Toyota: Jahresbilanz 2015/2016
Erdbeben ist nicht gleich Erdbeben
Trotz leichter Rückgänge beim Absatz erzielte Toyota im abgelaufenen Geschäftsjahr erneut einen Rekordgewinn. Der Konzernchef schlägt dennoch nachdenkliche Töne an.
Tokio – Zu Beginn seiner Rede drückt Toyotas Chef Akio Toyoda sein Mitgefühl für die Opfer der Erdbeben in der Provinz Kumamoto aus. Die Naturkatastrophe hat Toyota eine Delle in der Produktion beschert, vor allem aber viele Menschen getroffen. Mit dem Verlust von Unterkunft, Heimat und sogar Menschenleben.
Auch Volkswagen, den zweitgrößten Autobauer der Welt, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Erdbeben getroffen – allerdings selbstverschuldet und nur im übertragenen Sinne. Mitgefühl fällt da schwer. Beide Weltmarktführer haben nun im Abstand weniger Wochen ihre Finanzergebnisse vorgelegt.
Wegen des Abgas-Skandals musste VW die Jahrespressekonferenz mehrfach verschieben, und verkündete Ende April schlechte Nachrichten. Einen Verlust in Höhe von 1,6 Milliarden Euro, eine stark reduzierte Dividende (11 Cent statt 4,86 Euro pro Vorzugsaktie). Die Mitarbeiter erhalten statt einer Gewinnbeteiligung nur eine Anerkennungsprämie.Rekordgewinn trotz Absatzrückgang
Toyota dagegen legt seine Zahlen „on time“ vor. Bei den Japanern endete das Geschäftsjahr erst am 31. März 2016. Kurz gefasst: Toyota verkaufte etwas weniger Autos als im Vorjahr, erzielte aber erneut einen Rekordgewinn.
Zum Bilanzstichtag stand ein Nettogewinn von 2,3 Billionen Yen (18,5 Milliarden Euro) in den Büchern. Das ist ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um 6,4 Prozent. Der Umsatz erhöhte sich um 4,3 Prozent auf 28,4 Billionen Yen.
Parallel sank der Absatz um 290.536 Fahzeuge auf 8,68 Millionen. Prognose für das laufende Geschäftsjahr: 8,9 Millionen Auslieferungen. Trotzdem erwartet Toyota für 2016/2017 schrumpfende Erträge von nur noch 1,7 Billionen Yen (14,2 Milliarden Euro).
Den Grund machte Akio Toyoda deutlich: Die Zeiten des Billig-Yen sind vorbei. Vor allem im Vergleich zum US-Dollar erstarkte die japanische Währung zuletzt. Dadurch schrumpft der Gegenwert der Gewinne aus dem größten Absatzmarkt Nordamerika (2,84 Millionen Fahrzeuge). In Europa sank der Toyota-Absatz um 14.600 Fahrzeuge auf 844.400. Beim operativen Gewinn verzeichnete der japanische Konzern dennoch einen leichten Zuwachs auf 569 Millionen Euro.
Toyota will dezentraler und agiler werden
Konzernchef Toyoda gab für die nächsten Jahre die strategische Linie vor: Es mache keinen Sinn, bei jeder Absatz- und Gewinnschwankung zwischen Jubel und Verzweiflung zu pendeln. Toyota müsse stetig bessere Autos bauen und konstant in Mitarbeiter und Ideen investieren. Die Basis dafür sei der Aufbau einer finanziellen Basis, die Toyota auch eine weitere globale Finanzkrise überstehen ließe.
Toyota, so der Konzernchef, sei zu groß geworden, um schnell auf drastische Veränderungen reagieren zu können. Dies sei ein Problem, der Konzern müsse dezentraler werden. Einzelne Unternehmensteile und regionale Organisationen sollten dabei stets das Produkt in den Mittelpunkt stellen. Auf individuelle Kundenwünsche bei Leistung, Design und Preis will Toyota so flexibler reagieren können. Außerdem will Toyota künftig stärker auf Kooperationen wie die mit BMW oder Mazda setzen.Mit typisch japanischer Höflichkeit dankte Konzernchef Akio Toyoda „jedem Einzelnen unserer Kunden“ ebenso wie Händlern, Zulieferern und anderen Beteiligten. Der Teamgedanke ist in japanischen Konzernen das oberste Prinzip.
Anders in Wolfsburg. Dort produzierten Anteilseigner, Manager und klagende Kunden zuletzt eher schrille Töne. Hinzu kommen aktuell die Trillerpfeifen eines Tarifstreits mitten in der größten Krise des Unternehmens. Gefühlt liegen zwischen Tokio und Wolfsburg eben mehr als nur 9.000 Kilometer Luftlinie.
Wohl der sinnvollste Satz seit langem.
Heißt das, dass man endlich einen Hybrid mit mehr als den 136PS bekommen kann?
Der Auris Kombi würde mich reizen, jedoch gerne mit dem Antrieb aus dem Lexus IS 300H.
Allgemein wäre es schön, wenn Toyota wieder stärkere Motoren im Angebot hätte.
Alternativ zu stärkeren Hybriden gerne auch z.B. den Avensis mit 170-200 PS als Diesel.
Ein kluger Mann.
Für mich als eventuellen Kunden kann ich aber nur sagen:
Bessere Autos sind das eine. Die Qualität hätte mich nie davon abgehalten, einen Toyota zu kaufen, die sind im Schnitt einfach gut, aber für mich pendelt das Design der Fahrzeuge in den letzten 15 Jahren einfach nur zwischen öde und grässlich hin und her. Die Ausnahme ist der GT86, aber auch der kann eine Celica nicht ersetzen. Die aktuellen Toyotas sind mir schlicht zu hässlich, kein Modell dabei, das mich reizt. Ich kann beim Autokauf leider mein Herz nicht ausschalten, egal, was das Hirn sagt.
Richtig....
Da kommt mir die Begegnung mit Hideki Watanabe (Chef Ingenieur bei Lexus) in den Sinn.... nicht arrogant sondern sehr menschlich und aufrichtig um Kundenfeedback bemüht...
Da muss ich dir absolut zustimmen. War ja auch lange Avensis-fahrer. Das Motorenprogramm sollte auch dort stärkere Motoren beinhalten. Dann können ich und Toyota wieder Freunde werden.
Warum braucht ihr stärkere Motoren? Braucht man die, um am Stammtisch mithalten zu können?
Erstens das und zweitens, um auf der Autobahn über 220 fahren zu können.
z. B. auf der A9, wo man von Ingolstadt bis München im (Baustellen-)Stau steht (etwas übertrieben) oder auf der A92, wo mal wieder "80" angesagt ist, vom Flughafen bis nach Landshut (oder man steht auch hier im Stau).
Der Leistungswahn hört nicht auf. 😮
Hi,
danke!
Fragen Deinen Ehemann, der kann das erklären. 😆
In der Ansprache von Toyoda ist natürlich auch viel Marketingsprech mit dabei und mit Sicherheit ist Europa die letzte Verkaufsorganisation wo sich Aktivitäten verstärken würden. Man sieht es am mageren Hybridprogramm und den Alleingängen der Länderdivisionen, welche so "unnütze Dinge" wie das Abgaswärmerückführungssystem (Motor kommt schneller auf Temperatur, spart in kalten Jahreszeiten deutlich Sprit) im deutschen Yaris Hybrid entfernen.
Neben dem stärkeren Yen, kommen auch Investitionen in neue Fabriken auf die Ausgabenseite. Eventuell muss man für den chinesischen Markt ein BEV entwickeln, da es die Regierung dort einfach verlangt. Ich bin gespannt wie die Integration von Daihatsu läuft, und ob Toyota mit der Marke in Indien neu angreifen wird.
Nun, wollen wir nicht übermässig über Toyota jubeln.
Aber hier spielt wohl doch die kulturelle Grundhaltung eine Rolle.
Japaner wollen auch ihr Geld verdienen, aber Respekt, Miteinander und Selbstanspruch haben wohl ein anderen Stellenwert wie in Wolfsburg, Dort haben allem Anschein nach doch die kapitalistischen Aspekten mehr Gewicht haben.
Letztlich zahlt sich die Art und Weise, wie die Japaner geschäften auch noch besser aus, und das trotz aller Rückrufe (vielleicht auch wegen der vielen Rückrufe?)
Sowas lese ich gerne. Weniger Stückzahl, mehr Gewinn. Heisst nicht, dass die Fahrzeuge teurer wirden sondern dass man diese kosteneffezienter fertigen konnte. Sprich eine höhere Rendite erzielt...
Toyota ist ir der sypatischste Grosshersteller. GM und VW sind da einfach zu weltfremd. Toyota, als letzte Bastion der Höflichkeit und Dankbarkeit in der Geschäftswelt, macht meiner Meinung nach alles richtig - wahrscheinlich weil es noch immer in der Hand der Familie Toyoda agiert 😊
Das auf jeden Fall und ich denke auch, daß diese Einstellung auch einen nicht unbedeutenden Anteil am Erfolg von Toyota hat.
Hatte grad Auris als Mietwagen und kann Toyota Gewinne und Rendite erklären:
1) Türverkleidung ist Einzelteil aus Plastik, keine Digitaltacho, Uhr und Fensterheberschalter (hinten Kurbel) stammen aus 1998, Aussenspiegel nicht beheizt, Schalthebel lang und unpräzise, Armaturplastik wie bei Dacia, Klang beim Türschließen als wenn man Thunfischdose gegen Boden schmeißt, Lichtfeld der Scheinwerfer kurz und spitzig, Lüftung ab Stufe 2 sehr laut
2) das ganze Auto wackelt wenn man sich am Ampel im Fahrsessel kräftiger bewegt
3) Motorölniveau Kontrollleuchte zig mal an und aus auf der Autobahn (700 km), hab mit Meßstab geprüft, Ölstand bei Minimum und riecht verbrannt
4) 1.4 D4D, 90 PS, ab fünften Gang auf AB kaum Leistung, 112 PS HDI Motoren fühten sich gute 40% stärker
Bin bis jetzt gut 30 Autos gefahren. Nur Zafira B schnitt schlechter ab.
Rapid und Leon machten deutlich besseren Eindruck. Golf und Octavia sind überhaupt andere Liga.
Aber Rendite stimmen, macht Toyota Fahrer stolz.