Motoren-Ärger bei Renault-Nissan

Es hakt im Allianz-Getriebe

Björn Tolksdorf

verfasst am Wed Dec 07 15:10:10 CET 2016

Wenig Synergien, weit hinter Zeitplan, öffentliche Kritik an dreckigen Dieseln: Bei Renault-Nissan herrscht laut einem Medienbericht Unzufriedenheit beim Thema Antriebe.

Steht der "Powertrain"-Verantwortliche der Renault-Nissan-Allianz vor der Ablösung? Das berichtet Reuters. Die zugrundeliegenden Probleme sind lange bekannt - und wurden anscheinend nicht ausreichend schnell bearbeitet
Quelle: dpa/Picture Alliance

Paris - Dicke Luft in der Allianz: Bei Renault-Nissan knirscht es bei der Motoren- und Getriebeentwicklung. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Dem Bericht zufolge steht der weltweite Entwicklungschef für Antriebsstränge, Alain Raposo, vor der Ablösung. Reuters beruft sich dabei auf „Quellen“. Renault-Nissan wollte die Personalie nicht kommentieren.

Der „Powertrain“-Bereich der Renault-Nissan-Allianz leidet unter einem bekannten Problem: Renault und Nissan agieren in vielen Bereichen wie zwei lose verbundene Unternehmen, nicht wie ein gemeinsames. „Nach 17 Jahren sind wir immer noch nicht bereit so zu denken, als wären wir eine Firma“, zitiert Reuters einen Manager. Gerade bei Antriebssträngen sei es „die Hölle“.

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Die Zeit drängt. Bis 2018 will die Allianz aus Synergien bei gemeinsam genutzten Plattformen und Motoren rund 5,5 Milliarden Euro einsparen. Ein strenges Kostenregiment, das Carlos Ghosn, CEO beider Konzerne, seiner Allianz 2014 verordnet hatte. Sein Plan damals: Die Produktion und Entwicklung beider Marken sollen viel enger zusammenarbeiten. Renault- und Nissan-Fahrzeuge sollen vom gleichen Band laufen.

Technische Fehleinschätzungen und dreckige Diesel

Hierbei gibt es offenbar zu wenig Fortschritte. Hinzu kamen technische Fehleinschätzungen und Druck von außen: Nachdem bei Volkswagen der Abgas-Skandal ins Rollen gekommen war, untersuchten viele Organisationen auch Autos anderer Hersteller – und Renaults Diesel gehörten dabei zu den dreckigsten.

Womöglich müssen die Franzosen ihre Verbrenner schneller durch sauberere Motoren ersetzen als geplant. Das scheint schwierig: „Wir hinken bei mehreren Projekten hinterher“, zitiert Reuters einen Manager. Die Abgasvorschriften seien ein echtes Problem, und das nicht nur beim Diesel.

Renault habe lange geglaubt, bei der nächsten Benziner-Generation auf Partikelfilter verzichten zu können, schreibt Reuters. Und das, obwohl die Strategie konsequent auf Downsizing-Direkteinspritzer ausgelegt ist. Die Probleme dieser Technologie mit Partikelemissionen sind lange bekannt.

Späte Zusammenarbeit bei Dreizylindern und E-Mobilität

Durch den Zukauf von Mitsubishi wird die Renault-Nissan-Allianz zum Trio der größten Autohersteller der Welt aufschließen, also in einer Absatz-Liga mit Toyota, Volkswagen und General Motors operieren. Allerdings sei die Allianz bei den „Economies of Scale“ hintendran, schreibt Reuters.

Beispiel Dreizylinder-Motoren: Renault und Nissan haben hier über Jahre ihre eigenen Konzepte verfolgt, trotz ähnlicher Leistungsprofile – und an die Motoren auch ihre eigenen Getriebe geflanscht. So setzte Nissan auf Kompressoraufladung und stufenlose CVT-Automatiken, Renault dagegen auf Turbolader und von Getrag zugekaufte Doppelkupplungs-Automaten.

Das wird sich 2017 zwar ändern, bei Modellen wie dem Renault Kadjar und dem neuen Nissan Micra, der künftig bei Renault gebaut und mit Renault-Antrieben bestückt wird. Späte Schritte, was auch daran liegt, dass Nissans Hauptaugenmerk jahrelang nicht auf Renaults Heimatmarkt Europa lag. Und Schritte, die den Buchhaltern in Yokohama und Paris nicht reichen werden.

Renault und Nissan gingen zu Beginn des Jahrzehnts bei Elektroautos voran – weitgehend unabhängig voneinander. Der Vorsprung wird zum Ende des Jahrzehnts aufgebraucht sein. Beim nächsten Schritt hat der neue Partner Mitsubishi mit seiner Hybrid-Kompetenz ein gewichtiges Wort mitzureden. Einfacher wird es also nicht, in Carlos Ghosns Alternativmodell zu einem klassischen Konzern.

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