80 Jahre Opel Olympia
Er war "Opel, der Zuverlässige"
Mit selbsttragender Karosserie, steifer Fahrgastzelle und einem Kampfpreis fuhr der Opel Olympia der Autowelt seiner Zeit davon - und blieb fast 20 Jahre ein Star.
Quelle: Opel
Köln - Lange ist es her: Auf der Berliner IAA 1935 faszinierten erschwingliche Volumenfahrzeuge wie der Opel Olympia die Besucher. Dieser machte mit Preisen ab 2.500 Mark die Liga der 1,3-Liter-Modelle für viele bezahlbar - und Opel zum größten Autobauer Europas. Optisch geriet der Preisbrecher aus Rüsselsheim bis auf die halbintegrierten Hauptscheinwerfer zwar bieder, aber technisch betrat er Neuland.
Als weltweit erstes Serienfahrzeug dieser Größenklasse besaß er eine gewichtssparende, selbsttragende Ganzstahlkarosserie. 1934 meldete Opel das „sprengwerkartige Wagenkastengerippe“ als Grundlage der selbsttragenden Karosserie zum Patent an. Nur 835 Kilogramm wog der Olympia, 135 Kilogramm weniger als das Vorgänger-Modell Opel 1,3 Liter. Dies machte den Olympia zur damals sparsamsten und schnellsten 24-PS-Limousine am Markt. Nicht einmal die stärkeren BMW 315 konnten dem Opel davon fahren.
Quelle: Opel
Opel Olympia: Alpenheld und Kinostar
Ursprünglich sollte der Opel Olympia durch seine Modellbezeichnung nur von der Olympiade 1936 profitieren. Dann aber wurde er selbst dem sportlichen Namen gerecht. Davon kündeten ein stilisierter Zeppelin am Bug und ein auffälliges Diskuswerfer-Emblem. Vor allem aber spektakuläre Marketingaktionen: Im Juni 1936 fuhren zwei Olympia nach Griechenland, um den Fackelstaffellauf von dort bis nach Berlin zu begleiten. Insgesamt 3.075 praktisch problemfreie Kilometer, trotz der Straßen jener Zeit. „Opel, der Zuverlässige“ – den Slogan verwendete Opel 1936 zum ersten Mal.
Als erstes Auto überhaupt wurde der Opel zuvor auf dem Luftweg nach Rio de Janeiro transportiert, im Laderaum des gigantischen Zeppelins Hindenburg. Fast nebenbei war dieser erste für Brasilien bestimmte Olympia das 500.000ste Auto, das Opel seit 1899 auslieferte. Wenige Monate später wählte Opel den scheinbar zukunftsweisenden Zeppelin zum Markenlogo.
Mit einer Jahresproduktion von 37.127 Einheiten hatte der Olympia Ende 1936 bereits fast die Stückzahlen des Opel P4 erreicht, der mit Preisen von 1.650 Mark damals erfolgreichstes deutsches Volksauto war. Vor allem avancierte die Adam Opel AG mit insgesamt 121.000 verkauften Fahrzeugen zum größten Automobilproduzenten Europas.
Bis in die Zeit des Wirtschaftswunders der jungen Bundesrepublik setzte Opel auf medienwirksame Auftritte. Etwa auf die Teilnahme von elf Opel Olympia an der internationalen Deutschen Alpenfahrt 1938. Mehr als 1.600 Kilometer über 38 Pässe brachten ihm den Alpenpokal als bester Serienwagen.
Als billige und dennoch repräsentativ-elegante Cabriolimousine wurde der Opel im vorgerückten Alter noch zum Kinostar: Mit Nachkriegsstar Hildegard Knef, im 50er-Jahre-Streifen „Die Prinzessin von St. Wolfgang“, in denen das Vorkriegsmodell amerikanischen Chromkreuzern die Show stahl. Auch im belgischen Kult-Comic „Tim & Struppi“ durfte der Olympia nicht fehlen.
GM-Chef William S. Knudsen: "Nicht ohne Bedauern"
Quelle: Opel
Geliebt und gekauft wurde der Olympia trotz alldem wegen seiner technischen Qualitäten und seinem niedrigen Preis. Der Olympia unterbot sogar den GM-Rivalen Ford: Der Ford Eifel kostete anfangs 15 Prozent mehr. Als Ford zwei Jahre später mit einer massiven Preissenkung konterte, konnte sich Opel einer Rabattschlacht souverän verweigern. Schließlich waren weder Ford Eifel noch dessen Nachfolger Taunus auch nur annähernd so erfolgreich wie der Olympia.
Selbst die unrühmliche Verwendung der Opel im Krieg tat der Beliebtheit des Olympia keinen Abbruch. Auch in Skandinavien nicht, wo ihr Kriegseinsatz im besetzten Norwegen auf zahlreichen Filmen und Fotos veröffentlicht wurde. Schon vorher hatte GM-Chef William S. Knudsen frustriert erklärt: „Nicht ohne Bedauern müssen wir feststellen, dass Herr Hitler gegenwärtig Chef in unserem deutschen Tochterunternehmen ist.“
Das änderte sich nach dem Krieg. Im Dezember 1947 lief in Rüsselsheim nach siebenjähriger Produktionspause wieder ein Olympia vom Band. Mit verformbaren Bereichen der Karosserie für passiven Passagierschutz, verwindungssteifer Fahrgastzelle und einem Dach „erstmals aus einem Stück Stahl – ein schützender Panzer von höchster Widerstandsfähigkeit“. Dies versprach die Werbung angesichts vieler Fahrzeugdächer aus Holz oder Stoff.
Opel-Zugfrei-Belüftung
Ein Patent sicherte sich Opel zudem für die „Opel-Zugfrei-Belüftung“ mittels vorderer und hinterer Ausstellfenster. Der nur von innen zu beladende Kofferraum hätte heute keine Chance - damals galt er als vorteilhaft. Immerhin wurde das Gepäck so optimal gegen Straßenstaub geschützt, auf Wegen ohne Asphaltdecke ein verbreitetes Problem. Erst nach 1945 erhielt der Olympia für die 1950er-Jahre ein Kofferabteil mit von außen zu öffnendem Deckel.
Seine erste gründliche Überarbeitung erhielt der Olympia bereits zum Modelljahr 1938. Statt mittig angeschlagener Motorhaubenhälften öffnete die so genannte Alligatorhaube nun in einem Stück. Darunter zeigte sich ein neu entwickelter 37 PS starker 1,5-Liter-Benziner, der den Opel auf 112 km/h beschleunigte. Genug für den Anspruch als Autobahn-Reiselimousine und genug, um bis Mitte der 1950er-Jahre im Verkehrsalltag Tempo zu machen.
Quelle: Opel
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Ich fand den Bericht sehr lesenswert und interessant. Eigentlich wäre es schön wenn es mehr Artikel gäbe die sich mit der Historie einzelner Modelle oder Marken befassen würden.
Auto damals : 2500 Euro Mark ca. 1250 Euro
Facharbeiter damals:
3 Kinder und eine Hausfrau - konnte die Familie ernähren
Auto heute
Neuwagen 28.000 Euro
Facharbeiter heute:
1 Kind und kann es kaum ernähren, Frau muss arbeiten, Kind muss den ganzen Tag in Betreuung bleiben und Fahrzeug muss finanziert werden
Arbeitsvertrag ist befristet, vielleicht sogar Leiharbeit! Willkommen in Deutschland welches großen Fortschritt gemacht hat
Na das war jetzt aber ein kurzer Sprung...
Schöner Bericht über ein Auto, welches ich noch selber kennen lernte.
Anfang der 60er Jahre wohnte mein Opa in einer alten Feuerwehrwache in Bochum-Riemke. Dort standen in den Hallen noch 3 oder 4 Einsatzfahrzeuge, darunter auch ein "neuer" Opel Olympia als Fahrzeug der Einsatzleitung. Die Löschfahrzeuge waren - glaube ich mich zu erinnern - Magirus-Deutz.
Leider war ich damals noch kein Autofreak und Fotograf, schade. Aber der Spielplatz war toll 😊. Eines Tages als ich ihn (meinen Opa) wieder besuchen kam, waren alle Autos weg. Wohin weiß ich natürlich nicht.
Bezweifle, dass sich ein Facharbeiter in den späten 30er Jahren auch nur ansatzweise einen solchen Wagen leisten konnte.Heute meint ja jeder Geringverdiener er muss sich eine dicke Karre vor die Sozialwohnung stellen und ist im Endeffekt verschuldet bis uber die Blumenkohlohren. In diesem Zusammenhang muss eindeutig das Konsumverhalten gewisser Schichten inFrage gestellt werden.
Damals gab es aber auch keine Smartphones für 700€, was ja jedes Familienmitglied heutzutage besitzen muss. Spielekonsole, Tablet, PC, Zweit-PKW, 50"-TV, Heimkino, das läppert sich und muss ja auch alle drei Jahre ausgetauscht werden. Da muss die Frau schon mal mit einspringen und den Nachwuchs verborgen ... 😆
Hmmm....was wohl so ein zuverlässiger Opel Olympia heute kosten würde, wenn man ihn industriell in Serie produzieren würde?
Wenn man einen Dacia für 9999€ daneben stellt, der schon wesentlich mehr kann, dann dürfte der Oldie heute kaum mehr als 5000€ kosten.
Der Wohlstand heute ist wohl ein anderer als 1938. Wir definieren heute einen PKW nicht mehr als Luxus, sondern als einen Minimalstandart im Haushalt, genauso wie einen Kühlschrank oder eine Geschirrspülmaschine.
Alles nicht unbedingt zum Leben notwendig aber man würde schon schnell merken, wenn etwas davon fehlt.
😉
Damals (1935) konnte sich ein Gutverdiener einen neuen Olympia leisten und heute, 80 Jahre später, kann sich auch nur ein Gutverdiener einen neuen Insignia leisten, der statt 2.500 RM eben 25.000 € kostet (das 10-fache).
Ein Brot kostete damals 31 Pfennig und heute 3,50 € (das 11-fache).
Ein Liter Normalbenzin kostete damals 39 Pfennige und heute 1,50 € (das 4-fache).
Der tarifliche Monatslohn lag damals im Schnitt bei 139 RM und heute bei 2.200 € ( das 16-fache).
Also hat der Arbeiter von heute mehr in der Tasche und kann sich ein größeres Auto leichter leisten als damals.
So einen Blödsinn habe ich ja lang nicht mehr gelesen! 1250€ kostete der Wagen damals! Schon mal was von Inflation gehört? Ein Facharbeiter verdiente damals knapp über 1.600 Reichsmark. Nachzulesen bei wikipedia.
Der Wagen kostete also ca 1,5 Jahresgehälter (brutto)! Heute liegt der Durchschnittsverdienst bei 35.000€ pro Jahr brutto. Ein Opel Astra gibt es ab 17.000€. Das sind 0,5 Jahresgehälter. Selbst bei 28.000€ liegt es immer noch unter einem Jahresgehalt.
Und heutzutage gibt es noch einen Faktor der hinzu kommt. Eine Frau muss heute nicht mehr Hausfrau sein, auch die Frauen verdienen heute Geld, somit erhöht sich das Bruttogehalt eines Haushaltes deutlich, selbst wenn die Frau nur Teilzeit arbeitet. Dazu kommt noch Kindergeld. Gegenüber einen Facharbeiter der 30er ist das heute Jammern auf allerhöchstem Niveau. Wenn es heute Jemanden "schlecht" geht, ist das vergleichbar mit dem Lebensstandards eines Arztes der 30er! Schön rumjammern und das mit dem Smartphone bei Facebook teilen weil man darüber einen Bericht auf seinem 50"-Smart-TV gesehen hat, als man gerade zu seinem Auto wollte um es zu putzen!
Heute haben die meisten mehrere Fahrzeuge, daher habe ich deinen Text ergänzt.
Lange ists her das Opel die Oberklasse anführte. Ein Fahrzeug wie den Olympia könnte man heute nicht mehr verkaufen alleine schon wegen den Sicherheitsstandarts. Als er raus kam war man auf den Strassen richtig einsam, nicht wie heute wo auf 5m Autobahn 3-4 Fahrzeuge fahren.
Die im Vergleich zu heutigen Fahrzeugen kleine Grösse in Verbindung mit der simplen Technik wäre heute für mich sicher ein Kaufgrund. Die Optik ist eine klasse für sich und mit den heutigen CW-Wert optimierten Einheitsfronten, wie auch bei Opel, nicht zu vergleichen.
Nun ists aber nunmal so das das alles 80 Jahre in der Vergangenheit liegt und sicher nicht mehr wieder kommen wird. Eigentlich schade aber so ist halt der Lauf der Zeit.
Netter Bericht. Danke!
Schöne Bilder mit schönen Autos. Besonders Bild 18 ... 😉
Ich finde ja die Fotos interessanter als den Text....