BMW 6er Gran Coupé
Erste Fahrt im BMW, den Väter lieben und Mütter akzeptieren
VON CONSTANTIN BERGANDER
Warum braucht ein Coupé vier Türen? Warum kommt BMW so spät damit? Und warum ist gerade dieses Nischenmodell der tollste Bayer, den Motor-Talk in diesem Jahr gefahren ist? Antworten findest Du hier.
Lack und Leder
Ich steige ein und stelle fest: Drinnen sieht er fast noch feiner aus als draußen. Auch, weil die Kunden hier mehr mitentscheiden dürfen. „Auf Wunsch könnten wir den Innenraum auch bunt gestalten“ scherzt ein Projektleiter. Geschmack ist oft ja Glücksache und das hatte ich mit meinem Testwagen. Der trägt innen nur Farben, die wie neuartige Eissorten klingen: Amarobraun und Opalweiß. Fast alle Oberflächen sind mit Leder und Alcantara bezogen, einiges ist lackiert. Schönheit hat manchmal ihren Preis: Auf dem weißen Lack sieht man jeden fettigen Fingerabdruck.
Kurz zum Kofferraum: er fasst 640 Liter und die Rücksitzbank ist, anders als beim 6er Coupé, geteilt klappbar. Ledersitze sind Serie. Unschönes Detail: Auch beim braunen Alcantarahimmel sind Mikrofone und Lampen in schwarzem Plastik gehalten.
Dieseln ohne Reue
Ein Druck auf den Startknopf zündet den doppelt aufgeladenen Reihensechser-Diesel im 640d. Im kalten Leerlauf nagelt er hauchzart, aber dieseltypisch. Sind die Fenster geschlossen, hört allenfalls der neugierige Nachbar was davon. Kommt er in Fahrt, verbessern sich seine Manieren. Dann grummelt er kernig wie ein ganzer Kerl, pardon, Benziner. Den Diesel spürt man dann nur an der Tankstelle. Laut ist allenfalls noch der Beifall an die Herren Akustikingenieure. Das haben die toll gemacht!
Seine 630 Newtonmeter zwingen bei vollem Druck sogar die 275er Heckgummis in die Knie, 313 Pferde galoppieren elektronisch begrenzte 250 km/h schnell. 100 Sachen erreicht der, achtung, B-a-s-i-s-m-o-t-o-r nach 5,4 Sekunden. Ich würde gern mehr zur serienmäßigen Achtgang-Automatik schreiben. Aber die schaltet so flink und weich, das mir die Worte fehlen. Trotzdem muss gesagt werden: Diese Technik ist High-tech pur. Der Wandler wird nach dem Anfahren bei Drehzahlen über 1000 Touren überbrückt – wer braucht da ein Doppelkupplungsgetriebe?
Trotz knapp zwei Tonnen Gewicht tänzelt der 6er wie ein flinker Schwergewichtsboxer. Fegt flott durch die Kurven und bleibt stets lässig in der Spur. Die Dynamik dieses Riesen begeistert.
Wer sich trotz eines CO2 Ausstoßes von 146 Gramm pro Kilometer gegen den Diesel entscheidet, der wählt den klassischen Benziner. Der 640i erreicht mit 320 PS und 450 Nm die gleichen Fahrwerte, schluckt aber mit 7,7 Litern laut Norm-Verbrauch 2,2 Liter mehr als der Selbstzünder.
In Wahrheit sind es schnell viel mehr. Aber sei es drum. 6er-Gran-Coupé-Fahrer knausern sicher nicht an der Zapfsäule.
Erst zum Herbst folgt der 650i mit 4,4-Liter-V8-Biturbo und dann 450 PS. In nicht zu ferner Zukunft wird es einen M6 geben. Dessen Motor gleicht in vielen Punkten dem des 650i, bekommt aber zusätzlich zwei Twin-Scroll Turbolader mit zylinderbankübergreifender Aufladung. Ermöglicht wird das durch die Bauform des N63 Motors: Die Abgasseite befindet sich zwischen den Zylinderbänken.
Assistenz an Bord
Mit dem passenden Smartphone hat der Fahrer Zugriff auf die BMW-App. Es lassen sich Twitter- und Facebook-Meldungen abrufen, das Audiosystem verwendet die eigene Musiksammlung und Internetradio. Letzteres funktioniert nur bei gutem Empfang zuverlässig. Und unterfordert das Bang & Olufsen Soundsystem maßlos. Wer will, lässt sich wichtige Informationen auf die Frontscheibe projizieren. Der Spurassistent meldet gewagte Interpretationen der Fahrstrecke. Der „Fahrerlebnisschalter“ bietet mit fünf Abstufungen für jeden etwas passendes. Mit dem Eco Pro Modus lässt sich entspannt Cruisen und Benzinsparen. Mit Sport+, werden Fahrwerk und Motor zu Dynamikern. Das ESP hält sich zurück und ermöglicht Drifts. Das ist cool, aber nichts für den Straßenverkehr.
Fazit
Dieser 6er mit vier Türen ist "gran, gran" große Klasse. Doch der Preis von 83.000 Euro für die Basisversion ist stattlich. Auch, weil der Wagen bei aller Schönheit, bei allem Können nicht so viel individueller ist, als ein Mercedes CLS oder ein VW Passat CC. Bei aller Perfektion. Hier hätte BMW noch mutiger sein können.
Modell: BMW 640d Gran Coupé
Motor: 3,0 Liter Diesel, zwei Turbolader
Getriebe: 8-Gang Automatik
Leistung: 313 PS
Verbrauch: 5,5 Liter
CO2: 146 Gramm / km
0 – 100 km/h: 5,4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 250 (begrenzt)
Länge x Breite x Höhe: 5,07 x 1,89 x 1,39 Meter
Kofferraum: 460 Liter
Preis: 83.000 Euro
Marktstart: 2. Juni 2012
Quelle: MOTOR-TALK
Tolles Auto, einer besten Interieur Design der letzten Jahre, was Groß Serienhersteller betrifft.
Aber der Aufpreis zum 5er, auf dem der 6er basiert, ist viel zu hoch. Siehe E-Klasse und CLS.
Wer auf Status steht kann sich bei dem Preis eines relativ gut ausgestatteten 640d schon gleich einen Panamera holen. Ziemlich teuer eingepreist. Fürs gleiche Geld (110-140.000€) würde ich mir dann auch lieber einen Aston Martin Rapide holen. Exklusiver, schöner. Dann zwar Jahres/Halbjahreswagen oder Tageszulassung, aber irgendwie cooler.
Einen Allerweltsbmw für den Preis ? Das wird wohl eher nix, so gut er auch ist. Hier wird sicher wieder gut nachgeholfen beim Leasing a la 7er. Ohne Hammer-Subventionen dürfte der Absatz ziemlich gering sein.
soll ja leute geben, die bewusst lieber zum allerweltsauto greifen ;-)
ich find den 6er chick.
Innen sowie außen sehr gefällig 😊
Weiter so BMW!
Denoch bleibt zu sagen, der Preis ist schon mächtig hoch für das Gran Coupe.
Deutlich teurer als A7 und CLS.
Die Preise liegen schon auf 7er Niveau.
Mir würde es schwer fallen 80k+ für ein auf 5er Plattform basierendes "Coupe" zu zahlen,
wenn Ich dafür einen 7er bekommen könnte.
Wenn die hohen Preise die Kunden fern halten, wird halt wieder eine Leasingförderung durch BMW gemacht wie beim 7er zur Markteinführung 😆
Lieber Autor,
das Jahr ist doch noch Jung, vielleicht kommt dieses Jahr noch etwas besseres 😉
P.S. Der Wagen ist zu hochpreisig einsortiert. Wie die Vorredner sprachen, Aston/Panamera und viele andere sind da verlockender. Wenn man wirklich die aufgerufene Preise zahlen muß !!
P.P.S. schwarzes Plastik, macht einen unrunden Eindruck beim Bmw !! Entweder ganz oder gar nicht, meiner Meinung nach.
Und was ist am Panamera so viel besser? Manch einen mag auch das Porsche Image stören.
Außerdem geht das Ding wahrscheinlich sowieso größtenteils ins Ausland, und da stellt sich die Frage ob die Markenwahrnehmung genau so ist wie in Deutschland, oder ob BMW da nicht längst an Porsche und Aston vorbeigezogen ist, und somit solche Preise locker durchsetzen kann.
aston martin baut 4-türige autos für unter 85T eu ? 😕
Also schön ist das 6er Gran Coupé ganz sicher, aber praktisch?
Gut 5 Meter lang, eingeschränkte Kopffreiheit im Fond und weniger variabel als jeder Kompaktwagen.
Im direkten Vergleich ist ein Audi A7 dann sehr praktisch, ein Jaguar XF SportBrake sogar ultra praktisch.
Sascha
An dieser stelle ein Passat CC zu nennen, ist ja wohl ne mega frechheit 😤
Passat CC ab 31.800 euro zu haben
Ich glaube Sie haben einen passus vergessen zu lesen :
Kurz zum Kofferraum: er fasst 640 Liter und die Rücksitzbank ist, anders als beim 6er Coupé, geteilt klappbar. Ledersitze sind Serie.
Beim A7 ist sehr wohl die dachlinie hinten wesentlich weiter runter gezogen als beim 6er Gran und das Kofferraumvolumen beträgt beim A7 "nur" 535 Liter.
moin
sehr gelungenes fahrzeug.
lg
25.000 euro aufpreis für ein 5er mit aufgepeppten innenraum,..gut gemacht😉
Und 'nen VW Touran ist noch viel praktischer..... 🙄
Und jetzt? Gibt auch noch Leute, denen andere Dinge wichtig sind. Sonst würden ja bloß noch Vans und Kombis rumfahren - grauenvolle Vorstellung. 😱