TÜV Süd vergleicht WLTP mit NEFZ
Erste Testergebnisse zum neuen Verbrauchszyklus
Verbrauchslüge, CO2-Schummel: Diese Diskussion soll der Fahrzyklus WLTP 2017 beenden. Doch neue Tests des TÜV Süd dokumentieren nun sogar noch niedrigere Normverbräuche.
Pfungstadt – An diesen vier Buchstaben hängen hohe Erwartungen: WLTP („Worldwide harmonized Light Vehicle Test Procedure“) also das „weltweite Testverfahren für leichte Kraftfahrzeuge“. Der neue Zyklus soll die „Verbrauchslüge“ im Prospekt beenden und endlich Einklang schaffen zwischen dem Verbrauch auf dem Papier und dem auf der Straße. Das behaupten und hoffen Politiker, Umweltschützer und viele Medien.
Ab September 2017 ersetzt der neue Zyklus den bisherigen „Neuen europäischen Fahrzyklus“ (NEFZ) bei der Typzulassung von Fahrzeugen. Der Prüfverein „TÜV Süd“ veröffentlicht jetzt erstmals Messergebnisse, die zeigen: Trotz höherer Motorlast ergibt die Messung im WLTP nicht zwingend einen Mehrverbrauch. Der gemessene Schadstoffausstoß steigt dagegen deutlich.
Was ändert sich mit dem WLTP-Zyklus?
Der WLTP, so der ursprüngliche Plan, soll reale Fahrgewohnheiten besser abbilden als der NEFZ. Den neuen Messzyklus hat die Genfer Expertenkommission 2014 festgelegt: Es wird dynamischer beschleunigt, die Endgeschwindigkeit beträgt 130 statt 120 km/h.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit steigt von 33,4 km/h auf 47 km/h. Außerdem dauert der neue Zyklus 30 statt wie bisher 20 Minuten. Die Standzeit sinkt von 25 Prozent auf 13 Prozent.
In den Messungen des TÜV Süd verbrauchten die getesteten Autos nicht wie angenommen mehr als im alten Zyklus. Im Gegenteil: Ein Mercedes 250 CDI der alten Baureihe W204 verbrauchte im TÜV-Versuch nach WLTP 6,78 l/100 km. Beim Test mit dem NEFZ am Vortag erreichte das Fahrzeug 7,18 Liter.
Auch ein W204-Benziner, ein Mercedes C180 CGI, verbrauchte im neuen Zyklus weniger als im alten: 7,34 statt 8,18 l/100 km. "Die Ergebnisse zeigen, dass der WLTP nicht zwangsläufig zu höheren Verbräuchen führt,“ sagt Pascal Mast, Leiter des Abgas-Labornetzwerks beim TÜV Süd. Insbesondere größere Dieselmotoren mit Sechsgang-Getriebe seien durch den neuen Zyklus im Vorteil.
Realistische Verbrauchswerte mit WLTP?
Anders sieht es beim Schadstoffausstoß aus. Ein Fünfgang-Benziner emittierte im WLTP 87 Prozent mehr Kohlenmonoxid als im NEFZ, beim Diesel waren es 20 Prozent mehr. Auch bei den Stickoxiden liegen die Werte im neuen Zyklus deutlich höher: Beim Benziner mehr als doppelt so hoch, beim Diesel um das Dreieinhalbfache.
Diese Ergebnisse deuten nicht darauf hin, dass Norm- und Kundenverbrauch sich annähern. Dies sei allerdings nicht überraschend, sagt ein TÜV Süd-Sprecher auf Nachfrage von MOTOR-TALK: „Der Zyklus war nie zur Verbrauchsmessung gedacht.“ Es gehe, wie beim NEFZ, zuerst um Vergleichbarkeit. Die lasse sich nur im Labor herstellen, und dort gemessene Werte seien nie real. Außerdem gehe es bei WLTP und NEFZ noch um etwas anderes: „Das Hauptziel ist die Schadstoffmessung bei der Homologation“. Also: Erfüllt ein neues Fahrzeugmodell die geltenden Schadstoffnormen. „Das sieht man schon daran, dass der Verbrauch aus den gemessenen CO2-Emissionen errechnet wird“.
Weiterhin gilt: Homologationsfahrzeug ungleich Serienfahrzeug. Daran ändert sich im WLTP manches, aber nicht alles. Der NEFZ-Homologationswert des getesteten C180: 6,7 l/100 km. Noch einmal der aktuelle Messwert mit dem Serienfahrzeug: 8,18 Liter.
Prüfbedingungen für E-Autos noch unklar
Ebenso wichtig wie der Fahrzyklus sind die Prüfbedingungen. Daran schraubt die Kommission noch. Ein Kritikpunkt am NEFZ waren die zu schwammigen Vorschriften. Einiges wurde für den WLTP bereits definiert, wie der Referenz-Kraftstoff.
Der Tank ist zu 50 statt 40 Prozent gefüllt. Die Temperatur beträgt 23 Grad Celsius. Die Fahrzeuge entsprechen stärker der Serie: Eine Klimaanlage zum Beispiel muss an Bord sein, bleibt aber ausgeschaltet. Wie mit Elektroautos und Plug- in-Hybriden umgegangen werden soll, ist noch nicht geklärt. Bisher gilt die rein elektrisch gefahrene Strecke als Nullverbrauch, obwohl Energie (Strom) verbraucht wird.
Ein Ziel des WLTP war, die Typzulassung für die Hersteller zu vereinfachen: durch weltweit gleiche Messvorgaben. Das hat nicht ganz geklappt, denn die USA als zweitgrößter Markt der Welt übernehmen den Zyklus nicht. Immerhin: Mit der EU, China und Japan sind wichtige Märkte an Bord. Auch Australien, Indien, Norwegen, Südkorea, Russland, Südafrika, die Türkei und Moldawien führen den WLTP ein.
In der EU bleibt der NEFZ vorläufig eine Standard-Referenzgröße. Unklar ist, ab wann die Hersteller ihre Flottenverbrauchs-Grenzwerte auf Basis des WLTP erreichen müssen. Die Autoindustrie möchte den neuen Zyklus erst nutzen, wenn die aktuelle CO2-Regulierung ausläuft – also 2021.
Ich für meinen Teil fühle mich von den Normverbäuchen und deren Angaben eher wenig hinters Licht geführt.
Der Fahrer und das Fahrprofil sind wohl immernoch die Faktoren die am ehesten den Verbauch beeinflussen.
Letztendlich kann man dann seine 1 ,2 oder 3 Liter drauf rechnen und hat somit eben eher den Wert der einem im Alltag entsteht.
Das neue Verfahren wird wohl deutlicher aufdecken, dass die meisten
Fahrzeuge mehr CO2 erzeugen als angegeben und somit wieder zu Kosten auf Käuferseite führen.
Entsprechende Techniken zum einhalten der Vorgaben werden eh an den Endkunden abgewälzt und besser werden die Fahrzeuge dadurch auch nicht.
Kommt der neue Zyklus änder sich für die Hersteller nichts. Die Autofahrer dürfen im Zweifel nur mehr Geld am den Staat zahlen. Super Sache.
oh was ein Wunder.. Labor ist anders als reale Welt...
Mein Vorschlag:
jeder der ein neues Auto kaufen will, steckt einen Monat lang einen Datenlogger auf seine OBD Schnittstelle.
Ein Monat lang wird das Fahrprofil aufgezeichnet.
Mit den Werten geht geht er auf eineHerstellerunabhängige Datenbank.
Die Datenbank simuliert mit dem spezifischen Fahrprofil alle ausgewählten Wagen durch.
Dann müsste doch der ungefähre Verbrauch für die Person zu errechnen sein.
Der CO2-Ausstoß wird ausschließlich durch den Kraftstoffverbrauch verursacht. Viel Verbrauch - viel CO2, wenig Verbrauch - wenig CO2.
Durch das neue Meßverfahren wird der CO2-Wert bei gleichen Verbrauchswerten nicht beeinflußt. Keine Abgasreinigungstechnik kann CO2 verhindern, die einzige Möglichkeit den CO2-Ausstoß zu senken, ist den Verbrauch zu reduzieren.
Da ergeben sich Fragen:
1. Wenn die USA die WLTP nicht einführen will, nach welchem Verfahren wird denn dann dort die Verbrauchsmessung durchgeführt ?
2. Wenn die deutsche Automobilindustrie so euphorisch TTiP wegen einheitlicher Normen fordert, dann muß man sich fragen, wie dies denn dann geregelt werden soll (s. 1.) ? Oder sind die Normen nur vorgeschoben ?
3. WLTP dürfte die bisherigen EU-Vorgaben (EU6-Abgasnorm) in´s Chaos stürzen. Was aber passiert dann und mit welchen steuerlichen Konsquenzen, da ja die bisherige schon bestehende EU6-Norm nicht mal annähernd mehr erfüllt wird ? Welche Auswirkungen aber hat das auf den gesamten bisherigen Kfz-Bestand ?
Die OBD Sache wäre gut. Dann kann für jeden Autofahrer über den Verbrauch die KFZ-Steuer individuell berechnet werden. Da braucht man keinen Verbrauchszyklus mehr....😉
Ja natürlich. Ist logisch, dass diese Werte in Abhängigkeit zueinander stehen.
Aber ich denke, dass die Mehrheit der unter dem neuen Verfahren getesteten Fahrzeuge über den alten ermittelten Werten liegen.
Somit werden wieder Mittel notwendig sein, um auf die tatsächlichen Vogaben zu kommen.
@acur1
Hast Du den Artikel gelesen?
Der CO2 Wert ist somit eben nicht höher.
Höher war bei dem Prüfverfahren der Ausstoß der toxischen Substanzen. CO, NOx und HC
An der Praxis vorbei ist es auch weiterhin. Man könnte das Problem evtl. umgehen, wenn das dann auch nicht mehr Verbrauchsangabe (im Prospekt usw.) genannt wird, sondern einfach Homologationswert.
Ansonsten ist das ganze eh bereits wieder ein einziges Gedummfiedel.
Mein Vorschlag, der gleichzeitig die finanziell angeschlagene Nordschleife rettet:
Messverfahren auf der Nordschleife. Das ganze GPS gesteuert und damit autonom und somit grundsätzlich sinnvoller Weise dort nachts durchgeführt, so kann dort tagsüber weiterhin Touristenfahrt statt finden. Um den Einfluss der Witterung auszuklammern, erfolgt eine Korrekturrechnung, entspr. wie auf Leistungsprüfständen. Das geht längst recht genau. 😆 😎
Das wäre aber zur Abwechslung was sinnvolles, da sie den Kraftstoffverbrauch konkret senken. Entweder durch effizientere Antriebe und/oder durch Verringerung des Fahrzeuggewichts.
Auf http://www.fueleconomy.gov/ gibt's Infos zum "EPA Rating".
Der eigentlich Skandal ist doch eher, dass der Verbrauch des Homologationsfahrzeugs niedriger ist als der eines Serienfahrzeugs. DAS darf eigentlich nicht wahr sein, denn dann wäre streng gemommen die allgemeine Betriebserlaubnis(!) erloschen. Weil der Nachweis über das Einhalten der jeweils zum zeitpunkt der Musterprüfung / EZ gültigen Schadstoffnorm als nicht erfüllt anzusehen ist.
Dass der lastarme NEFZ Zyklus weniger Stickoxide bedeutet als der neue ist vollkommen logisch, gerade beim Diesel ist das unvermeidbar. Je mehr Last, desto mehr Stickoxide. Unvermeidbar.
Also wer hätte das gedacht😱
Nun gut, ein wenig technisches Verständnis von Verbrennungkraftmaschinen hätte diese Einsicht ohne Tests ermöglicht. 😉
Ein höhere durchschnittliche Motorlast wird Hubraumstärkere Konzepte fördern, weil diese dadurch einen besseren Wirkungsgrad erreichen, bestraft werden hingegen Downsizingkonzepte, die die Niedriglast des NEDC voll ausnutzen und bei höheren Lasten wieder an Wirkungsgrad verlieren. Dem Kunden kanns egal sein, denn es kann gar keinen Zyklus geben, der den "Realverbrauch" ermittelt. Ein Blick auf Spritmonitor sollte die Einsicht geben, das der Realverbrauch enorm streut.
Das einzige was hilft, ist die Kunden konsequent aufzuklären, und zwar das die schicken 18Zöller mit Breitreifen auf dem Kleinwagen eben den Verbrauch erhöhen, genauso wie dies eine ständige Benutzung der Klimanlage tut oder eine nicht vorrausschuende Fahrweise, oder eine dem Fahrprofil nicht angepasste Motorwahl, oder oder....
Das von dir angeführte Korrektuverfahren gilt allerdings nur für Motorleistung und die auch in gewissen Grenzen. Den Einfluß auf den Verbrauch kann keine mir bekanntes Korrekturverfahren ausgleichen.Wie auch, die Witterung hat ja nicht nur Einfluß auf dén Motorwirkungsgrad sondern auch auf andere Parameter.
Da hast Du nebenbei den Finger ganz gewaltig in einer Wunde. Den Downsizingwahn verdanken wir nicht zuletzt dem NEFZ. Würde nun nach dem neuen Verfahren der Motor, der weiter unterhalb seiner Vollast betrieben wird besser da stehen, so ist das das Ende des Downsizingwahn und es werden wieder 3L 6Zyl. Diesel gebaut, wo sie vor wenigen Jahren noch durch Zwoliter BiTurboD bei den meisten Herstellern nach und nach ersetzt wurden. Mhm. Dann bin ich mal für das neue Messverfahren.
Man ist das alles Panne.
Die alte DIN Messung aus Stadt, 90, 120 war tatsächlich bisher die beste.
Führt sie wieder ein und gut ist.