Übersicht: Euro-6-Diesel ohne SCR-Kat
Euro 6 geht (noch) ohne AdBlue
In modernen Selbstzündern säubert die Harnstofflösung „AdBlue“ die Abgase. Das gilt allerdings nicht für alle Autos. Wir haben zusammengefasst, welche anders reinigen.
Berlin – Das Universalmittel gegen Stickoxide heißt „Adblue“. Eine Harnstofflösung, die im warmen Dieselabgas schädliche Stoffe wegwäscht: Sie reagiert zunächst zu Ammoniak, dann mit dem schädlichen Stickstoffdioxid (NO2) zu harmlosem Stickstoff (N2) und Wasser. Das Ganze passiert im sogenannten SCR-Kat.
Seit der Einführung der Abgasnorm Euro 6 setzen viele Autokonzerne bei ihren Selbstzündern diese Technik ein. Spätestens mit der Euro-6d-Temp-Norm kommt voraussichtlich der flächendeckende Einsatz. Dann kann sich kein Hersteller mehr hohe Stickoxid-Werte im Realbetrieb leisten. Zuverlässig klappt das nur mit Adblue. Momentan geht es aber noch anders.
Seit 2015 diskutieren MOTOR-TALKer darüber, welche Diesel ohne AdBlue die Euro-6-Norm schaffen. Die Gründe für die Suche nach solch einem Auto sind vielfältig: Weniger Komplexität im Abgassystem, günstigere Anschaffung oder der Wunsch, nicht auf einen weiteren Flüssigkeitsstand achten zu müssen. Wir haben bei den Herstellern angefragt, welche Autos dafür heute konkret in Frage kommen.SCR-Kats mit AdBlue-Einspritzung: Vor allem in großen Autos
Derzeit fahren noch viele Neuwagen ohne SCR-Kat. Die strenge Norm Euro 6d-Temp gilt seit dem 1. September 2017 für neu typisierte Fahrzeuge, zwei Jahre später für alle Neuwagen. Das Gros der heute erhältlichen Fahrzeuge muss nur Euro 6b erfüllen. Die misst nach NEFZ-Protokoll, also ohne realitätsnahe Straßenchecks. Das erlaubt günstigere Lösungen bei der Abgasreinigung.
Beispiel Mercedes: Einen AdBlue-Tank gibt es erst ab der C-Klasse. A-, CLA-, GLA- und B-Klasse reinigen die Abgase ohne die Lösung. Allerdings nicht mehr lange: Anfang 2018 startet die neue Generation der A-Klasse. Die technischen Geschwister folgen voraussichtlich innerhalb eines Jahres. Mit den Modellwechseln kommen die SCR-Kats.
Ähnlich sieht es bei BMW aus. Große und schwere Autos spritzen AdBlue in die Abgase. Dazu zählen die SUV X5 und X6 sowie die Limousinen 5er, 6er GT und 7er. Alle kleineren Modelle, also 1er, 2er, 3er, 4er, X1, X3, X4 reinigen mit sogenannten NOx-Speicherkatalysatoren, also ohne AdBlue. Einzige Ausnahme: Die auslaufende 6er-Reihe verzichtet ebenfalls auf AdBlue. Für sie lohnt sich eine Überarbeitung der Abgasreinigung nicht mehr.
Audi setzt SCR-Kats in allen Autos mit Längsmotoren ein, also ab den Modellen A4 bzw. Q5. Hinzu kommen Audi Q3 (alle Diesel) und der Audi Q2 mit dem großen Diesel (2.0 TDI). Bedeutet: Alle A1, A3 und TT sowie der Q2 mit kleinem Diesel fahren ohne AdBlue.Bis zur Kompaktklasse oft ohne SCR-Kats
Die übrigen VW-Konzern-Marken orientieren sich ebenfalls an Fahrzeuggröße, Gewicht und Alter. Seat bietet Toledo, Leon und den kleinen Ateca ohne SCR-Kat an. Bei Skoda tanken Fabia, Rapid und Octavia kein Adblue, außerdem die Basis-Diesel in Superb und Karoq. VW verzichtet in Golf, Scirocco, Beetle und Passat 1.6 TDI (120 PS) auf diese Technik. Im kleinen Passat gibt es gegen Aufpreis einen AdBlue-Tank. VW Polo und Seat Ibiza sind noch nicht mit Dieselmotoren verfügbar. Sie bekommen SCR-Kats.
Opel setzt AdBlue in allen Crossland X, Grandland X, Zafira und Cascada ein, außerdem bei den großen Dieseln des Insignia. Corsa, Astra, GTC und Mokka X fahren ohne die Harnstofflösung. Infiniti verkauft nur den Q30 ohne SCR-Kat.
Klare Haltung: Marken mit und ohne AdBlue-Einspritzung
Bei anderen Herstellern geht es weniger kompliziert. Bentley, Peugeot, Citroën, DS, Porsche, Jaguar und Land Rover liefern ihre Diesel ausschließlich mit SCR-Kats aus. Alfa Romeo, Fiat, Ford, Dacia, Honda, Mazda, Kia, Hyundai, Mitsubishi, Mini, Toyota Nissan, Renault und Volvo haben zum jetzigen Zeitpunkt keine Diesel-Pkw mit SCR-Tanks im Angebot.
Das wird sich ändern. Ford kündigt an, bis zum 1. September 2018 alle Modelle auf die neue Abgasnorm umgestellt zu haben. Volvo installiert SCR-Kats sehr bald bei den SUV (XC90 D5 AWD, XC60 D4 AWD und D5 AWD, XC40 D4 AWD). Mazda stellt 2018 um, nennt aber noch keine Details. Mitsubishi installiert zunächst im neuen Eclipse Cross Diesel (ab Frühjahr 2018) einen SCR-Kat. Honda bietet im neuen CR-V keinen Diesel an. Die anderen Hersteller arbeiten an der Umstellung auf SCR.
Übersicht: Diesel-Pkw ohne SCR-Kat (Stand: November 2017)
- Alfa Romeo: Alle Modelle
- Audi: A1 (alle), A3 (alle), TT (alle), Q2 1.6 TDI
- Bentley: -
- BMW: 1er, 2er, 3er, 4er, X1, X3, X4, 6er (außer GT)
- Citroën: -
- DS: -
- Dacia: Alle Modelle
- Fiat: Alle Pkw-Modelle (SCR nur bei Nutzfahrzeugen)
- Ford: Alle Pkw-Modelle (SCR nur bei Nutzfahrzeugen)
- Honda: Alle Modelle
- Hyundai: Alle Modelle
- Infiniti: Q30 (alle)
- Jaguar: -
- Jeep: Wrangler, Renegade, Compass, Cherokee
- Kia: Alle Modelle
- Land Rover: -
- Mazda: Alle Modelle
- Mercedes: A-Klasse, CLA-Klasse, GLA-Klasse, B-Klasse
- Mini: Alle Modelle
- Mitsubishi: Alle Modelle
- Nissan: Alle Pkw-Modelle (SCR nur bei Nutzfahrzeugen)
- Opel: Corsa (alle), Astra (alle), GTC (alle), Mokka-X (alle), Insignia 1.6 CDTI (120 und 136 PS)
- Peugeot: -
- Porsche: -
- Renault: Alle Pkw-Modelle (SCR nur bei Nutzfahrzeugen)
- Seat: Toledo, Leon (alle), Ateca 1.6 TDI
- Skoda: Fabia (alle), Rapid (alle), Octavia (alle), Superb und Superb Combi 1.6 TDI, Karoq 1.6 TDI
- Toyota: Alle Pkw-Modelle (SCR nur bei Nutzfahrzeugen)
- Volvo: Alle Modelle
- VW: Golf (alle), Scirocco (alle), Beetle Cabrio (alle), Passat und Passat Variant 1.6 TDI (außer TDI SCR BlueMotion)
Fazit
Bis zur Kompaktklasse gibt es AdBlue also bisher nur, wenn Hersteller ihre komplette Flotte umgestellt haben – oder ganz neue Modelle auf dem Markt sind. Größere Fahrzeuge fahren nur noch in Ausnahmefällen ohne SCR-Kat. Alle Hersteller kümmern sich derzeit darum, ihre Flotten für die neue Abgasnorm vorzubereiten. In zwei Jahren werden neue Diesel-Pkw ohne AdBlue-Tank eine Seltenheit sein – falls sie überhaupt vorkommen.
Möglich ist es dennoch: Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich arbeiten an einem neuen Katalysator, der Stickoxide ohne AdBlue umwandelt. Der nötige Ammoniak entsteht aus Stoffen, die bereits im Abgas enthalten sind. Erste Prototypen sollen in drei Jahren fertig sein.
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Wer hinsichtlich von Einfahrberechtigungen in die Innenstädte auf der sicheren Seite sein will und einen Diesel fahren möchte, sollte nur noch mit SCR-Kat kaufen. Alles andere ist unsicher.
Dass noch so viele Fahrzeuge ohne SCR-Kat angeboten werden, halte ich für einen Skandal.
Die liegen doch mit durchschnittlich 6facher Überschreitung des Grenzwerts oder 12facher nach CARB noch im Toleranzbereich für das KBA.
Euro 6 = 6fache Überschreitung im Schnitt.
@steam
Allerdings..... alles andere führt wohl zur Turboentwertung über die Zeit!
Erstaunlich zu lesen, das viele scheinbar innovative und zukunftsträchtige Hersteller noch so blind auf diesem Auge sind! Das Volvo mit ihrer runderneuerten Fahrzeugpalette und der Aussage, auf Diesel in Zukunft eher verzichten zu können bei gleichzeitiger ökologischer Ausrichtung mit Hybriden so nachlässig ausstattet, ist mir genauso schleierhaft wie einige andere, wirklich große Hersteller, z.B. Honda, Nissan, Mazda, Hyundai, Kia, Mini........ da ist ein Kleinserienhersteller wie Alfa Romeo ja noch entschuldbar. Alles, was Geld kostet, auf den letzten Pin aktualisieren, die blöden Kunden können mit erdrutschartigem Preisverfall ihrer Gebrauchten den eingesparten Cent dann doppelt und dreifach refinanzieren! Das ist Business heute...... mir das Beste und das Geld, der unwissende Rest soll doch selbst sehen, wo er bleibt.
Gruß
Gravitar
Korrekturen:
VOLVO XC40: alle Diesel von Beginn an nach 6d temp mit SCR Kat und ad blue
VOLVO XC60, ab Bestellung 13.09. alle Diesel nach 6d temp mit SCR Kat und ad blue
VOLVO XC90, ab Bestellung 13.09. alle Diesel mit SCR Kat und ad blue, allerdings noch 6b
....am abgeschmacktesten finde ich dann die Internetauftritte der Hersteller zu ihren Fahrzeugen! Alles toll, dynamisch und erfolgreich, zahlreiche emotionale Bilder und angenehme Situationen abgebildet, die wichtige Information wird dann ganz klein oder gar nicht mehr vermittelt. Heute darf man ja schon froh sein, wenn außer dem Verbrauch noch einige technische Details auf intensives Suchen hin zu lesen ist. Zylinderzahl, Nockenwellenantrieb, Getriebetyp (DKG/Wandler), Drehmoment, alles nebensächlich in den Augen der Hersteller, bis der Kunde für teure Wartung über die Zeit mit der Information "Stand der Technik" zur Kasse gebeten wird....
Ach ja, kundenorientierte Kommunikation nennt man so etwas, glaube ich.....
Gruß
Gravitar
Finde den Bericht echt gut.
Denn mein nächster Diesel hat mit sicherheit kein Adblue dreck im Auto!
Gut zu wissen,das der aktuelle X3 noch keine Hahnsäure einspritzt.
Das wäre dann ein Kandidat für mich:-)
Bei den Schiffen sollte mal endlich etwas passieren,denn da wird die Luft richtig verpestet,nur kein interressiert das!!!!!!!!!!!!!!
Gruß
......kann man machen, Tobias. Du musst den dann nur sehr lange fahren, ordentliche Abschläge beim Verkauf hinnehmen oder hoffen, das jeden Morgen ein Dummer aufsteht! Eine Alternative wäre noch, das Risiko einfach deinen Chef oder eine Leasingfirma tragen zu lassen....
Gruß
Gravitar
Peugeot 308 GT 180 HDI
What else, in der Kompaktklasse?
Mein Auto sollte relativ sauber sein, denke ich mal.
Was ist so schlimm an Adblue ? Schlimm ist daß es zu wenig eingespritzt wird und die Abgase noch besser sein könnten....
Wer Diesel will soll sich damit abfinden... ansonsten Benziner, Gas oder Elektro kaufen....
ach und Autofahren kostet Geld....Verstehe das Gejammer der Dieselfahrer nicht. Die meinen immer sie sind schlauer als alle anderen und man könnte grad meinen, daß so ein Diesel gegenüber anderen Treibstoffen pro Jahr locker 40.000 Eur günstiger fährt...dabei sind es keine so großen Summer, bei den Fahrleistungen im Privatbereich schon gar nicht.
Und jetzt bitte nicht das Thema wir brauchen den Diesel wegen CO2... solange wir gesetzlich keinen Riegel vorschieben daß es ständig schwerere und schnellere Fzg gibt, so lange interessiert das Thema nicht... wer 2.5t schwere SUVs in 6s auf 100 beschleunigt, der produziert ( zu viel ) CO2... auch mit Dieselmotor
Relevant ist doch nur, das im Schein EURO6 steht. Ob nun a, b, c oder d ist egal. Die Grenzwerte sind immer gleich, nur der Messzyklus unterscheidet sich.
Das war doch beim Dieselpartikelfilter auch nicht anders.
Es gibt doch auch Diesel, die bereits die Euro-6d-Temp-Norm, also die Norm für den realen Fahrbetrieb, erfüllen.
Sind allerdings erst sehr wenige:
https://www.adac.de/.../default.aspx
@Tobiasww
Stimmt. Da hat dein Stammtisch Recht.
Das interessiert niemanden!
Gott sei Dank hast du dieses Thema jetzt mal angesprochen. Vielleicht passiert da ja mal endlich was?
Seit wann ist Mazda ein großer Hersteller?
In den USA gibt es die neuen Diesel nur mit SCR-Kat. Hier wird das noch bis 2019/20 dauern.