie ein Mittelklassefahrzeug wirkt. Eine durchgehende Bank ist durch die nach vorne öffnende Tür vergleichsweise bequem zu erreichen. Der 350 Kilogramm leichte Kleinwagen ist gerade einmal 2,30 Meter lang, 1,38 Meter breit und 1,34 Meter hoch.

Heute ist die Isetta dem Staat zu teuer

Dass die Isetta heute für die Imagepflege der Polizei eingesetzt wird, ist ausschließlich Polizeisprecher Bohmbach und dem Eigentümer zu verdanken. Denn das Land habe nicht einmal Geld für die geringen Unterhaltskosten, sagt Bohmbach. Der Sammler zahlt Steuern und Versicherung, ein Kollege aus der technischen Abteilung der Polizeiinspektion kümmert sich in seiner Freizeit um die Wartung und Bohmbach bezahlt Benzin oder TÜV-Gebühren.

Die HU-Kosten und den Sprit zahlt der Beamte selbst, der Staat hat dafür kein geld
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Warum macht er das? Der Beamte ist Oldtimer-Fan und mag "seine" Polizei-Knutschkugel einfach, wie er sagt. Belohnt werde er immer dann, wenn es ein- bis zweimal pro Jahr auf Oldtimer-Rallyes geht. Sein Traum ist es, mit der Isetta an der legendären deutsch-amerikanischen Steuben Parade in New York teilzunehmen. Dann könnte auch Steve Bauer dabei sein - ein New Yorker Sammler, der ebenfalls eine Polizei-Isetta besitzt und zu dem Bohmbach E-Mail-Kontakt hat.

Die Stader Polizei-Isetta wurde 1957 gebaut. Sie ist die "große" Variante mit 300 Kubikzentimetern Hubraum und 13 PS, und erreicht immerhin Tempo 85. "Auch damals war sie für Verfolgungsfahrten nicht geeignet", sagt Bohmbach. Deshalb war sie in der Regel nicht mit Blaulicht ausgestattet. Das Auto hatte bei der Polizei in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre bereits ausgedient. "Zu klein, zu langsam und anfällig. Die kleinen Dorfstationen bekamen dann den Käfer 1200", erklärt Bohmbach.

Bequemer Zweisitzer und regenfester als ein Motorrad: Vor etwa 60 Jahren war die Isetta ein Fortschritt für viele Dorfpolizisten
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Verbrecher muss die Isetta nicht mehr fangen. Sie wird nur zu Repäsentationszwecken eingesetzt
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