Ermittler wollen per Bußgeldverfahren VW-Dieselgewinne abschöpfen
Eventuell zu Unrecht erzielte Gewinne ausgleichen
Zusätzlich zu den Milliarden, die VW in den USA als Entschädigung leisten muss, könnte auch ein Teil der Gewinne aus Diesel-Verkäufen eingezogen werden. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat ein Bußgeldverfahren eingeleitet.
Wolfsburg/Braunschweig - Neben den Milliarden-Entschädigungen wegen der Abgas-Affäre in den USA könnten weitere hohe Folgekosten auf Volkswagen zukommen. Mit Hilfe eines Bußgeldverfahrens der Braunschweiger Staatsanwaltschaft könnten die Ermittler möglicherweise zu Unrecht erzielte Gewinne aus dem Verkauf der weltweit rund elf Millionen manipulierten Dieselwagen zurückfordern.
"Wir haben ein Bußgeldverfahren gegen VW eingeleitet", sagte der zuständige Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe der "Süddeutschen Zeitung" (SZ), dem NDR und dem WDR. Dabei gehe es um die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten - in ähnlichen Fällen bei Unternehmen war dies etwa die Verletzung von Aufsichtspflichten - sowie die "Abschöpfung des wirtschaftlichen Vorteils".
Volkswagen hatte in Abgas-Tests Emissionsdaten gefälscht. Dies stürzte den Konzern in eine tiefe Krise und verursachte 2015 einen Rekordverlust. Mit einer den Vorschriften entsprechenden Diesel-Abgasreinigung hätte der Autobauer an den betroffenen Fahrzeugen wohl nicht so viel verdienen können, berichtete die "SZ". Den Differenzbetrag könnte die Ermittlungsbehörde nun nachträglich einkassieren.
Forderungen beziehen sich auf die Gewinne weltweit
Ziehe sagte der Deutschen Presse-Agentur, VW sei in dem Fall schon rechtliches Gehör gewährt worden. Ein Konzernsprecher erklärte, man könne sich zum Verfahren derzeit nicht äußern, Unterlagen lägen noch nicht vor. In Braunschweig laufen bereits Ermittlungen gegen VW-Verantwortliche wegen möglichen Betrugs und Marktmanipulation. Der Staatsanwalt sagte, die Forderungen drehten sich ausdrücklich um die weltweiten Gewinne aus den Dieselverkäufen - nicht etwa nur um die in Deutschland vertriebenen Modelle. "Wir haben dies eingeleitet gegen VW als Unternehmen", sagte Ziehe der dpa. Anders als bei den Betrugsermittlungen gehe es nicht um Verschulden einzelner Personen.
In früheren Fällen hatte die Rückforderung von Gewinnen Erfolg. Die "SZ" nannte die Bestechungsaffären bei Siemens und MAN als Beispiele. Der zugrundeliegende Paragraf 17 im Gesetz über Ordnungswidrigkeiten lautet: "Die Geldbuße soll den wirtschaftlichen Vorteil, den der Täter aus der Ordnungswidrigkeit gezogen hat, übersteigen."
Von den US-Strafen soll Kalifornien, wo der Abgas-Skandal mit aufgedeckt worden war, einen beträchtlichen Teil bekommen: 86 Millionen Dollar (78 Mio Euro). Damit dürfte Kalifornien unter den 44 klagenden Bundesstaaten die größte Summe erhalten. In Vergleichen mit den Staaten räumt VW bestehende und künftige Verbraucherschutzklagen mit einem Betrag über insgesamt 603 Millionen US-Dollar aus der Welt. Doch das ist nur die bundesstaatliche Ebene. Außerdem muss Volkswagen voraussichtlich bis zu 14,7 Milliarden Dollar in den USA hinblättern.
In vielen weiteren Ländern hat der Konzern mit enttäuschten VW-Fahrern zu kämpfen. Ein finanzielles Risiko sind zudem Klagen von Anlegern wegen Marktmanipulation. VW informierte die Finanzwelt aus deren Sicht zu spät über die Folgen der Diesel-Manipulationen.
Ermittlungen auch in weiteren Ländern
Die spanische Justiz leitete ebenfalls Ermittlungen ein. Volkswagen stehe im Verdacht des Betrugs, Subventionsbetrugs und Verstoßes gegen die Umweltgesetze, hieß es am Freitag in einer Verfügung des Richters Ismael Moreno vom Nationalen Gerichtshof in Madrid. Der Jurist trug Europas größtem Autobauer auf, einen Rechtsvertreter zu benennen.
In Belgien verlangen die Behörden von mehreren deutschen Herstellern Informationen über Software-Anwendungen - darunter Volkswagen, Opel, BMW, Mercedes und Audi. Die Hersteller sollten erklären, wer genau im Unternehmen entscheide, ob eine Software angewendet werde und inwiefern Kunden darüber informiert würden.
Die Affäre hat längst die Bundespolitik erreicht. Am Donnerstag kamen die Mitglieder des Bundestags-Untersuchungsausschusses zu Manipulationen bei Auto-Abgasen erstmals zusammen. Nachprüfungen des Kraftfahrt-Bundesamts hatten Hinweise auf Unregelmäßigkeiten auch bei anderen Autobauern ergeben. "Das Ergebnis muss sein, dass Grenzwerte zum Schutz der Gesundheit der Menschen endlich durchgesetzt werden und dass sich Verbraucher auf Herstellerangaben beim Autokauf verlassen können", sagte Ausschusschef Herbert Behrens (Linke).
Chance zur Neuorientierung im Konzern
Der VW-Konzern sieht die Abgaskrise neben allen Schwierigkeiten aber auch als Chance zur Neuausrichtung. Chef Matthias Müller hatte im Juni die "Strategie 2025" vorgestellt, damit sollen E-Mobilität, Digitalisierung und autonomes Fahren stärker vorankommen.
Die Oberklasse-Tochter Audi will noch im Juli eine eigene "Strategie 2025" beschließen. Dazu zählten etwa "On-demand"-Dienste, eine monatliche "Flatrate" und ein spezielles Carsharing-Angebot, sagte Vorstandschef Rupert Stadler dem Fachblatt "Automobilwoche" (Montag). Porsche plant, seine Position im Konzern mit einem neuen Motorenwerk zu stärken. Achtzylinder-Aggregate werden künftig nicht nur für die eigene Limousine Panamera gebaut, sondern möglicherweise auch für den Audi A8 oder Bentley-Modelle, sagte Firmenchef Oliver Blume.
Quelle: dpa
Es hätte mich auch gewundert, wenn die Strafverfolgungsbehörden hier keine Überlegungen zur Abschöpfung von Gewinnen aus kriminellen Handlungen anstellen würden. Der Umfang der Straftat kann und darf hier kein Maßstab für unterschiedliche strafrechtliche Würdigung sein.
Es hätte mich auch gewundert, wenn Du keine Meinung zum obigen Beitrag gehabt hättest. Außerdem lese ich "kriminelle Handlung" und "Straftat" – das kannst Du doch sicherlich belegen?
Genau so ist es, Drahkke. Die Notwendigkeit der Gewinnabschöpfung ergibt sich allein schon aus den Grundsätzen unseres Staatssystems.
Interessant wird die Höhe werden...
Welche Belege außer den verifizierten Meßwerten und dem Geständnis des zurückgetretenen Managements fehlen dir denn noch?
Da ist Vater Staat mal wieder sehr schnell. Aber die VW-Käufer zu unterstützen welche betrogen wurden, da passiert nix. In Amerika gibts Geld, hier nur warme Worte.
Es würde mich nicht wundern, wenn hier so viel Geld abgezogen wird das VW hinterher in Schieflage gerät. Und wenn das dann eintritt, wird VW wg. der vielen Arbeitsplätze wieder mit Steuergeldern gerettet.
- Wie wollen die wissen, ob die Käufer nicht so oder so ein Fahrzeug mit so einem Motor gekauft hätten? Das wurde ja sicher nicht dokumentiert und sobald die Kunden wissen, dass sie evtl. deswegen Kohle zurückbekommen...
- Wie werden dann die abgeschöpften Gewinne an die anderen Länder verteilt, die entspr. Verfahren durchbekommen haben (werden)?
notting
Es hätte mich auch gewundert, wenn du jetzt nicht wieder als Drahkkes´"Stalker" auftauchst.
Das so etwas pathologische Züge aufweist, sollte dir zu denken geben....
Seit wann ist Betrug, von VW selbst eingeräumt, keine kriminelle Handlung oder Straftat?
Manche VW´ler haben schon ein merkwürdiges Rechtsverständnis!
Gewinnabschöpfung ist ein leider eher zu selten angewandtes Instrument.
Ich finde es hier aber angebracht und die Gelder dürften später im Sinne des Umweltschutzes Verwendung finden.....
Naja, bis VW in allen Laendern Strafen, Umruestungen und sonstwas bezahlt, duerfte nicht mehr viel Gewinn zum "abschoepfen" da sein. Etwas opportunistisch das ganze...
Pete
Wenn in USA geprellte Kunden Geld bekommen, dann weil sich Anwälte und unabhängige Verbraucherschutzorganisationen darum bemühe. Vater Staat unterstützt dort keinen VW Kunden, und es gibt keinen einzigen Grund, warum er das hierzulande tun sollte.
Das Vertragsverhältnis, das ein VW Kunde mit VW bzw. eines ihrer Händler hat, ist ein rein privatrechtliches. Was hat Vater Staat bitte damit zu tun?
Wenn jemand, dem es immernoch frei steht, bei VW Kunde zu sein oder nicht, mit der Behandlung durch den Konzern nicht zufrieden ist, steht ihm auch hierzulande der Weg zu einem Anwalt oder einer Verbraucherschutzorganisation zu. Warum schreit man da nach Vater Staat? Der Staat kümmert sich ganz sicher um die strafrechtlichen Umstände des Dieselskandals, wie z.B. durch Betrug erworbene Typzulassungen, unlauterer Wettbewerb, etc. Aber aus der Geschäftsbeziehung zwischen dem Konzern und seinen Kunden hat er sich tunlichst rauszuhalten.
Her ganz einfach zu berechnen, denn der Motor hätte ohne Betrug nicht existiert und nicht ein einziger gekauft/verkauft werden können. Somit ist die Anzahl die Zahl, die VW verkauft hat.
Hier geht es um einen Wettbewerbsverstoß und betrifft die Situation gegenüber den Mitbewerbern, hier spielt der Kunde keinerlei Rolle.
😕 nationale Gesetze haben nationale Grenzen
unlauterer Wettbewerb, und der zum Ansatz gebrachte Gewinn ist da der Gewinn pro Produkt, nicht der, der ganz am Ende in der Bilanz für den Konzern ausgeworfen wird. 😉
Lies mal den Artikel! 🙄
notting
Genau. Und den Gewinn pro Produkt dürfte man leicht anhand der (mit Sicherheit mit den im Rahmen der Durchsuchungen sichergestellten) Kalkulationen ermitteln können.
Nachher festgesetzte Strafen oder Nachbesserungskosten spielen dabei keinerlei Rolle.
Ich kanns immer nur wiederhohlen.
Über Japan lacht die Sonne, über VW die ganze Welt.😆😆😆