Länder akzeptieren zentrale Bundesfernstraßengesellschaft

Fernstraßenausbau aus einer Hand

MOTOR-TALK

verfasst am Sat Oct 15 07:30:58 CEST 2016

Im Streit über Ausbau und Erhalt der Autobahnen und Bundesstraßen einigen sich Bund und Länder: Eine Bundesfernstraßengesellschaft soll bisher geteilte Zuständigkeiten vereinen.

Um den Ausbau von Fern- und Bundesstraßen kümmert sich künftig die Bundesfernstraßengesellschaft
Quelle: dpa/picture alliance

Berlin - Überraschende Wendung: Nicht mehr die Länder, sondern der Bund soll künftig zentral für den Ausbau und Erhalt des deutschen Fernstraßennetzes zuständig sein. Die Länder akzeptierten die Einrichtung einer "Infrastrukturgesellschaft Verkehr". Dies sei Teil des Kompromisses zu den künftigen Finanzbeziehungen mit dem Bund, machte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Freitag in Berlin deutlich. Eine Privatisierung werde es nicht geben, betonte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD), die Mitarbeiter müssten sich auch keine Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen.

Details der Gesellschaft müssen noch erarbeitet werden

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt begrüßte die grundsätzliche Einigung. Die Bündelung der Kompetenzen von Finanzieren, Planen und Bauen in einer Hand sei "ein bedeutender Schritt", sagte der CSU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Die Details müssten noch erarbeitet werden. Wichtig sei, dass Investitionen angesichts höherer Mittel langfristig in Projekte umgesetzt werden könnten.

Eine künftige Bundesfernstraßengesellschaft soll die bisher geteilten Zuständigkeiten vereinen und Reibungsverluste beseitigen. Derzeit gibt der Bund das Geld, während die Länder fürs Planen, Bauen und den Erhalt zuständig sind. Der "Fokus" soll auf den 13.000 Kilometern Autobahn liegen. Für die insgesamt 39.000 Kilometer Bundesstraße soll es auch Ausnahmemöglichkeiten ("opt out") geben. Geplant ist eine "unter staatlicher Regelung stehende privatrechtlich organisierte Infrastrukturgesellschaft". Das "unveräußerliche Eigentum des Bundes an Autobahnen und Straßen" soll im Grundgesetz festgelegt werden. Die Ausgestaltung und der Zeitplan sollen noch geklärt werden.

Nur mit Privatisierungsbremse

SPD-Fraktionsvize Sören Bartol sagte: "Es geht um bessere Steuerung bei den Investitionen des Bundes in die Infrastruktur und nicht um das Verscherbeln der Bundesstraßen an private Investoren." Die neue Gesellschaft werde es nur zusammen mit der Privatisierungsbremse im Grundgesetz geben. Der Autofahrerclub ADAC begrüßte, dass der Bund angesichts vieler maroder Straßen und Brücken die Kompetenzen für einen Fernstraßenbau aus einem Guss bekomme.

Von der Opposition im Bundestag kam Kritik. Linke-Verkehrsexperte Herbert Behrens warnte vor einem "Ausverkauf der öffentlichen Infrastruktur zulasten des Steuerzahlers und der Belegschaften in den Straßenbauverwaltungen". Grünen-Haushaltsexperte Sven-Christian Kindler sagte, gegründet werden solle ein riesiger intransparenter Schattenhaushalt, der vom Parlament nur schwer zu kontrollieren wäre.

 

Quelle: dpa