Italienischer Vize-Verkehrsminister zum Abgasproblem
Fiat-Chrysler-Chef: Abgas-Vorwürfe nicht mit Fall VW vergleichbar
Nun hat auch Fiat Chrysler sein Abgasproblem. Doch mit Volkswagen will man sich keinesfalls vergleichen lassen. Bei der EU schwindet die Geduld. Und auch ein anderer Autobauer gerät unter Druck.
Rom/Brüssel - Der Chef des italienisch-amerikanischen Autokonzerns Fiat Chrysler (FCA) hat nach den Vorwürfen der Abgas-Manipulation einen Vergleich mit VW scharf zurückgewiesen.
"Wir haben keinerlei Betrug begangen", sagte Sergio Marchionne in einem Interview italienischer Medien, das am Freitag die Zeitung "La Repubblica" veröffentlichte. Die Geschäftsziele von FCA würden durch die Anschuldigungen nicht beeinflusst. Dennoch erhöhte auch die EU den Druck auf das Unternehmen und auf die italienischen Behörden, die seit Langem prüfen sollen, ob bei den Abgaswerten geschummelt wurde.
Dodge und Jeep mit gefälschten Abgaswerten
In den USA steht der Branchenriese im Verdacht, bei rund 100.000 Dieselwagen die Emissionswerte von Stickoxiden gefälscht zu haben. Dies hatte das Umweltamt EPA am Donnerstag in Washington mitgeteilt. Es geht um Software zur Abgaskontrolle, die Fiat Chrysler nicht offengelegt und so gegen Umweltgesetze verstoßen habe.
Die EU-Kommission nannte die Anschuldigungen aus den USA gegen Fiat "besorgniserregend". Man werde mögliche Auswirkungen für in Europa verkaufte Fahrzeuge prüfen, sagte eine Sprecherin. In Brüssel war von Schätzungen die Rede, wonach in der EU ungefähr 33.000 Wagen der beiden betroffenen Modelle von Jeep und Dodge im Umlauf sein dürften.
Überprüfung von europäischen Autos
Volkswagen hatte im Herbst 2015 eingeräumt, bei Diesel-Abgastests getäuscht zu haben. Betroffen waren Millionen von Autos. Das hatte VW in eine schwere Krise gestürzt und enorme Kosten verursacht. Ob es sich bei den bei Fiat Chrysler beanstandeten Programmen wie bei Volkswagen um illegale Abschalteinrichtungen ("defeat devices") handelt, muss laut EPA erst noch ermittelt werden.
Marchionne sagte, sein Unternehmen stehe seit Monaten mit der US-Umweltbehörde im Kontakt: "Unsere Emissionen sind ganz klar berichtet worden." Er sei sehr verärgert über die Anschuldigungen und hoffe, dass der bevorstehende Regierungswechsel von US-Präsident Barack Obama zu Donald Trump keine Rolle bei dem Fall spiele. "Offensichtlich gab es jemanden bei der EPA, der das Dossier schließen musste, bevor die neue Regierung da ist. Aber ich will hoffen, dass es keine politische Angelegenheit ist."
Italienische Behörden: Kein Grund für Beanstandungen
Deutschland geht davon aus, dass bei Fiat-Modellen eine unzulässige Abschaltung der Abgasreinigung eingesetzt wurde. Das hätten Tests des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) ergeben, bekräftigte eine Sprecherin des Verkehrsministeriums am Freitag in Berlin. Die italienische Behörden sehen keinen Grund für Beanstandungen. Die EU-Kommission agiert in dem Fall als Vermittler zwischen Deutschland und Italien. Ein für Ende Januar vorgesehener zweiter Termin sei von italienischer Seite aber abgesagt worden, sagte die Sprecherin. Die neuen Erkenntnisse der EPA lägen dem Ministerium bisher nicht vor.
Der italienische Vize-Verkehrsminister Riccardo Nencini nannte die "Beharrlichkeit" der deutschen Regierung "unbegreiflich". "Die italienische Regierung arbeitet mit der Europäischen Kommission zusammen", zitierte die Nachrichtenagentur Ansa Nencini am Freitag.
Abgasuntersuchungen auch bei Renault
Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte: "Wir haben die italienischen Behörden wiederholt gebeten, so bald wie möglich überzeugende Antworten zu geben." Diese seien bislang ausgeblieben. "Uns geht allmählich die Zeit aus, weil wir die Gespräche über die Konformität von Fiat bald beenden wollen." In Brüssel war von einem Zeitrahmen von einigen Wochen die Rede.
Unterdessen leitete die französische Justiz Untersuchungen zu Abgaswerten bei Renault ein. Die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Täuschung, wie die Nachrichtenagentur AFP am Freitag unter Berufung auf die Behörde meldete. Nach dem Beginn des VW-Skandals waren bei Tests in Frankreich Überschreitungen von Abgasnormen bei Renault festgestellt worden. Die Wettbewerbsbehörde ermittelte und übergab ihre Erkenntnisse im November der Justiz.
Renault erklärte, noch keine offiziellen Informationen über ein Ermittlungsverfahren erhalten zu haben. Der Autobauer betonte erneut, dass er die Gesetzgebung einhalte und seine Fahrzeuge ordnungsgemäß zugelassen worden seien. Man habe keine Betrugssoftware eingesetzt.
Quelle: dpa
Die Kommunikatoren der jeweiligen Unternehmen ziehen es weiterhin vor, ungenannt zu bleiben. Das Schema zieht sich offensichtlich durch alle Unternehmen, zumindest in der Automobilbranche und ihren Zulieferern.
Bitte auch Volvo und Opel unter die Lupe nehmen!
Mercedes schaltet ja schon oft die Abgasreinigung unterhalb 20°C ab bzw. reduziert sie, das ist doch irgendwo auch nicht in Ordnung und überdehnt etwas die zugestandenen Spielräume😉
Was heißt denn bitte "Zusammenarbeiten"? Dass die zusammen nen Kaffee schlürfen? Was ist mit der berichteten Abschaltung der Abgasreinigung nach 22 Minuten?
Wieso sollte es denn "unbegreiflich" sein, dass die deutschen Behörden hier nachhaken? Das Gegenteil wäre unbegreiflich!
Die italienische Seite setzt hier eindeutig auf Hinhaltetaktik (Termin wurde abgesagt), denn es gibt genügend Nachweise, dass bei verschiedenen FCAs etwas nicht stimmt. Angesichts dieser Messwerte zu behaupten, es gebe "keinen Grund für Beanstandungen", ist eine Dreistigkeit sondergleichen, gerade so, als ob das Streben nach Aufklärung absurd sei.
Erinnert mich stark an das Verhalten VW's vor Bekanntwerden des Dieselgates, als VW behauptet hat, die EPA könne nicht messen.
Der Marchionne ist auch einer der größten Dummschwätzer überhaupt. Der steht auf einer Stufe mit Winterkorn und Co.
Marchionne macht sich für autonomes fahren stark. Also muss er ja bescheuert sein im Köpfchen.
Bei Fiat schaltet die Abgasreinigung lt. Zeit.de nach 22 Minuten gleich ganz ab - die gesetzliche Prüfung dauert "zufällig" nur 20 Minuten. Das ist natürlich keinesfalls Betrug, denn laut verschiedenen Forenexperten betrügt einzig und allein VW.
http://www.zeit.de/.../fiat-chrysler-eu-kommission-abgas-software
Italien kriegt meine volle Sympathie. Ausgerechnet das KBA und Dobrindt wollen Aufklärer spielen? Was ist aus den CO2-Fälschungen bei VW geworden? Wurden vom KBA auf dem kurzen Dienstweg für beendet erklärt. Die eigentlich fällige Steuernachzahlung (bis 2 Mrd. Euro) wird natürlich auch nicht eingetrieben.
https://www.zdf.de/politik/frontal-21/frontal-21-clip-1-112.html
Renault muss sich mit Strafverfolgung auseinandersetzen, bei Mercedes mit dem gleichen Motor und der V-Klasse reicht eine "freiwillige Serviceaktion".
Fiat darf bei Verstößen gerne zur Rechenschaft gezogen werden, auch von Deutschland. Mit der Ablenkungstaktik von Dobrindt/KBA machen wir uns international nur lächerlich.
Wenn die Grenzwerte nicht eingehalten werden bzw. die Prüfverfahren ausgetrickst werden, egal ob jetzt halblegal oder illegal, dann muss das abgestellt werden. Egal bei welchem Hersteller.
Unregelmäßigkeiten bei der NOx-Reinigung müssen egal bei welchem Hersteller aufgedeckt und behoben werden.
Das ist überhaupt nicht lächerlich.
Und von was wollen die britischen Behörden ablenken?
@Verfasser, der sich nach wie vor vor einem Nick drückt
"Nun hat auch Fiat Chrysler sein Abgasproblem."
Berichten Sie bitte Fakten, oder lassen Sie solche sinnlosen Äußerungen.
Welches KONKRETE Problem hat den FCA?
Es wird UNTERSUCHT ist nicht gleich mit MAN BETRÜGT!
Klar, man generiert Sitehits und verdient damit auch was...aber seriös geht dann doch ein wenig anders...
@Steam und andere
Es gibt keine Zeitabschaltung nach stets 22 Minuten, wie oft denn noch bitte.
Was es gibt, ist eine paramaterabhängige Regelung, die je nach Ausgangssituation nach dieser Zeit aktiv wird.
Bei gleichen Startbedingunegn erfolgt da dann im Test auch immer zur selben Zeit.
Logisch, oder nicht?
Eine solche Maßnahme zum Bauteilschutz ist aber erlaubt.
Man mag darüber anders denken, aber um Gedanken geht es beim Thema Betrug nunmal nicht.
Besonders interessant finde ich ja, das es dazu schon einige Fäden gibt, in denen die Klarstellung Fiats im Originalwortlaut eingestellt wurde, dort aber keine Diskussion mehr stattfindet.
Dafür wird in einem neuen Faden wieder von ganz vorne begonnen...
BITTE lest das doch mal selbst durch, dann wird euch einiges klar.
Zumindest, wie es hier auf MT mitunter abläuft, von Seiten der user, sowie von Seiten der (schüchternen) "Verfasser"...
Genau das schreibe ich. Es ging um dein Zitat ausgerechnet Deutschlands Hartnäckigkeit sei unbegreiflich. Das ist sie definitiv.
Fiat hat seinen Sitz in London und das britische Verkehrsministerium befasst sich ebenfalls mit der Thematik. Wichtiger wäre die Frage, ob die EU aus eigenem Antrieb Handlungsbedarf gesehen hätte.
Zum Beispiel das hier.
Wobei sich dann die Frage stellt, weshalb verschweigt man mindestens acht Programme (Aussage EPA) bei der Zulassung?
Diese Software ist NICHT zweifelhaft, sondern einzig aus einem mir nich bekannten Grund nich gemeldet worden. Wenn das zu bestrafen ist, soll es so sein, ein Betrug wird daraus aber noch lange nicht.
Die 8 Programm-Teile wurden im anderen Faden von user mfr per Funktion genannt, siehe unten.
Und wenn hier nicht jeden Tag 2 Fäden zum Thema aufgemacht werden würden, gäb´s noch sowas änliches wie Übersichtlichkeit.
Mit der "warum verschweigt man es denn, wenn´s nichts Böses ist"-Einstellung schafft man´s sicherlich zum Fernseh-Sherlock Holmes, im realen Leben und bei Schuld-NACHWEIS sieht´s dann schon wieder ein wenig anders aus.
Daher auch der mehrfache Aufruf, die Prüfungsergebnisse ABZUWARTEN.
Warum man hier aber das Gegenteil davon macht...tja, das müsste man wissen...
Die Diskussion ist natürlich insofern kompliziert, als dass wir es mehr oder weniger EU-weit mit einem Filz aus Kungelei, Filz und Korruption zu tun haben. Die Kontrollmechanismen haben nicht gegriffen, niemand hat hingeschaut bis irgendwann der Stein ins Rollen kam. Erst in den USA und später in der EU.
Plötzlich sind alle sensibilisiert und prüfen, messen, kontrollieren. Die EU-Vorschriften für die NOx-Werte in den Städten, welche bekanntlich auf breiter Front nicht eingehalten werden, spielen auch noch hinein. Die Fortschritte bei den reduzierten NOx-Grenzwerten fanden eigentlich nur auf dem Papier statt, schuld waren vor allem die Dieselmotoren. Ein wunderbarer Abgasbetrug, bei dem Hersteller (wieviele wissen wir noch nicht genau), KBA, Verkehrsministerium, EU und weitere Behörden aktiv oder passiv schön an einem Strang gezogen haben.
Und jetzt fliegt wie bei einem Erdrutsch immer mehr an Mauscheleien auf. VW hat betrogen und hingehalten. Nun kommt FCA ins Visier, jetzt halten die Italiener hin. Und die Franzosen? Wer in die Links schaut, wird überall Aufklärungsbedarf finden, ich weise nochmals auf FCA, Renault und Volvo hin.
Nur sind diese Ermittlungen so weit wie die EPA mit VW in 2014. Also weiß man noch nicht so viel Genaues.
Deshalb meine Forderung nach Aufklärung. Und wenn die Italiener schreiben, sie sähen "keinen Grund für Beanstandungen", "die Beharrlichkeit" der deutschen Regierung sei "unbegreiflich" und einen Gesprächstermin einfach absagen, dann ist das alles andere als im Sinne einer nachhaltigen Aufklärung.
Nicht zuletzt bedient man sich auch billiger antideutscher Klischees von wegen "unbegreifliche Beharrlichkeit". Wers nötig hat ... 🙄
In meinen Augen stinkt das, aber natürlich müssen wir die Überprüfungen abwarten.
Dass die US-Behörden nunmehr gegen FCA vorgehen, gibt auch zu denken. Denn vom Falle VW wissen wie, dass die erst an die Öffentlichkeit gehen, wenn sie schon Fakten in der Hand haben.