Motorsport News

Formel 1-Crash-Festival in Suzuka

verfasst am Tue Oct 12 15:34:35 CEST 2010

Der GP Japan für einige Formel 1-Teams ein teures Vergnügen. Ferrari, Force India, Renault, Mercedes, McLaren und Virgin lieferten viel Schrott ab. Suzuka ist eine Rennstrecke, die keinen Fehler verzeiht. Wir haben die spektakulärsten Bilder aus Japan.

Der GP Japan wurde bereits in der Saison 2009 für manche Teams zum teuersten Wochenende des Jahres. Die Toro Rosso-Piloten Sebastien Buemi und Jaime Alguersuari lieferten damals gleich drei Mal Schrott ab. Der Schaden der zahlreichen Crashs wurde insgesamt auf 300.000 Euro beziffert. Heikki Kovalainen beschädigte im Training einen McLaren, und Timo Glock feuerte seinen Toyota so nachhaltig an die Wand, dass seine Saison beendet war.

Hamilton crasht schon im Suzuka-Training

In diesem Jahr war der Sonntag der teuerste Tag. Im Training hatte nur Lewis Hamilton Kontakt mit der Streckenbegrenzung. Der Crash des McLaren-Piloten ging allerdings richtig ins Geld. Nicht nur weil links beide Aufhängungen abgerissen waren und das Chassis einen Riss abbekam, der noch vor Ort geflickt werden konnte. Das Team musste in einer Nacht-und Nebelaktion einen neuen Heckflügel aus England nach Japan einfliegen lassen. Mit dem Ergebnis, dass er im Rennen gar nicht zum Einsatz kam, weil wegen des schlechten Wetters am Samstag nicht genügend Daten vorlagen.

Der kurioseste Unfall am Renntag passierte schon 25 Minuten vor dem Start. Lucas di Grassi verwandelte seinen Virgin in der Runde zum Startplatz in einen Totalschaden. Die Bilder in der 130R-Kurve erinnerten an den Crash von Allan McNish vor acht Jahren. Unfälle in der schnellsten Kurve des Kurses sehen immer wie Flugzeugabstürze aus.

Di Grassi vor dem Crash einen Moment abgelenkt

Der Grund für den Abflug war so kurios, dass er in der Presseerklärung des Teams nicht erwähnt wurde. Teamchef John Booth ließ sich nur mit der Aussage zitieren: "Wir haben alle Daten studiert und können kein Anzeichen eines Defektes feststellen." Der Unfallpilot gibt auch keinen Aufschluss: "Ich hatte einen großen Unfall als ich das Auto für die Startaufstellung konditionieren wollte."

Tatsächlich hatte der Brasilianer beim Einlenken in die Vollgaskurve das Display auf seinem Lenkrad studiert und vermutlich das automatische Lernprogramm für den Kupplungsdruckpunkt aktiviert, was ihn einen Sekundenbruchteil zu lang ablenkte. Als er wieder auf die Straße sah, war er schon auf dem Weg Richtung Leitplanke.

Rosberg kracht auf drei Rädern in die Bande

Die Streckenbegrenzung steht in Suzuka in fast allen Kurven ziemlich dicht an der Strecke. Unfälle werden deshalb immer teuer. Das musste auch Mercedes erfahren, als Nico Rosberg in den S-Kurven das linke Hinterrad verlor. Dort ist Platz Mangelware. Der Silberpfeil schlug hart in den Reifenstapel ein.

Vitaly Petrov verbog seinen Renault gleich beim Start und hatte noch das Glück, dass er mitten im Feld nur den Williams von Nico Hülkenberg traf. "Es war ein Irrsinnsmanöver", urteilte Nico Hülkenberg ohne Mitleid. Petrov wollte seine Schuld an dem Start nicht ganz einsehen: "Heidfeld machte mir die Lücke zu. Ich musste nach links ausweichen, aber da war schon Hülkenberg." Die Sportkommissare waren nicht der gleichen Ansicht wie der Renault-Pilot. Petrov muss beim GP Korea um fünf Startplätze zurück.

Massa und Liuzzi mit dem größten Crash beim GP Japan

Felipe Massa und Vitantonio Liuzzi kommen ohne Strafe davon. Die Sportkommissare waren drauf und dran Massa dafür zu belangen, dass er beim Start innen durch die Wiese abkürzte, dann quer durch das Feld schoss und dabei Liuzzis Force India so heftig auf die Hörner nahm, dass an beiden Autos erheblicher Schaden entstand. Alexander Wurz als Berater der Rennleitung rettete Massa vor einer Strafe. Der Ex-Rennfahrer erkannte anhand der Videoaufnahmen, dass Massa selbst ausweichen musste, also für den Abstecher ins Gras nichts konnte.

Massa bestätigte: "Rosberg kam vor mir schlecht weg. Zuerst versuchte ich ihn links zu überholen, aber da war schon Sutil. Um eine Kollision zu vermeiden musste ich nach rechts ausweichen. Da landete ich auch schon auf dem Grünstreifen. Das Auto ist dann über den inneren Randstein gesprungen, so dass es mir nicht mehr möglich war, in die erste Kurve einzulenken."

Auch die 2010er Auflage des GP Japan hat gezeigt: Suzuka verzeiht nicht den geringsten Fehler. Trotzdem kommen alle im Fahrerlager zu dem Urteil: Es ist eine Wohltat, wieder auf einer richtigen Rennstrecke zu fahren.

 

 

 

Quelle: Auto Motor und Sport