DTM am Nürburgring

Entscheidung am Ring

Constantin Bergander

verfasst am Sat Aug 18 10:19:15 CEST 2012

Gestern Nacht in der Box
Bruno Spengler lässt es blitzen
Die Ruhe vor dem Sturm
Gestern Mittag am Ring
Optisch der schönste Münchener
Spannung in der Box
Der beste BMW-Pilot Bruno Spengler
Hier mit Helm
Training für Fahrer und Team
DTM am Nürburgring
Der DTM-Meister Tomczyki föhrt jetzt BMW
Beim Rennen in Nürnberg regnete es noch
Impressionen vom Norisring
Gewinner im Shootout: Spengler auf BMW

Nürburg - Die DTM am Nürburgring - und MOTOR-TALk ist mittendrin. Wir berichten live von dem Rennen, das richtungsweisend für die Meisterschaft wird.

Die Ruhe vor dem Sturm
Die Ruhe vor dem Sturm, sie muss hier erfunden worden sein. Am Nürburgring. Seit gestern Abend 18.10 Uhr schweigen die Motoren. Zuletzt trainierten hier die Porsche-Carrera-Cup-Kämpfer im freien Training. Jetzt ist es leise, Benzingeruch wabert durch die frische Eifelnacht und man hört hier und da eine Ratsche der Mechaniker.

Heute, am Samstag, geht es um vieles, morgen geht es um alles für die DTM-Teams. Fünf Rennen sind gefahren, das sechste findet auf dem Grand-Prix-Kurs neben der Grünen Hölle statt. Hier beginnt am Sonntag die zweite Saisonhälfte der DTM. Für Audi, BMW und Mercedes das wegweisendste Rennen der Saison.

Der Auftakt zur zweiten Saisonhälfte

Bruno Spengler lässt es blitzen
Denn es ist der Wiederbeginn nach der Halbzeit-Sommerpause. In der Markenwertung führt Mercedes mit 211 Punkten vor Audi (149) und BMW (145 Punkte). In der Fahrerwertung führen ebenfalls zwei Stern-Piloten: Gary Paffet (95 Punkte) und Jamie Green (68 Punkte). Aber dahinter kämpfen zwei BMW-Fahrer um Platz 1. Bruno Spengler (58 Punkte) und Martin Tomczyk (54 Punkte). Pro Rennen gewinnt der Sieger 25 Punkte, der Zweite noch 18. Der Dritte 15, dann 12, 10, 8, 6, 4, 2, 1.

Äußerlich erinnern die Autos an extrem getunte Serienmodelle. Ein Schein, der nichts mit der Technik unter der Haut zu tun hat. Die Tourenwagen haben mehr Leistung (knapp 500 PS) aber kaum elektronische Helfer. Und weil sie frei atmen dürfen, klingen sie wie das Wort Schokolade im Ohr von Kindern.

Wenn sich ihr donnern, blubbern, dröhnen in den Gehörgang eines Petrol-Heads verirrt, werden Glückshormone ausgeschüttet, die süchtig machen. Achtzylinder-Frontmotoren mit vier Litern Hubraum schicken die Leistung über ein Sechsganggetriebe an die Hinterachse. Karbonbremsen, die so eben unter die 18-Zoll-Felgen passen, bremsen die Kraftwagen ein.

Das Reglement der DTM ist strikt

Um ein technisches Wettrüsten zwischen den drei deutschen Marken zu verhindern gibt das Reglement die Dimensionen für Getriebe, Bremsen und Ansaugrohrdurchmesser vor. Wer siegt, entscheidet das Können der Fahrer, die Aerodynamik und das beste Abstimmungspaket am Wochenende.

Der beste BMW-Pilot Bruno Spengler

Große Namen in der DTM

Manchmal wird die DTM als Resterampe ausrangierter Formel-1-Fahrer betrachtet. Das liegt vor allem an Mercedes, die marketingtauglich die Ex-F1-Piloten David Coulthard und Ralf Schumacher einsetzen.

Den Fans bringt das manchmal ein nettes Autogramm, im Rennen bringt es wenig. Coulthard ist 11., Schumi II 15. Sie haben 14 bzw. sieben Punkte in der Gesamtwertung, ein wahres Trauerspiel.

Aber die DTM hat auch Legenden befeuert. Strietzel Stuck, Klaus Ludwig, Bernd Schneider, Walter Röhrl prägten ihre Zeit.

Optisch der schönste Münchener
BMW wird an diesem Wochenende volle Pulle attackieren. Bruno Spengler fehlen elf, Martin Tomczyk 15 Punkte für Rang 2 in der Gesamtwertung. Nur an Platz 1 wird sich nichts ändern - Gary Paffett bliebe auch bei einem Ausfall an der Spitze.

Erfolgreichster Audi-Pilot ist der Schwede Mattias Ekström. Er siegte, genau wie Tomczyk und Spengler, schon zwei Mal in der Eifel. Die 3,629 Kilometer lange Strecke gilt als eine der anspruchsvollsten weltweit. Am Sonntag werden 49 Runden gefahren, an der schnellsten Stelle erreichen die DTM-Autos 240 km/h.

Training für Fahrer und Team

DTM für drei

Die DTM hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Mit Opel vor 2005 war es selten spannend, weil die Blitz-Marke ohne jede Chance war. Nach dem Opel-Aus 2005 war das Duell zwischen Audi und Mercedes auch nicht spannender. Erst seit dieser Saison und mit dem Comeback der Bayern aus München kitzelt es wieder beim Zusehen. Der deutsche Dreikampf ist packend wie in den letzten Jahren nicht.

MOTOR-TALK live am Nürburgring

Die Eifel beherbergt nicht nur die Ruhe, sondern auch das gefühlte Motorsport-Zentrum Deutschlands. Hier werden die Fahrer, vor allem aber die Teams besonders gefordert. Darum ist MOTOR-TALK ebenfalls mit einem Team dabei. Elf MOTOR-TALKer (samt persönlichem Betreuer) fiebern an diesem Wochenende mit. Unser Reporter Constantin Bergander sogar ganz nah dran am BMW-Team. Freut euch auf tolle Bilder vom Ring.

Update Samstag, 18. August: Spengler überholt Audi im Shootout

Gewinner im Shootout: Spengler auf BMW
Spannung bis zum Schluss: In letzter Sekunde fuhr Bruno Spengler die schnellste Runde im Qualifying. Mit einer 1:24.284 konnte er sogar seinen eigen Rekord von 2010 (auf Mercedes) um fast eine Zehntelsekunde unterbieten, er startet im Rennen von der Pole Position. Der amtierende Meister Tomczyk erreichte Rang fünf, zwischen den beiden starten Mortara, Albuquerque und Rockenfeller auf Audi. Jamie Green pilotierte den schnellsten Mercedes und schaffte es auf Rang sieben, Paffett landete auf einem enttäuschenden elften Platz.

Die Hitze am Nürburgring macht Teams und Fans zu schaffen: 31° C und kein Tropfen Regen hätte in der Eifel niemand erwartet. Morgen wird es noch heißer, besonders auf der Strecke. Bleibt es bei der aktuellen Platzierung, schafft es Spengler auf Platz zwei in der Gesamtwertung. Audi wird das Ergebnis im Shootout jedoch nicht kampflos hinnehmen. Und Mercedes darf man trotz des schlechten Ergebnisses im Qualifying nicht unterschätzen.

Update 19.08.: Start-Ziel-Sieg für BMW

Bruno Spengler hat es geschafft: Er konnte die Pole Position bis zum Schluss verteidigen. Nach 49 fehlerfreien Runden überquerte er als erster die Ziellinie, erst 6,7 Sekunden später folgte Edoardo Mortara auf Audi. Martin Tomczyk fuhr auf Position drei – in einer spektakulären Aktion überholte er den Gesamtzweiten Jaimee Green und sicherte sich so einen Platz auf dem Treppchen.

Insgesamt konnte BMW 40 Punkte verbuchen. Gary Paffett kämpfte sich nach seinem enttäuschenden Ergebnis im Qualifying auf Rang sechs nach vorne, drei Mercedes fuhren in den Wertungsbereich.

Trotz der extremen Hitze gab es kaum technische Probleme, nur Mehrl und Tambay schieden aus. Insgesamt 89.000 Fans feierten schweißgebadet einen überglücklichen Bruno Spengler, der jetzt auf Platz zwei in der Gesamtwertung steht. BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt kommentierte den Sieg: „Das ist ein absolutes Traumergebnis, ein Traumwochenende für BMW. Am Freitag 40 Jahre M, am Samstag die Pole und am Sonntag die Plätze eins und drei – besser kann es nicht werden. Im Jahr der Rückkehr ist dieser Sieg noch süßer.“

Quelle: MOTOR-TALK