Selbstfahrende Autos und die Probleme, die sie bringen
Es geht beim autonomen Fahren nur noch ums Wann und Wie
Welche Rolle spielt der Mensch am Steuer autonom fahrender Autos? Google sagt: keine. Volvo verspricht volle Haftung und Continental schaut sich das erst einmal in Ruhe an.
Berlin - Nicht autonom fahrende Autos werde auf lange Sicht das Schicksal von Pferden ereilen, sagt Tesla-Chef Elon Musk. "Man wird nur aus sentimentalen Gründen eins besitzen." Das mag ein wenig übertrieben klingen, aber: "Selbstfahrende Autos werden kommen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche", sagt Ralf Lenninger vom Autozulieferer Continental. Das Tempo, in dem sich die Industrie wandelt, zieht an.
Von Paris nach Madrid - autonom
Allein in den vergangenen Wochen überschlugen sich die Nachrichten. Toyota kündigte die Investition von einer Milliarde Dollar in die Arbeit an künstlicher Intelligenz für Fahrzeuge an. Der französische Autokonzern PSA Peugeot Citroen gab bekannt, dass sein selbstfahrendes Auto rund 3.000 Kilometer von Paris nach Madrid fuhr.
Tesla schaltete seine Autopilot-Software frei, mit der das Auto unter anderem Spur und Abstand zum vorderen Fahrzeug hält. Im kommendem Jahr soll es eine eigene Rennserie für selbstfahrende Fahrzeuge geben, gekoppelt an die Formula-E für Elektroautos. Und in der Schweizer Stadt Sion sollen im Frühjahr zwei autonom fahrende Busse den Betrieb aufnehmen.
Welche Reaktionszeit brauchen Fahrer, um einzugreifen?
Beim autonomen Fahren geht schon lange nicht mehr um das "Ob", sondern nur noch um das "Wann" und "Wie". Für die Anbieter bedeutet das, sie können sich auf das Lösen neuer Probleme konzentrieren, beispielsweise: Welche Rolle spielt der Mensch am Steuer eines autonomen Autos. Aktuell schreibt der Gesetzgeber vor, dass der Fahrer jederzeit bereits sein muss, das Steuerung des Automobils wieder selbst zu übernehmen. Doch logischerweise beschäftigen sich die "Fahrer" in autonom fahrenden Autos nebenbei mit anderen Dingen und sind lange nicht so konzentriert als wenn sie selbst fahren würden."Wir müssen erst einmal feststellen, ist der Mensch überhaupt in der Lage, wieder die Verantwortung zu übernehmen", sagt Lenninger. Continental entwickelt deshalb Systeme zur Fahrerbeobachtung. Dabei kommen Kameras zum Einsatz, aber auch die Position im Sitz wird ausgewertet. Aus den Daten wird eine Reaktionszeit prognostiziert.
Sie kann extrem gering sein - aber auch bei 13 bis 15 Sekunden liegen, wenn der Mensch am Steuer eingenickt sein sollte. Für solche Fälle wird ein "Notfallprogramm" benötigt - zum Beispiel dass das Auto einen Warnblinker einschaltet und an den Straßenrand fährt.
Keine Pedale, kein Lenkrad
Der Internet-Riese Google, der seit 2009 an selbstfahrenden Autos arbeitet, entschied sich für eine radikalere Lösung. Die zukünftigen Google-Autos sollen ganz ohne Pedale und Lenkrad auskommen und die Kontrolle komplett beim Computer liegen.
"Es war eine schwierige Entscheidung", räumt Chefentwickler Chris Urmson ein. "Aber wenn sie in einem Auto sitzen, dass die ganze Zeit von allein alles richtig macht, schwindet Ihre Aufmerksamkeit. Wenn Sie sich dann plötzlich ins Verkehrsgeschehen einschalten müssen, haben Sie nicht den Überblick über die Situation, wie Sie ihn üblicherweise hätten."
Zuerst werden Fußgänger und Radfahrer geschützt
Daraus entsteht auch die nächsten Fragen: Wie soll sich ein Computer in einer nicht mehr vermeidbaren Unfallsituation verhalten? Wen soll er zuerst schützen? Google will dieses ethische Problem mit Algorithmen lösen. "In unserem Fall versucht das Auto zuallererst, Fußgängern und Radfahrern auszuweichen", sagt Entwickler Urmson. "Dann vermeidet es den Kontakt mit anderen fahrenden Fahrzeugen. Und erst an dritter Stelle kommen stillstehende Objekte wie Bäume."
Der schwedische Autobauer Volvo preschte jüngst mit einem radikalen Lösungsvorschlag für eine damit verbundene zentrale rechtliche Frage vor. Volvo will bei eventuellen Unfällen mit seinen selbstfahrenden Fahrzeugen die volle Haftung übernehmen. Nach bisherigen Regelungen sind die Fahrer am Steuer verantwortlich.
Bei Continental hofft man auf die Fähigkeit der Software, Unfälle zu vermeiden. "Wenn ich ein selbstfahrendes Auto habe, werde ich in eine solche Situation gar nicht erst kommen", sagt Lenninger. "Das ist ja schließlich der Gag am selbstfahrenden Auto."
Ein Tipp an die Politik: ...fragt die Versicherer, die wollen sowas! Weniger Unfälle und Kosten.
Die Kunden werden das, wenn sie es erlebt haben, sowieso haben wollen und werden fragen warum das so spät erst zu bekommen ist.
Damit unterliegt Google dem selben Irrtum, wie manch visionäre Techniker und Wissenschaftler in den 80er Jahren, die für die Jahrtausendwende von der völlig autonomen Verkehrsfliegerei träumten ... Hat sich als ebensowenig umsetzbar erwiesen, wie es das autonome Fahren tun wird. Soweit ist man wohl frühestens in 20 Jahren ...
Sprich wenn es hart auf hart kommt, "opfert" Google die Fahrzeuginsassen, selbst wenn ein schwächerer Verkehrsteilnehmer suizid begehen will und dem Fahrzeug vor die Haube springt? Ob das die eigenen Kunden gerne hören? Vor allem Eltern mit ihren Kindern im Fahrzeug? Man kann ja nicht einmal eingreifen ohne Steuerungseinheiten.
Hm, innerhalb der Garantiezeit oder darüber hinaus? Ohne wenn und aber, oder mit den üblichen Diskussionen, die wohl bei jedem Hersteller üblich sind, wenn es ggf. auch mal um Fehlkonstruktionen handelt?
Wie will ein Unternehmen für Fahrfehler gerade stehen? Wer soll das Fahrverbot wegen einer nicht erkannten roten Ampel aufgebrummt bekommen?
Ähh, wir sind schon so weit. Der Rest ist Politik.
Eins der Algorithmenprobleme ist, tötet das Auto im Extremfall seinen Besitzer, wenn es dadurch den Tod von mehreren Personen auf der Straße vermeiden kann und sich lieber in die Schlucht stürzt, statt in die Wandergruppe zu fahren?
Ach das meinen die von Google wohl kaum ernst. Ich gehe davon aus, dass die dortigen Entwickler nicht von sich glauben ein uraltes ehtisches Dilemma lösen zu wollen, woran sich Philophen seit Jahrzehnten die Zähne zerbeißen.
Natürlich versucht das Auto alles um einen Unfall zu vermeiden. Ist er unvermeidbar passiert er.
Fängt man mit Gewichtungen an, hört man nie mehr auf. Welches Leben ist schützenswerter? Man mag zunächst rufen "das des ungedchütztesten Verkehrsteilnehmers". Aber wäre es verantwortbar Unbeteiligte zu verletzen, weil der Verursacher mutmaßlich schwerer getroffen würde? Woher will man den Schutz wissen? Ein Fußgänger ist ungeschützt. Aber wie verhält sich das mit PKW Insassen? Geht ein Fußgänger vor 4 Insassen? Rammt man ein anderes Auto statt dem Fußgänger weiß man nicht wie gut die dortigen Insassen geschützt sind. Vielleicht ist ja jemand nicht korrekt angegurtet? usw
Kann man ewig so führen - das Ergebnis wird nur immer unfairer.
Letztendlich ist es jedoch völlig irrelevant. Die Zahl der Verkehrstoten wird massiv sinken. Wenn wir statt 3400 Verkehrstoten nur noch 100 haben ist es sowieso nicht mehr so relevant sich ewig den Kopf über den Schutz zu zerbrechen. Abgesehen davon ist das etwas für die ferne Zukunft. Zunächst wird autonomes Fahren auf den Autobahnen kommen. Fußgänger sind dort wohl eher ein Nebenthema.
Auch wenn es unlogisch klingt, aber Computer dürften, im Moment, keine solche Entscheidung treffen.
Ist wie damals, als es um den Abschuss
von entführten Flugzeugen ging.
-untersagt-
Es dürfen keine abwegungen gemacht werden, was weniger "schlimm"/mehr wert ist gerettet zu werden
Da müsste der Gesetzgeber noch ran.
Zufallsgenerator. Wenn das Fahrzeug in ein nicht auflösbares Entscheidungsdilemma gerät, würfelt es.
Ist zumindest fair.
Müsste man nicht alle Autos auf einmal umstellen damit das alles einen Sinn hat? Ich fände es doof wenn meine Karre autonom fährt, mir aber dummerweise ein anderer reinballert, der eben nicht autonom fährt.
Ich würde mir nicht anmaßen in jedem Fall zu erkennen ob ein anderer Verkehrsteilnehmer suizidale Absichten hat.
Daher würde ich sagen das wir mir unserem Verstand in diesem konkreten Fall den Algorithmen nicht voraus sind/sein können.
auch hier hätte auch ich als Fahrer ein Problem. Ich will selbst nicht sterben, möchte aber auch niemanden töten, ergo Konflikt. Allerdings hätte ich auch nicht gern das der Algorithmus dies für mich entscheidet.
Aber diese Situation ist so oder so ethisch gesehen ein heikles Ding auch ohne autonome Fahrzeugsteuerung.
Gruß Doc
Wobei das alles theoretischer Natur ist. Denn, ein autonomes Fahrzeug wird nur so schnell fahren, dass es innerhalb seiner Sichtparameter anhalten kann. Es "verläßt" sich nicht darauf, das da keiner ist. Es brettert nicht um nicht einsehbare Kurven.
Es wird immer für alle Beteiligten genügend Sicherheitsabstand einhalten. Der für mich einzig denkbare Fall ist das Kind, das so hinterm Auto steht, das es für alle Sensoren unsichtbar ist und dann direkt vors Auto springt.
Aber das ist eine vernachlässigbare Situation, da sie nicht lösbar ist.
Ich nehme an, dass wenn ein Auto- bzw. Systemhersteller die volle Haftung übernimmt, die Karre mindestens jährlich zur Wartung in die offizielle Werksvertretung muss. Bis zum Lebensende des Fahrzeugs. In den daraus resultierenden Mehreinnahmen werden die zu erwartenden Haftpflichtfälle wohl miteinkalkuliert sein.
Mit andern Worten: dauerhafte Mehreinnahmen für die Hersteller...
Ich gehe davon aus, dass im Kaufpreis jedes autonomen Fahrzeugs eine Versicherungsabgabe enthalten sein wird, die in einen Versicherungspool von internationalen KFZ-Versicheren fließen wird und die die wenigen tatsächlich stattfindenden Haftungsfälle abdecken wird.
Man darf ja nicht vergessen: Das Auto zeichnet seine komplette Umgebung und alle eigenen Parameter auf. Der Unfallgegner muss schon verdammt unschuldig sein, dass er auch haftungsrechtlich als unschuldig eingestuft wird.
Wenn ich gefahren werden will, nehme ich die Bahn oder ein Taxi.
Mir macht Autofahren Spaß. Und den möchte ich mir nicht von einem Roboter nehmen lassen.
Insofern hoffe ich, dass das "allgemeine" autonome Fahren erst in vielen, vielen Jahren kommt.
Und dann bleibt mir noch ein paar Jahre das Motorrad.
Schade finde ich nur, dass die nachfolgenden Generationen vom Thema "Fahrspaß" dann nur noch aus Geschichtsbüchern erfahren werden.